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Versteckt zwischen den geschwungenen Hügeln des Rheingaus liegt das Kloster Eberbach. Einzig sein weißes Mauerwerk wirkt auffällig und zeichnet sich romantisch vor der natürlichen Kulisse ab.

Die Zisterzienser gingen hier jahrhundertelang in Klausur, und bis heute hat sich dieser mystische Ort seine Stille bewahrt. Das Handy kann man getrost in der Tasche lassen – kein Empfang, die Außenwelt bleibt vor der Pforte.

Das Kloster Eberbach - seit jeher ein Hideaway
Das Kloster Eberbach – seit jeher ein Hideaway / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Faszination Kloster Eberbach

Als lebensbejahender Mensch mag man das klösterliche Leben von einst argwöhnisch beäugen, insbesondere das der Brüder des Zisterzienserordens. Die Mitglieder verzichteten auf persönlichen Besitz, vermieden durch die strenge Klausur weltliche Einflüsse und hielten sich an die ausgedehnte Schweigeordnung. Einzig im Kapitelsaal durfte gesprochen werden, ansonsten war der Tagesablauf von Stundengebeten und Gottesdiensten bestimmt. Kein Luxus, kein Schnörkel, keine Individualität. Man bereitete sich im Diesseits auf das Jenseits vor.

Der Rundgang führt automatisch zu dem schönen Innenhof mit dem verbliebenen Teil des Kreuzgangs / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad
Leider ist der Kreuzgang mit seinen Fenstern nicht mehr vollständig erhalten / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad
Der Kapitelsaal trägt jedoch noch die Verzierungen von einst / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Steht man in der romanischen Basilika mit ihren runden Bögen, den hohen steinernen Säulen und dem Spiel des Tageslichts, legt sich jene feierliche Stimmung über einen, sodass man sogar Gefallen an dem Gedanken eines losgelösten Lebens finden könnte. Dieser riesigen, kahlen und dennoch (oder gerade deshalb) beeindruckenden Kirche kann alles Irdische nichts anhaben – so scheint es. Die Geschichte trat jedoch den Beweis an, dass es anders ist.

Auch heute verströmt die Basilika aus dem 12. Jahrhundert Ehrfurcht / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Verweilen wir noch einen Augenblick in der beeindruckenden Basilika von Kloster Eberbach und lauschen der Stille. Vor dem inneren Auge tauchen Bilder von der meditativen Atmosphäre während des gleichförmigen Singsangs der Gottesdienste auf: das Licht der Fackeln als einzelne, sporadische Wärmequellen und die murmelnden Gebete der Mönche. Ja, in dieser schlichten Basilika vermisst man sich neu mit der Welt und wünscht sich insgeheim, in diese Zurückgezogenheit eintauchen zu können.

Nach Plünderungen sind nun einige Grabplatten wieder zurück. An diesem Seitentor war der Ein- bzw. Ausgang der Laienbrüder / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad
Der Bereich der Laienbrüder war strikt von denen der Ordensbrüder getrennt / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Ein geheimnisvoller Ort von gestern bis heute

Wenn man bedenkt, dass das Kloster Eberbach 1136 von Bernhard von Clairvaux als Zisterzienserabtei gegründet wurde, staunt man nicht schlecht über den ausgezeichneten Zustand der ehrwürdigen Mauern. Wandelt man durch die Anlage, gelangt man unweigerlich ins Refektorium, den Speisesaal der Mönche. Was ist hier passiert? Holzvertäfelung und Gemälde an den Wänden, eine verspielte rosa Rokoko-Decke sowie schwere Holzmöbel zeigen, dass sich die Zisterzienser im Barock durchaus etwas Komfort gönnten.

Im Refektorium ist noch etwas von der barocken Wohnlichkeit geblieben / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Über Jahrhunderte dehnten sich die Handelsbeziehungen des Klosters aus, sein Einfluss wuchs, und damit sein Reichtum. Dieser wurde laut Ordensregeln nicht einzelnen Brüdern zuteil, sondern der Gemeinschaft. Und genau dieser Umstand ist wohl das Erfolgsgeheimnis. Mit einer stattlichen Anzahl an Laienbrüdern, die quasi billige Arbeitskräfte waren, aber den gleichen Ordensregeln unterlagen, prosperierten die Landwirtschaft und natürlich der Weinbau. Kloster Eberbach wurde zum Handelszentrum mit etlichen Außenposten, bis schließlich im Zuge der Säkularisation das Kloster aufgelöst wurde.

Das einstige Zisterzienserkloster ist ein beliebter Ausflugsort / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Plünderungen, Rückbau und Umbau durch unterschiedliche Nachfolger ließen die barocke Pracht verschwinden, und so sehen wir die Basilika und andere Räume heute in ihrer ursprünglichen Form. Nur im ehemaligen Speisesaal konnte ein wenig von der Ausstattung gerettet werden. Vor dem Wandel der Zeit bleibt eben nichts verschont, weder archaische Bauten noch sakrosankte Lebensentwürfe. Vielleicht ist das aber auch ein Glück. Denn so erleben wir nunmehr das Kloster als ultimativen Veranstaltungsort. Rund 300.000 Besucher verzeichnet die Anlage pro Jahr. Verschiedene Themenführungen, Konzerte, Ausstellungen, die Eröffnungsveranstaltung des Rheingau Gourmet & Wine Festivals und das Rheingau Musik Festival beleben allesamt die historischen Räumlichkeiten.

