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In Prien am Chiemsee zeigt Dominik Wachter mit seiner Foodbar, wie regionale Zutaten, internationale Einflüsse und ein Tresenkonzept sich zu einem kulinarischen Gesamtkunstwerk verbinden. Im Interview erklärt Dominik Wachter die Besonderheiten seiner Küche, erklärt was ihn inspiriert und gibt Tipps, wo in Prien am Chiemsee er es am schönsten findet.

Sternekoch Dominik Wachter im Interview

Christian Kolb: Was ist das Besondere an der Wachter Foodbar-Küche?

Dominik Wachter: Das Besondere an der Wachter Foodbar-Küche ist die lockere und neu interpretierte Art der Sternegastronomie, die wir leben. Trotz unserer begrenzten Lager -und Kühlmöglichkeiten in einer sehr kleinen Küche schaffen wir es, Gerichte auf höchstem Niveau zu kreieren, die dennoch unbeschwert und zugänglich sind. Unser Tresenkonzept fördert die Interaktion mit den Gästen, was das Dining-Erlebnis einzigartig macht. Die Kombination aus Qualität, Kreativität und einem entspannten Ansatz ist das Markenzeichen unserer Küche und spiegelt die Auszeichnungen wie den Michelin-Stern und die drei schwarzen Hauben bei Gault&Millau wider.

Am kreisförmigen Tresen werden die verschiedenen Gänge vom Koch und seinem Team präsentiert / © Foto: Tobias Brummer

Christian Kolb: Warum haben Sie sich für ein Tresenkonzept entschieden?

Dominik Wachter: Ich habe mich für ein Tresenkonzept entschieden, weil es eine einladende und interaktive Atmosphäre schafft. Es ermöglicht den Gästen, direkt mit mir und meinem Team in Kontakt zu treten, was das Essen zu einem sozialen Erlebnis macht

Christian Kolb: Wie oft wechseln die Menüs?

Dominik Wachter: Ich wechsle die Menüs regelmäßig, um die Frische und Saisonalität der Zutaten zu maximieren. In der Regel passen wir die Gerichte alle vier Wochen an, sodass wir immer neue Geschmackserlebnisse anbieten können. Das ermöglicht uns, kreativ zu bleiben und unseren Gästen ständig etwas Neues zu präsentieren.

Mit regionalen Speisen und dazu passenden Getränken begeistert Dominik Wachter seine Gäste / © FrontRowSociety.net, Foto: Christian Kolb

Christian Kolb: Was inspiriert Sie zu Ihren Menüs?

Dominik Wachter: Meine Menüs werden von verschiedenen Faktoren inspiriert. Natürlich spielen die Saison und die Verfügbarkeit lokaler Zutaten eine große Rolle. Ich lasse mich auch von kulinarischen Reisen und internationalen Küchen inspirieren, um neue Aromen und Techniken zu erkunden. Zudem finde ich Inspiration in der Natur, den Farben und Formen der Zutaten sowie in den Geschichten und Traditionen, die mit bestimmten Gerichten verbunden sind. All diese Elemente zusammen ermöglichen es mir, kreative und abwechslungsreiche Menüs zu gestalten

Christian Kolb: Was ist Ihr persönliches Erfolgsgeheimnis als Koch?

Dominik Wachter: Mein persönliches Erfolgsgeheimnis als Koch ist die Leidenschaft für das, was ich tue, und die ständige Suche nach Verbesserung. Ich glaube fest daran, dass die besten Gerichte aus hochwertigen, frischen Zutaten und einer kreativen Herangehensweise entstehen. Zudem ist Teamarbeit für mich entscheidend. Mein kleines, aber großartiges Küchenteam unterstützt mich dabei, meine Vision zu verwirklichen. Schließlich ist es wichtig, offen für Feedback zu sein und aus Erfahrungen zu lernen, um kontinuierlich zu wachsen und neue kulinarische Horizonte zu entdecken.

Auch das Beleuchtungskonzept der Wachter Foodbar überzeugt / © Foto: Tobias Brummer

Christian Kolb: Wie kann Kulinarik Emotionen wecken?

Dominik Wachter: Kulinarik hat eine wunderbare Fähigkeit, Emotionen zu wecken, da sie oft mit Erinnerungen, Traditionen und besonderen Momenten im Leben verbunden ist. Mit meinen Gerichten möchte ich Freude und Begeisterung auslösen. Ich strebe danach, den Gästen ein Gefühl von Geborgenheit und Zufriedenheit zu vermitteln, während sie unsere Speisen genießen. Darüber hinaus hoffe ich, Neugier und Staunen zu wecken, indem ich unvergessliche Geschmackserlebnisse und kreative Präsentationen biete. Essen soll nicht nur den Hunger stillen, sondern auch ein Erlebnis sein, das die Sinne anspricht und bleibende Erinnerungen schafft.

Christian Kolb: Was haben Sie von Thomas Mühlberger übernommen – und wo gehen Sie bewusst andere Wege?

Dominik Wachter: Ich habe von ihm die Leidenschaft zum Beruf, absolute Produktqualität und den sorgfältigen und akkuraten Umgang gelernt. Und trotzdem nie das Produkt aus dem Auge zu verlieren und stets dieses auch in den Fokus zu rücken.

Das Sterne-Restaurant wurde mit viel Liebe zum Detail eingerichtet / © Foto: Tobias Brummer

Christian Kolb: Was muss man mitbringen, um in Ihrer Küche zu arbeiten?

