Wenn die 15. Internationale Gold- und Diamantenkonferenz der Initiatives in Art and Culture (IAC) im Juli nach New York City zurückkehrt, sticht ein Name besonders hervor: Prof. Ivor Agyeman-Duah, Historiker, Kulturkurator und Direktor des Manhyia-Palastmuseums in Kumasi, Ghana.
Seine Teilnahme unterstreicht den interdisziplinären und inklusiven Charakter der Veranstaltung, die unter dem Motto „Eye on the Prize: Towards Continuing Improvement in Practice and Artistry“ Tradition, Verantwortung sowie die Zukunft von Handwerkskunst und Ethik neu in den Blick nimmt.
Doch Prof. Agyeman-Duah ist weit mehr als ein Museumsdirektor. Er gilt als einer der führenden Intellektuellen Afrikas, ein Brückenbauer zwischen Geschichte und Moderne, Wissenschaft und Kunst, Globalem Süden und Norden. Als Kurator, Autor zahlreicher Werke über afrikanische Geschichte, Wirtschaft und Literatur sowie als Berater internationaler Organisationen hat er weltweite Anerkennung gefunden. Im Manhyia-Palastmuseum, dem historischen Sitz des Asante-Königreichs, bewahrt und interpretiert er ein kulturelles Erbe, das materiell reich und zugleich tief symbolisch ist.

Seine Arbeit gründet auf der Überzeugung, dass kulturelles Erbe und historische Verantwortung eine zentrale Rolle in den globalen Debatten der Gegenwart spielen müssen – besonders in einer Zeit, in der nachhaltige Rohstoffgewinnung, faire Arbeitspraktiken und die Restitution kulturellen Eigentums intensiv diskutiert werden. Seine Teilnahme passt daher perfekt zum Profil der IAC-Konferenz, die sich nicht als Handelsmesse, sondern als Forum für kritischen Dialog und geistige Vordenkerschaft versteht. Hier treffen Meisterhandwerker auf Wissenschaftler, multinationale Unternehmen auf Politikberater – und Stimmen wie die von Ivor Agyeman-Duah bringen Tiefe und Vision ein.
Exklusives Interview mit Prof. Ivor Agyeman-Duah
Andreas Conrad: Was bedeutet es für Sie, als Direktor des Manhyia-Palastmuseums auf der IAC-Konferenz in New York zu sprechen?
Prof. Ivor Agyeman-Duah: Es war mir eine große Freude, als die Einladung kam – und nicht nur das, sondern auch, die Eröffnungsrede halten zu dürfen. Solche internationalen Plattformen bieten die Möglichkeit, Gedanken auszutauschen, andere Akteure der Branche und Fachleute der öffentlichen Politik auf Entwicklungen aufmerksam zu machen, von denen sie sonst vielleicht nichts wüssten.
Es dient aber auch dem Zweck, selbst zu erfahren und von anderen zu lernen. New York City ist eines der weltweit führenden Zentren internationaler Diplomatie und zugleich der Kulturen – von bedeutendem Game-Design und digitaler Kunst über die Theaterwelt des Broadway bis hin zu den großen Metropolen der Museen, allen voran das Metropolitan Museum of Art und das Brooklyn Museum.
Immer wieder hierherzukommen war daher eine Freude, und das „Magnetfeld“ der IAC, gute Menschen zusammenzubringen, ist lobenswert.

Andreas Conrad: Welche Rolle spielt das kulturelle Erbe Ghanas – insbesondere das der Asante – in der globalen Diskussion um Restitution und Gerechtigkeit?
Prof. Ivor Agyeman-Duah: Ghana, bevor es 1957 seinen heutigen Namen erhielt, war als Goldküste bekannt – wegen der Fülle seiner Goldvorkommen. Die Faszination Europas für dieses Gebiet war weithin bekannt, nicht zuletzt wegen anderer Bodenschätze. Doch bereits in vorkolonialer Zeit existierten an der Goldküste bedeutende Staaten und Königreiche mit unterschiedlichen Ausprägungen.
Das Asante-Königreich, das sich im zentralen Teil der Goldküste entwickelte, wurde jedoch vor allem durch die Anglo-Asante-Kriege bekannt, die schließlich im Jahr 1900 endeten. Zwischen 1874 und 1900 wurden während dieser Kriege zahlreiche königliche Insignien von den britischen Truppen in Kumasi, der Hauptstadt des Königreichs, geplündert. Das erste steinerne Gebäude, das als Museum diente und vom Design des British Museum inspiriert war, wurde in den 1870er Jahren niedergebrannt.
Die Tausenden von funktionalen Ornamenten und anderen Insignien, die gestohlen wurden, tauchten später auf den offenen Märkten Londons und in anderen europäischen Auktionshäusern auf. Sie wurden zu Objekten großer Neugier, insbesondere nachdem das British Museum und das Victoria and Albert Museum einige von ihnen erwarben.
Als visuelle Objekte einer afrikanischen Zivilisation, die den Europäern bis dahin unbekannt war, lenkten die Details dieser handgefertigten Asante-Materialien das Interesse europäischer Anthropologen, Archäologen und Historiker auf eine Gesellschaft, die bald als eine der bedeutendsten Afrikas galt.
Doch nicht nur Asante-Objekte wurden geplündert – das geschah ebenso im Norden und Osten der Goldküste. Und so bilden sie heute eine wesentliche Grundlage historischer Forschung, die nun Teil der Debatte über Restitution und Gerechtigkeit ist.
Andreas Conrad: Wie bewerten Sie den aktuellen Ansatz internationaler Institutionen im Umgang mit afrikanischen kulturellen und historischen Artefakten?
Prof. Ivor Agyeman-Duah: Es darf keine einheitliche Herangehensweise an die vielen historischen Episoden geben. Diese unterschieden sich geografisch und zeitlich sowie in dem, was die Grundlage für Restitution und Rückgabeforderungen bildet. Die Yoruba-Kultur ist anders als die Ibo-Kultur, und beide unterscheiden sich wiederum deutlich von der Ga-Kultur in Accra. Darüber hinaus sind sie Bestandteile neuer Republiken. Diese wiederum unterscheiden sich stark von dem, was man etwa im Kongo in Ostafrika findet – sei es im Nationalismus und kulturellen Geist, der zur Mau-Mau-Rebellion in Kenia führte, oder bei den Aba-Aufständen im vorkolonialen Nigeria.
Eine der Schwierigkeiten – vielleicht absichtlich, vielleicht nicht – bestand bei den Großmächten darin, Afrika als einen einzigen Raum zu betrachten. Das geschah in kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Dimensionen. Dies ist nicht hilfreich und erschwert das Verständnis der komplexen Realität Afrikas – eines Kontinents mit über einer Milliarde Menschen und Zehntausenden von Sprachen.

