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Mit gleich vier Museumsstandorten wartet das Südtiroler Landesmuseum Bergbau auf. Der Standort Ridnaun nimmt bei Weinkennern jedoch eine ganz besondere Rolle ein. Denn schon seit über 10 Jahren lagern hier je nach Jahrgang zwischen 1.200 bis 3.200 Flaschen Gewürztraminer der Kellerei Tramin.

Der Epokale ist das Meisterstück eines Gewürztraminers – es werden je nach Jahrgang zwischen 1.200 und 3.200 Flaschen im Poschhausstollen auf über 2.000 Meter Höhe für sechs Jahre gelagert / © Redaktion FrontRowSociety.net

Bevor die Flaschen jedoch den Poschhausstollen auf über 2.000 Meter Höhe erreichen – in welchem bis 1985 noch Blei, Silber und Zink abgebaut wurden – haben sie eine abenteuerliche und kurvenreiche Fahrt von der Gemeinde Tramin vor sich. Die letzten 4 Kilometer tief in den Stollen übernimmt eine batteriebetriebene Bahn, die sonst für Besucherführungen eingesetzt wird. Bei 90 prozentiger Luftfeuchtigkeit und 11 Grad Celsius lagert der Epokale hier rund sechs Jahre. Zum Artikel: Epokale – ein Gewürztraminer mit einer Mission

Eine internationale Journalistengruppe hat sich die Lagerung der Epokale Jahrgänge im Stollen angeschaut
Eine internationale Journalistengruppe hatte sich die Lagerung der Epokale Jahrgänge im Stollen angeschaut / © Redaktion FrontRowSociety.net

Landesmuseum Bergbau – Denkmal der industriellen Revolution

Das Landesmuseum Bergbau bezeichnet sich selbst als Abenteuermuseum. Alle vier Standorte vereinen stillgelegte Bergwerke mit ausgedehnten Abbaurevieren und laden zu Erkundungen ein. Am Standort Ridnaun entstand vor etwas mehr als 155 Jahren eine der modernsten Erzaufbereitungsanlagen Europas, obwohl am Schneeberg schon vor mehr als 800 Jahren Erz abgebaut wurde; zu früheren Zeiten unter widrigen Umständen. Um 1520 erlebte das Bergwerk seine Blütezeit.

Durch atemberaubende Natur geht es von Ridnaun/Maiern hinauf zum Poschhausstollen auf über 2.000 Meter Höhe
Durch atemberaubende Natur geht es von Ridnaun/Maiern hinauf zum Poschhausstollen auf über 2.000 Meter Höhe / © Redaktion FrontRowSociety.net
Oben angekommen, geht es mit dieser Bahn über schmale Spuren in den Stollen / © Redaktion FrontRowSociety.net
Für die nächsten 2 Stunden das letzte Mal das Tageslicht gesehen... jetzt geht's einige Kilometer in den Stollen
Für die nächsten 2 Stunden das letzte Mal das Tageslicht sehen… jetzt geht’s einige Kilometer weit in den Stollen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Über 1.000 Knappen schürften in 70 Stollen nach Silber und Blei. Da der Weg ‚hinaus“ ins Bergwerk lang und beschwerlich war und obendrein viel Zeit kostete, erbaute man eine Knappensiedlung auf 2.358 Metern an der Südflanke der Alpen. So wohnten die Knappen in der Abgeschiedenheit oberhalb der Baumgrenze und verbrachten auch hier ihre wenige Freizeit.

Die Arbeit im Bergwerk war insbesondere während des langen Winters ausgesprochen hart. Das Erz wurde in Säcke gepackt und mit Pferden den steilen, schmalen Weg hinunter ins Tal gebracht. Hier musste es auf Karren geladen und weitertransportiert werden. Erst 1871 baute man eine große Erzübertageförderanlage auf Schienen, die noch heute zu besichtigen ist. Im Jahre 1925 wurde eine Materialseilbahn installiert, die die Arbeit wiederum deutlich erleichterte. Im Zuge der europäischen Bergbaukrise musste dieses Bergwerk im Juni 1985 ebenfalls seine Pforten schließen.

Bis 1985 fuhren die Knappen noch in den Stollen, ... heute gibt es nur noch Führungen für interessierte Besucher
Bis 1985 fuhren die Knappen noch in den Stollen, … heute gibt es nur noch Führungen für interessierte Besucher / © Redaktion FrontRowSociety.net
Bei einer gebuchten Führung werden Regenmäntel, Gummistiefel und Helme vom Museum gestellt, warme Kleidung sollte man allerdings auch im Sommer bei der Hand haben. Denn im Stollen herrschen gerade einmal 11 Grad Celsius. Mit einem Shuttlebus geht es hinauf zum Poschhausstollen auf 2.000 Meter Meereshöhe. Die dort wartende, elektrisch betriebene Grubenbahn fährt die Besucher in die Nähe der Erzlager. Dort angekommen beginnt ein abenteuerlicher Rundgang durch die Stollen.
 
