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Der See liegt still, nur ein leiser Wellenschlag begleitet das Boot. Nebel zieht wie feiner Schleier über das Wasser, und während man langsam auf die Mitte des Lago Maggiore zusteuert, beginnt sich ein Bild zu formen. Erst schemenhaft, dann deutlicher erheben sich die Türmchen der Isola Bella aus der silbrigen Stille – wie eine Kulisse aus einer anderen Zeit.

Mit seiner streng geometrischen angelegten überbordenden Pflanzenpracht gehört der Barockgarten der Isola Bella zu den berühmtesten Gärten der Welt
Mit seiner streng geometrischen angelegten überbordenden Pflanzenpracht gehört der Barockgarten der Isola Bella zu den berühmtesten Gärten der Welt / © FrontRowSociety.net, Foto: Andreas Bienert

Zwischen Verbania und Stresa zeigen zwei Inseln, wie Natur und Kunst miteinander verschmelzen können, wenn der Mensch der Schönheit Raum gibt.Hier haben Gartenarchitekten und Künstler aus Fels und Erde lebendige Meisterwerke geschaffen: die Isola Bella und ihre stille Schwester, die Isola Madre

Der Blick schweift über das akkurat geschnittene Buchsbaum-Parterre auf die pyramidenförmig angelegte Terrasse
Der Blick schweift über das akkurat geschnittene Buchsbaum-Parterre auf die pyramidenförmig angelegte Terrasse / © FrontRowSociety.net, Foto: Andreas Bienert

Erste Begegnung mit einer Legende

Der Garten der Isola Bella entstand unter der Hand der Familie Borromeo, die den Lago Maggiore seit dem 15. Jahrhundert prägte. Von ihren Burgen in Angera und Arona aus hatten sie die Region fest im Blick, und noch heute gehören die Inseln Isola Bella und Isola Madre der Familie.

Im Herzen der Isola Bella eröffnen sich die Giardini Amore, terrassierte Gärten, in denen Springbrunnen leise plätschern und Marmorstatuen die Wege säumen. Die Pflanzen sind so ausgewählt, dass jede Ebene einen eigenen Rhythmus entwickelt, Zitrusbäume und exotische Blumen wechseln sich ab und öffnen immer neue Perspektiven auf den glitzernden See. Die Gärten wirken lebendig, zugleich strukturiert und überraschend, als hätten die Borromeos einen Ort geschaffen, der Schönheit atmet.

Publikumsmagnet ist das Azaleenparterre und die „Giardini d’Amore“, die Liebesgärten, mit ihren anmutigen Buchsbaumhecken
Publikumsmagnet ist das Azaleenparterre und die „Giardini d’Amore“, die Liebesgärten, mit ihren anmutigen Buchsbaumhecken / © FrontRowSociety.net, Foto: Andreas Bienert

Auch die Geschichte schwingt hier mit: Es heißt, Napoleon Bonaparte selbst habe die Insel während seiner Italienfeldzüge besucht. Die Begegnung mit der Pracht der Gärten und der Architektur hinterließ einen Eindruck, der die politische und kulturelle Bedeutung der Borromeos unterstrich. Zwischen den Zitrusbäumen und Statuen ist noch immer etwas von dieser historischen Präsenz spürbar – ein leiser, aber eindrucksvoller Hinweis darauf, dass die Inseln nicht nur ästhetische, sondern auch historische Schätze bergen.

Isola Bella – Wo Barock und Blüten verschmelzen

Wer die Isola Bella betritt, sieht keinen gewöhnlichen Garten, sondern eine steinerne Pyramide aus Terrassen, auf denen sich Natur und Mythos die Hand geben. Zehn Ebenen steigen übereinander, geschmückt mit Statuen, Brunnen und Obelisken. Im Zentrum wacht das Einhorn, das Wappentier der Borromeo-Familie. Es ist ein Symbol von Eleganz und Macht.

Skulpturen, Muscheln und Wasserspiele – das Amphitheater wird zum Theater für Kunst und Natur
Skulpturen, Muscheln und Wasserspiele – das Amphitheater wird zum Theater für Kunst und Natur / © FrontRowSociety.net, Foto: Andreas Bienert

Von Frühling bis weit in den Herbst hinein wird jede der Gartenterrassen immer wieder zur Kulisse für kunstvoll komponierte Farbexplosionen. Kamelien- und Rosenspaliere im Mai, Oleander im Juni, Zitrus- Rispenhortensien im Hochsommer sorgen für faszinierende Blütenschauspiele.

