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Die Kellerei Terlan zählt zu den besten Weißweinproduzenten Italiens. Das untermauern die unzähligen Auszeichnung der Fachpresse von Robert Parker bis Gambero Rosso, von Jancis Robinson bis Gault Millau. Zudem setzte der legendäre Kellermeister Sebastian Stocker in dem Weinbaugebiet Südtirol neue Maßstäbe. Seine Pionierarbeit bildet heute nicht nur die Basis für das umfassende Weinarchiv, sondern wurde zur Philosophie der Kellerei Terlan.

Der Keller der Winzergenossenschaft ist schon fast eine filmreife Kulisse / © Redaktion FrontRowSociety.net

Das Stocker Zeitalter

Auch wenn hinlänglich bekannt ist, dass die essentielle Arbeit im Weinberg stattfindet, um ausgezeichnete Weine zu produzieren, schauen wir doch einmal zuerst in den Weinkeller der Kellerei Terlan. Denn hier unten in dreizehn Metern Tiefe zeigt sich die Wertschätzung des mühevollen Wirkens der Winzer. 

Der Pionier der Vinifikation bei der Terlaner Kellerei war Sebastian Stocker. Nimmermüde entwickelte er den Qualitätsausbau der Weine, die auf dem einzigartigen Terroir um das kleine Örtchen Terlan gedeihen. Im Jahr 1955 übernahm Sebastian Stocker als Kellermeister die Verantwortung für den Ausbau der Weine der Winzergenossenschaft. Er probierte jeden erzeugten Wein der Mitglieder und notierte sich akribisch jedes Detail. Mit der Zeit stellte er diverse Unterschiede der einzelnen Lagen fest. Ebenso erging es ihm beim Alter der Reben.

Die Besonderheit des Terroirs um die Gemeinde Terlan liegt im subvulkanischen Gestein / © Redaktion FrontRowSociety.net

Wurden zuvor die traditionellen Rebsorten Weißburgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc quasi als Gemischter Satz im Weinberg angebaut, arbeitete der leidenschaftliche Kellermeister drei Cru-Lagen heraus, Vorberg, Kreuth und Winkl. Er legte Anbaugebiete für bestimmte Rebsorten fest, um durch die Symbiose von Rebe und Boden das volle Potenzial beider Komponenten ausschöpfen zu können. Es ist der Gründlichkeit, ja der Versessenheit von Stocker zu verdanken, dass heute die Weinberge kleinparzellig bewirtschaftet werden. Später kam ein Nutzungsverbot von Herbiziden und Pestiziden hinzu.

In der Cru-Lage Vorberg wächst Weißburgunder. Die alten Reben bringen extraktreiche Trauben hervor. Aus ihnen entsteht der Vorberg Pino Bianco Riserva sowie die Terlaner Cuvée bzw. die Terlaner Grand I Cuvée / © Redaktion FrontRowSociety.net

Ein weiterer Clou, den Sebastian Stocker sozusagen auf Lager hatte, war seine Sammelleidenschaft. Allerdings war der Hintergrund die Erforschung der Langlebigkeit der Terlaner Weine. Seit 1955 nahm er Jahr für Jahr Weinflaschen zur Seite, versteckte sie und wartete geduldig, um sie später mit fachkundigen Weinkennern zu verkosten. Erstaunlich war das Potenzial zur Lagerungsfähigkeit. Diese Erkenntnis trieb den Lagenausbau ebenfalls weiter voran. Zudem kann die Kellerei Terlan heute ein stattliches Weinarchiv von über neunzig Jahrgängen mit zirka 100 Tausend Flaschen vorweisen.

Zirka fünfhundert Flaschen nahm Sebastian Stocker jährlich zur Seite. So entstand eine Weinbibliothek, dessen älteste Flasche auf das Gründungsjahr der Kellerei Terlan datiert ist, 1893 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Doch der umtriebige Sebastian Stocker war seiner Zeit voraus. Er schaute über den Tellerrand nach Frankreich. So nutzte er die Drucktanks, die ursprünglich zur Herstellung von Schaumwein gedacht waren, für den Ausbau einer handverlesene Menge an Wein aus hochqualitativem Traubenmaterial auf einem langen Feinhefelager. Somit war die Stocker-Methode geboren und die damit einhergehenden Rarity-Weine.

Die Stocker-Methode

Da waren sie nun, die Drucktanks für den Schaumwein. 1967 gab es allerdings keinen Markt für Sekt aus Südtirol. Kurzerhand nutzte Sebastian Stocker die Edelstahltanks für seine Selektionslinie. Kleine Mengen des Pino Bianco, Chardonnay und Sauvignon Blanc von alten Reben, gewachsen in besonderen Lagen, ließ der Tüftler fünfzehn Monate zuerst im Holzfass reifen. Dann erfolgte die Abfüllung in die 2.500 Liter Tanks. Hier ruhte der Wein weitere zehn bis dreißig Jahre. Die Autolyse der Hefe gab den gereiften Weinen ein aromenreiches Geschmacksbild, dass unumstritten seine Theorie der Langlebigkeit der Terlaner Weine bestätigte. 

