Unserer Redaktion konnte während des 4-tägigen Besuchs des Champagnerhauses Lallier, welches ebenfalls in Aÿ-Champagne ansssäig ist, einen Blick ins Museum Pressoria werfen.
Pressoria – Ein sensorisches Eintauchen in das Herz des Champagners
Mitten in der weitläufigen Landschaft der Champagne, in der Ortschaft Aÿ-Champagne, befindet sich ein Museum, das die Geschichte, Kultur und Wissenschaft des Champagners auf innovative und sinnliche Weise erlebbar macht: Pressoria – Voyage sensoriel au cœur du Champagne. In dem ehemaligen Presshaus des Hauses Pommery angesiedelt, beleuchtet das Museum mit einer multimedialen Ausstellung die Herstellung der berühmten Schaumweine und inszeniert gleichzeitig die Landschaft, das Klima und das kulturelle Erbe der Region.
Das Museum Pressoria befindet sich in einem historischen Gebäude, das einst für das Pressen der Trauben der Maison Pommery genutzt wurde. Die respektvolle Restaurierung hat den industriellen Charakter des Ortes bewahrt, gleichzeitig jedoch Raum für ein modernes, museales Erlebnis geschaffen. Mittels zeitgemäßer Ausstellungstechnologie wird im Museum die jahrhundertealte Tradition der Champagne ganzheitlich vermittelt.
Die Eröffnung des Museums markiert einen neuen Zugang zur Weinkultur der Champagne: nicht elitär und exklusiv, sondern inklusiv, erlebnisorientiert und wissenschaftlich fundiert. Mit dieser Konzeption wird das Pressoria zu einem Museum jedermann, einerlei ob weinaffin oder nicht. Selbst das junge Publikium wird von den „Mitmach-Stationen“ angesprochen.
Ein multisensorisches Erlebnis
Das Herzstück von Pressoria ist die interaktive Ausstellung, die mit allen Sinnen erfahrbar ist. Jeder Raum ist einem spezifischen Aspekt des Champagners gewidmet und lädt zur aktiven Auseinandersetzung ein. Dabei stehen nicht nur audiovisuelle Medien zur Verfügung – Besucherinnen und Besucher dürfen fühlen, riechen, hören und tasten.
In einem der ersten Räume wird die geologische und klimatische Entstehung der Champagne behandelt. Auf einer animierten Bodenkarte lässt sich nachvollziehen, wie Millionen Jahre andauernde geologische Prozesse die einzigartige Bodenstruktur aus Kalk, Mergel und Ton hervorgebracht haben – ein entscheidender Faktor für die Charakteristik der Reben.
Ein weiterer Abschnitt widmet sich den Jahreszeiten im Weinberg. Projektionen, Lichtinstallationen und Sounddesign lassen die Besucher die Ruhe des Winters, das Erwachen des Frühlings, die Hitze des Sommers und die geschäftige Erntezeit im Herbst beinahe physisch miterleben.
Dreh- und Angelpunkt ist natürlich der Prozess der Champagnerherstellung selbst – von der Lese über das Pressen, die erste Gärung, die Assemblage und die Flaschengärung bis hin zum Degorgieren und Ruhen. Komplexe Verfahren wie die Méthode Champenoise werden durch visuelle Effekte und haptische Exponate nachvollziehbar gemacht.
Ein besonderes Highlight stellt eine interaktive Presse dar, die es Besucher:innen ermöglicht, den Druck und die Mechanik beim Pressvorgang selbst zu simulieren. Auch die Kellerarbeit – traditionell ein streng gehütetes Kapitel der Champagne-Produktion – wird in beeindruckenden Installationen mit Licht und Schatten erlebbar gemacht. Ein Raum widmet sich der Reifung in der Dunkelheit der Crayères, jener unterirdischen Kreidekeller, die das Klima für die Flaschengärung stabil halten.
Pressoria beschränkt sich jedoch nicht auf die reine Technik der Herstellung. Ebenso wichtig ist die Reflexion der kulturellen Bedeutung des Champagners. In einem weiteren Raum wird der Mythos, den die Marke „Champagne“ im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat, untersucht – von den französischen Königen bis hin zur globalen Ikonografie in Film, Mode und Politik.
Multimediale Elemente illustrieren die Entwicklung des Marketings, insbesondere die Rolle der großen Champagnerhäuser im 19. und 20. Jahrhundert, die durch Plakate, Anzeigen und Design einen weltweit wiedererkennbaren Stil schufen. Auch die geschützte Herkunftsbezeichnung (AOC) wird beleuchtet, einschließlich der juristischen Kämpfe zur Wahrung der Bezeichnung „Champagne“.
