Florida im Hochsommer? Klingt erstmal nach einem zweifelhaften Plan, entpuppt sich aber schnell als Geheimtipp. Die Winterflüchtlinge aus dem Norden sind längst wieder in ihren Heimatstaaten, und in Fort Myers ist wieder Ruhe eingekehrt.
Solche „Snowbirds“ waren auch die beiden Daniel Düsentriebe der Moderne: Thomas Edison und Henry Ford, die mit den Edison & Ford Winter Estates ein tropisches Gartenparadies samt Tüftlerwerkstatt geschaffen haben. Seit 1947 kann man sich dort auf geschichtsträchtige Spurensuche begeben.

Immer seiner Zeit voraus: der erste Influencer
Schaut man sich die über 1.000 Patente an, die Edison in den USA angemeldet hat, könnte man meinen, er war ein Workaholic. Mehr als vier Stunden Schlaf empfand er als völlig überbewertet und die angeblich 40 Tassen Kaffee, die er täglich trank, dürften zu seinem Dauerwachsein beigetragen haben.

Edison erfand den Phonographen, das erste Gerät, das Töne aufnehmen und wiedergeben konnte und sein persönlicher Favorit war. Er entwickelte Kameras und Filmtechnik, wodurch er als unfreiwilliger Mitbegründer von Hollywood galt. Auch unterstützte er die Einführung des elektrischen Stuhls, allerdings nicht, weil er ein Befürworter war, sondern weil er die Wechselstrom-Technik seines Konkurrenten Tesla schlecht dastehen lassen wollte.

Was der Gründer von General Electric nicht erfunden hat, ist die Glühbirne. Edison hat sie jedoch entscheidend verbessert, sie kommerziell nutzbar gemacht und sich damit stets medienwirksam und gekonnt in Szene gesetzt: mit Zigarre, Hut und Glühbirne in der Hand.

Erfindergeist auf Rädern
Der 16 Jahre jüngere Henry Ford hatte etwas weniger, nämlich ‚nur‘ 106 Patente angemeldet, aber dafür ein klares Ziel vor Augen: Das Auto für alle. Sein erstes Projekt war die pferdelose Kutsche, das Quadricycle. Mit sagenhaften 32 km/h konnte man sich damit nach vorne bewegen. Einen Rückwärtsgang gab es nicht, was ihm beim Testlauf fast zum Verhängnis wurde, da die Bremse auch noch nicht ganz ausgereift war.

Wesentlich erfolgreicher war der Autoschmied der Nation dann aber mit seinem Model T, das als das erste massentaugliche und erschwingliche Automobil gilt. Das durfte bekanntlich in allen Farben erstrahlen, so lange diese Farbe schwarz war. Übrigens keine Stilfrage, sondern der Effizienz geschuldet: Schwarzer Lack trocknete schneller als andere. Die ursprüngliche Produktionszeit dauerte damals 12,5 Stunden, bis Ford diese mit der Einführung des Fließbands auf 1,5 Stunden reduzieren konnte. Auch die 40‑Stunden‑Woche dürfen wir Henry verdanken. Zuvor waren 60 bis 70 Stunden keine Seltenheit.

Der Beginn einer lebenslangen Bromance
Für Henry Ford war Thomas Edison von Anfang an viel mehr als nur ein berühmter Erfinder. Er war sein Idol. Als sich die beiden 1896 auf einer Konferenz trafen und der junge Ford seinem Vorbild zögerlich von seinem pferdelosen Gefährt berichtete, war dieser restlos begeistert. Der Schulterklopfer fühlte sich an wie ein Ritterschlag und war der Beginn einer wundervollen Freundschaft. Ford ließ sich von Edisons Arbeitsweise inspirieren und schenkte ihm regelmäßig die neueste Auto-Modelle. Edison wiederum unterstützte Fords Ideen, lobte dessen Fortschritte öffentlich und stand ihm beratend zur Seite.

Vagabunden mit Butlerservice
Ab 1914 tourten Edison und Ford regelmäßig gemeinsam durch die USA, begleitet von dem Reifenmogul Harvey Firestone und dem Naturforscher John Burroughs. Als Fahrzeug nutzten die selbsternannten „Vagabonds“ einen speziell umgebauten Ford Model T Truck, der mit allen Annehmlichkeiten versehen war: ausklappbare Betten, Schränke und Stauraum, Zelte, die die seitlich ausgezogen wurden und eine kleine Küche. Um Platz für Tisch und Schubladen zu schaffen, wurde die Batterie von hinter dem Rücksitz auf der Fahrerseite in eine speziell entworfene Batteriekiste auf dem Trittbrett verlegt. Zwei der Benzintanks wurden zu Frischwasserbehältern umgebaut. Stets im Gepäck: ein Chauffeur, ein Butler und ein Koch.


Das Winter Estate in Fort Myers – die WG der Pioniere
Edison reiste zu ursprünglich Erholungszwecken nach Fort Myers in Florida. Das Klima und die Ruhe gefielen ihm so gut, dass er sich dort ein großzügiges Grundstück direkt am Ufer des Caloosahatchee River kaufte. Dort ließ er 1886 die „Seminole Lodge“ errichten, ein tropisches Refugium mit Blick aufs Wasser und üppigem Garten. Es gab auch einen Pool, der zu den frühesten privaten Schwimmbädern Floridas zählt.


Ford besuchte Edison regelmäßig in dessen Winterresidenz und fand schnell Gefallen an Fort Myers. 1916 kaufte er für 20.000 Dollar ein charmantes Holzhaus direkt neben dem Anwesen seines engen Freundes, das er wegen der vielen Mangobäume „The Mangoes“ nannte. Fortan verbrachte Ford samt Familie regelmäßig die Wintermonate in Florida, oft Seite an Seite mit Edison.

Ab 1927 arbeiteten Edison, Ford und Firestone gemeinsam an einem groß angelegten Forschungsprojekt zur Entwicklung amerikanischen Naturkautschuks, da die Angst vor Handelsblockaden nicht gerade gering war. Edison testete über 17.000 Pflanzenarten auf ihre Tauglichkeit. Hanf, Soja und sogar den Leberwurstbaum. Als besonders effizient erwies sich letztendlich aber die Goldrute. Durch gezielte Kreuzung gelang es ihm, die Pflanze deutlich zu vergrößern und gleichzeitig den Kautschukgehalt erheblich zu steigern.


Nach einem solch nostalgischen Besuch im Edison Estate lädt das Restaurant Ford’s Garage zum kultigen Abschluss ein. Serviert werden saftige Black-Angus-Burger, Craft-Bier und amerikanische Klassiker in einer Umgebung, die an eine Tankstelle der 1920er erinnert. Mit einem echten Oldtimer unter der Decke, Personal in Mechaniker-Uniformen und original Ford-Memorabilia.

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