Manchmal ist es nicht der Gipfel, der zählt, sondern der Weg dorthin. Und manchmal besteht dieser Weg aus Stahlseilen, Eisenklammern und atemberaubender Stille.
Der Ziel-Klettersteig in der Südtiroler Texelgruppe ist ein solcher Pfad – kein touristischer Spaziergang, sondern eine alpine Einladung an alle, die in der Höhe eine neue Herausforderung suchen. Unweit des berühmten Meraner Höhenwegs gelegen, verbindet dieser hochalpine Steig Naturdramatik, technische Präzision und ein Erlebnis, das Körper wie Geist gleichermaßen fordert – und belohnt.

Der Ziel-Klettersteig, unter italienischen Einheimischen Ferrata della Cima di Tel genannt, führt ambitionierte Bergsteiger von der Nassereithütte auf über 1.500 Metern hinauf zur Zielspitze, die mit ihren 3.006 Metern Höhe zu den stillen Majestäten des Naturparks Texelgruppe gehört. Und genau dort steigt der Ziel-Klettersteig am Partschins empor. Der Steig wurde mit größter Rücksicht auf die Natur angelegt. Stahlseile, Tritthilfen und Leitern sind sorgsam in den Granit des Gingglegg Bergs eingebettet und ermöglichen eine Tour, die sich im Spannungsfeld zwischen alpiner Herausforderung und archaischer Naturkulisse bewegt. Die Kletterpassagen verlangen Konzentration und Trittsicherheit, doch für geübte Bergsteiger bleibt der Steig technisch moderat. Es ist weniger die Schwierigkeit, als die Atmosphäre, die entlang des Wassers bleibt.


Landschaft, die zu schweigen lehrt
Wer den Steig früh am Morgen beginnt, sieht, wie das erste Licht der Sonne über die Gletschergrate der Texelgruppe kriecht, das Tau von den Latschen streift und den Fels warm werden lässt. Mit jedem Höhenmeter verändert sich das Panorama: Im Rücken liegt das Passeiertal, gegenüber ragen die Ötztaler Alpen auf, und in der Ferne schimmert das Etschtal wie ein aufgeschlagenes Buch. Stille ist hier nicht Abwesenheit von Geräuschen, sondern ein Zustand.

Der Weg zur Spitze – und zurück
Die Tour beginnt meist im Ort Partschins und führt hinauf zur Nassereithütte, von wo aus in rund 30 Minuten der Einstieg erreicht wird. Kräftesparend ist der Weg auch mit der Texelbahn erreichbar. Von dort windet sich der Ziel-Klettersteig über 580 Klettermeter bis zum Aussichtsunkt am Gingglegg. Der Steig ist bestens gesichert und mit dem Schwierigkeitslevel B/C versehen, verlangt jedoch alpine Grundkenntnisse, Schwindelfreiheit und eine vollständige Klettersteigausrüstung. Oben angekommen, entlohnt der Ausblick über die Südtiroler Berge entlang des Meraner Höhenwegs bis zu den Dolomiten. Der Abstieg lässt Zeit, das Erlebte zu verarbeiten und den heimischen Schafen beim Grasen auf den Weiden zuzuschauen. Ein Tagesausflug, der körperlich fordert und gleichzeitig mental entschleunigt.

Im Herzen des Naturparks
Die Texelgruppe ist Südtirols größter Naturpark – ein geschütztes Gebiet, in dem sich Flora und Fauna beinahe unberührt zeigen. Wer mit wachen Augen geht, begegnet Steinböcken, Murmeltieren, hochalpinen Enzianen und vielleicht sogar einem Adler. Es ist diese Verflechtung von Natur, Stille und Bewegung, die den Ziel-Klettersteig so besonders macht. Kein touristischer Hotspot, sondern ein Erlebnisort für Kenner.


Der Ziel-Klettersteig ist ein Dialog mit dem Berg, ein Lehrmeister in Geduld und Präzision – und ein Geschenk an all jene, die sich für einige Stunden aus dem Alltag hinaus und in die raue Schönheit der Texelgruppe hineinwagen. Wer oben ankommt, versteht: Der Lohn ist nicht nur der Blick – es ist die Stille, die unter die Haut geht.
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