Grönland gehört zu den exklusivsten Reisezielen. Die weiten Entfernungen und das raue Klima sind gute Argumente, in diese Polarregion mit dem Schiff zu reisen. Die neu gebaute Luxus-Yacht „Scenic Eclipse II“ des australischen Anbieter Scenic Luxury Cruises ist eine gute Wahl für alle, die auch in einer extremen Region nicht auf entspannten Luxus und erstklassigen Service verzichten möchten. Das Schiff, mit dem auch klassische Kreuzfahrten angeboten werden, kann seine Stärken aber gerade dort ausspielen, wo andere Schiffe aufgrund ihrer Größe oder ihrem Konzept an ihre Grenzen kommen. Ausgestattet mit Hubschraubern und kleinem U-Boot kann man die Reise mit der Luxus-Yacht noch individueller gestalten.
Von Kopenhagen nach Kangerlussuaq
Für Gäste aus aller Welt ist es nicht leicht nach Grönland zu kommen. Deshalb kommen die Passagiere im dänischen Kopenhagen zusammen. Während einige nur die im Reisepreis inkludierte Nacht in einem zentral gelegenen Hotel verbringen, sind andere schon früher angereist und haben die dänische Hauptstadt entdeckt. Hilfreich dabei ist der schon drei Tage vor der Weiterreise nach Grönland besetzte Hospitality Desk im Foyer des Hotels. Eine Mitarbeiterin von Scenic Luxury Cruises ist dort ansprechbar und gibt Informationen zum Ablauf, aber auch zu ihrer Heimatstadt Kopenhagen. Die Übernachtung vorab ist wichtig, denn am nächsten Morgen geht es in aller Frühe zum Flughafen. Fünf Flugstunden später erreichen wir den Flughafen der Siedlung Kangerlussuaq.
Um das Gepäck kümmern sich Scenic-Mitarbeiter – Busse, sonst als Schulbus im Einsatz – bringen uns über eine holperige Straße zum Anleger am Ende des Kangerlussuaq-Fjords. Von dort können wir schon das im Fjord liegende Schiff sehen – elegant geschnitten liegt die Yacht im eiskalten Wasser. Mit kleinen Booten geht es vom Anleger zum Schiff, das nach dem kurzen Eindruck von der kargen Landschaft und der ruckeligen Fahrt über die Holperstraße eine willkommene Rückkehr in eine Welt aus Wärme, Komfort und Luxus bedeutet. Optional sollen künftig auch Hubschrauber-Transfers direkt vom Flughafen zum Schiff angeboten werden.
Durch den Fjord in Richtung Meer
Die ruhige Fahrt im rund 120 km langen Kangerlussuaq-Fjord ist eine gute Gelegenheit, das Schiff kennenzulernen. Bei einem Rundgang fällt nicht nur die große Lounge mit der voll ausgestatteten Bar ins Auge, sondern auch einige andere Wohlfühlorte. Eine kleine Lounge auf Deck 5 bietet einen guten Ausblick und einen direkten Zugang auf das vordere Deck.
Eine weitere Lounge auf Deck 7 verwandelt sich abends in eine Bar – und ist tagsüber ein ruhiger Ort, um den Blick auf die Natur zu genießen. Der mit modernsten Geräten ausgestattete Fitnessraum und ein Raum für Yoga, Pilates und Stretching bieten durch große Panoramafenster Meerblick. Während der Fahrt im Fjord bleibt auch Zeit, um im Bauch des Schiffes Gummistiefel für Wanderungen an Land auszuprobieren und sich über Angebote wie die Möglichkeit in kleinen Gruppen Kajak zu fahren, zu informieren.
Zwischendurch kann man im Yacht-Club das Mittagessen genießen. Fleisch, Fisch und auch vegetarische Gerichte begeistern – und auch die Patisserie versteht ihr Handwerk und bringt einige der köstlichsten Desserts auf hoher See auf den Tisch.
Der Eisfjord von Ilulissat
Kaum geht am zweiten Tag der Schiffsreise die Sonne auf, ist ein erster Eisberg am Horizont zu sehen. Seine weiß schimmernden Flanken sehen schon aus der Entfernung eindrucksvoll aus. Als das Schiff sich nähert, zieht es viele der Gäste auf die offenen Decks, um den Eisberg zu fotografieren. Doch es soll nur der erste von vielen sein, denn als das Schiff seine Position vor der Hafeneinfahrt von Ilulissat gefunden hat, kann man die vielen Eisberge in der Bucht kaum mehr zählen.
