Im Herzen der Vereinigten Arabischen Emirate, wo Wüste und Meer aufeinandertreffen, steht das Waldorf Astoria Ras Al Khaimah für Luxus, Eleganz – und kulinarische Exzellenz. An der Spitze der Gastronomie: Michael Kreiling, Executive Chef mit internationaler Erfahrung und einem feinen Gespür für Aromen, Qualität und Innovation.
In diesem Interview gewährt er Einblicke in seinen kreativen Alltag, spricht über Herausforderungen der Spitzenküche im Luxussegment und verrät, wie regionale Einflüsse seine Gerichte inspirieren. Ein Gespräch über Leidenschaft, Präzision – und die Kunst, Gästen aus aller Welt unvergessliche Geschmackserlebnisse zu bereiten.

Exklusiv-Interview mit Michael Kreiling, Executive Chef vom Waldorf Astoria Ras Al Khaimah
Andreas Conrad: Herr Kreiling, Sie leiten sieben verschiedene Restaurants mit unterschiedlichen kulinarischen Konzepten – wie gelingt es Ihnen, bei dieser Vielfalt eine durchgängige Qualität und Handschrift zu bewahren?

Michael Kreiling: Ich glaube das es in Europa / Deutschland sehr wenig Hotels gibt, die eine Personalstruktur wie wir im Waldorf Astoria Raz Al Khamaih. Ich habe je nach Saison 60 bis 70 Köche und 15 bis 20 Stewarding Mitarbeiter. Dies ist für meinen Hoteldirektor manchmal zu viel und für mich manchmal zu wenig. Wir kommunizieren in English und versuchen alles mit Bildern und Erklärungen dazu stellen. Somit kann man Fehler minimieren. Mitarbeiter-Trainings sind für uns sehr wichtig.
Ich habe tolle Chef de Cuisines in den Signature Restaurants. Die Chefs kreieren Rezepte und wir machen Bilder von allen Gerichten, um unsere jungen internationalen Talente fördern und ihnen eine Art von Sicherheit zu geben. Wir versuchen sie top auszubilden um ihnen eine gute Karriere in unseren Hilton Hotels zu geben, und eventuell ihr Leben zu verändern. Denn viele von unseren jungen Köchen haben zu Hause nicht die Möglichkeit, in solchen Top Hotel Brands wie das Waldorf Astoria zu arbeiten. In unseren sieben verschiedenen Restaurants haben wir auch verschiedene Küchenstile, um unseren Gästen Abwechslung und einen tollen Aufenthalt zu gewährleisten.
Unser Gäste-Mix ist Russisch, British, Deutsch, Arabisch und Indisch und für sie ist es wichtig, dass wir authentisch sind. Das bedeutet in unserem Steak Restaurant Modern Dining – Lexington Grill habe ich einen jungen Österreicher aus dem Kempinski in Wien. Alexander Hammerl, er ist Spezialist in Dry Aging und hat Sterne-Erfahrung. Im japanischen Restaurant habe ich einen Profi für diese Küchenrichtung – Eli Fatmawardi. Er hat in Hongkong im sehr bekannten Amber Restaurant im Mandarin Oriental seine Ausbildung begonnen, um dann in anderen großartigen Stationen sich weiterzubilden, um dann zu uns zu finden. Im Mediterranen Restaurant Azure hatte ich Samuel Martinez als Chef de Cuisine. Er hat unter anderem mit einigen spanischen Sterneköchen zusammen gearbeitet, wie z.B. Albert Adrian, dem Bruder von Ferran Adrian. Die Beiden waren für den Erfolg der El Bulli Restaurants verantwortlich.
Samuel hat uns verlassen, um sich neuen Herausforderungen zu widmen. Nun ist Milan Dragojlovic in Charge für das Azure. Mit seiner Ankunft haben wir die Küchenausrichtung von Spanisch zu Balkan Cuisine getauscht. Unsere Gästen lieben es. Mit Milan habe ich schon in verschiedenen Hotels zusammen gearbeitet. Mein Arabischer Chef ist Hassan Ramadan. Er kocht authentische, landestypische Gerichte auf höchstem Niveau für unser Qasr al Bhahar – The All Day Dinning Buffet Restaurant. Er verwendet traditionelle Rezepte und gibt ihnen einen modernen Touch. Dies sind nur Beispiele von meinen kulinarischen Super Stars. Also ist das Geheimnis, dass man die richtigen Mitarbeiter findet, die zu einem passen. Sie müssen top ausgebildet und motiviert sein und viel Herzblut haben.

