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Stille Flussschleifen, wilde Felsen, dichte Wälder. Von Neuenburgs Uferpromenade über das Uhrmacherparadies La Chaux-de-Fonds bis ins mittelalterliche Juwel St. Ursanne – das ist eine Symbiose aus Natur, Kultur und Zeitreise.

Eine etwa sieben Kilometer lange Kanufahrt von Tariche zum La Maison du Tourisme bei St. Ursanne berührt alle Sinne
Eine etwa sieben Kilometer lange Kanufahrt von Tariche zum La Maison du Tourisme bei St. Ursanne berührt alle Sinne / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Die Kanufahrt von Tariche zum La Maison du Tourisme bei St. Ursanne ist ein Naturerlebnis, das alle Sinne berührt. Etwa sieben Kilometer lang schlängelt sich der Doubs durch eine märchenhafte Landschaft. Grillenzirpen und Vogelgesang mischen sich mit dem leisen Rauschen von rund zehn kleinen Stromschnellen, die während des ruhigen Paddelns zwischendurch für sanfte Abenteuer sorgen. Direkt neben dem Fluss grasen Kühe auf sattgrünen Wiesen, die sich bis ans Ufer ziehen. Dahinter steigen bewaldete Hänge in die Höhe, deren Schatten das Wasser stellenweise in tiefes Grün tauchen. Ein Graureiher zieht majestätisch seine Kreise, während sich die Forellen ihren Weg zwischen den Felsen im Fluss bahnen. Das Wasser ist so klar, dass man meint, die Fische berühren zu können. Die Zeit scheint langsamer zu fließen auf diesem Abschnitt des Doubs, fernab von Straßenlärm und Hektik. Es ist ein stilles Glück – einfach nur Natur, Bewegung und Ruhe.

Das charmante mittelalterliche Städtchen St. Ursanne liegt am Doubs
Das charmante mittelalterliche Städtchen St. Ursanne liegt am Doubs / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber
Die Kanaustrecke führt durch die romantische Landschaft bis nach St. Ursanne
Die Kanaustrecke führt durch die romantische Landschaft bis nach St. Ursanne / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Versteckt im wildromantischen Doubs-Tal liegt St. Ursanne, ein mittelalterliches Juwel im Jura, das wirkt, als habe die Zeit hier eine Pause eingelegt. Kopfsteinpflaster, verwitterte Fassaden und der Fluss, der sich gemächlich durch die Landschaft schlängelt – in diesem Städtchen scheint der Alltag leiser zu sprechen.

Benannt nach dem Einsiedlermönch Ursicinus, zieht St. Ursanne nicht nur Pilger an, sondern auch Ruhesuchende, Historiker und Spaziergänger, die sich vom Charme vergangener Jahrhunderte verführen lassen. Das Kloster und die romanische Stiftskirche mit ihren prachtvollen Portalen und Fresken erheben sich still, aber würdevoll über dem Ort, wie ein Wächter über Geschichte und Legenden.

In der Uhrenhochburg La Chaux-de-Fonds wurden um 1900 mehr als 50 Prozent der Uhren Welt hergestellt. Heute arbeiten dort immer noch 250 Uhrmacher
In der Uhrenhochburg La Chaux-de-Fonds wurden um 1900 mehr als 50 Prozent der Uhren Welt hergestellt. Heute arbeiten dort immer noch 250 Uhrmacher / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Ticken im Takt der Zeit – Das Uhrmacher-Erbe von La Chaux-de-Fonds

In La Chaux-de-Fonds schlägt die Zeit anders – präziser, durchdachter. Auf 1000 Metern Höhe, im Herzen des Neuenburger Jura, liegt eine Stadt, die nicht zufällig zur Welterbestätte wurde. Denn hier verschmelzen Handwerk, Architektur und Lebensrhythmus zu einem harmonischen Ganzen.

