Zwischen Olivenhainen, traditioneller Handwerkskunst und nachhaltigem Tourismus liegt ein Ort, der Geschichte atmet und gleichzeitig neue Wege geht: die Villa Ginevra in Sizilien. Einst Teil einer Klosteranlage, hat sich das Anwesen unter der Leitung von Cindy Pinggera zu einem Erlebnisort entwickelt, der Besucher:innen aus aller Welt anzieht. Besonders im Mittelpunkt: die Olivenernte.
Was auf den ersten Blick nach einfacher Feldarbeit klingt, entpuppt sich als tiefgreifendes, kulturelles Erlebnis – eine Reise zu den Wurzeln sizilianischer Identität. Doch wie kam es dazu, dass ausgerechnet dieses Handwerk das Herzstück eines neuen Angebots von mydays wurde? Wir haben mit Cindy Pinggera über Tradition, Nachhaltigkeit und die Kraft sinnlicher Erfahrungen gesprochen.
Exklusives Interview mit Cindy Pinggera, Betreiberin der Villa Ginevra auf Sizilien
Andreas Conrad: Frau Pinggera, Ihre Villa Ginevra hat selbst eine lange Reise hinter sich – von der Klosteranlage zum Erlebnisort. Wie kam es dazu, dass Sie ausgerechnet die Olivenernte zum Herzstück eines neuen mydays-Angebots gemacht haben?
Cindy Pinggera: Unsere Gäste schätzen dieses Erlebnis wirklich sehr, weil sie die Möglichkeit haben, selbst Hand anzulegen und aktiv am Herstellungsprozess des Olivenöls teilzunehmen. Es ist für sie eine einzigartige Gelegenheit, nicht nur den gesamten Prozess von der Ernte bis zur Verkostung mitzuerleben, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Bedeutung und die Komplexität des Olivenanbaus zu entwickeln. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, den Menschen die Arbeit und das Handwerk, die hinter der Produktion von hochwertigem Olivenöl stecken, näherzubringen. Es geht dabei nicht nur um das Öl selbst, sondern auch um die Wertschätzung für die Natur, die Geduld, die Mühe und die Liebe, die in jedem Schritt dieses Prozesses investiert werden. Die Entscheidung, die Olivenernte zum Herzstück eines neuen mydays-Angebots zu machen, entstand aus der Überzeugung, dass dieses Erlebnis weit mehr ist als nur ein landwirtschaftlicher Prozess – es ist ein tiefgehender, authentischer Moment, der die Menschen mit der Region, der Tradition und der Natur verbindet. Für uns ist es entscheidend, dass unsere Gäste nicht nur das fertige Produkt, sondern auch die Werte dahinter verstehen: Nachhaltigkeit, Handwerkskunst und die tiefe Verbindung zu unserer Umgebung. Wir sind fest davon überzeugt, dass dieses Erlebnis mehr Aufmerksamkeit verdient, weil es den Menschen zeigt, wie rein und wertvoll echtes Olivenöl ist. Der wahre Wert von Olivenöl liegt nicht nur in seinem Geschmack, sondern auch in seiner Entstehungsgeschichte – und genau diese Geschichte möchten wir erzählen. Es ist schön zu sehen, wie die Gäste nach der Teilnahme an der Olivenernte mit einem tieferen Verständnis und einer neuen Wertschätzung für das Produkt nach Hause gehen.
Andreas Conrad: Was erleben Gäste konkret während der Erntezeit – ist es eher Arbeit mit den Händen oder ein tieferes Eintauchen in sizilianische Kultur und Lebensgefühl?
Cindy Pinggera: Während der Erntezeit erleben die Gäste definitiv mehr als nur Arbeit mit den Händen. Es ist wirklich eine Gelegenheit, tief in die sizilianische Kultur und das Lebensgefühl einzutauchen. Während der Erntezeit dürfen die Gäste die Oliven direkt vom Baum schlagen, was ein echtes Erlebnis ist. Sie entfernen die Blätter aus den Netzen, spüren die warme Sonne auf der Haut und lernen dabei auch viel über die verschiedenen Olivensorten und ihre Verwendung. Es ist eine tolle Gelegenheit, die Tradition hautnah zu erleben und sich mit der Natur und den jahrhundertealten Anbaumethoden zu verbinden. So wird die Olivenernte zu einem unvergesslichen, authentischen Erlebnis! Dabei geht es nicht nur um das Sammeln der Oliven, sondern auch um das Teilen von Momenten, das Lachen, die Gespräche und das Gefühl, Teil einer lebendigen Kultur zu sein. Es ist also eine schöne Mischung aus handwerklicher Tätigkeit und einem tiefen Eintauchen in das sizilianische Lebensgefühl!
