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Im weiten Land zwischen Hameln und Bad Pyrmont befindet sich das Schloss Hämelschenburg. Der mit viel Aufwand gepflegte Besitz, lässt uns heute die Architektur der späten Weserrenaissance in Gänze bestaunen. Vollständig erhalten, zählt die gesamte Anlage zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern unseres Landes.

Schloss Hämelschenburg - Zeitzeuge der später Weserrenaissance (1575-1618)
Schloss Hämelschenburg – Zeitzeuge der späteren Weserrenaissance (1575-1618) / © Redaktion FrontRowSociety.net

Blick in die Vergangenheit

Familie von Klencke, heute vertreten von Lippold von Klencke und seiner Gattin Christine, kam 1437 als Lehnsherren ins Weserbergland. Seit damals betreiben die von Klenckes Land- und Forstwirtschaft, immer mit Nachhaltigkeit. War doch das Lehenswesen auf die Übergabe des Lehens auf die nächste Generation ausgelegt.

Weites Land - auf 400 Hektar betreiben die von Klenckes heute wie damals Land- und Forstwirtschaft
Weites Land – auf 400 Hektar betreiben die von Klenckes heute wie damals Land- und Forstwirtschaft / © Redaktion FrontRowSociety.net

Vor dem Weserbergland machten auch die Ideen der Reformation nicht halt. Familie von Klencke lies im Zuge der Reformation die Marienkirche erbauen. Es ist bis heute die erste freistehende, protestantische Kirche Niedersachsens.

Die Marienkirche, als protestantische Kirche 1563 erbaut
Auf dem Anwesen: Die Marienkirche, als protestantische Kirche 1563 erbaut / © Redaktion FrontRowSociety.net
Innenansicht der Marienkirche
Innenansicht der Marienkirche / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der wirtschaftliche Erfolg der Familie Klencke und die Treue zum Welfenhaus erweckten politische Ambitionen. Sie stellte bald den ersten Finanzminister im Herzogtum Kahlenburg. Jürgen von Klencke und seine Gattin Anna von Holle manifestierten ihren politischen Machtanspruch unter anderem durch den Bau eines repräsentativen Schlosses.

Um seine Stärke nach außen zu demonstrieren, bedurfte es eines repräsentativen Schlosses und aus dem Rittergut ging dieses Renaissanceschloss hervor. Lippolt von Klencke (li.) mit FrontRowSociety Redakteurin Annett Conrad / © Redaktion
Um seine Stärke nach außen zu demonstrieren, bedurfte es eines repräsentativen Schlosses und aus dem Rittergut ging dieses Renaissanceschloss hervor. Lippolt von Klencke (li.) mit FrontRowSociety Redakteurin Annett Conrad / © Redaktion FrontRowSociety.net

Zwischen 1588 und 1613 entstand das bis heute erhaltene Schloss Hämelschenburg, damals noch als Burg mit Wassergraben. Auch wenn sich das Antlitz der Hämelschenburg aufgrund von Erweiterungsbauten veränderte und eine Mischung aus venezianischem, holländischem und französischem Stil aufweist, sind die typischen Zwerchhäuser der Weserrenaissance symbolisch.

Die Weserrenaisance ist einerseits durch die geografische Lage gekennzeichnet, andererseits durch das zum Einsatz kommende Baumaterial, das Wirken bestimmter Architekten und Baumeister sowie die Stilmittel. Zwerchhäuser, Standerker, durch steinerne Pfosten zweigeteilte Fenster sowie die geometrischen Ornamente sind charakteristisch für den Stil der Werserrenaissance von 1524 bis 1618
Die Weserrenaissance ist einerseits durch die geografische Lage gekennzeichnet, andererseits durch das zum Einsatz kommende Baumaterial, das Wirken bestimmter Architekten und Baumeister sowie die Stilmittel. Zwerchhäuser, Standerker, durch steinerne Pfosten zweigeteilte Fenster sowie die geometrischen Ornamente sind charakteristisch für den Stil der Weserrenaissance von 1524 bis 1618 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Diese oft mehrgeschossigen Giebelausbauten verdecken teilweise die Sicht zum Hauptdach. Weiterhin typisch waren der Standerker, welcher von einem rechteckigen Grundriss aus vom Boden aufsteigt sowie die Zierquader mit geometrischen, abstrakten Ornamenten, in der Fachsprache auch Kerbschnitt-Bossenstein genannt.

