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Südtirol steht für atemberaubende Berglandschaften, rege Agrarkultur, Äpfel und Wein mit einer ausgeprägte landwirtschaftliche Tradition. Genau hier, inmitten von Moränenablagerungen, Vulkangestein und salzigem Bergkristall, liegt der Hof einer Familie, die seit  Jahren mit großer Sorgfalt ihre Landwirtschaft und den dazugehörigen Wald bewirtschaftet.

Willkommen beim Weingut Pranzegg in Südtirol / © Redaktion FrontRowSociety.net

Pranzegg ist nicht nur ein Weinberg, sondern das Lebensprojekt von Martin und Marion Gojer. Auf dem traditionsreichen Hof, führt er die Landwirtschaft mit Wissbegier und Vernuft fort – und setzt dabei konsequent auf naturnahe, handwerkliche Prozesse. Diese Arbeit war der Grundstein, dass der heutige Winzer mit seiner Frau nach der landwirtschaftlichen Schule 2006 die eigene Vinifikation wagte. Drei Jahre später folgte dann der erste Jahrgang.

Martin Gojer, einer der Naturweinpioniere Südtirols / © Redaktion FrontRowSociety.net

Die Vielfalt der Höhenlage

Martin Gojers Weinberge erstrecken sich mittlerweile auf vier Hektar, die er teils zusammen mit Freunden bewirtschaftet. Die Lagen verteilen sich von 280 bis 900 Meter Höhe und variieren in der Ausrichtung. In diesen unterschiedlichen Höhen spürt man die Vielfalt des Bodens: ganz oben vulkanisches Gestein, darunter Sand und toniger Sand, weiter unten Moränenablagerungen und salziger Bergkristall. Dieser Bodenmix verleiht den Trauben eine außergewöhnliche Mineralität und prägt die feine Würze in jedem Glas Pranzegg. Die Weine sollen so natur- und regionstypisch wie möglich bleiben – unterstützt durch die Jahrhunderte alte Pergolaerziehung, die dem Klimawandel trotzt und auch die empfindlichen Sorten schützt.

Im Schatten der Pergola stehend, blickt man auf die Eisack und gleichzeitig auf die Brennerautobahn Richtung Bozen / © Redaktion FrontRowSociety.net
Wer den Blick wendet, hat das Schlern Massiv vor Augen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Pergola – die dreidimensionale Reberziehung

Das Herzstück von Pranzegg ist das Pergola-System, eine jahrhundertealte Reberziehung, die weit über das einfache Spalier hinausgeht. Die Weinreben ranken sich hier nicht nur horizontal, sondern bilden über dem Winzer einen schattenspendenden Baldachin.

  • Historische Wurzeln: Schon Martins Vorbilder im Südtiroler Weinbau setzten auf die Pergola, um die empfindlichen Rebsorten vor der intensiven Sommersonne zu schützen. Diese traditionelle Erziehungsform zählt zu den großen kulturellen Erben Südtirols und prägt die Region bis heute.

  • Klimaanpassung: In Zeiten steigender Temperaturen verhindert das Laubdach eine zu starke Hitze, erhält die natürliche Feuchtigkeit und reduziert Hitzestress an den Trauben. Dazu kommt, dass die Trauben höher am Stock hängen und weniger Abwärme vom Boden mitbekommen.

  • Dreidimensionale Gesundheit: Die Pergola schafft Luftzirkulation, beugt Pilzkrankheiten vor und ermöglicht eine besonders schonende Handlese, da das Laubgerüst Zugänglichkeit und Schutz zugleich bietet.

Nichts anderes als Naturwein macht für Martin Gojer (re.) Sinn, erzählt er Head Sommelier und FrontRowSociety-Redakteur Noris Conrad (li.) / © Redaktion FrontRowSociety.net

Slow Wine, Slow Food und Triple A

Die Philosophie des Betriebs ist geprägt vom nachhaltigen Arbeiten im Einklang mit der Natur. Aus diesem Grund gehört der Winzer zu Slow Wine und Slow Food, fühlt sich aber am besten bei der Bewegung und Händler der Triple A aufgehoben. Die Richtlinien der Demeter-Zertifizierung empfand er als zu verkopft und zu weit weg von der Praxis. Stattdessen geht es um gelebte Biodiversität: Hühner, Schafe, Bienen und der Anbau von Feigen oder Kiwis sorgen dafür, dass der Hof ein ganzheitliches Ökosystem ist. Der Boden bleibt locker und humusreich, denn schwere Maschinen haben hier keinen Platz.

Ganz ehrlich: Bei den Gojers möchte man ein Huhn sein 🙂 / © Redaktion FrontRowSociety.net
In diesem Verkostungsraum warten sagenhafte naturnahe Weine, deren Trauben in Ruhe wachsen und die mit Bedacht hergestellt werden / © Redaktion FrontRowSociety.net

Naturnahes Arbeiten

Die Pflege der Weinberge steht im Fokus: lockere Böden, viel Humusaufbau, keine Verdichtung durch schwere Maschinen. Stattdessen wird gezielt eingesät und der Bodenlebensraum mit einem waldartigen, weichen Boden bewahrt. Die Erträge bleiben bewusst gering – der Hagel ist hier sogar ein Verbündeter, da die Beschattung der Blätter die Trauben schützt. Die Bewässerung ist nur eine Versicherung für extreme Jahre, der natürliche Rhythmus der Rebe gibt dabei immer die Richtung vor.

