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In der jüngsten Vergangenheit veröffentlichte die tagesschau unter dem Titel „So viele Sternerestaurants wie nie“ ein großformatiges Coverbild, das nicht etwa ein prächtig drapiertes Gourmetgericht zeigt, sondern – schlicht und einfach – ein fast rohes Stück Fleisch. Für uns wirft dieses visuelle Signal mehr Fragen auf als es kulinarische Vorfreude weckt.

So oder so ähnlich sah das Coverbild der tagesschau aus… wir haben ein ähnliches Foto erstellt, um keine Urheberverletzung zu begehen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Zunächst stellt sich die Frage, ob die Wahl dieses Motivs redaktioneller Sorgfalt entspricht oder eher kalkulierte Aufmerksamkeit erregen soll. Ein rohes Steak mag auf den ersten Blick Neugierde erwecken, wirkt aber wenig informativ und lässt das Thema „Sternerestaurants“ inhaltlich austauschbar erscheinen. Wir vermuten, dass vor allem der Drive nach Klicks und hohen Zugriffszahlen den Ton angibt – denn einen tieferen Bezug zu den eigentlichen Inhalten des Beitrags sucht man hier vergeblich.

Zudem entsteht der Eindruck, Qualität sei bei der Bildauswahl einer quantitativen Zielvorgabe gewichen: So lang eine starke Headline und ein plakatives Foto die Verweildauer erhöhen, rückt echte journalistische Substanz in den Hintergrund. Kritisch sehen wir dabei, dass eine renommierte Nachrichtensendung wie die Tagesschau gerade bei Themen rund um Genuss und Wirtschaft auf eine stärkere visuelle und inhaltliche Verbindung zum Thema setzen könnte – etwa durch authentische Impressionen aus ausgewählten Sternerestaurants oder Interviews mit Spitzenköchen. Das würde der Branche helfen.

Während sich die Sterneköche in den Armen liegen, steht Thorsten Bender (ganz rechts im Bild) noch immer unter Schock
Sterneköche sind tagtäglich im unermüdlichen Einsatz und keiner von ihnen, arbeitet 60 Stunden oder mehr pro Woche, um damit nur Geld zu verdienen – es ist Leidenschaft, die dahintersteckt! Das sollte bei jeder Berichterstattung Berücksichtigung finden, statt nur auf Effekthascherei zu setzen / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Dass sich Medienhäuser zunehmend von reinen Reichweitenmetriken treiben lassen, ist kein neues Phänomen. Doch wenn der kritische Anspruch, den die tagesschau einst mit ihrer zurückhaltenden, sachlichen Präsentation begründete, derart hinter plakative Motivwahl zurücktritt, sollten Redaktion und Publikum wachsam sein. Wir fordern die Redaktion auf, künftig wieder stärker auf aussagekräftige und thematisch stimmige Bilder zu setzen, die den Inhalt angemessen illustrieren, statt lediglich die Klickstatistik zu bedienen.

Abschließend bleibt festzuhalten: Journalistische Integrität misst sich nicht an Zugriffszahlen allein, sondern an der verlässlichen Vermittlung von Kontext und Qualität. In diesem Sinne hoffen wir auf eine Rückbesinnung der tagesschau auf ihren eigentlichen Auftrag – klare Information statt reines Klickpotential.

Letzte Handgriffe bevor das Gericht dem Gast oder vielleicht dem Restaurantkritiker serviert wird
Letzte Handgriffe bevor das Gericht dem Gast oder vielleicht dem Restaurantkritiker serviert wird. Und ganz ehrlich: auch schöne Fotos haben Klickpotenzial / @ Redaktion FrontRowSociety.net

Unser Gedankengang:

Die tagesschau-Berichterstattung bleibt inhaltlich vorbildlich – doch das Fleisch-Cover degradiert kulinarische Pionierarbeit zur Banalität. Wenn selbst Sterne-Koch Ronny Schreiber betont: „Wir wollen weg aus der elitären Ecke“, sollte die Redaktion ihre Bildauswahl an diese Entwicklung anpassen. Denn Qualitätsjournalismus stirbt nicht durch fehlende Klicks, sondern durch fehlende Glaubwürdigkeit im Detail.