Von wegen „Ich will keine Schokolade“: Im slowenischen Radovljica kommen Genießer:innen voll auf ihre Kosten. Denn in der familiengeführten Schokoladenwerkstatt Radolška Čokolada wird echte Handwerkskunst, Leidenschaft für das Süße und Mut zum Neuanfang gelebt.
Es ist wohl Sloweniens süßester Hidden Spot: Das kleine Städtchen Radovljica, das sich selbst als „sweetest town in Slovenia“ bezeichnet. Denn zwischen mittelalterlichem Flair, barocker Altstadt und Panoramablick auf die Julischen Alpen punktet der Ort mit süßen Gaumenfreuden: Alljährlich im April wird Radovljica dank des Schokoladenfestivals zum Mekka für Genussreisende.

Wer das Festival verpasst hat oder seinen Urlaub nicht entsprechend legen konnte, muss aber nicht verzagen: Denn in der charmanten „Radolška Čokolada“ von Nataša und Gregor Mikelj wird das süße Gut das gesamte Jahr über per Hand gefertigt. Wer möchte, kann sich bei einem Workshop sogar selbst an der Schokokunst versuchen – oder sich im Schauraum glücklich kaufen.
Infos & Besuch:
Standort: Radolška Čokolada, Linhartov trg 2, 4240 Radovljica, Slowenien
Öffnungszeiten: Di. bis Do.: 9:00–18:00 Uhr; Fr. und Sa.: 9:00–21:00 Uhr; So.: 10:00–17:00 Uhr. Montags geschlossen.
Workshops & Führungen: nach Voranmeldung möglich
Vom Tourismus zur Schokokunst

„Bevor wir die ‚Radolška Čokolada‘ eröffnet haben, war ich Direktorin des lokalen Tourismusbüros“, erzählt Nataša Mikelj, während sie die Schokoladensorten vor sich in verschiedene Behältnisse füllt. Wir sind zu Besuch in ihrer Werkstatt, im Herzen von Radovljica in Slowenien. Am Programm steht ein Workshop der besonders süßen Art: Wir werden gemeinsam mit Nataša Schokoladentaler herstellen und dekorieren.

Das süße Kakaogut ist bereits seit Jahren Teil von Natašas Arbeitsalltags: Als Direktorin des Tourismusverbands war sie vor Jahren federführend an der Entwicklung der Marke „süßeste Stadt Sloweniens“ beteiligt. Grundlage für diese war die traditionsreiche Gorenjka-Schokoladenfabrik nahe Radovljica, die 2022 ihr 100-jähriges Bestehen feierte und einst die größte Schokoladenfabrik Jugoslawiens war. Die Fabrik inspirierte auch das heute weit über die Stadt hinaus bekannte Schokoladenfestival, das ebenfalls auf Nataša und ihr Team im Büro zurückzuführen ist.
Eine süße Idee: Radolška Čokolada

Die Idee, selbst Schokolade herzustellen, entsprang einem ganz banalen Moment im Alltag der Familie. „Ich war einkaufen – ohne Liste – und kam ohne Nutella und ohne Schokolade nach Hause. Für meine Familie war das ein Drama“, erinnert sich Nataša heute lachend. Statt mit ihr zu schimpfen, ließ sich Gregor dazu inspirieren, selbst Süßes zu kreieren. Kurzerhand kaufte er die ersten Geräte – und begann mithilfe von YouTube-Tutorials, seine eigene Schokolade herzustellen.

Was als Alltagshobby begann, führte schließlich zur Gründung eines Familienbetriebs. Denn während der Pandemie, als alles stillstand, hatte das Ehepaar plötzlich mehr Zeit zur Verfügung – und den geistigen Raum für neue Lebensaufgaben. „Mit fast 50 fragt man sich: War’s das? Oder kann ich vielleicht doch noch einmal ganz neu anfangen?“ Die Antwort: ein entschlossenes Ja.

Natašas Motto:
„Es ist nie zu spät, etwas zu tun, das man wirklich liebt.“
Die Anfänge von Gregors schokoladigen Versuchen waren holprig, so Nataša: „Die Tafeln glänzten nicht, sie waren nicht knackig. Gregor war zwar enttäuscht, hat aber nicht aufgegeben.“ Ein befreundeter Chocolatier, der eigens aus Großbritannien angereist war, half ihm dabei, seine Technik zu perfektionieren. Zugleich entstand auch die Idee zur eigenen Manufaktur. So wurde aus der Garage kurzerhand ein Labor, aus der Küche eine Produktionslinie.

