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Schon von weitem ist die Abtei St. Hildegard hoch über den Weinbergen von Rüdesheim sichtbar. Eingebettet in das sanfte Grün des Rheingaus, ist das Benediktinerinnenkloster ein Ort der Stille und Inspiration. 

Wer Ruhe, Einkehr oder einfach nur einen besonderen Ort sucht, an dem Zeit und Raum eine andere Bedeutung bekommen, wird in dem Kloster – das seit 2002 Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal ist – auf Anhieb fündig. Denn Geschichte, Spiritualität und moderne Gastfreundschaft treffen hier auf eindrucksvolle Weise zusammen.

Frühling in der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Ein klösterliches Erbe der Hildegard von Bingen

Gegründet wurde die heutige Abtei erst im Jahr 1904, doch ihr spirituelles Fundament reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück – zur heiligen Hildegard von Bingen, einer der faszinierendsten Frauenfiguren des Mittelalters. Hildegard war Benediktinerin, Mystikerin, Komponistin, Heilkundige und eine der ersten Frauen, deren theologische Schriften offiziell anerkannt wurden. Obwohl ihr ursprüngliches Kloster, Rupertsberg bei Bingen, im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, lebt ihr Geist in der Abtei St. Hildegard weiter.

Die heutige Benediktinerinnenabtei versteht sich als geistige Nachfahrin der Hildegard von Bingen. Die Architektur ist beeindruckend: romanische Stilelemente, großzügige Räume, ein weitläufiger Klosterkomplex – alles strahlt eine feierliche Schlichtheit aus. Der gesamte Komplex ist quasi eine Einladung zur inneren Einkehr.

Die Kirche der Benediktinerinnen lädt zum Nachdenken und Verweilen ein / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Ein Ort der Begegnung und des Rückzugs

Doch die Abtei ist kein museales Relikt, sondern ein lebendiger Ort, offen für die Menschen unserer Zeit. Heute leben 33 Ordensfrauen hier nach der Regel des heiligen Benedikt – „Ora et labora“, bete und arbeite – und laden Gäste dazu ein, am Rhythmus des klösterlichen Lebens teilzuhaben.

In diesem Kontext bietet das Kloster verschiedene Möglichkeiten für einen Aufenthalt: vom einfachen Gastaufenthalt mit Teilnahme am Stundengebet über geistliche Tage bis hin zu begleiteten Trauertagen. Besonders beliebt sind die Ora-et-Labora-Wochen, bei denen Besucher für einige Tage jeweils drei Stunden am klösterlichen Arbeitspensum mitwirken, um später in die Stille eintauchen zu können. Dabei stehen die Schwestern auch für persönliche Gespräche und geistliche Begleitung an der Seite ihrer Gäste.

Jeden Menschen nehmen die schützenden Mauern des Klosters auf / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Neben dem spirituellen Angebot betreibt die Abtei auch mehrere Werkstätten. In der klostereigenen Buchbinderei, im Kunsthandwerk oder in der Klosterküche wird altes Wissen mit Hingabe gepflegt. So können Interessierte eines der 25 schnörkellos eingerichteten Gästezimmer mieten, um beispielsweise an einem Kurs über Ikonenmalerei oder die Kunst des Buchbindens teilzunehmen. Ein wichtiger Aspekt der Auszeit für die Gäste ist das einfache Leben. Daher hat man bei der Einrichtung der Zimmer darauf geachtet, diese nach dem Vorbild der Zimmer der Benediktinerinnen zu gestalten – für ein möglichst authentisches Erlebnis.

Die Mahlzeiten nehmen die Gäste mit den Schwestern im Rhythmus des Klosters ein / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Berühmt ist auch der Wein der Abtei: angebaut in den umliegenden Lagen, gepflegt von Schwester Thekla und externen Winzern, jedoch unter der Marke „Abtei St. Hildegard“ verkauft. Unter anderem wird für den Weinverkauf der hübsche Klosterladen genutzt. Dieser bietet neben den Weinen auch Kräuterprodukte, Bücher, Kunsthandwerk und Naturkosmetik an – vieles davon inspiriert von Hildegards Heilkunst und Naturphilosophie. Zudem lädt ein kleines Café mit Terrasse und Rheinblick zur Rast ein. Im schattigen Innenhof kann man nach einem Spaziergang oder einer Wanderung durch die Weinberge zur Ruhe kommen.