Die erste Begehung findet in dem Abbaustollen aus den 1970er Jahren statt, der aus Wasserläufen und Schächten besteht, welche in den Karlsstollen aus der Zeit um 1700 führen. Über 300 Stufen steigen die Besucher dann in den Poschhausstollen hinab. Diese Tour ist verständlicherweise nicht barrierefrei.
 

Barrierefrei ist jedoch das Museum. Hier stehen gewaltige Maschinen, die Gestein zerbrechen und in winzige Bröckchen zermahlen können. Bei der Besichtigung werden diese Kolosse angeworfen und erwachen mit tosendem Gebrüll. So gewinnen die Besucher einen noch tiefergreifenderen Einblick in die Arbeitsbedingungen, die anno Dazumal vorherrschten; man muss bedenken, es wurde ohne Gehörschutz gearbeitet. Darüber hinaus zeigen beeindruckende Bremsberge und Pferdebahnstrecken, wie einst die weltweit größte Übertageförderanlage das Erz transportierte.

Impressionen vom Bergbaumuseum in Ridnaun:

Das Gelände außerhalb der Gebäude ...
Das Gelände außerhalb der Gebäude … / © Redaktion FrontRowSociety.net
... vermittelt schon einen Eindruck, unter welchen Bedingungen und ...
… vermittelt schon einen Eindruck, unter welchen Bedingungen und … / © Redaktion FrontRowSociety.net
... vermittelt schon einen Eindruck, unter welchen Bedingungen und welchen Geräten das abgebaute Erz bewegt wurde
… mit welchen Geräten das abgebaute Erz bewegt wurde / © Redaktion FrontRowSociety.net
Innerhalb der Hallen des heutigen Bergbaumuseum
Innerhalb der Hallen des heutigen Bergbaumuseums … / © Redaktion FrontRowSociety.net
Bergbau-Museum Ridnaun
… befinden sich eine Vielzahl an… / © Redaktion FrontRowSociety.net
... noch heute funktionierenden Maschinen ...
… noch heute funktionierenden Maschinen… / © Redaktion FrontRowSociety.net
... mit gewaltigen Ausmaßen...
… in gewaltigen Ausmaßen, … / © Redaktion FrontRowSociety.net
... die bei Inbetriebnahme höllischen Krach machen
… die bei Inbetriebnahme…  / © Redaktion FrontRowSociety.net
... höllischen Krach machen
… höllischen Krach machen / © Redaktion FrontRowSociety.net
Aber auch die Konstruktionen...
Die Konstruktionen an Decken und Wänden… / © Redaktion FrontRowSociety.net
... und Gänge ...
… sowie in den Gängen, … / © Redaktion FrontRowSociety.net
... und Labore versprühen nostalgischen Glanz
… aber auch die Labore vermitteln nostalgische Eindrücke aus vergangenen Tagen / © Redaktion FrontRowSociety.net
Das Museumsbergwerk ist barrierefrei - im Inneren sind verschiedene Fahrstühle verbaut und auch im Außenbereich können Menschen mit Handicap die Wege und Höhenunterschiede bequem überwinden
Das Museumsbergwerk ist barrierefrei – im Inneren sind verschiedene Fahrstühle verbaut und auch im Außenbereich können Menschen mit Handicap die Wege und Höhenunterschiede bequem überwinden / © Redaktion FrontRowSociety.net

Zu finden ist das Landesmuseum Bergbau – Standort Ridnaun

Maiern 48
I-39040 Ridnaun

Bahn oder Bus:
Bis nach Sterzing. Vom Bahnhof oder Nordpark Sterzing mit dem Linienbus Nr. 312 nach Ridnaun. 

Ausstieg ist bei der letzten Haltestelle (Bergbaumuseum) direkt am Parkplatz beim Museum. Dann geht es nur noch die Treppe hoch.

Mit dem Fahrrad:
Von Sterzing über die Landesstraße aus sind es zirka 15 km bis zum Ende des Ridnauntales in Maiern.

Mit dem PKW:
Von der Autobahn A22 kommend, die Ausfahrt Sterzing nutzen, dann 16 km auf der Landesstraße bis nach Ridnaun fahren und Maiern Nr. 48. ansteuern. Dort sind kostenfreie Parkplätze für PKW und Reisebusse zu finden.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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