Andreas Conrad: Welche Chancen sehen Sie für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit in der Schmuck- und Edelmetallindustrie?
Prof. Ivor Agyeman-Duah: Afrika verfügte schon immer über diese natürlichen Ressourcen – Gold, Silber, Edelsteine und andere Mineralien, die es anderswo nicht gab. Das Kongobecken besitzt genügend Flüsse und Potenzial, um den Energiebedarf von etwa der Hälfte des afrikanischen Kontinents zu decken. Es gibt Rohstoffe für die Telekommunikation, und die Materialien für Mikrochips in der Mobiltelefonie sind im Kongo reichlich vorhanden.
Leider haben diese Ressourcen unermessliches Leid verursacht und gleichzeitig schwere Krisen in Form von andauernden Bürgerkriegen im Kongo ausgelöst – mit Auswirkungen auf die gesamte Region der Großen Seen, einschließlich Ruanda und Burundi.
Diese aktuelle Krise besteht seit Jahrzehnten und reicht zurück bis in den Kalten Krieg, als externe Mächte um die Kontrolle Afrikas stritten. Diese unglückliche Geschichte – nicht nur der Geografie – verstellt oft den Blick auf die natürlichen Ressourcen und darauf, wie sie zum gegenseitigen Nutzen auch für die Schmuckindustrie eingesetzt werden könnten. Wiederum ist es in Afrika so, dass die Gegebenheiten gegen die Ethik des globalen Handels und dessen Ungleichgewichte wirken: mangelnde Technologie, fehlende Wertschöpfung, geringe nationale Einkommen.
Die Chancen sind also immer vorhanden gewesen, aber Chancen existieren nicht unabhängig von der Realität.
Andreas Conrad: Wie können Museen und kulturelle Institutionen heute dazu beitragen, handwerkliche Traditionen zu bewahren und neu zu beleben?
Prof. Ivor Agyeman-Duah: Museen auf der ganzen Welt befinden sich im Wandel: Sie deuten die Vergangenheit in der Gegenwart neu, wählen Objekte und historische Aspekte aus, die ein breites Publikum ansprechen.
Museen sind in der westlichen Welt seit Jahrhunderten Teil der Institutionen. In Afrika hingegen existierten vor der Kolonialzeit eher „mobile Museen“ – ohne feste Gebäude oder Einrichtungen, sondern durch Feste, wöchentliche oder jährliche, bei denen die Häuptlinge in großen Prozessionen mit Hofbeamten, Schatzhütern und Würdenträgern unter prächtigen Schirmen für die Öffentlichkeit auftraten.
Die postkoloniale Idee und Institution des Museums begann in den 1960er Jahren mit ethnographischen Objekten und anthropologischer Deutung. Dabei handelte es sich in der Regel um staatliche oder öffentliche Museen, die Afrikas antike Größe und seine neue Identität zeigten – das, was Senghor im Senegal als „Négritude“ und Nkrumah als „African Personality“ bezeichneten.

Heute gibt es eine neue Phase: private und zeitgenössische Museen, die Afrika in anderen Dimensionen betrachten – Schmuck aus Gold, Diamanten und Silber, Mode und andere zeitgenössische Ausdrucksformen.
Die Wiederbelebung erfolgt aber auch durch moderne Medien wie Gaming und digitale Design-Apps. Ghanaische Volkserzählungen, die früher am Feuer oder im Mondlicht erzählt wurden, als es auf den Dörfern noch keinen Strom gab, sind heute animiert, und Kinder dieser Generation sehen diese Geschichten – etwa die berühmten Ananse-Erzählungen aus Ghana oder die der Yoruba aus Nigeria – in Museen, verknüpft mit Museen und anderen kulturellen Räumen.
Andreas Conrad: Welche persönlichen Hoffnungen verbinden Sie mit der diesjährigen Konferenz – in Bezug auf Wirkung und Austausch?
Prof. Ivor Agyeman-Duah: Dass einige der hervorragenden Vorschläge, die von den Experten eingebracht werden, über New York hinaus zu den politischen Entscheidungsträgern gelangen – bis hin zu den Produktionsstätten in Afrika, zu Produzenten, Konsumenten, staatlichen Regulierungsbehörden und nichtstaatlichen Akteuren.
Vielen Dank für Ihre Zeit, Prof. Ivor Agyeman-Duah.
Das Interview mit Prof. Ivor Agyeman-Duah führte FrontRowSociety-Redakteur Andreas Conrad im Juli 2025.
Weitere Informationen:
Prof. Ivor Agyeman-Duah
Manhyia-Palast, Kumasi




























