Le Corbusier errichtete für seine Eltern mit dem Maison blanche auf den Anhöhen seiner Geburtsstadt La Chaux-de-Fonds sein erstes architektonische Kunstwerk
Le Corbusier errichtete für seine Eltern mit dem Maison blanche auf den Anhöhen seiner Geburtsstadt La Chaux-de-Fonds sein erstes architektonische Kunstwerk / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Die Straßen der Planstadt verlaufen streng geometrisch, durchzogen von Licht und Logik. Kein Zufall, sondern das Ergebnis einer durchdachten Verbindung von Wohnen und Arbeiten. Die Häuser der Uhrmacher – oft im eleganten Jugendstil – verfügen über auffällig große Fenster, die das Tageslicht in die Werkstätten lenken. Es ist ein urbanes Gefüge, das sich der Uhrmacherei unterordnet, ohne dabei an Faszination zu verlieren. „Um 1900 wurden in La Chaux-de-Fonds mehr als 50 Prozent der Uhren Welt hergestellt. Heute werden nur noch zwei Prozent aller Schweizer Uhren von etwa 250 Uhrmachern in der Stadt produziert, vom Wert her sind es allerdings 50 Prozent“, erklärt Gästeführer Ruedi Schlaepfer. Gemeinsam mit ihrer «Zwillingsstadt» Le Locle wurde La Chaux-de-Fonds 2009 von der UNESCO für diese «vollkommene Symbiose zwischen Urbanismus und Industrie» ausgezeichnet. Doch es ist mehr als nur Geschichte: Noch heute wird hier immer noch mit ruhiger Hand und scharfem Blick an Zeitmessern gearbeitet, die in alle Welt gehen – ein Erbe, das weiterlebt, tickend, präzise und stolz.

Auf einem Hochplateau, den Freibergen rund um Saignelégier grasen auf ausgedehnten Weideflächen Pferde
Auf einem Hochplateau, den Freibergen rund um Saignelégier grasen auf ausgedehnten Weideflächen Pferde / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Paradies für Naturliebhaber

Auf etwa 1000 Metern über dem Meeresspiegel erstrecken sich die Freiberge rund um Saignelégier als ein Hochplateau mit unberührter Natur. Die Umgebung zeichnet sich durch sanfte Landschaften, ausgedehnte Grünflächen, dichte Tannenwälder und verstreute Bauernhöfe aus. Besonders bemerkenswert ist die gemeinsame Nutzung der Weideflächen von Kühen und Pferden.

 „Das ist eine sehr gute Lösung. Die Pferderasse Franches-Montagnes und die Rinder ergänzen sich“, bestätigt der Züchter Ernst Sprunger. Die Pferderasse Freiberger, auch als Freiburger oder Franches-Montagnes bekannt, stammt aus der Schweiz. Ihre Geschichte beginnt im 19. Jahrhundert im Jura, genauer im Kanton Jura. Ursprünglich als Arbeitspferd gezüchtet, spielten lokale Klosterstuten und eingeführte englische Vollblüter eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Rasse. Freiberger sind für ihre Vielseitigkeit, Robustheit und ihr ruhiges Gemüt geschätzt. Sie wurden traditionell in der Landwirtschaft, als Reitpferde und für leichte Zugaufgaben eingesetzt. Mit der Mechanisierung der Landwirtschaft wandelte sich ihre Rolle, und sie werden heute vermehrt für Freizeitaktivitäten und als Sportpferde genutzt. Der Bestand der Freiberger hat in der Vergangenheit abgenommen, doch durch gezielte Zuchtprogramme und die Beliebtheit als Freizeitpferd hat sich die Population stabilisiert.

Ein Rundweg führt um den Moorsee auf dem Hochplateau der Freiberge
Ein Rundweg führt um den Moorsee auf dem Hochplateau der Freiberge / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Der Étang de la Gruère ist ein Naturschutzgebiet von landesweiter Bedeutung und ein Eldorado für alle, die die Natur lieben. Ein rund um den Moorsee angelegter Wanderweg auf dem Hochplateau der Freiberge lädt dazu ein, seine außergewöhnliche Flora und Fauna zu entdecken.

Wildpflanzenexpertin Maria-Luisa Wenger hat längst das Potenzial der Natur erkannt. Bei Wildpflanzenkursen oder therapeutischen Spaziergängen vermittelt sie nicht nur die Schönheit der Natur, sondern berichtet viel über Heilpflanzen und deren Wirkungen. Natürlich verrät sie auch Rezepturen. „Mädesüß ist bekannt für seine entzündungshemmende sowie schmerzlindernde Wirkung, wird auch in der Küche verwendet“, sagt die Kräuterfachfrau.