Abstrakte , geometrische Intarsien werden typischer Weise in der Horizontalen aneinander gereiht
Hoch oben am im Giebel: Abstrakte, geometrische Intarsien werden typischer Weise in der Horizontalen aneinander gereiht / © Redaktion FrontRowSociety.net
Und beständig bedarf es der Erneuerung der alten Substanz, um die typischen Quader zu erhalten, die Ende des 16. Jahrhunderts zu einem Sinnbild der Weserrenaissance entwickelten
Und beständig bedarf es der Erneuerung der alten Substanz, um die typischen Quader zu erhalten, die sich Ende des 16. Jahrhunderts zu einem Sinnbild der Weserrenaissance entwickelten / © Redaktion FrontRowSociety.net

Schloss Hämelschenburg: Ausflug in ländliche Idylle

Schloss Hämelschenburg gehört zu den beliebten Ausflugszielen des Weserberglands. Von Hannovers 5 Sterne Superior Kastens Hotel Luisenhof aus sollte man eine Stunde Autofahrt einplanen.

Das 5 Sterne Superior Kastens Hotel Luisenhof ist Hannovers erstes Haus am Platz
Das 5 Sterne Superior Kastens Hotel Luisenhof ist Hannovers erstes Haus am Platz / © Kastens Hotel Luisenhof

Als idealer Ausgangsort bietet sich Schlosshotel Münchhausen in Aerzen an. Das zur Kollektion Feine Privat Hotels zählende 5 Sterne Haus befindet sich in der historischen Schlossanlage Schwöbber.

Das Schloss Schwöbber gehört zu den bekannten Bauten der Weserrenaissance und beherbergt heute das 5 Sterne Schlosshotel Münchhausen
Das Schloss Schwöbber gehört zu den bekannten Bauten der Weserrenaissance und beherbergt heute das 5 Sterne Schlosshotel Münchhausen / © Redaktion FrontRowSociety.net

In 40 Minuten erreicht man das Schloss Hämelschenburg mit dem Rad und genießt auf dem Weg dahin die herbe Schönheit des Weserberglands. Kurz vor der Ankunft am Schloss bietet sich das pittoreske Bild des schmucken Fachwerkhäuschens der Seifensiederin. Inmitten des heutigen englischen Landschaftsgarten gelegen, der ab 1865 Gestalt annahm, ist es ein wirklicher Blickfang.

Im bildhübschen Fachwerkhaus geht die Seifensiederin ihren uralten Handwerk nach
Im bildhübschen Fachwerkhaus geht die Seifensiederin ihren uralten Handwerk nach / © Redaktion FrontRowSociety.net

Neben der Forst- und Landwirtschaft stellt der Tourismus eine weitere Säule für Familie von Klencke dar. Jährlich pilgern 20 Tausend Besucher zu Schloss Hämelschenburg. Historie oder auch Familienalltag aus früheren Zeiten gibt’s zu erfahren, auch als beliebte Kostümführung. 

Während einer Führung wird die Biografie der Familie von Klencke wieder lebendig
Während einer Führung wird die Biografie der Familie von Klencke wieder lebendig / © Redaktion FrontRowSociety.net

Traditionell werden mehrmals im Jahr Konzerte, Kunstausstellungen oder Lesungen veranstaltet sowie alljährlich der Adventsmarkt. Besonders beliebt ist die malerische Kulisse bei Brautpaaren, einmal Prinzessin sein ist dann hier auf Schloss Hämelschenburg greifbar.

Schloss Hämelschenburg - mystischer Ort und beliebte Event-Location
Schloss Hämelschenburg – mystischer Ort und beliebte Event-Location / © Redaktion FrontRowSociety.net

In den einstigen Wirtschaftsgebäuden ist heute das Schloss-Café mit dem Museums-Shop untergebracht. Torten und Kuchen, deren Namen klaren Bezug zum Schlossambiente haben, wechseln den Besitzer und werden bei gutem Wetter im lauschigen Innenhof eingenommen.