Die Rolle des Terroirs und der Biodiversität
Ein weiterer Aspekt, der im Museum betont wird, ist das Terroir – das Zusammenspiel aus Boden, Klima, Rebsorte und menschlichem Einfluss. In interaktiven Modulen kann die Reaktion verschiedener Rebsorten auf Umweltfaktoren nachvollzogen werden. Zudem behandelt ein Abschnitt die Herausforderungen des Klimawandels: Wie sich steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und neue Schädlingsarten auf den Weinbau in der Champagne auswirken, wird durch eindrückliche Animationen dargestellt.
Auch Biodiversität findet Raum in der Ausstellung. Die Rolle von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren im Weinberg wird nicht nur wissenschaftlich erläutert, sondern durch Geräusche und Gerüche atmosphärisch vermittelt.
Architektur und Nachhaltigkeit
Auch das Gebäude selbst ist Teil der musealen Erzählung. Die Restaurierung des ehemaligen Presshauses erfolgte unter ökologischen Gesichtspunkten: Die Wiederverwendung historischer Materialien, eine moderne Energieeffizienz sowie die Integration in die Landschaft stehen exemplarisch für einen nachhaltigen Zugang zum kulturellen Erbe. Die großen Fenster eröffnen einen weiten Blick über die umliegenden Weinberge und lassen die Region visuell in die Ausstellung hineinwirken.
Ein kleiner Garten mit lokaltypischen Pflanzenarten sowie ein Restaurant (welches jedoch geschlossen wird) mit regionaler Küche runden das Besuchserlebnis ab. Das gastronomische Angebot wurde bewusst so gestaltet, dass es die Themen der Ausstellung – Natürlichkeit, Regionalität, Saisonalität – auch auf kulinarischer Ebene weiterführt. Wir sind gespannt, was das zukünftige Gastrokonzept bringen wird.
Pressoria ist kein klassisches Museum, sondern ein immersiver Erlebnisraum, der Bildung, Kultur und sinnliche Wahrnehmung auf Weise miteinander verknüpft. Es gelingt dem Haus, die komplexe Welt des Champagners niederschwellig, interaktiv und gleichzeitig tiefgründig zu vermitteln. Die Ausstellung wechselt geschickt zwischen wissenschaftlicher Präzision und atmosphärischer Inszenierung – eine Gratwanderung, die oft misslingt, hier jedoch mit bemerkenswerter Sorgfalt realisiert wurde.
Der Verzicht auf reißerische Effekte zugunsten eines stimmigen, auf Wissen und Gefühl gleichermaßen setzenden Konzepts macht Pressoria zu einem Beispiel moderner Museumskultur in Frankreich – und zu einem Pflichtbesuch für alle, die die Champagne über das Glas hinaus verstehen wollen.
Am Ende der Ausstellung wartet eine sensorische Weinprobe in einem speziell gestalteten Verkostungsraum. Zwei verschiedene Champagner – von lokalen Winzern aus der Umgebung – können probiert werden. Dabei geht es nicht nur um das Schmecken im klassischen Sinne: Duftnoten, Farbe, Perlage und Textur werden erläutert und eingeordnet. Über Tablets können zusätzliche Informationen über die Erzeuger aufgerufen werden, die Rebsorten und die Herstellungsverfahren betreffend.
Ein großes Plus ist der Fokus auf unabhängige Produzenten – eine bewusste Abgrenzung zu den großen Marken, die das Bild der Champagne oft dominieren. So rundet das Museum Pressoria das Bild über die Vielfalt und Authentizität der Region anschaulich ab.
Verkostungsnotiz zum Champagne Jonot Frères „Rencontre“
Aussehen:
Leuchtendes Hellgold mit feiner, anhaltender Perlage. Die Bläschen bilden sich harmonisch und untermauern das elegante Erscheinungsbild.
Nase:
Zunächst frische, zitrische Noten (grüne Zitrusfrüchte, Grapefruit, Limette), gefolgt von gelben Tropenfrüchten (Ananas, Passionsfrucht) und einem Hauch Steinobst. Sanfte Holznoten – Vanille, geröstete Mandeln und ein zarter Touch Toast – verleihen Tiefe und Struktur.
Gaumen:
Trocken (Extra Brut/Brut), mit kraftvoller, gleichzeitig eleganter Frucht. Die Frische des Zitrus wird von einer kernigen Mineralität getragen, die durch den kalkhaltigen Boden verstärkt wird. Aromen von Ananas, gelbem Apfel und hellem Steinobst fügen sich mit dezenter Würze (weißer Pfeffer, feine Hefe) zu einem ausgewogenen Profil. Die Textur ist cremig dank Holzreife, ohne die Lebendigkeit zu überdecken.
