Dass Florida nicht nur für Strände, Orangen und Alligatoren bekannt ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Doch wer inmitten tropischer Vegetation plötzlich auf ein Weingut stößt, das Konzerte veranstaltet und Muscadine-Wein ausschenkt, der darf sich zurecht wundern. Willkommen bei Summer Crush Vineyard & Winery in Fort Pierce – ein Ort, an dem sich der amerikanische Traum in flüssiger Form präsentiert.

Gary Roberts – Vom Landschaftsbauer zum Winzer
Eigentlich gestaltete Gary Roberts mit seinem Familienbetrieb die Gärten exklusiver Hotels und Villen. Er verwandelte triste Bauplätze in grüne Paradiese für anspruchsvolle Kunden. Doch als die Immobilienblase 2007 platzte, brach auch seine Branche ein. Was tun, wenn keiner mehr Pools und Palmen bestellt?


Statt zu resignieren, krempelte Roberts sein Leben um. Warum nicht das eigene Land in einen Ort der Begegnung verwandeln – mit Weinreben statt Zierpflanzen? Nach zahlreichen Besuchen bei Weingütern und intensiver Recherche wurde die Idee Realität: Im Juli 2012 eröffnete Summer Crush, ein Weingut, das mehr kann, als nur Trauben keltern. Herzstück ist ein 600 Quadratmeter großer Pavillon, der rund 450 Gäste fasst – perfekt für Konzerte, Auto-Shows oder Kunstausstellungen. Sogar Künstler wie die Little River Band und John Anderson standen hier bereits auf der Bühne.


Floridas Antwort auf Chardonnay: Muscadine
Europäische Rebsorten tun sich im feucht-heißen Klima Floridas schwer. Die Lösung heißt Muscadine – eine robuste, einheimische Traube mit dicker Schale, hohem Zuckergehalt und intensivem Aroma. Sie trotzt Krankheiten wie der Pierce’schen und gedeiht dort, wo Riesling und Merlot längst kapitulieren.

Auch bei Summer Crush dreht sich fast alles um Muscadine. Die Weine – meist süß und aromatisch – polarisieren: Während das amerikanische Publikum die fruchtige Opulenz liebt, zucken europäische Gaumen nicht selten zusammen. Komplexität, Mineralität oder filigrane Eleganz? Fehlanzeige. Dafür aber jede Menge Tropen-Flair im Glas.
Die Kehrseite: Der Anbau bleibt aufwendig. Trotz robuster Sorten fordert das Klima seinen Tribut – in Form von intensiver Bodenbearbeitung, hohem Wasserverbrauch und konsequenter Schädlingsbekämpfung. Nachhaltigkeit oder gar biologischer Anbau? Eher nicht. Auch in der Kellerwirtschaft dominieren konventionelle Methoden, inklusive synthetischer Hefen.

Weinverkostung unter Surfboards und Live-Musik
Wer Summer Crush besucht, merkt schnell: Hier geht es nicht um Terroir-Diskussionen, sondern um Lebensfreude. Die Weinflaschen tragen so bunte Etiketten wie ein Florida-Sonnenuntergang: Sorten wie Beach Nut, Marlin Monroe oder Rastamon Red Red lassen keine Zweifel aufkommen, wohin die Reise geht. Auch Dessertweine wie Cap’n Polly’s Private Plunder gehören zum Sortiment – natürlich süß, kräftig und charmant unkonventionell.


Zwischen Veranda, Holzregalen und klassischen Surfboards findet man sich schnell im Florida-Gefühl wieder. Während der Verkostung spielen lokale Bands auf der rustikalen Bühne, ein paar Aligatoren tummeln sich im Teich, und Sonnenhungrige nippen entspannt am Glas. Hier zählt nicht der Jahrgang, sondern das Erlebnis.

Florida kann Wein – auf seine eigene Art
Summer Crush Vineyard & Winery ist kein Ort für strenge Weinkritiker. Es ist ein Ort für alle, die Genuss mit Leichtigkeit verbinden, für Reisende, die lieber dem Sonnenuntergang nachspüren als Tannine sezieren. Wer echtes Florida sucht – zwischen Musik, Muscadine und einer guten Portion Lebenslust – wird hier fündig. Cheers – auf den amerikanischen Traum im Weinglas!

Muscadine: Der Ursprung des amerikanischen Weinbaus
Muscadine – Amerikas ältester Wein – wurde erstmals 1565 von französischen Hugenotten in Fort Caroline, nahe dem heutigen Jacksonville, Florida, gekeltert. Damit gilt er als der erste dokumentierte Wein der Neuen Welt. Die Hugenottenkolonie bestand jedoch nur kurz, bevor sie von den Spaniern zerstört wurde. Der Weinbau lebte weiter: In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde nahe dem heutigen Tallahassee einer der ersten Weinberge der Neuen Welt angelegt – vermutlich von spanischen Siedlern oder Missionaren. Statt europäischer Rebsorten nutzten sie die robuste, einheimische Muscadine-Traube, die sich ideal an das feuchtwarme Klima Floridas anpasste. Damit begann eine eigenständige amerikanische Weintradition, lange bevor Kalifornien zur Weinhochburg wurde. Noch heute gilt Muscadine als einzigartiger Bestandteil der südostamerikanischen Weinkultur.

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