Wie ein steinernes Amphitheater erhebt sich der imposante Felsenkessel mit fast 200 Meter hohen, kreisförmig angeordneten Klippen
Wie ein steinernes Amphitheater erhebt sich der imposante Felsenkessel mit fast 200 Meter hohen, kreisförmig angeordneten Klippen / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Geologische Kuriosität

Der Creux du Van – eine monumentale Laune der Natur. Wie ein steinernes Amphitheater erhebt sich der imposante Felsenkessel mit fast 200 Meter hohen, kreisförmig angeordneten Klippen über dem Val-de-Travers. Mit 1400 Metern Länge wird er oft als der „Grand Canyon“ der Schweiz bezeichnet. Geformt von Gletschern und Erosion, bietet er heute eine spektakuläre Aussicht über die wilde Areuse-Schlucht. Am Rand grasen Steinböcke, Greifvögel kreisen im Aufwind. Der Creux du Van liegt an der Grenze zwischen den Kantonen Neuenburg und Waadt – im Herzen des Jurabogens und am Ende des geheimnisvollen Tals, das einst als Wiege des Absinths weltberühmt wurde. Eine Landschaft wie aus einer anderen Zeit – rau, mystisch und majestätisch. „Wer einmal diese Felsenarena gesehen hat, fühlt sich von diesem Ort geradezu magisch angezogen“, empfindet Reiseleiterin Monique Chevalley.

Ebenfalls einen spektakulären Blick bieten im Neuenburger Jura die Roches de Moron. Von den steilen Klippen hoch über dem smaragdgrünen Lac de Moron schweift der Blick weit über die Doubs-Schlucht bis zur französischen Grenze. Der Weg dorthin führt durch stille Wälder und entlang des Flusses – ein echtes Naturerlebnis.

Eine Bootstour auf dem Lac de Brenets birgt eine Entdeckungsreise durch die beeindruckende Landschaft des Doubs-Beckens
Eine Bootstour auf dem Lac de Brenets birgt eine Entdeckungsreise durch die beeindruckende Landschaft des Doubs-Beckens / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Spektakulärer Wasserfall

Eine Schifffahrt auf dem Lac de Brenets ist mehr als nur eine gemütliche Bootstour – sie ist eine kleine Entdeckungsreise durch die beeindruckende Landschaft des Doubs-Beckens. An Bord gleitet man vorbei an steilen Felswänden und dem klaren, tiefblauen Wasser, das in der Sonne schimmert. Die Ruhe auf dem See lädt zum Verweilen ein und bietet immer wieder neue Ausblicke auf die Natur rundherum. Am Ziel angekommen, wartet ein kurzer, aber lohnender Spaziergang zum «Saut du Doubs», einem der spektakulärsten Wasserfälle der Region. Das tosende Wasser, das in die Tiefe stürzt, ist ein echtes Naturwunder und krönt diese unvergessliche Fahrt.

Neuchâtel war einst ein Zentrum der Absinth-Produktion, der berühmten Spirituose, auvh bekannt als Grüne Fee
Neuchâtel war einst ein Zentrum der Absinth-Produktion, der berühmten Spirituose, auvh bekannt als Grüne Fee / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Neuchâtel und Absinth – eine überraschende Verbindung voller Geschichte und Genuss

Die charmante Stadt Neuchâtel am gleichnamigen See war einst ein Zentrum der Absinth-Produktion, der berühmten grünen Spirituose mit geheimnisvollem Ruf. Heute erlebt die „Grüne Fee“ eine Renaissance. Ob in gemütlichen Bars, kleinen Destillerien oder im eleganten Hotel Beau Rivage – überall kann man den Absinth in all seinen Facetten entdecken. Neuchâtel verbindet damit Tradition und modernes Lebensgefühl – ein Muss für alle, die Kultur und Geschmack lieben. Tiefere Einblicke in die Geschichte des Kultgetränks ermöglicht das Maison de l’Absinthe in Môtier. In modernem Ambiente wird dort das legendäre Getränk inszeniert, während die faszinierende Geschichte des Absinths aus dem Val-de-Travers – von der Herstellung über das Verbot bis hin zu seinem Einfluss auf Gastronomie und Wirtschaft – zum Entdecken einlädt. Und zum Abschluss gibt es in dem Museum eine Verkostung der „Grünen Fee“.

Abendstimmung am Neuenburger See
Abendstimmung am Neuenburger See / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

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