Kaffee, Kuchen und vieles mehr dürfen die Besucher im Schloss-Café gustieren
Kaffee, Kuchen und vieles mehr dürfen die Besucher im Schloss-Café gustieren / © Redaktion FrontRowSociety.net
Der Biergarten ist ein lauschiger Platz
Der Biergarten ist ein lauschiger Platz / © Redaktion FrontRowSociety.net

Auf einem Spaziergang über das weitläufige Gelände, darf der englische Garten und die Schönheit der Renaissance-Anlage in ganzer Fülle genossen werden. Von der Marienkirche aus führt ein Weg zur Mühleninsel. Die Mühle an der Kleinen Emme dient immer noch als Sägewerk und zur Stromgewinnung aus Wasserkraft. Hübsche Dinge für zu Hause finden sich in der benachbarten Holzwerkstatt.

Die historische Wassermühle auf der Mühleninsel ...
Die historische Wassermühle auf der Mühleninsel … / © Redaktion FrontRowSociety.net
... erzeugt auch in unseren Tagen noch Strom durch Wasserkraft. Lippold von Klencke hier beim Öffnen der Schotts
… erzeugt auch in unseren Tagen noch Strom durch Wasserkraft. Lippold von Klencke hier beim Öffnen der Schotts / © Redaktion FrontRowSociety.net

Ein Schloss als Lebensmittelpunkt

Wir trafen uns mit dem heutigen Schlossherrn Lippold von Klencke. Der vierfache Vater war vor seiner Pensionierung als Minsterialrat des Landes Niedersachsens tätig. Stolz blickt er auf über 500 Jahre Familiengeschichte zurück, eine Familie, die im Wandel der Zeit ihre Höhen und Tiefen erlebte und sich ständig neuen Herausforderungen stellte.

Lippold von Klencke (li.) erzählt über Schloss Hämelschenburg und dessen Bewohner, denn
Lippold von Klencke (li.) erzählt über Schloss Hämelschenburg und dessen Bewohner, denn „Wer seine Geschichte nicht erzählen kann, existiert nicht“, Salman Rushdie / © Redaktion FrontRowSociety.net

In unserer heutigen Zeit eine solche Anlage zu bewirtschaften ist mit auf jeden Fall eine riesige Herausforderung. Der Umstand, dass seine Kinder das Erbe der Familie weiterführen wollen, ist sicherlich beruhigend für Lippold von Klencke. Über Generationen hinweg geht die Familie langfristige Projekte an; Nachhaltigkeit, die sich auszahlt.

Familie von Klencke bewirtschaftet ihr Lehen seit über 500 Jahren nachhaltig mit langfristigen Projekten
Familie von Klencke bewirtschaftet ihr Lehen seit über 500 Jahren nachhaltig mit langfristigen Projekten / © Redaktion FrontRowSociety.net

Während unseres Besuchs wurden gerade umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an der Südseite des Schlosses vorgenommen. Jeder Altbau müsste schließlich beständig instand gehalten werden, erklärt Lippold von Klencke nonchalant.

Sanierung, nicht nur der Schönheit wegen
Sanierung, nicht nur der Schönheit wegen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Dabei überstand das geschichtsträchtige Gebäude mehrere Kriege, allen voran den 30jährigen Krieg. Erbauerin Anna von Holle erwirkte vom Feldherrn der katholischen Liga, Johann Graf von Tilly, mit Mut und Geschick einen Brief, der die Verschonung des Schlosses vor Zerstörung und Plünderung zusicherte.

Glücklicher Weise hat Schloss Hämelschenburg Krieg und Verwüstung trotzen können
Glücklicher Weise hat Schloss Hämelschenburg Krieg und Verwüstung trotzen können / © Redaktion FrontRowSociety.net

Von ihr sind die Möbel der Renaissance erhalten und zu besichtigen, des Weiteren Möbel des Braunschweiger Barock oder Kachelöfen des 19. Jahrhunderts. Im Wappensaal kann eindrucksvoll das Rittertum der von Klenckes nachvollzogen werden, während sich im Gewölbe des Gebäudes eine Zeitreise durch die land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeiten der Familie befindet.

