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KAT_A Rhöndorf: Strategische Sammlung, klare Haltung – Andra Lauffs‑Wegner und der zeitgenössische Kunstmarkt.

Zwischen Köln und Bonn, im traditionsreichen Rhöndorf, liegt ein Ort, der nicht nur ein Ausstellungsraum, sondern ein marktrelevanter Knotenpunkt für Gegenwartskunst geworden ist: die Galerie KAT_A. Gegründet 2014 von Andra Lauffs‑Wegner, verbindet sie kuratorische Expertise mit strategischem Sammlungsaufbau – und entwickelt sich zunehmend zu einem Ort, der sowohl für Künstler:innen als auch für Marktakteure von Bedeutung ist.

Andra Lauffs‑Wegner liegt die Sammelleidenschaft im Blut. Ihre Eltern, Helga und Walther Lauffs, trugen seit den 1960er‑Jahren eine bedeutende Sammlung moderner Kunst zusammen / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Mit KAT_A hat Lauffs‑Wegner eine Plattform geschaffen, die aus der Praxis der privaten Sammlertätigkeit heraus denkt, aber die Rolle des passiven Besitzens weit hinter sich lässt. Die Ausstellungen, kuratiert auf Basis ihrer eigenen Sammlung, integrieren gezielt eingeladene Künstlerpositionen und erzeugen so eine hybride Struktur zwischen Sammlung, Galerie und institutionellem Modell. Der Fokus liegt auf zeitgenössischen Positionen mit internationaler Sichtbarkeit, deren Marktpotenzial ebenso ernst genommen wird wie deren künstlerische Relevanz.

Eine Sammlung mit Fokus auf zeitgenössischer Kunst / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Sammlungsstrategie: Dialog, Differenzierung, Nachhaltigkeit

Die Sammlung umfasst heute rund 400 Werke von etwa 95 Künstler:innen, darunter Arbeiten von Isa Genzken, Alicja Kwade, Wolfgang Tillmans, Thomas Schütte, aber auch jüngere Namen wie Heji Shin oder Julius von Bismarck. Auffällig ist die Sorgfalt der Auswahl: Lauffs‑Wegner sammelt nicht spekulativ, sondern mit langfristiger Perspektive. Der Aufbau erfolgt in den letzten 10 Jahren nach klaren Kriterien: Substanz, Diskursfähigkeit und mediale Vielfalt. Dies schafft Differenzierungsmerkmale in einem zunehmend homogenen Sammlungsumfeld.

Werke von 1940 bis heute im generationsübergreifenden Dialog / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Markant ist zudem der intergenerationelle Dialog, etwa zwischen etablierten Größen der Nachkriegsmoderne wie Joseph Beuys oder Yves Klein und aktuellen, oft interdisziplinär arbeitenden Künstler:innen. Diese Perspektive hebt sich von vielen jüngeren Sammlungen ab, die vorrangig auf Emerging Artists und kurzfristige Performance setzen.

Die aktuelle Ausstellung „KAT_A_10 – Alte und neue Freunde“ ist nach einer Verlängerung nun zu Ende. Ab dem 21. September 2025 dürfen sich Kunstbegeisterte auf neue Perspektiven freuen / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Kunst als Kapitalanlage: Theorie und Praxis einer Marktposition

Andra Lauffs‑Wegner studierte Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte – eine Kombination, die ihre Sammlungsstrategie prägt. Ihre Diplomarbeit mit dem Titel „Moderne Kunst als Kapitalanlage verweist auf ein tiefes Verständnis der wirtschaftlichen Mechanismen des Kunstmarkts. Anders als rein finanzgetriebene Sammlermodelle, bleibt ihr Ansatz jedoch eng an inhaltlicher Qualität und institutioneller Anschlussfähigkeit orientiert.

Die Location selbst durchlief eine wechselvolle Geschichte der ständigen Umnutzung. Als Zeitzeugen beließ Andra Lauffs-Wegner diese Spuren / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Ihre Sammlung darf nicht als spekulative Konstruktion verstanden werden, sondern basiert auf einem strukturierten Konzept, das Marktresistenz, Reputation und kuratorische Anschlussfähigkeit mitdenkt. Das zeigt sich auch in der Präsentation: KAT_A ist kein klassischer White Cube, sondern ein bewusst „unglatter“ Raum mit Geschichte – ein Ort, an dem Marktmechanismen sichtbar werden, ohne die künstlerische Integrität zu kompromittieren.