Wer den lebendigen Boden sieht, weiß: Ich habe einen lebendigen Wein im Glas / © Redaktion FrontRowSociety.net

Martin und Marion sind stolz darauf, dass sie mit ihrem naturnahen Ansatz vom Weinbau leben können. Die Weine, die entstehen, sollen die Geschichte der Landschaft erzählen: von der alpinen Höhe, dem Terroir aus Vulkangestein und Moränensand, der Arbeit der Familie und der langen Verbindung zur Region. Sie zeigen Spannung, Tiefe und die Lebendigkeit, die nur handwerklich gearbeitete, ehrliche Weine besitzen.

Die Naturweine des Weinguts Pranzegg sind international gefragter denn je / © Redaktion FrontRowSociety.net

Konsequente Handarbeit und puristische Vinifikation

Alle Arbeiten erfolgen per Hand. Die Trauben werden selektiv und behutsam in kleinen Kisten geerntet, entrappt und teils auf der Maische spontan und temperaturunkontrolliert vergoren. Die Kellerarbeit ist schlicht und reduziert: Der historische Keller aus dem 15. Jahrhundert bietet die Kulisse für die Reifung auf der Grobhefe, erst in Edelstahl und dann im großen Holz. Die Fässer stammen aus Bozen oder der südlichen Vogesen, im Premium-Bereich auch aus heimischer Kastanie. Vor der Füllung folgt der Ausbau im Zement und Edelstahl – ungeschönt und unfiltriert.

Im Keller findet sich neben moderner Technik auch Zeit, damit der Pranzegg’sche Wein ein reines Naturprodukt bleibt / © Redaktion FrontRowSociety.net

Weltweite Anerkennung

Martins Ansatz ist international gefragt – der Exportanteil liegt bei 70 Prozent, und die Weine finden ihre Liebhaber in Frankreich, Deutschland, Österreich, Kanada, Japan und Australien. Nur der eigene Heimatmarkt Südtirol ist herausfordernd. Doch genau das spornt ihn an: die Rebe, der Boden und der Mensch stehen hier in einem empfindsamen Dialog, der in jeder Flasche spürbar ist.

Martin Gojer ist zufrieden, dass er von seiner Hände Arbeit leben kann. Chapeau, so ganz ohne Investor aus Übersee / © Redaktion FrontRowSociety.net

In jeder Flasche des Weinguts Pranzegg steckt mehr als nur Geschmack – sie sind ein authentischer Ausdruck der Natur und der Passion eines Winzers, der die Kunst der behutsamen Vinifikation verinnerlicht hat. Die Zukunft der Südtiroler Weine beginnt hier.

Unsere Favoriten aus dem Pranzegg Portfolio:

Pranzegg Elysion 2023
100% Pinot Bianco

Etwas abseits gelegen und freundschaftlich bewirtschaftet, liegt der Weinberg hinter Elysion. Der sortenreine Weißburgunder wächst auf 900 Metern Höhe, direkt auf blanken vulkanischen Böden – eines jener Projekte, in denen Martin seine Experimentierfreude mit Boden, Terroir und Klima ausleben kann.

Eylsion – ein junger Weingarten, welcher unten den Mühen von Martin ein neues Leben bekommt / © Redaktion FrontRowSociety.net

Elysion zeigt sich, typisch für diese Höhenlage, zunächst zurückhaltend: eine klassisch karge, reduktive Note verbirgt seine Spannung. In der Nase helle, zitrische Anklänge, begleitet von graphitigen Nuancen, die bereits andeuten, welche Präzision und Energie sich am Gaumen entfalten werden. Durch die Zalto Balance Gläser, die Martin exklusiv für seine Verkostungen verwendet, öffnet sich der Wein schon nach wenigen Minuten und wird trinkfreudig wie erkundungsbereit.

Am Gaumen präsentiert er sich saftig, mit makelloser Fruchtqualität: alpin, knochig, kreidig, salzig und staubtrocken. Ein Wein, der kein Geheimnis aus seiner steinigen, herausfordernden Herkunft macht. Eine dunkle Apfelnote verleiht ihm Schmatzigkeit und animierenden Trinkfluss. Die Balance zwischen sofortigem Genuss und intellektueller Tiefe fordert den Präfrontalkortex – und zeigt dabei viel Identität und Herkunft. Ein großartiger Wein.

Pranzegg Laurenc 2020
100% Lagrein

Martins Hauptaugenmerk liegt auf Rebsorten aus seiner Heimat Südtirol. Eine davon ist Lagrein – oft stiefmütterlich behandelt, aber in seinem puristischen Ausbau zeigt Martin eindrucksvoll, welches Potenzial hinter dieser vermeintlichen „Urlaubsrebsorte“ steckt.

Laurenc – ein Wein, welcher die Lagerungsfähigkeit von Martins Weinen unter Beweis stellt. / © Redaktion FrontRowSociety.net

In der Nase entfaltet sich eine volle Duftigkeit: Aromen von Waldbeeren, dunkler Herzkirsche und Schattenmorellen, begleitet von mediterran-würzigen Elementen. Am Gaumen erinnert der Wein tatsächlich an einen Blaufränkischen – mit intensiver Frucht, fast scharfer Würze in Richtung mediterraner Kräuter und Brennnessel. Dazu gesellen sich Fleischigkeit und eine blutig-erdige Note, die seine jungen vier Jahre Reife unterstreichen. Der Laurenc präsentiert sich damit charakterstark, lebendig und tief verwurzelt in seiner Herkunft.

Auf Wiedersehen im Weingut Pranzegg: Erst kosten, dann loben / © Redaktion FrontRowSociety.net

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