Dominik Wachter: Um in meiner Küche zu arbeiten, ist eine abgeschlossene Kochausbildung nicht Grundlage. Man sollte eine Leidenschaft, Talent und Willen für das Kochen und die Gastronomie mitbringen. Teamgeist und die Fähigkeit, auch unter Druck kreativ zu sein, sind ebenso wichtig. Offenheit für neues Lernen und eine positive Einstellung sind entscheidend, da wir in einem dynamischen Umfeld arbeiten. Ein Gespür für Qualität und Saisonalität der Zutaten ist ebenfalls von Vorteil. Letztendlich schätze ich Menschen, die mit Herz und Hingabe dabei sind und bereit sind, gemeinsam großartige Gerichte zu kreieren

Christian Kolb: Wie passen internationale Aromen und Zutaten zur regionalen Küche?

Dominik Wachter: Viele Grundzutaten haben ähnliche Eigenschaften, ob sie aus Asien oder auch aus dem Chiemgau kommen. Ein sehr gutes Beispiel ist das Sauerkraut, welches in der koreanischen Küche als etwas schärfere und komplexere weise in Form von Kimchi in keinem Haushalt fehlen darf.

Für die Gäste bleibt am runden Tresen genug Platz für einen stilvollen Abend / © Foto: Ingolf Hatz

Christian Kolb: Warum ist Regionalität Ihnen wichtig – und wie setzen Sie das konkret um?

Dominik Wachter: Regionalität ist mir wichtig, weil sie nicht nur die Frische und Qualität der Zutaten garantiert, sondern auch unsere Verbindung zur Heimat stärkt. Ich arbeite eng mit lokalen Produzenten zusammen, um sicherzustellen, dass wir saisonale und nachhaltige Zutaten beziehen. Das bedeutet, dass ich oft auf Märkten einkaufe oder direkt mit Bauern und Herstellern in Kontakt stehe. Aber man findet mich auch je nach Saison in den Wäldern rund um Prien – hier sammle ich viele Produkte, die wir verwenden selbst.

Christian Kolb: Was bedeutet die Zwiebel für Sie?

Dominik Wachter: Die Zwiebel ist ein sehr bodenständiges Gemüse, vielfältig in Verarbeitung und Aufbau der Schichten. Global in Verwendung und dennoch sehr unauffällig. Jedoch auch sehr wichtig und ein Geschmackgeber. Ist Kraftgeber und kann erblühen. Geschmacklich liebe ich sie.

Christian Kolb: Welche Zutaten sammeln Sie selbst in der Natur rund um den Chiemsee?

Dominik Wachter: Rund um den Chiemsee finde ich eine Vielzahl an Zutaten, die ich selbst in der Natur sammle. Dazu gehören Fichten, die ich für aromatische Waldgeschmäcker oder aber nutze oder aber fermentiere, verschiedene Pilze, die mir tolle Umami-Noten bringen, sowie eine Vielzahl an Kräutern und essbaren Blüten. Diese Wildkräuter bereichern meine Gerichte nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch. Die Möglichkeit, diese natürlichen Schätze zu verwenden, macht das Kochen für mich besonders inspirierend und verbindet mich direkt mit der Umgebung.

Christian Kolb: Was bedeutet der Michelin-Stern für Sie und für das Restaurant?

Dominik Wachter: Der Michelin-Stern ist für mich eine große Auszeichnung und eine Bestätigung der harten Arbeit, die mein Team und ich in die Küche stecken. Er bedeutet nicht nur, dass wir auf höchstem Niveau kochen, sondern er trägt auch dazu bei, das Restaurant in der kulinarischen Landschaft bekannt zu machen. Für uns ist der Stern eine Motivation, kontinuierlich nach Exzellenz zu streben und unser Angebot zu verbessern. Gleichzeitig wissen wir, dass diese Anerkennung auch Verantwortung mit sich bringt, und wir setzen alles daran, die Erwartungen unserer Gäste zu erfüllen und zu übertreffen

Christian Kolb: Was sind Ihre Lieblingsplätze in Prien?

Dominik Wachter: Zu meinen Lieblingsplätzen in Prien gehört das Eichental, weil man dort am Wegesrand so viel entdecken und sammeln kann. Es ist ein echter Schatz an Natur, der immer neue Inspiration bietet. Auch die Wälder rund um Prien schätze ich sehr – sie sind perfekt für die Pilzsuche und bieten eine wunderbare Ruhe, die es mir ermöglicht, den Kopf klar zu bekommen. Diese Orte sind für mich nicht nur Rückzugsorte, sondern auch Quellen der Kreativität, die meine Küche beeinflussen

Christian Kolb: Was planen Sie für die Zukunft? Lockt ein zweiter Stern?

Dominik Wachter: Natürlich spielt man immer mit den Gedanken, aber die Wachter Foodbar hat noch nicht einmal drei Jahre geöffnet und es ist alles sehr schnell gegangen. Ich konzentrier mich auf die tägliche Perfektion und wir aber intensive an uns und wollen uns weiterentwickeln. Jedoch liegt gerade der Fokus darin unsere Gäste glücklich zu machen und nicht persönliche Ziele zu erreichen. Was die Zukunft noch bringt, wird sich zeigen.

Christian Kolb: Vielen Dank für das Interview.

 

FrontRowSociety-Redakteur Christian Kolb führte das Interview mit Dominik Wachter im März 2025.