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Kim – K.unst i.st m.ehr. Unter diesem Slogan schlossen sich vor 30 Jahren westfälische Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichster Sparten zu einem Netzwerk zusammen. Anlässlich dieses Jubiläums gab ihnen das kulturhistorische Zentrum des Kreises Borken „kult“ in Vreden eine Plattform, ihre Werke aus teils mehr als 30 Jahren schöpferischen Tuns der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Anlässlich der Vernissage der Jubiläumsausstellung im Vredener kulturhistorischen Komplex „kult“, hielt der Vorsitzende der Künstlergruppe „Kim“, Reinhard Tempelmann, eine Rede für die – coronabedingt – kleine Anzahl an Besuchern / © Redaktion FrontRowSociety.net

Künstlergruppe Kim

Aus dem Hamaland Kunstkreis formierte sich 1990 eine Generation von Künstlern, für die ihre Werke Ausdruck von Persönlichkeit sowie Individualität darstellen. Hierbei spielen bis heute die künstlerischen Ausdrucksformen eine untergeordnete Rolle. Ausschlaggebend für die Künstler ist die Arbeit mit Gleichgesinnten. Die Kompetenzen Einzelner lassen eine ungeahnte Vielfalt von Exponaten entstehen und verleihen damit Ausstellungen einen interessanten Spannungsbogen künstlerischer Kreativität.

Kim-Mitglied Axel Fenselau lebt in Borken-Burlo. Er gestaltet unter anderem Skulpturen aus verzinktem Draht / © Redaktion FrontRowSociety.net

Mit der Etablierung der eigenständigen Gruppe „Kim“ wollte man den Weg hin zur Professionalität ebnen. Bewusst wählte man den Zusammenschluss von Künstlern diverser Genre. Im Fokus stand von Anfang an ein lebendiger Diskurs, um den berühmten Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. In diesem Sinn veranstaltet die Gruppe jährlich gemeinsame Workshops mit dem Ziel, sich neue Sichtweisen zu erschließen.

Jeder Künstler von „Kim“ arbeitet mit unterschiedlichen Medien. Monika Altrogge aus Ochtrup drückt sich über Keramik und Ton aus / © Redaktion FrontRowSociety.net

Dieser Austausch ermöglicht den Künstlern, ihre Werke aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Kunst definiert sich nicht nur über den persönlichen Ausdruck, sondern auch im Dialog mit dem Betrachter. Denn nicht nur in die Gestaltung von Kunstwerken, auch in deren Interpretation spielen persönliche Erfahrungen und Lebensumstände mit ein. „Kunst ist die verrückte Suche nach Individualität“ (Paul Gauguin), und jene Eigenart bewahrend ist gerade die Unterschiedlichkeit das besondere Erkennungsmerkmal von „Kim“.

Kunst – eine Sache von Ansichten und Blickwinkeln, immer für regen Gesprächsstoff sorgend / © Redaktion FrontRowSociety.net

So bündelt man in der westfälischen Künstlergruppe „Kim“ seine Synergien bei der Organisation von Ausstellungen. Obwohl jedes Mitglied auch Einzelausstellungen oder im Rahmen thematischer Expositionen seine Objekte präsentiert, sind gemeinschaftliche Aktionen immer ein besonderes Highlight. Eindrucksvoll ist dies in der Jubiläumsausstellung in Vredens „kult“ zu erkennen.

Bewahrung der Schöpfung von Monika Altrogge als Teil der Kunstausstellung in Vreden / © Redaktion FrontRowSociety.net

Kim im kult

Das Corona-Virus hat unsere eigene Welt zu einem kleinen Bündel geschnürt. Es ist nicht nur schwierig, eine Bühne für die Ausstellung von Kunstgegenständen zu finden, ebenso beschäftigt Kunstschaffende die Frage, ob Ängste um Gesundheit und Existenz noch Raum für Kunstgenuss geben. Doch der Blick zurück in die Geschichte zeigt, wie Kunst unter außerordentlichen Umständen die Seele unserer Zivilisation spiegelt.

Das kulturhistorische Zentrum des Kreises Borken und der Stadt Vreden „kult“ gibt der Künstlergruppe „Kim“ eine Plattform, Werke anlässlich ihres 30-jährigen Jubiläums auszustellen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Mit Kultur im Grenzland, in einer Region, wo Traditionen, Sprache und Kultur gemeinsame Nenner haben, beschäftigen sich der Forschungsbereich sowie die Kultur- und Heimatpflege des Kreises Borken. Das drückt sich unter anderem in der Dauerausstellung „Grenze“ aus. Beleuchtet werden das Leben im Grenzland, Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie die Erkenntnis, dass Grenzen nie absolut sind, sondern den vorherrschenden politischen Strukturen unterliegen.

Corinna Endlich, Leiterin des kulturhistorischen Zentrums des Westmünsterlandes, freute sich, dass die Sonderausstellung einen spannenden Wechsel von Perspektiven zulässt und ihr Haus zur Galerie wird
Corinna Endlich, Leiterin des kulturhistorischen Zentrums des Westmünsterlandes, freute sich, dass die Sonderausstellung einen spannenden Wechsel von Perspektiven zulässt und ihr Haus zur Galerie wird / © Redaktion FrontRowSociety.net

Während der Pandemie rückt das Thema Grenze erneut ins Rampenlicht. Grenzen, die durch das Schengener Abkommen langsam verschwammen, wurden durch das Corona-Virus zu neuen Demarkationslinien. Gerade die Ausstellung in Vreden, im Grenzland zwischen Deutschland und den Niederlanden liegend, führt eindrucksvoll vor Augen, dass Kunst grenzenlos ist.