Wer sich gleich nach dem Frühstück mit einem der Zodiacs an Land bringen lässt, kann einen Spaziergang durch die drittgrößte Stadt des Landes machen. Im Hafen liegen dutzende kleine Fischerboote. Der Ort selbst ist funktional und doch malerisch. In der Luft liegt das Heulen der im Sommer unterbeschäftigten Schlittenhunde, die in kleinen Hütten am Rand des Ortes leben. Der schönste Teil der Wanderung beginnt am Icefjord Center, das man auch mit dem Taxi erreichen kann.
Von hier führt ein Holzbohlenweg zum Eisfjord. Direkt vor der Küste sammeln sich in diesem riesige Eisberge, die von den gigantischen Gletschern im Landesinneren abbrechen. Auch der Eisberg, der die Titanic versenkte, soll seinen Ursprung in diesem Fjord gehabt haben.
Abenteuer mit Kajak und Hubschrauber
Während das Schiff in warmen Gewässern Kajaks und SUP-Boards verleiht, können die Gäste in der Arktis nur in Begleitung von Kajak-Guide Liz MacNeil auf das Wasser gehen. Ausgestattet mit Schwimmwesten und Trockenanzügen fahren wir mit dem Zodiac vom Schiff in Richtung des Eisfjordes. Dort steigen wir in die mit bequemen Sitzen ausgestatteten Kajaks um und paddeln näher an die Eisberge heran. Die Stille wird nur vom Knacken des Eises, vom Heulen des Windes und in der Ferne auftauchenden Buckelwalen unterbrochen.
Auf dem Rückweg sehen wir einen der Airbus H130 Hubschrauber von der Scenic Eclipse II starten. Der Schweizer Pascal Fischer und sein Kollege Davide Lelli sind die Piloten der bordeigenen Hubschrauber, mit denen jeweils sechs Gäste der Luxus-Yacht aufsteigen und die Landschaft entdecken können. 30 Minuten kosten pro Person 795 Dollar. Zurück vom Kajak-Ausflug genieße ich die Entspannung im 36 Grad warmen Pool auf dem offenen Deck. Der Pool ist rund um die Uhr geöffnet und gerade bei arktischen Temperaturen ein Vergnügen.
Grönlands Hauptstadt Nuuk
Mit 19.000 Einwohnern lebt mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung in der grönländischen Hauptstadt Nuuk. Wir machen einen Ausflug zu einem kleinen Restaurant, in dem regionale Spezialitäten verkostet werden. Dazu erzählt eine Einheimische über das Leben der Menschen in Grönland.
Während wird Tee aus im Sommer in der Gegend wachsenden Kräutern und Wasser mit Cranberrys trinken, erzählt sie, dass die farbenfrohen Häuser einst einen ganz praktischen Zweck hatten. Weil viele Menschen nicht lesen konnten, konnte man die Funktion von Gebäuden an ihrer Farbe erkennen. Blau für Lebensmittel. Gelb für ein Krankenhaus. Und schwarz für die Polizei.
Dann gibt es getrockneten Fisch, der früher viel gegessen wurde. Wir probieren getrockneten Kabeljau und getrocknete Lodde, einen Fisch, der hier nur saisonal vorkommt. Später folgen Rentier und Robbe – zwei Geschmackserlebnisse, die für viele der Gäste neu sind. Nach den warmen Gerichten gibt es noch einen grönländischen Kuchen, der aus Mehl, Butter und Zucker mit etwas Salz, Hefe und Rosinen gemacht wird.
Anschließend bleibt noch etwas Zeit für einen Rundgang durch Nuuk, der einzigen Stadt des Landes mit einer Universität, einem Kulturzentrum und einem großen Einkaufszentrum. Einen kleinen Spaziergang entfernt vom Stadtzentrum, wo in den Auslagen neben Postkarten und Wollmützen auch Jagdgewehre liegen, erinnert die Skulptur „Mutter des Meeres“ an den Schutz der Natur. Bei Flut steht die Installation im Wasser, bei Ebbe liegt sie auf dem Trockenen und bietet so immer neue Perspektiven.
Ein Panorama zum Abschied
Wenn das Schiff zum Abschluss der Reise an der Westküste Grönlands durch den Prinz Christian Sund fährt, lohnt es sich auf jeden Fall, die Zeit auf den offenen Decks zu verbringen. Sehenswert sind nicht nur die im Fjord treibenden kleinen Eisberge und -schollen, auf denen man hin und wieder eine Robbe entdeckt, sondern auch die Felsformationen und Gletscher. Hier kann man wie selten zuvor sehen, wie die Ausläufer des riesigen Eisschildes auf das Meer treffen. Und man kann auch sehen, wie stark die Gletscher bereits zurückgegangen sind. So wird die Reise auf dem Luxus-Schiff gleichermaßen zum Naturgenuss und zur Mahnung an jeden Einzelnen für mehr Einsatz für die Umwelt.
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