Es ist einer dieser goldenen Herbsttage in der Ramsau – allerdings einer von der stillen Sorte. Glasklarer Himmel, ein strahlendes Panorama, die bunt gefärbten Bäume sehen fast kitschig in dieser Postkartenidylle aus. Wir schauen hinauf zum Dachstein, unser Ziel für den heutigen Nachmittag.
Eine weiche Decke aus Wolken und Nebel hängt über seinem gezackten Gipfel. Je weiter wir uns auf der Mautstraße nach oben schlängeln, wird klar: Heute zeigt sich der Dachstein von seiner geheimnisvollen Seite. Noch leuchten die Lärchen am Straßenrand golden in der Nachmittagssonne, doch der Wind trägt bereits jene Kühle mit sich, die den Wechsel der Jahreszeit einläutet.

Aufstieg ins Weiß mit der Panorama-Gondel
Die Gondel schwebt lautlos hinauf, dann kommt der Nebel. Ab und zu reißt die Wolkendecke auf, gibt für einen Moment den Blick auf die steilen Felswände frei – dann verschwindet wieder alles in milchigem Licht. 1.000 Höhenmeter sind es bis zur Bergstation, und als sich oben die Türen öffnen, stehen wir mitten in einer anderen Welt. Der Nebel glitzert im Sonnenlicht, das sich mühsam Bahn bricht. Der Gletscher wirkt wie ein fließendes Lichtmeer – still, hell, fast unwirklich. Hier oben herrscht kein Postkartenwetter – und doch hat genau das seinen Reiz.

Auf dem Dachstein angekommen, auf 2.700 Metern, spürt man sofort: Das ist keine Landschaft, die einem einfach so etwas schenkt. Man muss sich auf sie einlassen. Der Wind pfeift, der Atem kondensiert, und die Kälte dringt unweigerlich durch jede Schicht der Kleidung.

Abschied vom ewigen Eis
Wer den Dachstein-Gletscher vor Jahren besuchte, erkennt ihn kaum wieder. Einst war er ein Hotspot für alpines Skifahren – Lifte, Pisten, Sommertraining. Doch das Eis zieht sich zurück, seit Jahrzehnten schon. Rund 40 Meter an Dicke hat die Eisschicht in den letzten 30 Jahren verloren, die beiden Gletscherzungen – Hallstätter und Schladminger – haben sich fast getrennt.

Heute ist das „ewige Eis“ nur noch rund 70 Meter dick, die Fläche auf etwa drei Quadratkilometer geschrumpft. Was bleibt, ist eine beeindruckende Hochgebirgslandschaft, die sich verändert – sichtbar, spürbar, unausweichlich.
Dachstein – Ein Umbau mit Zukunft
Mit dem Ende des alpinen Skibetriebs kam der Neuanfang. Der große Umbau 2023/24 hat den Dachstein-Gletscher in die Gegenwart geholt. Die Bergstation wurde komplett modernisiert, das Restaurant erhielt eine neue, energieeffiziente Fassade, und eine Photovoltaikanlage produziert nun rund 70 Prozent des benötigten Stroms selbst.


Während der Bauphase – im Winter zwischen Schnee, Eis und Wind – galt der Dachstein als höchste Baustelle Österreichs. Drei Hubschrauber waren im Dauereinsatz, Materialien wurden in der Kälte hin und her geflogen. Heute erstrahlt alles in neuem Glanz: Der Sky Walk, die Himmelsleiter, die Hängebrücke sowie die Treppe ins Nichts laden ein, sich der Höhe und dem Abgrund auf eigene Weise zu nähern.

Was bleibt, wenn das Eis schmilzt? Diese Frage stellt sich unausweichlich. Was kommt nach dem Gletscher? Wenn sich das Eis weiter zurückzieht, bleibt der Fels – karg, aber kraftvoll. Schon heute verwandelt sich die Landschaft: aus Skigebiet wird Erlebnisraum, aus touristischem Ziel ein Lernort über Wandel, Klima und Zeit. Der Dachstein zeigt, dass Veränderung nicht nur Verlust bedeutet. Hier oben entsteht etwas Neues – ein bewussterer Umgang mit der Natur, mit Energie, mit dem, was bleibt.


Erlebnisse zwischen Nebel und Licht
Auch wenn uns an diesem Nachmittag der weite Blick verborgen bleibt, entfaltet der Dachstein-Gletscher gerade im Nebel seinen ganz eigenen Zauber. Sobald die Wolken über die Gipfel ziehen, verschwimmen Konturen, Geräusche werden gedämpft, und die Landschaft wirkt grenzenlos. Wer über das Eis spaziert, den Sky Walk betritt oder den Hauch der Höhe auf der Hängebrücke spürt, erlebt den Berg auf eine stille, beinahe meditative Weise.

Ein besonderer Höhepunkt ist der Eispalast, der seit 2007 unter einer dicken Eisschicht verborgen liegt. Zwischen glitzernden Gängen und schimmernden Skulpturen erzählen mythische Figuren und Naturmotive Geschichten vom Dachstein und seiner Entstehung – geschaffen von regionalen Künstlern und begleitet von den Erzählungen des Ramsauer Bergführers Franz Steiner, der die Besucher mit seiner ruhigen Stimme durch diese unterirdische Welt führt.

Zur Zeit widmet sich die Ausstellung „Der Dachstein im Wandel“ dem Forscher Friedrich Simony, einem der ersten, der den Gletscher wissenschaftlich dokumentierte und den Elementen trotzend 1843 zwei Nächte im Winter auf dem Dachstein verbrachte. Historische Aufnahmen, Tagebuchauszüge und aktuelle Messdaten zeigen eindrucksvoll, wie sehr sich der Dachstein in den letzten 150 Jahren verändert hat. Es ist eine Reise durch Zeit, Eis und Erinnerung – und ein stiller Appell, den Wert dieser vergänglichen Landschaft zu begreifen.


Zwischen Abschied und Staunen
Als wir am späten Nachmittag wieder in die Panorama-Gondel steigen, hat sich der Nebel etwas gelichtet. Durch die dünne Wolkendecke sieht man einige ambitionierte Wanderer, die noch am Berghang unterwegs gen Tal sind. Jeder von uns ist für sich mit seinen Gedanken, ein Gefühl von Ehrfurcht bleibt. Der Dachstein-Gletscher mag kleiner geworden sein, aber seine Wirkung ist größer denn je. Er erzählt Geschichten von Vergänglichkeit, von Mut zur Veränderung und von der Schönheit jener Momente, in denen sich das Licht durch den Nebel kämpft – leise, aber eindrucksvoll.


Übernachten im Falkensteiner Hotel Schladming
Das Falkensteiner Hotel Schladming bildet den perfekten Rückzugsort, den Tag am Dachstein stilvoll ausklingen zu lassen. Das Vier-Sterne-Superior-Haus verbindet alpinen Charme mit modernem Design, eine Küche mit regionalem Schwerpunkt sowie einen großzügigen Spa-Bereich. Nach einem Tag im Nebel oder auf dem Gletscher wird das Falkensteiner zu einem Ort zum Durchatmen, Ankommen und Genießen.

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