Wo der Po in die Adria mündet, entfaltet sich eine Lagunenlandschaft von zeitloser Schönheit, die seit Jahrtausenden von den Elementen und der menschlichen Kultur geformt wurde. Im Norden dieser Region, in der Provinz Ferrara, liegt ein Ort, der für all jene zur Sehnsucht wird, die das authentische Italien fernab des Massentourismus suchen.
Comacchio präsentiert sich als ein ruhiges, „kleines Venedig“. Das architektonische Kleinod, wurde einst auf dreizehn Inseln über den Überresten der etruskischen Siedlung Spina erbaut. Hier, wo sich malerische Kanäle zwischen den historischen Fassaden winden, erlebt man eine historische Tiefe und Gelassenheit, die in der heutigen Zeit selten geworden ist. Die Stadt ist ein Magnet für Genießer, die lokale, exklusive Spezialitäten zelebrieren, und für Freunde der sanften Mobilität, die das flache, atemberaubende Terrain mit dem E-Bike oder eigener Muskelkraft erkunden möchten.
Die Anmut des Trepponti und die Schätze des Delta Antico
Im Herzen Comacchios thront mit der Trepponti-Brücke ein architektonisches Meisterwerk. Errichtet im Jahr 1638 oberhalb des alten Fischmarkts, beeindruckt dieses Monument mit seinen fünf eleganten Treppen und einem Plateau aus edlem Istriastein. Die wahre Zeitreise beginnt jedoch im „Museum Delta Antico“. Untergebracht in den historischen Mauern eines Krankenhauses aus dem 18. Jahrhundert, bewahrt es nicht nur Fundstücke aus den Villen und Palästen der Umgebung auf, sondern präsentiert als besonderes Highlight die komplette Fracht eines Schiffes aus der Ära von Kaiser Augustus. Das Museum spricht alle Sinne an: Ausgewählte Exponate dürfen an einer Tasttheke haptisch erkundet werden, während an anderen Stationen antike Essenzen verströmt werden, die den Besucher olfaktorisch in die Geruchswelten vergangener Epochen entführen.
Die Eleganz des Aals: Ein kulinarisches Erbe
Comacchio ist untrennbar mit dem Aal verbunden. In der historischen „Manifattura dei Marinati“, wo diese Delikatesse einst in industriellem Maßstab verarbeitet wurde, erzählen heute noch zwölf gut erhaltene Kamine die Geschichte. Als lebendiges Museum werden hier an ausgewählten Tagen Aale nach traditionellen Methoden über langen Spießen gegrillt und anschließend in eine fein abgestimmte Essig-Salz-Lake eingelegt. Der Aal war, ebenso wie das begehrte Salz aus der einst 500 Hektar großen Saline, über Jahrhunderte ein bedeutendes Exportgut. Obwohl die industrielle Ära vergangen ist, lebt die Tradition fort. Jedes Jahr im Herbst erinnert das „Festa dell‘ Anguilla“ (Aalfest), das 2025 bereits zum 27. Mal zelebriert wird, an diese exquisite kulinarische Verbindung.
Entschleunigung auf der Argine degli Angeli
Die Weite und die unberührte Natur der Lagunenlandschaft machen Comacchio zu einem Geheimtipp für Radfahrer. Ob bei einer 56 Kilometer langen Umrundung der gesamten Lagune oder auf kurzen, genussvollen Abschnitten: Die Route ermöglicht spektakuläre Naturbeobachtungen. Nicht weit von den breiten Stränden entfernt, kann man die Anmut der Rosa Flamingos beobachten, die majestätisch durch das seichte Wasser schreiten. Der Höhepunkt jeder Tour ist zweifellos der „Argine degli Angeli“, ein 5,4 Kilometer langer Radweg im südlichen Abschnitt der Lagune. Dieser schmale Damm führt mitten durch die Wasserlandschaft, eröffnet dem Reisenden beeindruckende Perspektiven und das Gefühl, über das Wasser zu schweben. Entlang der Kanäle in anderen Bereichen der Lagune zeugen die pittoresken Fischerhäuser mit ihren riesigen, kunstvollen Netzen von der traditionellen und heute noch lebendigen Fischerei.
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