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Mississippis Küste gilt als Geheimtipp. Rau, ursprünglich und überraschend vielseitig. Mitten im Golf von Mexiko liegt Ship Island: eine langgestreckte Sandinsel, umweht von salziger Gischt, geprägt von Dünen und Möwenrufen, bewacht von einem historischen Fort. Seit 1926 bringt die Familie Skrmetta Ausflügler an diese entlegene Insel – und kämpft ebenso lange für deren Erhalt.

Ship Island Mississippi Fort Massachussetts © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Von der Fähre aus ist bereits das Fort Massachussetts zu sehen, Pelikane inklusive / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Ship Island Mississippi © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Ship Island präsentiert sich als eine langgezogene Sandbank mit weißen Stränden und wildem Dünengras / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Der Grundstein für das Familienunternehmen wurde 1903 gelegt. Damals wanderte Martin Skrmetta aus Brač, einer kroatischen Insel nahe Split, nach Mississippi ein. In Biloxi verdingt er sich zunächst auf Shrimp- und Austernbooten, arbeitet sich vom Decksjungen zum Kapitän hoch – und erkennt früh das touristische Potenzial der vorgelagerten Inseln im Mississippi Sound.

Zuerst brachte er Gäste zur Isle of Caprice, die sich während der Prohibition schnell einen Namen als Ausflugsziel mit Speakeasy-Flair (fern von der Polizei) machte. Doch schon bald richtete sich sein Blick auf Ship Island – eine langgezogene Sandbank mit weißen Stränden, wildem Dünengras und historischem Fort.

Ship Island Captain Louis Skrmetta Mississippi © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Captain Louis Skrmetta steht in dritter Generation am Ruder, mit ihm bin ich unterwegs nach Ship Island / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Ship Island Fort Massachussetts © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Das historische Fort Massachusetts stammt aus dem 19. Jahrhundert. Früher diente es als Befestigung der Nordstaaten im Bürgerkrieg, später als Lazarett und militärisches Sperrgebiet. Heute steht es heute unter der Verwaltung des National Park Service / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Was mit einer kleinen Holzfähre begann, ist heute ein professionell geführtes Ausflugsunternehmen mit rund 50.000 Passagieren jährlich, 20 Bootsleuten und eigenem Restaurantbetrieb auf der Insel. „Mein Großvater hat das Ganze 1926 gestartet – nur ein Holzboot, ein paar Ausflügler und eine kleine Snackbar. Heute sind wir fester Bestandteil dieser Küste und Begründer eines der ältesten privat geführten Fährdienste der USA“, erzählt Kapitän Louis Skrmetta, Enkel des Gründers.

Gleichzeitig sei es ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie privates Unternehmertum und aktiver Naturschutz Hand in Hand gehen können. Louis Skrmetta steht heute in dritter Generation am Ruder – mit jahrzehntelanger Erfahrung und vor allem unerschütterlichem Engagement.

Ship Island Mississippi © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Ship Island ist eine wilde Naturschönheit geblieben – dank des Einsatzes der Familie Skrmetta / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Ship Island MIssissippi © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Die Dauer des Rundgangs um die paradiesische Insel ist variabel – je nachdem, wie viel Zeit man sich dafür nehmen möchte / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Ein Unternehmen trotzt Sturm und Zeit

Heute steht Ship Island als Teil des Gulf Islands National Seashore unter der Verwaltung des US-amerikanischen National Park Service (NPS). Die Skrmettas müssen sich regelmäßig um die Betriebskonzession bewerben – und setzen sich bislang immer durch. „Wir haben die besseren Boote, mehr Erfahrung und die größere Leidenschaft“, sagt Louis Skrmetta selbstbewusst. Doch leicht sei es nicht: „Es ist ein risikoreiches Geschäft. Eine schlechte Saison, ein einziger Sturm – und du bist raus. Aber wir halten durch. Seit fast 100 Jahren.“

2005 war der härteste Einschnitt: Hurrikan Katrina zerstörte Steg, Imbissrestaurant und alle anderen Gebäude auf der Insel, außer dem Backsteinfort. „Ein ganzes Jahr haben wir verloren“, erinnert sich der Kapitän. Doch Aufgeben kam nicht infrage. „Wir haben mit dem National Park Service gesprochen, Container aufgestellt, mobile Sanitäranlagen aufgebaut – und weitergemacht.“

Ship Island Mississippi © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Kilometerlange weiße Sandstrände… / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Ship Island Mississippi © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
… oder auch schwarze / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Viel mehr als nur ein Badeausflug

Längst ist Ship Island für Louis Skrmetta nicht nur ein lohnendes Ausflugs- und Badeziel. Es ist Heimat, Verantwortung – und Herzenssache. Der 69-Jährige steht nicht nur als Kapitän am Steuer, sondern auch als engagierter Fürsprecher der Küstenregion. Seit Jahren setzt sich Skrmetta unermüdlich für den Erhalt der Barriereinseln ein. Als aktives Mitglied des Sierra Club Mississippi kämpfte er unter anderem erfolgreich gegen geplante Ölbohrinseln im Sichtfeld des Nationalparks.

