Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Małopolska ist eine außergewöhnlich vielfältige Kulturlandschaft. In dieser Region befinden sich fünf der insgesamt 17 polnischen UNESCO-Welterbestätten. Zwei davon waren bereits auf der allerersten UNESCO-Liste vertreten: die Altstadt von Krakau mit ihren zahlreichen Kunstschätzen, die Wawel-Anhöhe mit dem Königsschloss und der Kathedrale, der jüdische Stadtteil Kazimierz sowie das historische Salzbergwerk in Wieliczka.

Später kamen das Salzgrafenschloss in Wieliczka und das Salzbergwerk in Bochnia hinzu. Gemeinsam bilden sie ein einzigartiges Ensemble, das nicht nur die technischen Aspekte des Abbaus des „weißen Goldes“ beleuchtet, sondern auch dessen historische und kulturelle Bedeutung hervorhebt.

Der Süden der Region ist geprägt von traditioneller Holzarchitektur. Sechs besonders alte und beeindruckende Holzbauten sind auf der UNESCO-Liste verzeichnet: die Kirchen in Binarowa, Blizne, Dębno, Haczów, Lipnica Murowana und Sękowa. Diese stammen aus der Zeit vom späten 14. bis zum frühen 16. Jahrhundert und sind in Blockbauweise errichtet. In den Innenräumen, die den Duft von Holz und Harz verströmen, fühlt man sich in vergangene Zeiten versetzt.

02 Salzmine Wieliczka in Polen, die zur allerersten UNESCO-Liste sind sogar die Kristallleuchter aus Salz gefertigt
Salzmine Wieliczka in Polen, die zur allerersten UNESCO-Liste sind sogar die Kristallleuchter aus Salz gefertigt haben / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Unterirdischer Schatz

Lautes, unheimliches Donnern dringt durch die Stollen der ehemaligen Salzmine Wieliczka. Es geht durch Mark und Bein. „Beobachtet mich einfach. Wenn ich laufe, dann ist es wirklich gefährlich“, schmunzelt Guide Patrycja Antoniak. Die nachgestellte Detonation, gefolgt von einem beeindruckenden Lichtspiel, das die unterirdische Kammer erhellt, gibt einen Einblick in die historischen Methoden der Salzgewinnung. Diese Inszenierung ist nicht nur informativ, sondern vermittelt ein Gefühl für die Kraft und den Lärm, die mit echten Sprengungen verbunden sind.

Die nachgestellte Explosion, begleitet von einem faszinierenden Lichtspiel, das die unterirdische Kammer erhellt, gewährt einen Einblick in die historischen Methoden der Salzgewinnung. Diese eindrucksvolle Inszenierung ist nicht nur lehrreich, sondern vermittelt auch ein Gefühl für die Kraft und den Lärm, die mit echten Sprengungen einhergehen. Doch das, was danach kommt, ist noch viel beeindruckender. Die im 13. Jahrhundert gegründete Mine erstreckt sich über mehr als 300 Kilometer an unterirdischen Gängen und ist berühmt für ihre atemberaubenden Kammern, Kapellen und Skulpturen, die alle aus Salz gemeißelt sind.

Zahlreiche Kapellen und Skulpturen befinden sich in den unterirdischen Gängen
Zahlreiche Kapellen und Skulpturen befinden sich in den unterirdischen Gängen / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Während des Abstiegs in die Mine, vorerst über eine Holztreppe mit 378 Stufen, werden die Besucher von der kühlen, frischen Luft und dem sanften Licht der Lampen umgeben. Schon die ersten Kammern, deren Wände  kunstvolle, glitzernde Salzreliefs zieren, sind überwältigend. Ein besonderes Highlight ist die Kapelle von St. Kinga, die als eine der schönsten unterirdischen Kapellen der Welt gilt. Dieser beeindruckende Sakralbau ist vollständig aus Salz gefertigt, einschließlich der kunstvollen Altäre, Skulpturen und riesigen Kristalllüster. Das Licht, das von den Wänden reflektiert wird, sorgt für eine magische Atmosphäre. „Die bildhauerischen Arbeiten dauerten 76 Jahre“, erklärt Patrycja Antoniak und fügt hinzu: „Die älteste gemeißelte Figur in einem der für Besucher zugänglichen Räume stammt übrigens aus dem 17. Jahrhundert.“

Die Tour führt durch ein Labyrinth unterirdischer Gänge und Kammern mit fantasievollen Salzformationen und kleinen Seen. Beeindruckend, wie die Mine über die Jahrhunderte hinweg gewachsen ist und sich verändert hat. Schon früh galt sie als Touristenmagnet. Unter anderem soll sie der polnische Komponist Frédéric Chopin in den 1830er Jahren besucht haben. Geradezu unwirklich still wird es, wenn seine Musik in einer der riesigen Kammern mit einem unterirdischen See erklingt. Die zauberhafte Kulisse bildet eine magische Verbindung zwischen der mystischen Umgebung und den gefühlvollen Klängen. „Die Salzmine, die bereits 1978 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde, ist unser nationaler Schatz“, bekräftigt Patrycja Antoniak mit der Nummer 76 auf ihrem Namensschild. „Zu unserem Team mit Guides gehören 400 Personen. Schließlich besuchen jährlich rund eine Million Menschen die Mine.“

