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Austin Webb klettert wieselflink durch die Heiligtümer der Blind Enthusiasm Brewing Company. Normalerweise steht der junge Mann in seiner Funktion als Taproom Manager im Schankraum des „The Monolith“. Doch heute geht er mit uns durch die Brauerei und zeigt, wie in Albertas Hauptstadt Edmonton das wohl beste Craft-Beer des kanadischen Westens gebraut wird. Die komplexen Kreationen halten einige Überraschungen bereit, allen voran ein belgisches Alleinstellungsmerkmal, made by Blind Enthusiasm.

Unterwegs mit Taproom Manager Austin Webb durch die Heiligtümer der Brauerei / © Redaktion FrontRowSociety.net

Blind Enthusiasm Brewing Company – Bier neu gedacht

Seit 2018 steht der Monolith aus grauem Beton in der 9919 78 Ave von Edmonton. Da liegt es nahe, dass das Brauereigebäude den Namen „The Monolith“ trägt. Der Schankraum mit seiner dunklen Holzvertäfelung könnte auch mitten in Europa sein, sogar in Belgien. Allerdings geht hier ausschließlich kanadisches Craft-Beer aus eigener Herstellung über die Theke. Vielleicht trifft es das Wort Bier nicht so ganz. Denn was im Bauch des Monoliths entsteht, sind trinkbare Kunstwerke.

Blind Enthusiasm Brewing Company – schnörkellos von außen … / © Redaktion FrontRowSociety.net
… gemütlich im Old-Fashioned-Stil von innen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Eigentümer Greg Zeschuk hat in seinem Leben schon vieles gemacht. Der Mediziner entwickelte unter anderem Videospiele und gründete ein Biowaren-Label. Doch die Herstellung von Bier in echter Handarbeit hat ihn nachhaltig beeindruckt, so dass er dieses Know-how in seiner Heimat etablieren wollte. Zur Seite steht ihm Doug Checknita. Er ist Chefbrauer im „The Monolith“. Nach seiner Brauausbildung arbeitete er in Quebec und verbrachte die Brausaison 2016 bei Cantillon in Brüssel. Dort kam er mit dem belgischen, fassgereiften Bier in Kontakt. Bis heute schreiben sich die Belgier gern auf ihre Fahnen, dass diese Art von Bier ausschließlich im Land des Königs Philippe entsteht.

Während der Führung werden die unterschiedlichen Reifegrade der Biere verkostet / © Redaktion FrontRowSociety.net

Für die Fermentation im Fass nutzt Doug Fässer aus französischer Eiche. Später für die Fassreife – also für die zweite Gärung – kommen hingegen Fässer zum Einsatz, in denen einst kalifornischer Rotwein, Marsala oder französischer Cognac reifte. Natürlich je nachdem, in welche geschmackliche Richtung die Reise des Biers gehen soll. Aus Hopfen, Malz und Geste entstehen in Spontangärung innovative Craft-Beer-Kreationen, die geschmacklich an Orange Wine oder Pet Nat erinnern.

Mixed Fermentation findet in gebrauchten Fässern statt, in denen Marsala, Rotwein oder Cognac zuvor lagerte / © Redaktion FrontRowSociety.net
... nach der zweiten Fermentation reift das Bier noch in der Flasche weiter
Nach der zweiten Fermentation reift das Bier noch in der Flasche weiter / © Redaktion FrontRowSociety.net

Wie uns Austin erzählt, kann der komplette Herstellungsprozess dieser außergewöhnlichen Biersorten bis zu fünf Jahren dauern. Nach der temperaturkontrollierten Spontangärung erfolgt die zweite Gärung, die sogenannte Mixed Fermentation, für mindestens 24 Monate, beispielsweise in gebrauchten Marsalafässern. Anschließend wird gefüllt, verkorkt, und der Reifeprozess geht in der Flasche weiter. Insgesamt entwickelt sich das Bier bis zu vier Jahren unter Verschluss. Dann steht dem vollendeten Genuss des Mixed Fermentation Beer nichts mehr im Wege. Jedoch ist Vorsicht beim Ausschank geboten: Auf dem Boden der Flasche befinden sich noch Sedimente wie bei einem Pet Nat. Daher sollte immer eine Tülle zum achtsamen Ausschenken genutzt werden.

Vorsicht gilt beim Ausschenken, denn das fassgereifte Bier ist nicht gefiltert / © Redaktion FrontRowSociety.net

Blind Enthusiasm Brewing Company – mehr als nur Bier

Das Angebot von Blind Enthusiasm umfasst jedoch nicht nur fassgereifte und fassvergorene Biere, sondern auch Lagerbiere und Ales. Gebraut wird an zwei Standorten in Edmonton: Im „The Monolith“ wird eines der größten fassvergorenen Bierprogramme in Kanada durchgeführt. Im „Market“ des brauereieigenen Restaurants „Biera“ entstehen die Lagerbiere sowie die Ales. Hier befindet sich das Sudhaus ganz transparent in einer Glasbox, die ästhetisch in das heimelige Ambiente des Restaurants integriert ist. Passende Bistrogerichte zu dem nicht alltäglichen Bier stehen im Fokus des Restaurants, inspiriert von der europäischen Küche, ganz wie das Bier selbst.

Der Taproom des „Biera“ punktet mit seiner legeren Atmosphäre im Industrial Interior Design / © Redaktion FrontRowSociety.net
Bistrogerichte, europäisch inspiriert, werden im Restaurant „Biera“ serviert / © Redaktion FrontRowSociety.net
Der Genuss von erstklassigem Craft-Beer und kleinen Gerichten mit dem gewissen Etwas ist garantiert / © Redaktion FrontRowSociety.net

Bei Blind Enthusiasm stehen alle Zeichen auf Innovation und Wachstum. Entstanden 2023 zehn verschiedene Biersorten, so werden es 2024 gleich 25 Biere sein. Experimentiert wird unter anderem im Labor, einem weiteren Heiligtum der Brauerei. Hier gedeihen Mikroorganismen und Hefestämme, staatlich gefördert, um Alberta zu einem neuen Bierimage zu verhelfen. Die Qualität der verwendeten Zutaten sowie die Sorgfalt bei der Herstellung sind für Greg Zeschuk und sein Brauteam obligat. Und der Gast dankt es den Enthusiasten mit positiv überraschtem Staunen über geschmacksintensives, ungefiltertes Craft-Beer.

Nach 20 Monaten verführen komplexe Aromen den Gaumen des Bierfreunds
Nach 20 Monaten verführen komplexe Aromen den Gaumen des Bierfreunds / © Redaktion FrontRowSociety.net

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