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Manchmal ist es nicht der Gipfel, der zählt, sondern der Weg dorthin. Und manchmal besteht dieser Weg aus Stahlseilen, Eisenklammern und atemberaubender Stille.

Der Ziel-Klettersteig in der Südtiroler Texelgruppe ist ein solcher Pfad – kein touristischer Spaziergang, sondern eine alpine Einladung an alle, die in der Höhe eine neue Herausforderung suchen. Unweit des berühmten Meraner Höhenwegs gelegen, verbindet dieser hochalpine Steig Naturdramatik, technische Präzision und ein Erlebnis, das Körper wie Geist gleichermaßen fordert – und belohnt.

Im Herzen der Berge ist man dem Himmel so nahe / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der Ziel-Klettersteig, unter italienischen Einheimischen Ferrata della Cima di Tel genannt, führt ambitionierte Bergsteiger von der Nassereithütte auf über 1.500 Metern hinauf zur Zielspitze, die mit ihren 3.006 Metern Höhe zu den stillen Majestäten des Naturparks Texelgruppe gehört. Und genau dort steigt der Ziel-Klettersteig am Partschins empor. Der Steig wurde mit größter Rücksicht auf die Natur angelegt. Stahlseile, Tritthilfen und Leitern sind sorgsam in den Granit des Gingglegg Bergs eingebettet und ermöglichen eine Tour, die sich im Spannungsfeld zwischen alpiner Herausforderung und archaischer Naturkulisse bewegt. Die Kletterpassagen verlangen Konzentration und Trittsicherheit, doch für geübte Bergsteiger bleibt der Steig technisch moderat. Es ist weniger die Schwierigkeit, als die Atmosphäre, die entlang des Wassers bleibt.

Eine gute Vorbereitung ist das A & O für einen angenehmen Aufstieg / © Redaktion FrontRowSociety.net
Die Naturkulisse der Texelgruppe weckt das Interesse sie zu erleben, ganz gleich ob als Wanderer, mit dem Rad oder in Kletterausrüstung / © Redaktion FrontRowSociety.net

Landschaft, die zu schweigen lehrt

Wer den Steig früh am Morgen beginnt, sieht, wie das erste Licht der Sonne über die Gletschergrate der Texelgruppe kriecht, das Tau von den Latschen streift und den Fels warm werden lässt. Mit jedem Höhenmeter verändert sich das Panorama: Im Rücken liegt das Passeiertal, gegenüber ragen die Ötztaler Alpen auf, und in der Ferne schimmert das Etschtal wie ein aufgeschlagenes Buch. Stille ist hier nicht Abwesenheit von Geräuschen, sondern ein Zustand.

Das Ziel belohnt die Anstrengungen des Aufstiegs / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der Weg zur Spitze – und zurück

Die Tour beginnt meist im Ort Partschins und führt hinauf zur Nassereithütte, von wo aus in rund 30 Minuten der Einstieg erreicht wird. Kräftesparend ist der Weg auch mit der Texelbahn erreichbar. Von dort windet sich der Ziel-Klettersteig über 580 Klettermeter bis zum Aussichtsunkt am Gingglegg. Der Steig ist bestens gesichert und mit dem Schwierigkeitslevel B/C versehen, verlangt jedoch alpine Grundkenntnisse, Schwindelfreiheit und eine vollständige Klettersteigausrüstung. Oben angekommen, entlohnt der Ausblick über die Südtiroler Berge entlang des Meraner Höhenwegs bis zu den Dolomiten. Der Abstieg lässt Zeit, das Erlebte zu verarbeiten und den heimischen Schafen beim Grasen auf den Weiden zuzuschauen. Ein Tagesausflug, der körperlich fordert und gleichzeitig mental entschleunigt.

Bei solch einem Ausblick lohnt sich der Blick über die Schulter zwischendurch – innehalten und genießen / © Foto: Karin Thaler

Im Herzen des Naturparks

Die Texelgruppe ist Südtirols größter Naturpark – ein geschütztes Gebiet, in dem sich Flora und Fauna beinahe unberührt zeigen. Wer mit wachen Augen geht, begegnet Steinböcken, Murmeltieren, hochalpinen Enzianen und vielleicht sogar einem Adler. Es ist diese Verflechtung von Natur, Stille und Bewegung, die den Ziel-Klettersteig so besonders macht. Kein touristischer Hotspot, sondern ein Erlebnisort für Kenner.

Stolz und frohen Mutes bewegen sich Ziegen und Schafe entlang der Kletter- und Wanderrouten / © Redaktion FrontRowSociety.net
Für Bergführer David Spath ist das Klettern nichts Neues, denn er ist jeden Tag in der Schönheit von Partschins unterwegs und zeigt Touristen wie auch Einheimischen die Vielfalt der malerischen Südtiroler Berge / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der Ziel-Klettersteig ist ein Dialog mit dem Berg, ein Lehrmeister in Geduld und Präzision – und ein Geschenk an all jene, die sich für einige Stunden aus dem Alltag hinaus und in die raue Schönheit der Texelgruppe hineinwagen. Wer oben ankommt, versteht: Der Lohn ist nicht nur der Blick – es ist die Stille, die unter die Haut geht.

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