Nach zehn Jahren, in denen das Paar das Schokoladenfestival Radovljica mitorganisiert hatten, traten nun auch sie ins süße Rampenlicht. Im Oktober 2021 eröffneten Nataša und Gregor offiziell ihre eigene kleine Schokoladenwerkstatt – mitten in der Pandemie. „Es war nicht leicht, aber wir haben es geschafft“, so die Slowenin. Das Feedback für Gregors Kreationen gibt ihrem Mut Recht – und ist durch die Bank (und über die Schokotheke) positiv.
Ein Laden voller Liebe

Heute führt das Paar ihren Schokoladenladen in einem liebevoll restaurierten Altstadthaus. Gregor hantiert in der Werkstatt, während Nataša den Laden führt. Auch die Töchter Isabela and Lanai stehen ihren Eltern mit helfender Hand zur Seite. Etwa mit Ideen für Social Media, darunter TikTok-Trends wie Dubai-Schokolade („Wir haben sie schließlich gemacht – ein halbes Jahr zu spät, sagt unsere Tochter“). Wer die Kreationen der Mikeljs verkosten möchte, der muss die Radolška Čokolada in persona besuchen. Denn die Pralinen und Tafeln werden bis dato ausschließlich vor Ort verkauft. „Wir wollen bewusst klein bleiben. Kein Versand, keine großen Chargen, dafür immer frisch und mit Herz gemacht“, betont Nataša. Eine Sorte wird oft nur hundert Mal hergestellt.

Die Pralinen von Gregor punkten nicht nur optisch, sondern auch mit ihrem Inhalt: Die Basis für die Füllungen ist eine Ganache aus 100 Prozent Fruchtpüree, Sahne und Kuvertüre – dadurch ist die Haltbarkeit kurz, der Geschmack aber intensiv. „Wenn alles gut läuft, brauchen wir zwei Tage für eine Praline“, sagt Gregor. „Erst die Hülle, dann die Füllung, dann das Verschließen.“

Ihre Rohstoffe bezieht das Paar aus einer kleinen Familienmanufaktur nahe des Comer Sees in Italien. „Wir sind keine Bean-to-Bar-Produzenten – dafür fehlt uns die Ausstattung und die Möglichkeit, Schwermetalle im Kakao zu testen. Aber wir achten auf Qualität und Herkunft“, so die Gründerin.
Glück für den Gaumen

Pro Tag bietet die Radolška Čokolada zwischen 25 und 30 Sorten an. Darunter Klassiker wie Salzkaramell und Himbeere, aber auch ungewöhnliche Kreationen mit Rosmarin, Buchweizen, Edelkastanie, Honig-Pollen, Ziegenkäse oder Rose. Über 100 verschiedene Rezepturen haben sie in drei Jahren entwickelt. Im Winter reichen die beiden zusätzlich heiße Schokolade, im Sommer Softeis aus eigener Herstellung über die Theke.
Workshops und Verkostungen


Selbst sind die Chocolatiers: Wer Radolška Čokolada besucht, bekommt mehr als ein Verkaufserlebnis. In kleinen Workshops können Besucher:innen ihre eigenen Pralinen gestalten – ganz nach Lust, Laune und Geschmack. Wer mag, kann darüber hinaus in Führungen den Herstellungsprozess verfolgen – vom Temperieren bis zum Gießen der Hohlkörper.
Eventtipp: Schokoladenfestival

Im April duftet ganz Radovljica nach Kakao. Denn jedes Jahr findet dann das Čokoladni Festival statt – ein Event, das längst über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. „2012 hatten wir 200 Leute erwartet – es kamen Tausende. Die Stände waren nach zwei Stunden leer, wir mussten Radio und Fernsehen bitten, nicht mehr zu kommen“, erinnert sich Nataša. Mittlerweile sind die organisatorischen Köpfe hinter dem Festival besser auf die große Masse an Schokoladenfans vorbereitet. Was es aber bis heute geblieben ist: ein Event für handwerkliche, kleine Produzenten aus der Region – und Pflichttermin für Gourmets und Genussmenschen.
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