Noch deutlich an den Wänden erkennbar: Einst fungierten die Räumlichkeiten als Lazarett / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Die Rolle von Sammler:innen im heutigen Kunstmarkt

Private Sammler:innen nehmen im heutigen Kunstökosystem zunehmend Funktionen ein, die ehemals Institutionen vorbehalten waren: Förderung, Sichtbarkeit, Diskursbildung. KAT_A ist exemplarisch für diese Verschiebung. Lauffs‑Wegner agiert einerseits als Sammlerin, allerdings auch als Kuratorin, Netzwerkerin und Förderin. Mit dem 2021 etablierten KAT_A-Award, einem mit 10.000 € dotierten Förderpreis für Künstlerinnen, positioniert sie sich aktiv im Spannungsfeld von Marktdynamik und Gleichstellungspolitik – und erhöht gleichzeitig die Visibilität junger Positionen mit Marktpotenzial.

Andra Lauffs-Wegner: Das erste eigene Kunstwerk erwarb sie mit 17 Jahren. Zu ihrem 21. Geburtstag wünschte sie sich ursprünglich eine Perlenkette, doch sie suchte sich stattdessen eine Grafik von Joseph Beuys aus / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Durch ihr Engagement schafft sie Zugänge für Künstler:innen, die sich häufig außerhalb des rein kommerziellen Galeriebetriebs bewegen. Sie bietet ihnen neben Sichtbarkeit die Möglichkeit, im Kontext renommierter Werke präsentiert und damit kunsthistorisch wie markttechnisch aufgewertet zu werden.

Aus „Kunst für Zuhause“ ist mittlerweile eine konzeptionelle Sammlung geworden / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Positionierung im internationalen Kontext

KAT_A operiert strategisch zwischen den Sphären privater Sammlung, institutioneller Sichtbarkeit und Marktzugang. Die Ausstellungen sind kuratorisch präzise und bewusst dialogisch angelegt – etwa in der aktuellen Jubiläumsschau „KAT_A_10 – Alte und neue Freunde“, deren Namen an eine Grafikmappe von Thomas Schütte angelehnt ist. Dieses vielseitige Spannungsverhältnis erarbeite Lauffs-Wegner mit Susanne Kleine von der Kunsthalle Bonn und erzeugt Anschlussfähigkeit sowohl für Kunstkritik als auch für interessierte Sammler.

Das ehemalige Haus Hedwig – Heimat der Galerie KAT_A samt des Skulpturenparks – liegt mitten in einem schön gestalteten Park in Rhöndorf bei Bonn / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Auch der angrenzende Skulpturenpark mit Arbeiten von Olafur Eliasson, Jeppe Hein oder Robert Indiana unterstreicht die Ambition, Kunst nicht nur zu sammeln, sondern als Referenzsystem zu inszenieren. Kunst im öffentlichen Raum, integriert in urbanen Parkanlagen zur Teilhabe von Jedermann sowie als weitere Plattform für die Künstler selbst.

Kunst – frei zugänglich und sichtbar. Eine Win-Win-Situation für Künstler und Zaungäste / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Eine Sammlung zwischen Leidenschaft und Verantwortung 

Kunst ist für Andra Lauffs‑Wegner keine Ware, sondern ein Wert – aber eben ein vielschichtiger: ästhetisch, historisch, gesellschaftlich und ja, auch wirtschaftlich. Ihre Sammlung und ihre Ausstellungsarbeit zeigen eindrucksvoll, dass sich diese Ebenen nicht ausschließen, sondern gegenseitig durchdringen können. KAT_A ist deshalb weit mehr als ein Privatprojekt: Es ist ein Ort des Denkens, Sehens und Fragens. Ein Ort, an dem Kunst nicht nur gesammelt, sondern gelebt, gefördert und neu gedacht wird.

Statement von FrontRowSociety-Herausgeberin Annett Conrad: 

Kunst, die bewegt: Die Sammlung Lauffs-Wegner verbindet Vision und Gegenwart – präsentiert in der einzigartigen Atmosphäre der Galerie KAT_A.

Die Führungen übernimmt die Inhaberin selbst, jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag für lediglich 10 Euro pro Person. Zu jedem Werk erzählt sie Geschichten und Anekdoten, erfrischend und herzlich / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Andra Lauffs‑Wegner steht für eine neue Sammlergeneration, die sich zwischen Theorie und Institution souverän bewegt. Hier geht es zum exklusiven Interview mit der Sammlerin. 

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