Andreas Conrad: Sie haben weltweit in renommierten Häusern gewirkt – wie beeinflusst Ihre internationale Erfahrung die Speisenauswahl und das Gästeerlebnis im multikulturellen Umfeld des Nahen Ostens?
Michael Kreiling: Oh ja, ich hatte bislang eine tolle Kariere mit sehr vielen prägenden Station. Für mich war immer das Wichtigste, dass ich tolle Menschen mit anderem Kulturhintergrund getroffen habe und mit ihnen zusammen arbeiten durfte. Einige sind nun echte Freunde geworden. Was toll ist, denn ich kann sie weltweit besuchen. (Leider habe ich dafür im Moment nicht viel Zeit) Diese Erfahrungen prägen einen enorm und bringen einem menschlich wirklich weiter.
In unserem Waldorf Astoria Raz al Khaimah hat jedes unserer Restaurants eine authentische kulinarische Ausrichtung. Wir servieren wir unsere Gerichte klassisch mit einem Modern Twist. Wir haben recht viele Stammgäste, die dies mögen und zu schätzen wissen. Wir haben in unserem Angebot einige modernen Sachen wie z.B. verschiedene Humussorten, aber unsere Gäste fragen immer wieder nach dem originalen, traditionellen Hummus.
Ich koche immer wieder mal meinen „Weißer Heilbutt, Kokos-Chilli Schaum, Wokgemüse, Chinesische Eiernudeln“ oder „Gänsestopfleber-Terrine, Pattaya Mango, Nuss Chutney“. Dies sind zwei Gerichte, die mir immer im Kopf bleiben werden. Denn damit haben wir im Hyatt Regency in Köln 16 Gault Millau Punkte gekocht. Diese Gerichte wurden unter anderem erwähnt und unsere Gäste haben sehr oft nach diesen speziellen Gerichten gefragt. Damals war ich ja nur für das Fine Dining Restaurant „Graugans“ verantwortlich.

Andreas Conrad: Das Waldorf Astoria Ras Al Khaimah ist bekannt für sein luxuriöses Speiseangebot – was verstehen Sie persönlich unter „kulinarischer Luxus“ in der heutigen Zeit?
Michael Kreiling: Ich habe ja viele tolle und erfolgreiche Jahre in der deutschen Sterne-Gastronomie verbracht. Für mich war und ist immer noch „Quality is King“ und das setzt sich immer durch. Wir versuchen bei uns im Waldorf Astoria Ras al Khaimah Top-Produkte zu kaufen und sie perfekt zu verarbeiten. Lecker muss es schmecken und dann noch modern und kreativ anzurichten. Wichtig ist, das Essen frisch, gesund und ausgewogen ist. Hier in den Emiraten muss immer mal wieder etwas Gold zu sehen sein, zumindest bei einigen Gerichten. Dies ist nicht mein persönlicher Stil, aber die Gäste verbinden es mit dem Dubai-Luxus. Also bedienen wir das Klischee. Außerdem beschäftigen wir uns mit Zero Waste Cooking und versuchen mehr und mehr nachhaltig auf höchstem Niveau zu arbeiten, um einen kleinen, aber wichtigen Teil für unsere gemeinsame Zukunft zu leisten.
Andreas Conrad: Innovation scheint ein roter Faden Ihrer Karriere zu sein – wie balancieren Sie kreative Experimente mit der Erwartung an klassische Perfektion in einem Haus wie dem Waldorf Astoria?
Michael Kreiling: Hmmm, in meinem Kopf ist immer was los! Ich verbringe viel Zeit damit, ständig darüber nachzudenken, wie ich was verbessern kann. Dies ist Freude für mich und keine Belastung. Ich benötige meine Freiheiten und einen GM (Boss), der an mich glaubt und mich unterstützt. Denn: Um coole Ideen umzusetzen, benötigt man oft Geld.
Am interessantesten war es im Kempinski Hotel Beijing Lufthansa Center. Dort hatte ich einen Assistent Chef. Da haben wir für Coffee Breaks den Millennium Falcon von Star Wars durch den Grand Ball Room fliegen lassen oder den Marshmellow Man von Gostbusters nachgestellt oder in der Weihnachtszeit einen 2,5 Meter großen Weihnachtsmann und einen Schiiten mit acht Rentieren bis zur Lobby Decke platziert. Also, das war dort ein grosser Abenteuerspielplatz für mich als Executive Chef – hier Im Waldorf Astoria Ras al Khaimah haben wir sehr viele Stammgäste – lokale, britische, deutsche, indische und russische Gäste. Dadurch das wir der Luxus Brand von Hilton sind, bekommen wir täglich das Feedback der Gäste und haben dadurch die Möglichkeit, Dinge schnell zu ändern. Allerdings sind unsere Gäste bislang soweit happy.

Andreas Conrad: Welche Elemente Ihrer europäischen Ausbildung integrieren Sie heute noch bewusst in Ihre Führung oder Rezeptentwicklung, selbst in einem völlig anderen kulturellen Kontext?
Michael Kreiling: Ich denke, das sich in vielen unseren Gerichten im Event-, Frühstücks- und In-Room-Dinning-Bereich europäische Techniken wiederfinden. Allerdings spricht man da nicht so drüber. Sie sind einfach ein wichtiger Teil des Tagesgeschäfts geworden. Dies war mit der Molekularküche auch so. Techniken sind geblieben und weiterentwickelt worden. Ich hatte mich ja im Hyatt Regency in Köln auf die Fusion Euro-asiatischer Küche spezialisiert. Zu dieser Zeit gab es Kritik. Heute haben viele Sterne-Restaurants asiatische Komponenten in ihren Menüs. Oder sie reisen nach Asien, um ihren Gästen neue Geschmackserlebnisse zu präsentieren. Ich war da wohl etwas früh dran.


