„Hier ist der Nachtwächter – es hat 22 Uhr geschlagen“ hört man die Stimme von Alexandre Schmid jede Nacht zwischen 22 Uhr und 2 Uhr vom Glockenturm der Kathedrale „Notre Dame“ im Herzen von Lausanne erklingen.
Die Schweizer Stadt setzt damit als eine von nach Zählung der Lausanner nur sieben Städten in Europa eine alte Tradition fort. Seit dem Jahr 1405 ist der Glockenturm der Kathedrale mit einem Nachtwächter besetzt, der die damals aus Holzhäusern bestehende Stadt vor der Gefahr von Feuer schützen sollte.

Das ist lange Geschichte, doch mit dem 31jährigen Schmid findet die Tradition ihre Fortsetzung in der Gegenwart. „Es ist wichtig für die Identität und das Lebensgefühl der Menschen hier“, erklärt der mehrsprachige Nachtwächter Besuchern, die ihn in der Nacht auf den Turm begleiten und von dort einen spektakulären Blick auf die Stadt und den Genfer See genießen.
Das schönste gotische Bauwerk der Schweiz

„Genfer See“ nennen die wenigsten der 150.000 Einwohner der auf drei Hügeln in steiler Hanglage gegründeten Stadt. Für die Einheimischen wie Stadtführerin Franziska Werren ist es der „Lac Léman“. Oberhalb des Sees entstand die mittelalterliche Stadt zunächst auf dem 542 Meter hohen Cité-Hügel, der von den Flüssen Flon und Louvre geformt wurde. Auf dem Hügel steht auch die Kathedrale von Lausanne, die in nur 60 Jahren aus Sandstein erbaut und 1275 von Papst Gregor X. geweiht wurde und in diesem Jahr ihr 750. Jubiläum feiert.

Die Kirche gilt als eines der schönsten gotischen Bauwerke der Schweiz und ist unter anderem für ein historisches Chorgestühl und das im Original erhaltenes runde Kirchenfenster mit 105 einzelnen Scheiben aus dem 13. Jahrhundert und ein Portal mit einst bunt bemalten Figuren bekannt. In der Darstellung stehen die Heiligen aus dem alten und neuen Testamentauf Symbolen des Bösen. Die Figuren, die über die Jahrhunderte unzählige Pilger auf dem Jacobs-Weg nach Santiago de Compostela in Lausanne empfangen haben, symbolisieren, dass das Gute stärker ist als das Böse. Die steinernen Skulpturen sind trotz ihres Alters sehr gut erhalten – lediglich die Nasen wurden im Zuge der Reformation abgeschlagen. Eindrucksvoll ist auch die 2003 installierte Orgel – ein klangstarkes Meisterwerk mit 7.396 Pfeifen.

Die olympische Hauptstadt

Seit 1915 ist Lausanne Sitz des Internationalen Olympischen Komitees. Das bedeutet nicht nur, dass in Lausanne alle wichtigen Entscheidungen um die internationalen Sportereignisse getroffen werden, sondern bringt auch mit sich, dass in einem Park oberhalb des Sees das Olympische Museum Besuchern aus aller Welt die Olympischen Spiele der Neuzeit näherbringt. Schon im Park vor dem Museum fallen zahlreiche Skulpturen ins Auge, die verschiedene Aspekte der Sportthematik darstellen. Auch einige Mitmach-Elemente wurden in die Anlage integriert. So kann man auf einer Wettkampfbahn aktiv werden oder sich anschauen, wie hoch der aktuelle Rekord beim olympischen Hochsprung liegt. Das Museum selbst ist faszinierend für alle, die sich für Sportgeschichte und die Olympischen Spiele interessieren. Ausgehend vom geschichtlichen Hintergrund der „Olympiade“ und den griechischen Wurzeln des Sportereignisses erfahren die Besucher eine Menge über die Entwicklung der Olympischen Spiele. Texttafeln, Videos und zahlreiche Exponate vermitteln den Zauber von Olympia. Sehenswert sind nicht nur geschichtliche Videos, zum Beispiel zu den Olympischen Spielen 1936 im Dritten Reich, sondern auch die ausgestellten Olympia-Fackeln und Medaillen. Natürlich stehen auch die erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler im Mittelpunkt der Ausstellung.

Der Bahnhof bekommt ein Kulturgleis


Eigentlich hat der Bahnhof von Lausanne neun Gleise – doch vor einigen Jahren entstand gleich neben dem Bahnhof auf dem Gelände ehemaliger Lokomotivhallen ein Kulturgleis. Auf dem Gelände fand nicht nur das seit 1841 bestehende Kantonale Kunstmuseum MCBAeinen Platz, um Waadtländer Künstler wie Ducros, Gleyre, Steinen, Vallotton und Soutter zu zeigen, sondern seit Juni 2022 auch das der Fotografie gewidmete „Photo Elysée“ und das Museum für Design und angewandte Gegenwartskunst (mudac).

So können Kulturliebhaber nicht nur eine Auswahl aus dem 11.000 Objekte umfassenden Fundus des Kunstmuseums sehen, sondern auch in die Welt der Fotografie eintauchen. Aktuell zeigt das mudac eine Ausstellung zur Bedeutung der Sonne für die Menschen. Zahlreiche moderne Ausstellungsstücke erinnern daran, welche Bedeutung die Energie der Sonne für uns hat. Hier geht es zur ausführlichen FrontRowSociety-Reportage über das Museumsquartiers Plateforme 10.

Eine reizvolle Region
Lausanne ist ein reizvolles Reiseziel für alle, die eine bunte Mischung aus Geschichte und Zukunft, aus entspanntem Genuss und Erlebnis mögen. Die größtenteils französischsprachige Stadt ist damit nicht nur ein willkommener Zwischenstopp bei einer Reise in Richtung Süden, sondern auch so ein interessantes Ziel für ein verlängertes Wochenende. Nicht umsonst fuhr schon der historische Orientexpress durch die attraktive Landschaft, die See und Hochgebirge verbindet und nur eine Schifffahrt von der französischen Wasser-Metropole Evian entfernt liegt. Nicht nur in den Sommermonaten sorgt der „Lac Léman“ für eine entspannte Atmosphäre, in der man die kulinarischen und kulturellen Angebote besonders gut genießen kann.

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