Backbücher gibt es wie Sand am Meer. Manche verstauben im Regal, weil die Rezepte kompliziert wirken oder weil der Trend, auf dem sie aufbauen, längst wieder vorbei ist. Und dann gibt es Werke, die über Jahre hinweg frisch bleiben – deren Rezepturen unabhängig von Modewellen oder Food-Hypes ihre Gültigkeit behalten.
Genau das schaffen zwei ganz unterschiedliche Bücher: Fou de Pâtisserie aus dem Christian Verlag und Patissier von David Jakabfi. Beide haben denselben Kern: Leidenschaft, Handwerk und den Anspruch, Backkunst als zeitloses Kulturgut zu begreifen.
Fou de Pâtisserie – die Crème de la Crème Frankreichs in einem Band
Wer schon einmal durch Paris spaziert ist und in einer dieser edlen Pâtisserien stehen blieb, kennt das Gefühl: kleine Kunstwerke hinter Glas, perfekt glasiert, schillernd, aber nie überladen. Genau dieses Gefühl fängt das Buch Fou de Pâtisserie ein – und hebt es auf eine neue Ebene.
Das Besondere daran: Es ist kein Werk eines einzelnen Autors, sondern das Ergebnis einer gewaltigen Kollaboration. 40 der besten französischen Patissiers haben hier ihre Meisterstücke beigesteuert. Schon dieser Ansatz zeigt: Hier geht es nicht um ein schnell zusammengeschriebenes Backbuch, sondern um eine Art Manifest der modernen französischen Pâtisserie. Hinweis: Am Ende dieses Artikels sind die französischen Patissiers aufgeführt, die bei diesem Buch mitgewirkt haben.
Darunter finden sich große Namen, die jeder Süßspeisen-Fan kennt: Pierre Hermé, berühmt für seine Macarons in unnachahmlichen Aromen-Kombinationen. Christophe Michalak, der mit verspielten, fast popkulturellen Desserts neue Trends gesetzt hat. Cédric Grolet, bekannt für seine naturgetreuen Frucht-Desserts, die aussehen wie Pfirsiche oder Zitronen, aber in Wahrheit kunstvolle Mousses sind. Und Claire Damon, die mit feinen Torten wie der „Tarte aux fraises“ oder ihrer Himbeer-Pistazien-Kombination Klassiker neu interpretiert.
Das Buch ist also nicht nur eine Rezeptsammlung, sondern ein Querschnitt der französischen Pâtisserie-Elite. Jedes Rezept trägt die Handschrift eines Meisters, jeder Schritt ist auf höchstem Niveau beschrieben. Trotzdem wirkt es nicht wie ein elitärer Schmöker für Profis – sondern wie eine Einladung, sich selbst an diesen Kunstwerken zu versuchen.
Qualitativ spielt Fou de Pâtisserie ohnehin in der Champions League: exzellente Fotografie, edles Layout, klar strukturierte Rezepte. Schon beim Durchblättern bekommt man Lust, den Ofen vorzuheizen. Gleichzeitig spürt man die enorme Ernsthaftigkeit und Präzision, die die französische Pâtisserie seit Jahrhunderten prägt. Ein Buch, das man nicht nur zum Backen nutzt, sondern immer wieder gerne in die Hand nimmt – zum Staunen, Planen und Genießen schon vor dem ersten Bisse.
Titel: Fou de Patisserie
Verlag: Christian Verlag, München
ISBN: 978-3-95961-354-5
Erscheinungsjahr: 2020
Autor/in: Claire Pichon & 40 der besten Patissiers Frankreichs
Patissier von David Jakabfi – Leidenschaft zwischen zwei Buchdeckeln
Im Gegensatz zu diesem groß angelegten Gemeinschaftsprojekt ist Patissier von David Jakabfi eine echte Herzensangelegenheit. Der junge Patissier hat das Werk in Eigenregie auf die Beine gestellt – unterstützt vom Hotel Alpenrose am Zauchensee in Österreich, wo er seine Kunst zur Vollendung bringt.
Auf knapp 50 Rezepte verteilt, zeigt er darin, was ihn antreibt: Leidenschaft, Präzision und der Wunsch, süße Kreationen zugänglich zu machen. Dabei merkt man sofort, dass hier kein Verlag im Hintergrund die Richtung diktiert hat. Patissier ist persönlich, ehrlich und voller Begeisterung.
Jakabfi setzt weniger auf pompöse Inszenierung, sondern auf nachvollziehbare Rezepte, die dennoch Raffinesse haben. Vom klassischen Kuchen bis hin zu moderneren Dessertideen steckt überall seine Handschrift drin. Und gerade weil er sein Buch nicht für die große Bühne, sondern direkt für seine Community geschrieben hat, fühlt es sich unglaublich nahbar an.
Titel: Patissier
Grafik: Murin Art & Design
ISBN: 978-651-00-0342-9
Druck: Prime Rate Kft
Autor/in: Dávid Jakabfi
Zwei Bücher, ein Gedanke
Ob man nun in die glänzende Welt von Fou de Pâtisserie eintaucht oder die Leidenschaft von Patissier spürt – beide Bücher zeigen: Gute Rezepte sind zeitlos. Sie überleben Trends, sie überstehen Food-Fashion-Wellen, und sie sind auch in zehn Jahren noch aktuell.
Die französische Schule beeindruckt durch Perfektion, Jakabfi durch Persönlichkeit – und beide haben ihren Platz in jedem Backregal verdient. Wer Lust auf die große Bühne der Pâtisserie hat, greift zu Fou de Pâtisserie. Wer sich von der Begeisterung eines jungen Talents anstecken lassen möchte, findet in Patissier eine inspirierende Begleitung.
Am Ende geht es bei beiden Werken um das Gleiche: die Liebe zum Handwerk und den Respekt vor der süßen Kunst.
Fou de Pâtisserie: Hier ist die Liste der Pâtissiers bzw. Pâtissières:
- Sadaharu Aoki
- Christophe Appert
- Nicolas Bacheyre
- Michaël Bartocetti
- Eddie Benghanem
- Nicolas Bernardé
- Jonathan Blot
- Adrien Bozzolo
- Pascal Caffet
- Benoît Castel
- Yann Couvreur
- François Daubinet
- Sébastien Dégardin
- Laurent Duchêne
- La Fabrique Givrée
- Jean-François Foucher
- Maxime Frédéric
- Sébastien Gaudard
- Glazed
- Cédric Grolet
- Nicolas Haelewÿn
- Olivier Haustraete
- Claire Heitzler
- Pierre Hermé
- Jojo & Co
- Kevin Lacote
- William Lamagnère
- Gilles Marchal
- Carl Marletti
- Nina Métayer
- Christophe Michalak
- Angelo Musa
- Nicolas Paciello
- François Perret
- Hugues Pouget
- Emmanuel Ryon
- Stohrer
- Utopie
- Mori Yoshida
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