Versteckte Perlen

Inmitten der malerischen Landschaft der polnischen Tatra-Region liegt das kleine Dorf Dębno, das für seine beeindruckende Holzkirche aus dem 15. Jahrhundert bekannt ist. Diese Kirche, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, ist ein bedeutendes Beispiel für sakrale Holzarchitektur. Sie strahlt sowohl Geschichte als auch Spiritualität aus. Im Inneren empfängt die Besucher eine warme, einladende Atmosphäre, begleitet vom angenehmen Duft des alten Holzes. Wenn das Licht sanft durch die historischen Fenster strömt, entfaltet sich ein faszinierendes Farbenspiel.

In Dębno steht eine beeindruckende Holzkirche aus dem 15. Jahrhundert. Sie zählt zum UNESCO - Weltkulturerbe
In Dębno steht eine beeindruckende Holzkirche aus dem 15. Jahrhundert. Sie zählt zum UNESCO – Weltkulturerbe / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Die Kirche verkörpert die gotische Architektur in ihrer schönsten Form. Kunstvoll gestaltete Holzschnitzereien und lebendige Wandmalereien erzählen biblische Geschichten und ziehen die Blicke auf sich. Besonders hervorzuheben sind die detailreichen Darstellungen der Heiligen sowie der prachtvolle Altar. Die friedliche Stimmung lädt die Besucher ein, sich einen Moment zurückzulehnen und die Stille in vollen Zügen zu genießen.

Ein Besuch in Kalwaria Zebrzydowska ist nicht nur eine Reise zu einem Wallfahrtsort, sondern auch eine Entdeckung der reichen Geschichte und Kultur Polens. Das imposante Ensemble gehört zu den  bedeutendsten Stätten des Passions- und Marienkults in Polen. Malerisch auf einem Hügel gelegen, besteht es aus einer prächtigen Kirche, einem Kloster der Franziskaner-Minoriten (die in Polen Bernhardinermönche genannt werden), zahlreichen Kapellen und einem idyllischen Landschaftspark. Jährlich zieht das Sanktuarium über 1,5 Millionen Pilger und Besucher an, die die spirituelle Atmosphäre und die beeindruckende Architektur erleben möchten.

Die Geschichte des Wallfahrtsortes Kalwaria Zebrzydowska reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück
Die Geschichte des Wallfahrtsortes Kalwaria Zebrzydowska reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Die Geschichte dieses außergewöhnlichen Ortes reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück, als der Wojewode Mikołaj Zebrzydowski auf dem Hügel Żar drei leuchtende Kreuze sah und 1602 eine kleine Kirche stiftete. Im Laufe der Jahre entwickelte sich diese Kirche zu einer prächtigen barocken Anlage, in der das wundertätige Gnadenbild der Muttergottes von Kalwaria verehrt wird. Die imponierenden Gebäude wurden von den angesehenen Architekten Giovanni Maria Bernardoni und Paul Baudarth entworfen. 1979 erhob Papst Johannes Paul II. das Sanktuarium zur Basilika minor. 1999 wurde es in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Nervenkitzel

Als Ausgangspunkt für die Flusstour in den traditionellen Holzflößen dient der Hafen in dem kleinen Dorf Sromowce Niżne. Bevor die Abenteuerfahrt starten kann, müssen die Flöße aus mehreren schweren Kiefernholzteilen und Seilen zusammengebaut werden. Dafür benötigen die erfahrenen Flößer, die an den schwarzen, mit Muscheln dekorierten Filzhüte und den blauen, bunt mit Blumen bestickten Westen zu erkennen sind, rund 30 Minuten. Einen überwältigen Eindruck hinterlässt bei der rasanten Fahrt die Schönheit der Landschaft. Steile Felsen, üppige Wälder und majestätische Berge bilden eine atemberaubende Kulisse.

Einen überwältigen Eindruck hinterlässt die rasante Fahrt mit Flößer Bartek Gabrys, der die traditionelle bunt bestickte Weste trägt
Einen überwältigen Eindruck hinterlässt die rasante Fahrt mit Flößer Bartek Gabrys, der die traditionelle bunt bestickte Weste trägt / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Flößer Bartek Gabrys ist erst 21 Jahre alt. Schon wie sein Vater begann er im Alter von 18 Jahren mit der Ausbildung. „Erst muss man als Assistent mitfahren, quasi als dritter Mann auf dem Floß. Nach acht Jahren Berufserfahrung ist es möglich, selber auszubilden. Voraussetzung ist aber auch, dass man aus einem der fünf umliegenden Dörfer stammt. Insgesamt sind wir 500 Flößer“, verrät der angehende Pilot, der während der Semesterferien zusammen mit einem Freund ein Floß betreibt. Während der Tour durch Stromschnellen tauchen an den Ufern des Dunajec einige kulturelle Highlights der Region auf: Burgruinen und malerische Dörfer zeugen von der Geschichte der Region. Majestätisch thront die Burg Niedzica über dem Fluss. Zwischendurch erzählt Bartek Gabrys spannende Geschichten, Legenden und Mythen, die mit diesen Orten verbunden sind. Nach dem unvergesslichen Wasserabenteuer endet die Tour in dem charmanten Kurort Szczawnica.