Mit der von ihm gegründeten Initiative 12 Mile South Coalition gelang es, eine gesetzliche Pufferzone durchzusetzen, die industrielle Eingriffe in unmittelbarer Nähe untersagt. „Diese Inseln sind fragil. Ein falscher politischer Beschluss, ein Sturm – und alles ist weg. Wir müssen handeln.“

Im eigenen Unternehmen lebt der Kapitän, was er vertritt: Der Betrieb arbeitet mit kraftstoffsparenden, emissionsarmen Booten, verzichtet auf Einweg-Styropor und betreibt aktives Müllmanagement. Nachhaltigkeit ist kein PR-Versprechen, sondern gelebter Alltag – unterstützt vom gesamten Team. Sohn Robert ist längst Teil des Familienbetriebs. Politisch mag er anders ticken, „doch wenn es um Ship Island geht, sind wir uns einig“, so Captain Skrmetta lächelnd.

Mississippi Ship Island © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Achtung, die Stege können im Sommer heiß werden. Deshalb: Flip-Flops nicht vergessen / © FrontRowSociety.net, Foto:  Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Mississippi Ship Island © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Feine Sandrippel und wellenartige Strukturen – typisch für die Gezeitenzone von Ship Island. Die Spuren entstehen durch strömendes Wasser und trocknenden Wind / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Was macht Ship Island so besonders?

Die Antwort ist einfach: Ruhe. Einsamkeit. Natur. Die Überfahrt dauert knapp eine Stunde – begleitet von Delfinen, Möwen und Wind. Auf der Insel selbst gibt es keine Autos, keine Straßen, nur Sand, Meer, Dünen, Vögel – und das historische Fort Massachusetts aus dem 19. Jahrhundert. Eine Befestigung der Nordstaaten im Bürgerkrieg, später Lazarett und militärisches Sperrgebiet, steht es heute unter der Verwaltung des National Park Service. „Ich liebe es, allein rund um die Insel zu schlendern. Keine Menschenseele weit und breit. Nur das Meer und ich,“ so Louis.

Mississippi Ship Island © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Ship Island ist kein Freizeitpark, sondern ein zerbrechliches Naturerbe und ein lebendiges Stück Küstengeschichte von Mississippi / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Ship Island Mississippi © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Am Strand sitzen, schwimmen, Seele baumeln lassen – Ship Island ist der perfekte Ort dafür / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Jeder einzelne Tag war und ist es wert

Wer heute mit Ship Island Excursions übersetzt, erlebt auch ein Stück amerikanischer Geschichte. Lange lag die Insel getrennt in zwei Hälften – durch den sogenannten „Camille Cut“, verursacht durch den Hurrikan von 1969. Erst 2019 wurde die Insel mithilfe eines 600-Millionen-Dollar-Projekts wieder zusammengeführt.

Ship Island ist kein Freizeitpark, sondern ein zerbrechliches Naturerbe und ein lebendiges Kapitel Küstengeschichte. Und Louis Skrmetta ist nicht einfach ein Kapitän – sondern ein Hüter eines jahrhundertealten Familienerbes. Wer sich auf diese Reise einlässt, erlebt nicht nur einen Strandtag – sondern einen Blick in Amerikas Geschichte, ein Gespräch mit der Natur und eine Begegnung mit Menschen, die dafür sorgen, dass beides erhalten bleibt. Captain Louis Skrmetta: „Ich habe mein Leben dieser Insel gewidmet. Und jeder einzelne Tag war und ist es wert.“

Mississippi Ship lsland © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Die Regel ist: keine Glasflaschen und keine Vögel füttern. Der einzigartigen Natur zuliebe / © FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Mississippi Ship Island © Astrid Steinbrecher-Raitmayr
Heute nicht in Kapitänsuniform, aber immer mit Herz bei der Sache. „Ich habe mein Leben Ship Island gewidmet. Und jeder Tag war und ist es wert“, so Captain Louis Skrmetta / ©  FrontRowSociety.net, Foto: Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Tipps für Besucher

  • Abfahrt & Tickets: Startpunkt ist der Hafen von Gulfport (Gulfport´s Jones Park), Mississippi.
  • Saison: März bis Oktober – in der Hochsaison täglich. Früh buchen lohnt sich.
  • Überfahrt & Rückkehr: Die Fahrt dauert ca. 1 Stunde. Wer die Rückfahrt verpasst, bleibt über Nacht. Und ja – es gibt Moskitos.
  • Vor Ort: Liegestühle & Sonnenschirme (Reservierung empfohlen), Snackbar, WC-Anlagen, geführte Ranger-Touren durch das Fort Massachussetts, Natur pur (Delfine, Pelikane, Fledermausrochen und bunte Fische)
  • Das sollte ins Gepäck: Sonnenschutz, Hut oder Kappe, Badekleidung & Flip-Flops, Trinkwasser, Smartphone oder Kamera
  • Tipp: Einmal ganz um die Insel wandern – ein Abenteuer mit 100 % Meerblick

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