Die sorgfältige Auswahl und makellose Pflege der Pflanzen zeigen, mit welchem Anspruch und Können diese Gartenanlagen gestaltet werden
Die sorgfältige Auswahl und makellose Pflege der Pflanzen zeigen, mit welchem Anspruch und Können diese Gartenanlagen gestaltet werden / © FrontRowSociety.net, Foto: Birgit Werner

Unter alten Kampferbäumen, deren würzige Blätter Geschichte atmen, schieben sich die riesigen Blätter der Gunnera wie grüne Schirme ins Bild. Dazwischen funkelt der seltene Schneeglöckchenbaum, der seine weißen Sterne in die Luft streut.

Riesige Naturskulptur trifft auf purpurote, zarte Blüten
Riesige Naturskulptur trifft auf purpurote, zarte Blüten / © FrontRowSociety.net, Foto: Andreas Bienert

Immer wieder begegnet man weißen Pfauen, die frei durch die Gärten streifen. Stolz schreiten sie über die Wege, schlagen ihr Gefieder auf Ästen zur Schau und bewegen sich, als gehörten sie selbst zum kunstvoll inszenierten Gartentheater.

Die anmutigen Vögel, die im 17. Jahrhundert auf die Insel gebracht wurden, prägen bis heute den Charakter des Gartens
Die anmutigen Vögel, die im 17. Jahrhundert auf die Insel gebracht wurden, prägen bis heute den Charakter des Gartens / © FrontRowSociety.net, Foto: Birgit Werner

Am besten lässt man sich einfach von der Nase treiben und mit jedem Schritt entfaltet sich ein neues Duftkapitel: Osmanthus, Zitrusfrüchte, Erde und Blüten mischen sich zu einem betörenden Bouquet, jede Pflanze ein lebendiges Kunstwerk, vom Menschen gepflanzt und über Jahrzehnte von der Natur vollendet.

Immer wieder trifft man auf Zitronenbäume und Zitronatzitronen, die seit Jahrhunderten in großen Terrakottatöpfen gedeihen, geschmückt mit den drei verschlungenen Ringen aus dem Borromäischen Wappen
Immer wieder trifft man auf Zitronenbäume und Zitronatzitronen, die seit Jahrhunderten in großen Terrakottatöpfen gedeihen, geschmückt mit den drei verschlungenen Ringen aus dem Borromäischen Wappen / © FrontRowSociety.net, Foto: Birgit Werner

Palazzo Borromeo – Ein Haus erzählt Geschichte

Wer Muße hat, besucht den Palazzo Borromeo, eine barocke Schatzkammer, derab dem 17. Jahrhundert von der einflussreichen Adelsfamilie Borromeo errichtetwurde. Innenräume voller Fresken, Seidentapeten, antiker Möbel und flämischer Wandteppiche erzählen vom Glanz einer Familie, die Kunst liebte und Macht inszenierte. Besonders faszinierend sind die Grotten unter dem Palast: Räume aus Stuck, Mosaiken und künstlichen Stalaktiten, die wirken, als hätte das Wasser selbst sie geschaffen.

Die Salons – Thronsaal, Napoleon-Salon, Tanzsaal und Musiksaal – verleihen dem Palast eine besondere Aura, in der Geschichte zum Leben erwacht. Besucher können hier nicht nur die prächtige Architektur bewundern, sondern auch den Spuren vergangener Gäste nachspüren – von Adligen bis zu bedeutenden Diplomaten
Die Salons – Thronsaal, Napoleon-Salon, Tanzsaal und Musiksaal – verleihen dem Palast eine besondere Aura, in der Geschichte zum Leben erwacht. Besucher können hier nicht nur die prächtige Architektur bewundern, sondern auch den Spuren vergangener Gäste nachspüren – von Adligen bis zu bedeutenden Diplomaten / © FrontRowSociety.net, Foto: Andreas Bienert

Die beste Zeit, die Isola Bella zu besuchen, ist von Mai bis September, wenn die Gärten in voller Blüte stehen und das milde Klima die Erkundung der Insel besonders angenehm macht.

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