Andreas Conrad: Sie wurden bei den Chef Excellence Awards 2025 als „Chefkoch des Jahres – Hotel“ ausgezeichnet. Was bedeutet diese Anerkennung für Sie persönlich – und wie motiviert sie Ihr Team?
Michael Kreiling: Hinter dem Award steckt eine Geschichte. Mein Team um meine Assistentin Lea Manibo hatten mich für diesen Award nominiert. Ich habe mir keine großen Chancen ausgerechnet, denn der Award ist für Köche in den ganzen Emiraten, also auch Dubai, Abu Dhabi, Doha und dann die kleineren Emirate auch noch dazu.
Naja, es ging durch Runde eins, zwei, und drei und dann waren wir bei der finalen Award Gala im super feinen Dubai Adress Skyview Hotel. Das Event fand in deren tollen Ballsaal mit einem ausgezeichnetem 4 Gänge Menü statt. Die Zeremonie begann, wir saßen an einem Tisch mit anderen Hilton Kollegen, allerdings war die Veranstaltung etwas langweilig. Dann plötzlich wurde mein Name aufgerufen und ich wurde in die „Top 30 Chef Powerlist Winner 2025“ aufgenommen. Dies war großartig, denn in den Emiraten ist die Dichte an Top-Chefs unglaublich sowie das Niveau auf kleinem Raum wirklich hoch. Kurz darauf bekamen wir unser Dessert und ich war „ready“ um die Gala zu verlassen, denn ich musste noch 90 Minuten zurück von Dubai nach Raz Al Khaimah nach Hause zu fahren. Es fehlten noch die zwei großen Award Kategorien. Einer meiner Hilton Kollegen überredete mich, noch die 30 Minuten zu warten, bis alle Entscheidungen gefallen waren. Dann kam sie die Kategorie – Executive Chef of the Year – Hotel. Ich hatten keine Emotionen, keine Gefühle. Die Dame stellte zehn Executive Chefs vor unter anderem mich. Die Konkurrenz war woooow!
Die Dame redete und redete und dann erschien plötzlich mein Bild auf einem riesigen Bildschirm und sie sagte: „There is another win for Michael this night as Executive Chef of the Year in the Hotel Category. Thats very well deserved give him a random Applause.“
Diese Auszeichnung ist etwas ganz besonderes für mich und meine berufliche Laufbahn, meine Motivation und Passion für den tollen Job als Koch. Denn ich habe ja mit meinem Team eine sehr gute Leistung für sieben Restaurants vollbringen dürfen mit verschiedenen kulinarischen Ausrichtungen. Dieser Award ist nur möglich, wenn man ein Top-Team mit Spezialisten hinter sich hat. Ich stehe im Vordergrund, aber eigentlich müsste es ja ein Team Award sein. Also um es kurz zusammenzufassen: Mich macht diese Auszeichnung glücklich, stolz und motiviert mich, meinen Weg weiterzugehen.

Andreas Conrad: Wenn Sie auf Ihre Zeit in China, Europa und nun im Nahen Osten blicken – welche kulinarische Kultur hat Sie am meisten geprägt, und wie spiegelt sich das in Ihren heutigen Signature-Gerichten wider?
Ich denke, dass gutes Wissen und ständig dazuzulernen immer gut ist. Man sollte nie stehen bleiben und sich immer weiter entwickeln. Durch meine Reisen und die verschiedenen Herausforderungen in London, Tokyo, Belgrad, Peking, Ajman, Abu Dhabi, Raz al Khaimah usw. verändert man sich automatisch und entwickelt seine eigene Persönlichkeit weiter. Ich musste ja immer wieder bei Null starten, mich an neue Kulturen und Gegebenheiten anpassen musste und mich irgendwie bei der Arbeit neu erfinden. Diese Dinge helfen mir jetzt, mein Team positiv zu führen, offener zu sein, eine innere Gelassenheit zu haben und positiv lösungsorientiert zu arbeiten.
Für mich ist es sehr wichtig, ein gutes, motiviertes Team um mich herum zu haben. Denn dann bringen wir unser gemeinsamen Erfahrungen mit Freude auf den Teller. Dies wissen dann unsere Gäste zu schätzen.
Andreas Conrad: Einen Dank an Michael für seine Zeit und die persönlichen Einblicke.

Weitere Informationen:
Waldorf Astoria, Ras Al Khaimah,
Vienna Street – Al Hamra Village
Ras Al Khaimah, United Arab Emirates 14779






















