Abgang:
Lang und präzise, getragen von zarter Salzigkeit und einer mineralisch-frischen Nachhall, der zum nächsten Schluck einlädt. Der Nachklang bleibt noch lange präsent.
Serviertemperatur & Glas:
10–12 °C, ideal in schlanken Champagnerflöten oder Tulpen-Gläsern – genau wie empfohlen.
Speiseempfehlung:
Ideal als Aperitif oder zu feinen Meeresfrüchten (Austern, Garnelen), hellem Fisch (Tartar, gegrillter Zander) oder zarten Geflügelgerichten. Auch hervorragend zu cremigem Ziegenkäse oder ausgewählten, feinen Käsesorten.
Herkunft & Nachhaltigkeit:
Aus biologisch geführten Weinbergen im Massif de Saint‑Thierry (Thil, Pouillon, Saint‑Thierry) auf kalk- und sandreichen Böden, in HVE‑Stufe 3 zertifiziert, mit Schwerpunkt auf biodynamischer Bewirtschaftung.
Ein Grower‑Champagner mit klarer Handschrift: expressive Frucht, mineralischer Schliff und eleganter Holzakzent. Ideal für Genießende, die mineralische Frische und Struktur zu schätzen wissen – und als stilvoller Einstieg in das Terroir der Jonot Frères.
Verkostungsnotiz zum Champagne Champagne Hamm et Fils
Aussehen:
Intensives Goldgelb mit grünlichen Reflexen und feiner, lebendiger Perlage, die das Glas elegant emporsteigt.
Nase:
Komplexe Aromen von Brioche, frisch gebackenem Brot und floralen Noten – insbesondere Pfingstrosen – gepaart mit einem zarten Hauch kandierter Zitrusfrüchte (Bergamotte) und Wachs. Auch Nuancen von Blüten und leicht geröstetem Gebäck sind präsent.
Gaumen:
Am Gaumen frisch und körperreich, mit einer angenehmen, sämigen Textur. Auftakt mit gekochten Früchten (z. B. reifer Apfel), gefolgt von kandierten Zitrusfrüchten und würzigen Noten wie Kardamom. Ein Hauch von Grapefruit und Walnuss rundet das Bild ab. Klar, ausgewogen und mit feiner Süße durch den Dosage von 10 g/l.
Abgang:
Langer, reichhaltiger Nachklang mit dichten Aromen, angenehmer Mineralität und dezenter Frische, begleitet von floralen und würzigen Akzenten. Die Länge erinnert an die ausgedehnte Reifezeit in den Kellern (mindestens 2–3 Jahre).
Serviertemperatur & Glas:
Ideal bei 8–12 °C in schlanken Champagnerflöten oder Tulpen-Gläsern – so entfalten sich die floralen und gebackenen Aromen optimal.
Speiseempfehlung:
Perfekt als Aperitif oder zu festlichen Anlässen. Passt hervorragend zu Meeresfrüchten (Hummer, Kabeljau), Austern, weißem Fisch oder zu Gebäck und Obsttartes – etwa Mirabellen und Aprikosen. Auch zu gereiftem Käse sehr empfehlenswert.
Herkunft & Stilistik:
Ein NV (non-vintage) Champagner von Maison Hamm, Ansässiger in Aÿ seit 1910. Die Cuvée ist ein typisches Verschnitt-Ergebnis aus 60 % Pinot Meunier, 25 % Pinot Noir und 15 % Chardonnay. Die Weine durchlaufen keine malolaktische Gärung und reifen in der Regel 2–3 Jahre im Keller – diese Reife verleiht ihr aromatische Dichte und Komplexität.
Der Champagne Initiation Brut von Champagne Hamm et Fils ist ein charmanter Einstieg in das Assemblage-Kunsthandwerk der Haus-Champagner. Mit feiner floraler Frische, gebackenen Noten, eleganter Würze und cremiger Textur ist diese Cuvée eine gelungene Mischung aus Zugänglichkeit und Charakter – perfekt für Anlässe, die Stil und Substanz verlangen.
Das Museum Pressoria ist kein klassisches Museum, sondern ein immersiver Erlebnisraum, der Bildung, Kultur und sinnliche Wahrnehmung auf herausragende Weise miteinander verknüpft.
Der Inhalt dieses redaktionell erstellten Artikels wurde unabhängig verfasst. Die Veröffentlichung wurde durch externe Unterstützung ermöglicht, ohne Einfluss auf die journalistische Ausarbeitung. Es gilt der Redaktionskodex.