Andreas Conrad: Sie beginnen die Ernte bewusst früher als andere in der Region. Welche Idee steckt dahinter – und was bedeutet das für die Qualität des Öls?
Cindy Pinggera: Das bewusste Früh-Ernten, also das Beginnen der Erntezeit vor anderen in der Region, basiert auf der Idee, die Qualität des Olivenöls auf ein maximales Niveau zu heben. Wir ernten die Oliven in einem weniger ausgereiften Zustand, was dem Öl nicht nur einen frischeren, fruchtigeren Geschmack verleiht, sondern auch dazu beiträgt, den Gehalt an wertvollen Antioxidantien und Polyphenolen zu erhöhen. Diese Bestandteile sind bekannt für ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften, da sie entzündungshemmend und antioxidativ wirken. Durch die frühe Ernte können wir also nicht nur ein aromatisches Öl mit einer klaren, grünen Farbe und intensiven Aromen produzieren, sondern auch ein besonders gesundes. Ein weiterer Vorteil der Früh-Ernte ist, dass die Oliven weniger oxidiert sind, was zu einer besseren Qualität des Öls führt. Je länger die Oliven am Baum reifen, desto mehr Zucker wird freigesetzt, was das Öl süßer und weniger intensiv im Geschmack macht. Durch die Ernte im frühesten Stadium können wir hingegen die Bitterkeit und Schärfe im Öl verstärken, was viele Kenner als besonders erstklassig und „authentisch“ empfinden.
Andreas Conrad: Das Erlebnis endet nicht mit der Ernte, sondern geht bis zur Pressung und Verkostung. Warum war Ihnen dieser vollständige Prozess wichtig?
Cindy Pinggera: Der vollständige Prozess – von der Ernte bis zur Verkostung – ist uns besonders wichtig, weil er den Gästen ein tiefgehendes Verständnis für die Qualität und die Sorgfalt bei der Herstellung des Olivenöls vermittelt. Indem sie den Weg vom Baum bis zum fertigen Produkt miterleben, können die Besucher die Bedeutung jeder einzelnen Phase erkennen: von der Auswahl der Oliven über die schonende Pressung bis hin zur Verkostung des fertigen Öls, begleitet von unserem selbstgebackenen Brot aus einer lokalen Getreidemühle. Wir glauben, dass dieser direkte Zugang zum Produktionsprozess den Gästen nicht nur die Geschichte und die Tradition hinter dem Olivenöl näherbringt, sondern ihnen auch ein bewusstes Erlebnis ermöglicht, das die gesamte Wertschöpfungskette umfasst. Für uns ist es essentiell, dass die Gäste die Wertigkeit und die Handwerkskunst hinter jedem Tropfen Olivenöl wirklich verstehen und schätzen lernen. Der Moment, in dem sie das frische Öl direkt nach der Pressung kosten, ist ein echtes „Aha-Erlebnis“, das oft völlig neue Perspektiven auf die Qualität und den Geschmack des Produkts eröffnet. Darüber hinaus möchten wir, dass unsere Gäste nicht nur das Produkt, sondern auch die Leidenschaft und Hingabe erleben, die in jedem Schritt des Prozesses steckt – von der Pflege der Bäume bis hin zur sorgsamen Handhabung bei der Ernte und der Pressung.
Andreas Conrad: Neben der Olivenernte bieten Sie auch Kochkurse und Yoga-Retreats an – was verbindet all diese Erlebnisse aus Ihrer Sicht?