Originales Interieur ... /
Originales Interieur … / © Redaktion FrontRowSociety.net
... wie der Schrank des Braunschweiger Barocks oder ...
… wie der Schrank des Braunschweiger Barocks oder … / © Redaktion FrontRowSociety.net
... der Wappensaal erzählt über ein halbes Jahrtausend Familiengeschichte
… der Wappensaal erzählten über ein halbes Jahrtausend Familiengeschichte / © Redaktion FrontRowSociety.net

Lippold von Klencke berichtet vom Fluch und Segen eines Schlossbesitzers. Doch die schönsten Momente ergeben sich bei den Alltäglichkeiten. Er steigt mit uns die Anhöhe hinter dem Schloss hinauf. Imposante Ausblicke auf das Zuhause seiner Familie offenbaren sich und er schwärmt über Ansichten im Wechsel der Tages- oder Jahreszeiten. Das Zuhause ist dort, wo das Herz wohnt – Familie Klencke, eine Familie mit Traditionen und Sinn für Heimat.

Lippold von Klencke (li.) - ein Aristokrat ohne Allüren, dessen Herz an seinem Familiensitz gebunden ist
Lippold von Klencke (li.) – ein Aristokrat ohne Allüren, dessen Herz an seinen Familiensitz gebunden ist / © Redaktion FrontRowSociety.net

Impressionen von Schloss Hämelschenburg

 

Schmuckstück im Garten der Hämelschenburg
Schmuckstück im Garten der Hämelschenburg / © Redaktion FrontRowSociety.net
Ein Blick vom Gerüst, welches einen Teil der Hämelschenburg umgab auf die Marienkirche und das heutige Schloss-Café
Ein Blick vom Gerüst, welches einen Teil der Hämelschenburg zu Sanierungszwecken umgab, auf die Marienkirche und das heutige Schloss-Café / © Redaktion FrontRowSociety.net
Die Terrasse des Schloss-Cafés - Ruhe vor dem Sturm
Die Terrasse des Schloss-Cafés – Ruhe vor dem Sturm / © Redaktion FrontRowSociety.net
Schloss Hämelschenburg und seine romantische Seite
Schloss Hämelschenburg und seine romantische Seite / © Redaktion FrontRowSociety.net
Stille Beobachter
Stille Beobachter / © Redaktion FrontRowSociety.net
Über die Brücke gelangen Besucher zum Schloss
Über diese Brücke gelangen Besucher zum Schloss / © Redaktion FrontRowSociety.net
Die Ausstellungsräume spiegeln die Historie der Familie von Klencke wider
Die Ausstellungsräume spiegeln die Historie der Familie von Klencke wider / © Redaktion FrontRowSociety.net
Gemälde und originales Interieur
Gemälde und originales Interieur / © Redaktion FrontRowSociety.net
Viele Paare gaben sich hier bereits das Jawort
Viele Paare gaben sich hier bereits das Jawort / © Redaktion FrontRowSociety.net
Innenansichten
Innenansichten / © Redaktion FrontRowSociety.net
Ein Schloss mit Charakter und Stil
Ein Schloss mit Charakter und Stil / © Redaktion FrontRowSociety.net
Zu einem Schloss auf dem Lande gehören selbstverständlich Zeugnisse der Jagd
Zu einem Schloss auf dem Lande gehören selbstverständlich Zeugnisse der Jagd / © Redaktion FrontRowSociety.net
Blick ins ehemalige Schlafgemach
Blick ins ehemalige Schlafgemach / © Redaktion FrontRowSociety.net
Ein Stück von der Berliner Mauer liegt den Konterfeis der Mitglieder der Familie von Klencke
Ein Stück der Berliner Mauer liegt vor den Konterfeis der Mitglieder der Familie von Klencke / © Redaktion FrontRowSociety.net
Moderne Kunst in Bronze:
Moderne Kunst in Bronze: „Durst nach Freiheit“ / © Redaktion FrontRowSociety.net
Einblicke in die damalige Arbeit auf dem Gut
Einblicke in die damalige Arbeit auf dem Gut / © Redaktion FrontRowSociety.net
Auf der Anhöhe hinter dem Schloss befindet sich das Mausoleum der Familie
Auf der Anhöhe hinter dem Schloss befindet sich das Mausoleum der Familie / © Redaktion FrontRowSociety.net
Nach einem Spaziergang durch den Garten des Schlosses ...
Nach einem Spaziergang durch den Garten des Schlosses … / © Redaktion FrontRowSociety.net
... findet man sicherlich etwas Hübsches zum Mitnehmen
… findet man sicherlich in der Werkstatt des Holzschnitzers etwas Hübsches zum Mitnehmen / © Redaktion FrontRowSociety.net

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