Zauberhaftes Weltkulturerbe

Krakau ist ein wahres Juwel in Mitteleuropa. Es ist eine Stadt, in der Geschichte, Kultur und atemberaubende Architektur in einem einzigartigen Zusammenspiel vereint sind. Das Turmbläsersignal Hejnał gilt als musikalisches Wahrzeichen von Krakau.

Die farbenprächtig gestaltete Marienkirche, von dessen Turm das Trompetensignal zu jeder vollen Stunde und in alle vier Himmelsrichtungen ertönt
Die farbenprächtig gestaltete Marienkirche, von dessen Turm das Trompetensignal zu jeder vollen Stunde und in alle vier Himmelsrichtungen ertönt / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Vor vielen Jahrhunderten gab der Stadtwächter vom hohen Turm der Marienkirche mit seinem Trompetensignal, dem Hejnał, das Zeichen zum Öffnen oder Schließen der Stadttore und warnte die Bürger vor möglichen Gefahren. Im Jahr 1241 näherten sich die Tataren der Stadt. Der Wächter bemerkte die Bedrohung und schlug Alarm, sodass die Einwohner rechtzeitig die Tore schließen konnten. Allerdings konnte er sein Signal nicht zu Ende spielen, da er von dem Pfeil eines Tataren getroffen wurde. Um an dieses Ereignis zu erinnern, endet die Melodie an der Stelle, an der der tapfere Stadtwächter vor vielen Jahrhunderten getroffen wurde. Bis heute ertönt das Hejnał zu jeder vollen Stunde und in alle vier Himmelsrichtungen.

Der Blick zum Hauptmarkt in der Altstadt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Der Platz zählt zu den größten mittelalterlichen in Europa
Der Blick zum Hauptmarkt in der Altstadt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Der Platz zählt zu den größten mittelalterlichen in Europa / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Die schmalen, gepflasterten Straßen und die Kulisse mit zahlreichen historischen Gebäuden, wie die Tuchhallen oder die 1364 gegründete Universität, versetzen sofort in eine andere Zeit. „Hier sieht man alles, was die Seele bewegt – von der Gotik über die Renaissance bis zum Barock“, bestätigt Kunsthistorikerin und Guide Sylwia Jeruzal.
Der Hauptmarkt in der Altstadt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde, zählt zu den größten mittelalterlichen Plätzen in Europa. Hier herrscht eine lebendige Atmosphäre, die durch Straßenkünstler, Musiker, Restaurants und lokale Händler geprägt ist. Ein absolutes Highlight für jeden Besucher ist der majestätische Wawel-Hügel. Das Schloss, ein Meisterwerk der Renaissance-Architektur, gewährt faszinierende Einblicke in die polnische Geschichte. Besonders beeindruckend sind die königlichen Gemächer und die prächtige Wawel-Kathedrale.

Das Schloss, ein Meisterwerk der Renaissance-Architektur, gewährt faszinierende Einblicke in die polnische Geschichte. Besonders beeindruckend sind die königlichen Gemächer und die wertvollen Schätze
Das Schloss, ein Meisterwerk der Renaissance-Architektur, gewährt faszinierende Einblicke in die polnische Geschichte. Besonders beeindruckend sind die königlichen Gemächer und die wertvollen Schätze / © FrontRowSociety.net, Foto: Carola Faber

Auch das jüdische Viertel Kazimierz lohnt unbedingt einen Besuch. Es ist reich an Geschichte sowie Kultur und bietet eine beeindruckende Mischung aus alten Synagogen, einladenden Cafés und Kunstgalerien. Besonders die Alte Synagoge und das Jüdische Museum bieten tiefere Einblicke in das jüdische Leben in Krakau. Ein Spaziergang durch die Straßen von Kazimierz, unter anderem als Drehort für den Film „Schindlers Liste“ bekannt, ist sowohl bewegend als auch inspirierend.

Krakau begeistert mit seiner reichen Geschichte, der beeindruckenden Architektur und der lebendigen Kultur. In der charmanten Stadt verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart harmonisch miteinander.  Krakau ist nicht nur ein Ziel für Geschichtsinteressierte, sondern auch für alle, die die Schönheit und Vielfalt der menschlichen Kultur erleben möchten.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.