Tagungen, Rundgänge, Events sowie Ausstellungen rücken Kloster Eberbach ins öffentliche Interesse / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad
Aber manchmal reicht es aus, die Ruhe im Garten der Anlage zu genießen / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Kloster Eberbach – magische Ausflüge

Dass Kloster Eberbach nichts an seiner märchenhaften Aura eingebüßt hat, ist unter anderem den Hollywood-Location-Scouts zu verdanken. Diese erkoren die Anlage als Drehort für die Verfilmung von Umberto Ecos Roman Der Name der Rose. Dormitorium, Kapitelsaal, Kreuzgang, Refektorium, der Weinkeller und natürlich die Basilika waren die Kulisse einprägsamer Filmszenen. Speziell die Drehorte betreffend erarbeitete man eine Themenführung, die sich ungebrochener Beliebtheit erfreut. Und wer einen Abstecher nach Eltville in die Osteria Piccolo Mondo macht, sieht hübsch gerahmte Fotos von Sean Connery, wie er hier die ausgezeichnete Pasta des Restaurants genießt.

Die Themenführungen zum Film „Der Name der Rose“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Selbst Requisiten sind noch vorhanden / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad
Im Hintergrund sieht man die einsame Tür, die zum Glockenturm führt. Im Film wurde sie zur verbotenen Tür der Bibliothek / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Wie schon gesagt, die Stiftung Kloster Eberbach, die die Anlage betreibt, setzt auf Veranstaltungen, die die Geschichte des Ortes in die Mitte der Gesellschaft transportieren. Dazu bedient man sich auch ein wenig der Unkonventionalität. Zum Beispiel verwandelt die Ausstellung FLASHBACK – Eine Reise durch die bunte Welt der LEGO® Bausteine aus der Sammlung Lange die Räumlichkeiten des Klostermuseums in eine farbenfrohe Zeitreise mit den ergonomischen Bausteinen, die wohl in keinem Kinderzimmer fehlen. Damit will man die jüngsten Besucher für das Kloster begeistern, damit sie später vielleicht einem Konzert lauschen oder während einer Wanderung an der Vinothek eine Pause einlegen.

Mit Liebe zum Detail sind in der temporären Ausstellung bildhaft verschiedene LEGO® Szenarien dargestellt / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Überhaupt arbeitet man daran, das Kloster etwas zu entstauben – allen voran das Klostermuseum, das zurzeit mit einem Heimatmuseum vergleichbar wäre, so Julius Wagner, Vorsitzender des Stiftungsrates. Man produziert bereits eigenen Honig. In diesem Jahr soll ein Bienenhaus, gestaltet vom Bildhauer und Installationskünstler Marten Schech, auf dem Klostergelände etabliert werden. Lebendige Kunstwerke werden dann das bereits jetzt imposante Außengelände bereichern.

Mit der pittoresken Kulisse ist das Kloster Eberbach ein Ort der Entschleunigung, … / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad
… auf dessen Gelände man nimmermüde wird, kleine und große Dinge zu entdecken / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Sowieso lohnt sich ein Ausflug zum Kloster Eberbach aus vielen Gründen: sei es die historische Bedeutung samt Architektur oder die spirituelle Atmosphäre, die zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen – jeder findet sich an diesem versteckt gelegenen Ort wieder. Für Wanderer ist die Klostergastronomie ein willkommener Stopp, wenn man mit der Sonne im Gesicht ein Glas Riesling vom Weingut Kloster Eberbach genießt. Das gehört allerdings nicht zur Stiftung. Verkosten kann man die Weine vor Ort dennoch und natürlich mit nach Hause nehmen.

Auf Wiedersehen im Kloster Eberbach / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Übernachtungstipp: Wald.Weit Rheingau Hotel & Retreat

Im Wald.Weit Rheingau Hotel & Retreat verschmelzen Natur, Ruhe und Design zu einer Oase tief im Wald. Hier atmet man durch, findet Klarheit und neue Perspektiven. Stilvolle Nachhaltigkeit trifft auf persönliche Erholung. Ideal für alle, die Stille schätzen, Luxus bewusst erleben und mitten im Grünen neue Energie tanken wollen – achtsam, modern, außergewöhnlich. Ausgerüstet mit Wanderschuhen und jeder Menge Wanderlust ist das Kloster Eberbach in einer guten halben Stunde erreicht. Zeit für Kultur, Geschichte und ein Gläschen Wein.

Das Wald.Weit Rheingau Hotel & Retreat ist der perfekte Rückzugsort für Individualisten
Das Wald.Weit Rheingau Hotel & Retreat ist der perfekte Rückzugsort für Individualisten / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

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