Seit dem 26. März 1995 fielen offiziell die Grenzkontrollen zwischen den Niederlanden und Deutschland weg. Der Schlagbaum dient nun als Museumsstück in der Dauerausstellung „Grenze“ im „kult“ in Vreden / © Redaktion FrontRowSociety.net

Die Sonderausstellung der Künstlergruppe „Kim“ wurde hauptsächlich im Foyer des kulturhistorischen Zentrums „kult“ etabliert. Gleich zu Beginn wird man von einem unkonventionellen Kunstobjekt empfangen. Dr. Edith Micansky, Ärztin und Künstlerin aus Reken, zeigt den Rollator „tempolimit“ aus der Reihe Rollator-Individualisierungen, wenn Rollatoren zu Spiegelbildern von Persönlichkeiten werden. Des Weiteren präsentiert sie Arbeiten mit Röntgenbildern oder BSG-Röhrchen und verdeutlicht damit, wie ihr Berufsleben als Ärztin Einfluss auf ihr kreatives Schaffen nimmt.

Der Rollator „tempolimit“ von Dr. Edith Micanski spricht sicherlich flotte Senioren an / © Redaktion FrontRowSociety.net
Dr. Edith Micansky in ihrem Atelier in Reken. Sie kanalisiert ihre Kreativität mit diversen Materialien und Ausdrucksformen. Hier zu sehen: Verschluss 2016. Zerschnittene Leinwand, mit Stoff hinterlegt, mit chirurgischen Nahtmaterial genäht, als Antwort auf Lucio Fontana / © Redaktion FrontRowSociety.net

Gründungsmitglied Gudrun Issel fängt als Malerin die Veränderung ihrer westfälischen Heimatstadt Gescher ein. Darüber hinaus stellt sie sehr persönliche Werke aus. Einige der Arbeiten sind eine Hommage an ihren verstorbenen Sohn. Die Malerei half ihr, seinen Tod zu verarbeiten. Wobei die entstandenen Bilder keinen Nachruf darstellen, sondern persönliche Erinnerungen in lebendigen Farben erscheinen lassen.

Gründungsmitglied von „Kim“ Gudrun Issel (li.) mit FrontRowSociety-Redakteurin Annett Conrad (re.) im Gespräch über ihre Kunstwerke / © Redaktion FrontRowSociety.net
Das mittlere Bild zeigt Gudrun Issels verstorbenen Sohn mit seinem Bruder bei einem Segeltörn, der nicht bis zum angestrebten Ziel führte / © Redaktion FrontRowSociety.net

Die gebürtige Niederländerin Jeanet Timmermans lebt inzwischen in Alstätte. Ihre Arbeiten werden durch Blumen bestimmt und sollen Fröhlichkeit ausstrahlen. Beeindruckend ist ihr Werk „3x Power – Black Power, White Power, Flower-Power“. Ebenfalls können Werke des Vorsitzenden der Gruppe, Reinhard Tempelmann, im Erdgeschoss betrachtet werden. Sein Bild „Puppenmädchen“ steht für sich. Eine vorgefertigte Interpretation seinerseits hat er absichtlich unterlassen, Kunst im Dialog mit dem Betrachter.

Jeanet Timmermans (li.) und Annett Conrad (re.) im Gespräch über Kunst, schwarz, weiß und Lebendigkeit / © Redaktion FrontRowSociety.net
Dieses Bild von Reinhard Tempelmann entstand nach einem persönlichen Erlebnis in Nepal. Man könnte hierin ein Kommunikationsproblem erkennen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Einzelne Exponate untermalen bzw. kontrastieren die Dauerausstellung „Grenze“ in den oberen Etagen. Es scheint, als führen die Exponate selbst Diskussionen miteinander. Historische Exponate stehen im Kontext mit abstrakten Objekten, aufeinander Bezug nehmend oder zur Kontroverse anregend.

Einblicke in die Dauerausstellung „Grenze“. Mittig im Bild mischte sich eine Skulptur der Künstlerin Alexandra Orb aus Borken-Burlo / © Redaktion FrontRowSociety.net

So nah und doch so fern

Inzwischen sind einige unserer europäischen Nachbarn genauso so unerreichbar wie die nächste Galaxie. Es ist vielleicht die einmalige Gelegenheit, das Augenmerk auf sein eigenes Umfeld zu richten und dabei bestaunenswerte Dinge zu entdecken. Jetzt ist Gelegenheit, sich von seiner Heimat und ihren Menschen faszinieren zu lassen. Jenseits großer Namen vermögen die Protagonisten von „Kim“ aus unserer westfälischen Heimat der Kunst ein Gesicht verleihen.

Cellist Benno Rickert lud zu einem Solo im Rahmen der Eröffnung der Sonderausstellung 30 Jahre „Kim“ ein. Oben rechts im Bild ist leider kein Kunstwerk, sondern Vandalismus zu sehen / © Redaktion FrontRowSociety.net

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