Was wäre das Leben ohne Wein? Jeder Weinliebhaber findet hier den passenden Tropfen für sich und seine Lieben / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Auf Schusters Rappen um St. Hildegard

Rund um die Abtei St. Hildegard erstreckt sich ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen. Die Lage oberhalb von Rüdesheim, mitten in einer idyllischen Kulisse aus Weingärten, Wiesen und Wäldern, ermöglicht sagenhafte Ausblicke auf das Rheintal. Zu den beliebtesten Wanderwegen gehören der Rheinsteig, der Klostersteig, der Hildegard-von-Bingen-Pilgerwanderweg, die Rundwanderung Rüdesheim – Niederwalddenkmal – Abtei St. Hildegard sowie zahlreiche Weinwanderwege rund um Rüdesheim und Eibingen. Jede dieser Touren kann gemütlich absolviert werden, denn unterwegs warten viele Gelegenheiten zur Weinverkostung oder einem Picknick mit Aussicht.

Direkt an der Abtei führen zahlreiche Wanderwege vorbei … / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad
… und schlängeln sich durch die Weinberge des Rheingau / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Ein Wander-Highlight ist sicher der Klostersteig. Auf einer Strecke von 30 Kilometern verbindet er gezielt Klöster und spirituelle Orte im Rheingau. Start ist das Kloster Eberbach. Mit Impulsen für Meditation und Besinnung kommt man an Wegkreuzen, Kapellen und auch an der Abtei St. Hildegard vorbei. Das Ziel befindet sich in Marienthal. Besonders schön ist die Etappe des Rheinsteigs von Rüdesheim über die Abtei St. Hildegard nach Assmannshausen oder Lorch. Sie kombiniert Kultur, Natur und historische Orte wie das Niederwalddenkmal und die Ruine Ehrenfels. Der Rheinsteig ist einer der bekanntesten Fernwanderwege Deutschlands und führt direkt an der Abtei vorbei. Er verläuft auf rund 320 Kilometern von Bonn nach Wiesbaden und bietet im Rheingau besonders reizvolle Etappen – mit schmalen Pfaden, Weinbergen, Wäldern und weiten Blicken über den Rhein.

Fast immer offenbart der weite Blick die Lebensader Rhein / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Entschleunigung und die Besinnung aufs Wesentliche wird an diesem spirituellen Kraftort möglich. Die Gegenwart einmal in den Slow-Motion-Modus stellen und innehalten – mitten im Leben. Egal welche Hautfarbe, egal welches Geschlecht, egal welche Religion – die Abtei St. Hildegard zeigt sich offen für jedermann. Die Ordensschwestern leben christliche Werte, die weder altbacken noch verstaubt wirken, sondern aktueller denn je sind. Dieser Ort gelebter Spiritualität haucht alten Traditionen neues Leben ein – nahbar, im Hier und Jetzt verankert.

Christlich und zeitgemäß – das ist die Abtei St. Hildegard / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Übernachtungstipp: Wald.Weit Rheingau Hotel & Retreat

Schnell sind die begehrten 25 Gästezimmer der Abtei ausgebucht. Aber dennoch lockt der Rheingau zu einer Auszeit mit Wanderungen, Wein und Kultur. Eine halbe Autostunde von der Abtei St. Hildegard entfernt liegt auf dem Plateaus des Hanhwaldes das taufrisch eröffnete Wald.Weit Rheingau Hotel & Retreat. Auch dort ist Rückzug möglich. Umgeben von 18 Hektar Wald taucht man ein ins Grün der Natur, lauscht dem Gezwitscher der Vögel, beobachtet friedlich äsende Rehe und fühlt jene zufriedene Stille, die uns so oft im Alltag abhandenkommt.

Das Wald.Weit Rheingau Hotel & Retreat in Kiedrich. Die Abtei St. Hildegard in Rüdesheim ist das ideale Ausflugsziel für Gäste des Hauses
Das Wald.Weit Rheingau Hotel & Retreat in Kiedrich. Die Abtei St. Hildegard in Rüdesheim ist das ideale Ausflugsziel für Gäste des Hauses / © FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

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