Die Hecken sind akkurat geschnitten, die Wege fast zu perfekt – und doch weht über allem ein Hauch von Exzentrik. Der Garten der Villa Taranto, hoch über dem Westufer des Lago Maggiore bei Verbania Pallanza gelegen, ist eine Gartenkomposition, die man eher in Schottland erwarten würde als in der lieblicheren Landschaft des Piemont.

Der Schöpfer: Neil McEacharn
Captain Neil Boyd Watson McEacharn, ein schottischer Offizier, träumte davon, aus einem verwilderten Anwesen ein botanisches Wunder zu erschaffen. Um 1931 begann er Pflanzen aus allen Kontinenten zu sammeln, und arrangierte sie mit einer Liebe zum Detail, die in jedem Winkel des Gartens spürbar ist. Jeder Baum, jede Blüte und jeder Wasserspiegel sollte Teil eines harmonischen Ganzen sein, das den Besucher auf Schritt und Tritt überrascht.

Beim Schlendern über die Wege wird deutlich, wie sehr McEacharn die Pflanzenlandschaft wie ein lebendiges Kunstwerk betrachtet hat. Ursprünglich als Privatgarten angelegt, öffnete er den Garten nach dem Zweiten Weltkrieg für Besucher, um seine Vision zu teilen und anderen die Möglichkeit zu geben, in dieses außergewöhnliche botanische Erlebnis einzutauchen.

Der Garten im Blütenrausch
Je nach Jahreszeit verändert sich der Garten spürbar. Die Wege mäandern sich vorbei an Rhododendren, deren Knospen sich langsam zu leuchtenden Farbtupfern öffnen, während Kamelien ihren feinen Duft in die Luft legen und ihn wie einen sanften Begleiter über die Beete ziehen lassen. Emsiges Summen von Bienen und andere Insekten ist überall zu vernehmen, als hätten sie ihren eigenen Rhythmus. Über allem liegt das Licht der tiefgrünen Tulpenbäume, das durch die Zweige bricht und helle Muster tanzen lässt. Man bleibt stehen, blickt um sich, spürt die Ruhe und gleichzeitig das lebendige Treiben, und merkt, wie sehr der Garten jeden Moment einlädt, einfach zu staunen und tief durchzuatmen.

Victoria cruziana: Giganten im Teich
Folgt man dem Weg Richtung Petalo-Pavillon, dem höchsten Punkt des Gartens, stolpert man fast über riesige tropische Seerosen, die so ungewöhnlich wirken, dass man zweimal hinschaut. Die Victoria cruziana haben in den Gewächshäusern der Villa ihr ursprüngliches Zuhause zurückgewonnen und präsentieren ihre gigantischen Blätter mit aufgestellten Rändern wie überdimensionale Pfannen – majestätisch, fast surreal, und irgendwie so, als würden sie sich über die Schwerkraft hinwegsetzen. Langsam schlendernd, den Blick von Blatt zu Blatt wandernd, steigt man vorbei an üppigem Grün und dem leisen Plätschern kleiner Wasserläufe.

Ein kühler, erdiger Duft tropischer Pflanzen zieht mit jedem Schritt mit, während sich die Perspektiven ständig ändern. Von hier oben wirken die Teiche unter einem wie schimmernde Smaragde, und die Seerosen scheinen den Garten für einen Moment in ihre stille Herrschaft genommen zu haben – als hätten sie nur darauf gewartet, dass jemand vorbeikommt, um sie zu bewundern und vielleicht schmunzeln zu müssen über ihre imposante Größe.
Blütenballett der Dahlien
Ab Ende Juli übernimmt die Dahlienparade das Schauspiel. Ein Labyrinth aus Blüten öffnet sich, in dem man immer wieder staunend stehenbleibt. Die unendliche Vielfalt an Farben, von zartem Rosa bis zu leuchtendem Purpur, zieht den Blick wie ein Magnet. Man schlendert durch die verschlungenen Wege, beugt sich vor, um die samtige Oberfläche der Blüten zu berühren, und spürt fast, wie die Sonne in den Blütenblättern tanzt.

Das Tal mit der Brücke
Im Botanischen Garten der Villa Taranto am Lago Maggiore gibt es einen besonders malerischen Abschnitt. Das künstlich angelegte Tal, das 1935 von Kapitän Neil McEacharn geschaffen wurde, wird von einer eleganten Steinbrücke überspannt, die sich harmonisch in die Landschaft einfügt. Im Frühling und Sommer zeigt sie sich von ihrer schönsten Seite, wennKletterpflanzen wie Caesalpinia sepiaria aus dem Himalaya und Caesalpiniavernalis aus Hongkong im Mai mit ihren eleganten gelben Blütenbüschelprahlen.

Villa im Grünen
Während man durch die prachtvollen Gärten der Villa Taranto schlendert, zieht die Villa selbst immer wieder neugierige Blicke auf sich. Das elegante Anwesen erhebt sich leicht zurückgesetzt auf einem Plateau über dem Lago Maggiore, seine Fassade strahlt in sanften Pastelltönen zwischen den üppigen Grünflächen. Zwar ist die Villa nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, doch beim Rundgang durch die Gärten eröffnet sich immer wieder ein reizvoller Blick auf ihre Fenster und Terrassen, die fast so wirken, als würde sie den Besucher aus der Ferne beobachten.

Ein lebendiges Botanisches Wunder
Über 16 Hektar erstreckt sich die erstaunliche Vielfalt der Pflanzen: rund 20.000 Arten aus allen Kontinenten begegnen einander hier. Baumfarne aus Tasmanien, die Davidia involucrata, exotische tropische Gewächse und Victoria cruziana –sie alle scheinen Seite an Seite zu leben, als hätte die Erde selbst ihren Reichtum in diesen Garten eingeladen. Die Balance aus strenger Ordnung und scheinbarer Wildheit ist McEacharns Meisterstück.

Italienische Eleganz trifft englische Präzision
Obwohl der Garten englischen Ursprungs ist, fehlen italienische Elemente nicht: Statuen, Brunnen, Wasserfälle und Terrassen ergänzen die Pflanzenszenen und verleihen dem Ort eine feierliche, fast magische Note. McEacharn schuf ein Gesamtkunstwerk, in dem jede Pflanze, jeder Baum, jeder Strauch seinen Platz hat. Das Ergebnis ist ein Ort, der wie ein überlebensgroßes Herbarium wirkt – wissenschaftlich und gleichzeitig poetisch, präzise und dennoch luftig-leicht.

Öffnungszeiten
Die Botanischen Gärten der Villa Taranto sind von Mitte März bis Anfang November täglich geöffnet, im Sommer sogar mit verlängerten Abendzeiten. Am schönsten ist ein Besuch im Frühling zur Blüte der Kamelien und Tulpen oder an warmen Sommerabenden, wenn Dahlien und Seerosen in voller Pracht leuchten.
Der Inhalt dieses redaktionell erstellten Artikels wurde unabhängig verfasst. Die Veröffentlichung wurde durch externe Unterstützung ermöglicht, ohne Einfluss auf die journalistische Ausarbeitung. Es gilt der Redaktionskodex.
























