Aktuell warten sechzehn Jahrgänge in den Tanks auf ihre Abfüllung, um dann nochmals vier bis fünf Jahre in der Flasche auf ihre Vollendung zu warten / © Redaktion FrontRowSociety.net

In achtzehn Edelstahltanks reifen nun die Schätze der Kellerei Terlan in dem eindrucksvollen Raritätenkeller. Von der „Aussichtsplattform“ betrachtet, muten die aufgetürmten Tanks fast futuristisch an. Ihre Architektur ist einmalig in der gesamten Weinwelt. Orientiert am Terlaner Vorbild, baute ein Winzer diese Konstruktion auf seinem Weingut an der Mosel mit dem selben Architekten nach. Das Original bleibt was es ist, eine Rarität mit der Entdeckung der Langsamkeit.

Im Raritätenkeller der Kellerei Terlan lagern unbezahlbare Kostbarkeiten wie die Terlaner Cuvée aus dem Jahr 1979 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der genetische Fingerabdruck – das Terroir

Das Terroir ist vergleichbar mit der Heimat. Einzigartig und unverwechselbar drückt es den Menschen und dem Wein seinen Stempel auf. Der rote Pophyr ist charakteristisch für das Etschtal. Durch den hohen Quarzanteil von zirka sechzig Prozent weist der Boden einen leicht sauren ph-Wert auf. Zudem begrenzen die kargen Böden auf natürliche Weise die Erträge. So spiegeln die mineralischen, ausdrucksstarken Weine der Kellerei Terlan ihr Terroir in jedem Glas wieder.

Die Gesteine der Eschtaler Vulkanit-Gruppe, oder auch Bozener Quarzpophyr genannt, entstanden vor 285 bis 275 Millionen Jahren / © Redaktion FrontRowSociety.net

Das lange Hefelager gepaart mit den einzigartigen Bodenstrukturen lassen die Weine der Kellerei Terlan nicht nur an Frische, auch an Komplexität gewinnen. Trotz ihres „Alters“ betören die Rarity-Weine mit Jugendlichkeit und Finesse. Sie überzeugen jeden Skeptiker, er noch alten Paradigmen folgt, wie etwa: Weißwein solle man jung trinken.

Diese fabelhafte Cuvée der Kellerei Terlan wurde als Riserva ausgebaut. Handselektierte Trauben aus dem DOC-Anbaugebiet Südtirol Terlan finden den Weg, einen großartigen Nova Domus abzugeben
Diese fabelhafte Cuvée entsteht aus den Leitrebsorten der Kellerei Terlan, Pino Bianco, Chardonnay und Sauvignon Blanc und wird als Riserva ausgebaut. Ihre Bezeichnung geht auf das Wahrzeichen von Terlan zurück, Schloss Neuhaus / © Redaktion FrontRowSociety.net

Wer auf den Boden des Geländes der Kellerei Terlan blickt, dem offenbart sich buchstäblich die Philosophie, die Sebastian Stocker begründete und Kellermeister Rudi Kofler seit 2002 weiterführt: „Zeit ist wie eine Seifenblase. Versucht man ihr nachzujagen, sie festzuhalten, ist sie umso schneller dahin. Zeit zu haben, sich Zeit zu nehmen und Dingen Zeit zu geben, ist heute der vielleicht größte Luxus. In Terlan leistet man sich diesen Luxus. Jeder Wein bekommt die Zeit, die er braucht, um zu absoluter Vollendung zu reifen.“

Auch wenn es schwer fällt, bei dieser Kulisse den Blick abzuwenden, lohnt es sich, auf dem Weg zum Show-Keller die Innschriften auf den Boden zu lesen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Kellerei Terlan – ein Genusspunkt

Zur Kellerei Terlan gehört ebenfalls Südtirols älteste Winzergenossenschaft, die Kellerei Andrian. Die Weine der Kellerei Andrian werden als eigene Linie ausgebaut und vermarktet.

Überdies bereichert eine saisonale Delikatesse die Kellerei Terlan, es ist der Terlaner Spargel Margarete. Ganz im Zeichen von Schloss Neuhaus ist die Namenspatronin dieses formidablen Spargels keine Geringere als Margarete von Tirol-Görz. 

Unweit der Kellerei Terlan liegt ein gastronomisches Versteck, die Miil von Ottmar Raich. Hier wird vollendetet Haute Cuisine in einem elegant-legerem Ambiente serviert. Und natürlich erstklassige Weine.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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