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Österreichs Winzer setzen auf Herkunft, Handwerk und Nachhaltigkeit – und treffen damit den Nerv von Weinliebhabern in Übersee. Vom steirischen Kalkboden geht es direkt in die Gläser der Welt. Chardonnay und Sauvignon Blanc aus Österreich finden gerade ihr internationales Publikum, das beim Weingenuss Nachhaltigkeit und Eleganz bevorzugt.

Trauben, aus denen ein perfekter Wein ‚made in Austria‘ wird / © Redaktion FrontRowSociety.net

Nachhaltigkeit als Fundament österreichischer Weißweinkultur

Nachhaltigkeit ist längst kein Schlagwort mehr, sondern das Fundament der österreichischen Weinkultur. Besonders in der Südsteiermark, am Leithaberg oder in der Thermenregion gibt es vermehrt Winzer, die auf naturnahe Bewirtschaftung, biologische und biodynamische Methoden, Handarbeit in steilen Lagen und präzises, reduktives Arbeiten im Keller setzen. Weingüter wie Tement, Sattlerhof, Erwin Sabathi, Neumeister, Nikolaihof oder Kollwentz stehen exemplarisch für diesen Geist: Ihre Weine entstehen nicht trotz, sondern durch Nachhaltigkeit. Das Ergebnis sind Gewächse mit Charakter – glasklar in der Frucht, getragen von Mineralität, Finesse und Ausdruckskraft. Diese Kombination macht Chardonnay und Sauvignon Blanc aus Österreich zu einem unterschätzten, aber enorm spannenden Thema im internationalen Vergleich.

Sauvignon Blanc aus Österreich – Qualität, die überzeugt / © Redaktion FrontRowSociety.net

Rund 44.000 Hektar Rebfläche zählt Österreich insgesamt, davon entfallen etwa 1.600 Hektar auf Chardonnay – in der Steiermark „Morillon“ genannt – und rund 1.700 Hektar auf Sauvignon Blanc. Damit gehören beide Sorten zu den bedeutendsten internationalen Weißweinsorten im Land, wenngleich sie mengenmäßig im globalen Kontext klein bleiben. Doch Größe war nie das Ziel. Österreich produziert Qualität, keine Masse. 2022 wurden etwa 67,7 Millionen Liter Wein exportiert, der Exportwert erreichte über 230 Millionen Euro – bei einem Durchschnittspreis von mehr als drei Euro pro Liter. Das zeigt: Österreichische Weine sind begehrt, besonders im Premiumsegment.

Obwohl ein Wein, auch ein Tai Rosso, im Berg entsteht, verändert er seinen Charakter, je nachdem, wie er ausgebaut wird
Weißweine im Holz gereift – alles eine Frage der Stilistik und des Geschmacks / @ Redaktion FrontRowSociety.net, Foto: Annett Conrad

Kleine Flächen, große Ambitionen – Österreich im internationalen Vergleich

Während Grüner Veltliner international bereits als Markenzeichen etabliert ist, gewinnen Chardonnay und Sauvignon Blanc zunehmend an Profil. In den USA und Kanada – beides Märkte mit hoher Kaufkraft und ausgeprägtem Interesse an authentischen, nachhaltigen Produkten – erkennen Konsumenten immer öfter die subtile Eleganz österreichischer Weißweine. 2022 stiegen die Exporte in die USA um mehr als elf Prozent, nach Kanada sogar um fast 47 Prozent. Diese Dynamik eröffnet eine wertvolle Chance, sich als Nischenanbieter mit hohem Qualitätsanspruch zu positionieren.

Lobster Tortellini
Immer mehr Fine-Dining-Restaurants in Kanada entdecken Österreicher als Menü-Begleiter / @ Redaktion FrontRowSociety.net

Ein Blick über die Grenzen zeigt, wie sich Österreich behaupten muss: Kalifornien verfügt über rund 36.000 Hektar Chardonnay und etwa 8.000 Hektar Sauvignon Blanc. Kanada, vor allem Ontario und British Columbia, setzt zunehmend auf Chardonnay als Leitrebsorte, während Sauvignon Blanc noch eine kleinere Rolle spielt. In Europa führen Frankreich und Italien mit riesigen Flächen, während Neuseeland und Südafrika bei Sauvignon Blanc weltweit stilprägend wurden. Im Vergleich dazu bleibt Österreich klein – aber fein. Diese geringe Größe ist jedoch ein Vorteil: Sie erlaubt Präzision, Individualität und Konzentration auf Terroir.