Cindy Pinggera: Alle diese Erlebnisse – Olivenernte, Kochkurse und Yoga-Retreats – teilen eine gemeinsame Leidenschaft: das Bewusstsein für Wohlbefinden, Achtsamkeit und die Verbindung zur Natur. Sie laden die Menschen ein, sich bewusst Zeit für sich selbst zu nehmen, ihre Sinne zu schärfen und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Jede dieser Erfahrungen bietet einen einzigartigen Zugang zur Natur, zur eigenen Gesundheit und zum eigenen Selbst. Die Olivenernte fördert nicht nur den direkten Kontakt zur Natur, sondern lehrt auch eine tiefere Wertschätzung für die Herkunft und Qualität von Lebensmitteln. Durch das aktive Mitwirken im Ernteprozess erfahren die Gäste auf ganz authentische Weise, was es bedeutet, etwas mit eigener Hand und Liebe zu schaffen. Es geht darum, den Wert natürlicher Produkte und die harte Arbeit dahinter zu erkennen, und das Olivenöl, das am Ende des Prozesses steht, ist das sichtbare und spürbare Resultat dieser Reise. Die Kochkurse wiederum bauen auf dieser Verbindung zur Natur auf, indem sie den Gästen beibringen, wie sie mit frischen, gesunden Zutaten aus der Region köstliche und nahrhafte Mahlzeiten zubereiten können. Hier geht es nicht nur um Rezepte, sondern auch um die Freude und Kreativität, die beim Kochen entstehen. In unseren Kursen betonen wir den Wert von einfachen, aber hochwertigen Zutaten und zeigen, wie man Aromen kombiniert, die das Wohlbefinden fördern und den Körper nähren. So verbinden wir die kulinarische Kunst mit der Achtsamkeit für gesunde Ernährung. Die Yoga-Retreats schließlich ergänzen das Ganze, indem sie den Gästen helfen, körperliche und geistige Balance zu finden. Yoga bietet eine wunderbare Möglichkeit, den hektischen Alltag hinter sich zu lassen, zur Ruhe zu kommen und in sich selbst zu spüren. Hier geht es darum, die innere Ruhe zu finden, Stress abzubauen und den Körper in Einklang mit der Natur zu bringen – eine perfekte Ergänzung zu den anderen Erlebnissen, die ebenfalls die Natur, die Achtsamkeit und das Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen.
Andreas Conrad: Viele Ihrer Gäste kommen von weit her. Wie gelingt es Ihnen, diesen internationalen Besucher:innen dennoch etwas zutiefst Regionales mitzugeben?
Cindy Pinggera: Auch wenn unsere Gäste aus aller Welt kommen, legen wir großen Wert darauf, ihnen das wahre Herz unserer Region zu vermitteln. Das gelingt uns nicht nur durch die authentischen Gerichte, die wir ihnen servieren, sondern auch durch die Verwendung saisonaler und regionaler Produkte aus unserer eigenen Anlage. Wir setzen auf lokale Spezialitäten, die in der Region tief verwurzelt sind, und bringen diese in Form von kulinarischen Erlebnissen und Workshops näher. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, den internationalen Besucher:innen ein echtes Stück unserer Heimat zu vermitteln – sei es durch die Aromen, die Geschichten oder die Menschen, die dahinter stehen. So können sie die Seele unseres Landes wirklich mitnehmen und einen bleibenden Eindruck von der Region gewinnen!“
Andreas Conrad: Gibt es bereits Pläne, das Konzept in weiteren Regionen oder mit anderen landwirtschaftlichen Themen auszuweiten?
Cindy Pinggera: Wir sind offen dafür, unser Konzept in weiteren Regionen auszuweiten und dabei mit lokalen Partnern zusammenzuarbeiten, die unsere Philosophie teilen. Durch die Zusammenarbeit mit Partnern, die ebenfalls den sanften Tourismus fördern, können wir die Region noch nachhaltiger und authentischer präsentieren. Das gemeinsame Ziel, die Region mit Respekt für die Natur und die lokale Kultur zu beleben, macht unsere Initiative sicher noch wirkungsvoller. In Bezug auf landwirtschaftliche Themen planen wir, unsere Flächen weiter mit Olivenbäumen zu bepflanzen. Wir haben festgestellt, dass dieser Anbau bei unseren Gästen sehr gut ankommt und auf großes Interesse stößt. Olivenbäume symbolisieren nicht nur Nachhaltigkeit, sondern auch Tradition und Authentizität, was sehr gut zu unserer Philosophie des sanften Tourismus passt.
Einen Dank an Cindy Pinggera für Ihre Zeit.
Weiterführende Informationen:
Villa Ginevra Hotel
Contrada Sirallo 146
98062 Ficarra (ME)
Messina