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In Südafrika entsteht eine enorme stilistische Bandbreite an Sauvignon Blanc, die der Rebsorte ihren Stempel aufdrücken / © Redaktion FrontRowSociety.net

So entstehen in der Steiermark einige der charakterstärksten Sauvignon Blancs der Welt. Unter dem Namen steirische Klassik erwarten Konsumenten Sauvignon Blanc mit einer kühlen, kräuterwürzigen, oft salzig-mineralischen Stilistik – ein unverwechselbares Profil.  Ihre Weine rivalisieren mit den besten Vertretern aus der Loire, wirken aber stets feiner, leiser, mit jener kühlen Eleganz, die das südsteirische Mikroklima verleiht. Ähnlich verhält es sich beim Chardonnay: Am Leithaberg oder als Morillion in der Steiermark und sowohl in der Thermenregion entstehen Weine, die Burgunder-Anmutung mit österreichischer Präzision vereinen. Kollwentz im Burgenland zeigt, wie meisterhaft kalkhaltige Böden Spannung und Tiefgang erzeugen können, während Tement mit reduktiver Vinifikation und langer Reifung Finesse und Lagerpotenzial beweist.

Steirische Klassik im Glas – unverwechselbar im Profil / © Redaktion FrontRowSociety.net

Vision und Vermarktung – Wie österreichischer Weißwein Herzen in Übersee erobert

Doch die Qualität allein genügt nicht, um die Märkte Nordamerikas zu erobern. Österreichische Winzer müssen sich international noch klarer positionieren – als nachhaltige Herkunft mit handwerklichem Charakter. In den USA und Kanada wächst die Zahl der Weinliebhaber, die nach Authentizität und Herkunft suchen. Sie interessieren sich weniger für große Marken, sondern für Geschichten: für Böden, für Lagen, für Menschen. Das bietet enorme Chancen. Ein Sauvignon Blanc aus der Ried Zieregg von Tement erzählt vom Kalkmergel, von den Nebeln der Südsteiermark, vom kühlen Wind, der Frische in die Trauben bringt – und das begeistert ein Publikum, das zunehmend Wert auf Transparenz und Herkunft legt.

Die Weine dieser steirischen Winzer erzählen Geschichten von Familie, Traditionen und Terrior / © Redaktion FrontRowSociety.net

Für die Vermarktung bedeutet das: nicht Masse, sondern Klasse; nicht Anpassung, sondern Profil. Österreichs Winzer können mit zwei Stilrichtungen überzeugen – einerseits mit klaren, frischen Weinen im mittleren Preissegment um 25 bis 40 kanadische Dollar, die den Trend zu Leichtigkeit und Natürlichkeit bedienen; andererseits mit Premium-Lagenweinen, die mit feiner Holzstruktur und Reifepotenzial Weinliebhaber und Kritiker ansprechen. Eine gezielte Kommunikation in englischer Sprache, Storytelling rund um Nachhaltigkeit und Herkunft sowie die Präsenz auf internationalen Messen – von Vancouver über New York bis San Francisco – sind essenziell. Kooperationen mit Importeuren, Verkostungen in gehobenen Restaurants und Online-Weinclubs können dazu beitragen, dass österreichischer Weißwein auch emotional „ankommt“.

Weinberg Arlberg – diese Veranstaltung in Lech schafft Impulse für die österreichische Weinwelt / © Redaktion FrontRowSociety.net

Die Vision ist klar: In naher Zukunft soll ein Sauvignon Blanc aus der Südsteiermark oder ein Chardonnay vom Leithaberg in Nordamerika nicht mehr als Exot gelten, sondern als Synonym für Charakter, Herkunft und Präzision. Österreich hat die richtigen Voraussetzungen: kühle Nächte, kalkreiche Böden, engagierte Winzer und eine kompromisslose Qualitätsphilosophie. Wenn Österreichs Winzer es schaffen, diese Botschaft konsequent zu transportieren, dann werden ihre Chardonnays und Sauvignon Blancs nicht nur in Fachkreisen gefeiert, sondern auch die Herzen der Weingenießer in Übersee erobern.

14 Weine der Rebsorte Sauvignon Blanc aus Österreich und Frankreich stellten sich den Weinexperten und Fachjournalisten ...
Cheers mit Sauvignon Blanc und Chardonnay aus Österreich / © Redaktion FrontRowSociety.net

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