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Es ist Spargelzeit! Und alle Jahre wieder wird die Spargelsaison von den Fans des Asparagus officinalis zelebriert. In Südtirol, genauer gesagt in der Gemeinde Terlan, wächst ein ganz besonderer Spargel, der Terlaner Spargel Margarete.

Margarete Spargel hat Kultstatus

Entlang der Etsch gedeiht der Margarete Spargel. Zwischen den typischen Apfelplantagen ist hin und wieder eine Lücke zu entdecken. Statt in Reih und Glied aufgereihter Apfelbäume sind dort symmetrisch angelegte Spargelbeete zu erkennen. Steht noch ein Schild mit dem Logo des Terlaner Spargel Margarete am Feldrand, hat man den Spargel mit dem besonderen Gütesiegel gefunden.

Margarete ist eine Marke für den Terlaner Spargel, welche auch auf europäischer Ebene geschützt ist. Inhaber sind die Mitglieder der Kellerei Terlan / © Redaktion FrontRowSociety.net

Das Etschtal bietet ausgezeichnete Voraussetzungen für den Spargelanbau. Jahrmillionen alte Ablagerungen im Flussbett der Etsch bringen eine Bodenbeschaffenheit hervor, wie ihn das Königsgemüse liebt: locker, sandig, humusreich. In alten Überlieferungen wird von wildwachsendem Spargel berichtet, den man vor mehreren Jahrhunderten zu kultivieren begann. Neben dem Gemüsespargel wächst der wilde Vertreter auch heute noch nahe des Flusses.

Spargel und Äpfel werden abwechselnd auf dem Ackerland im Etschtal kultiviert / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der Terlaner Spargel Margarete gedeiht im sogenannten Spargeldreieck zwischen den Gemeinden Vilpian, Siebeneich und Terlan. Auf insgesamt zehn Hektar Fläche bauen zwölf Spargelbauern auf Basis eines genossenschaftlichen Zusammenschlusses den Margarete Spargel an. Alljährlich erzeugen sie zirka sechzig Tausend Kilo dieser Gemüsepflanze, die nicht nur in der autonomen Provinz Bozen das Frühjahr einleitet.

Vom 31. März bis zum 22. Mai 2022 werden in diesem Jahr die Kisten mit feldfrischem Margarete Spargel gefüllt / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der auffallend gut gewachsene Gourmet-Spargel gelangt zu lediglich sieben Gastronomen, den Terlaner Spargelwirten. Zudem kann er in dem eigens dafür geschaffenen, kleinen Shop direkt neben der Kellerei Terlan erworben werden. Kenner des weißen Frühlingsgemüses wissen um seine Qualität. Denn als einziger Gemüsespargel darf der Terlaner Spargel Margarete das Qualitätssiegel „Qualität Südtirol“ führen.

Der Spargel und die Margarete von Tirol

An einem Felsvorsprung über Terlan thront strategisch günstig die Burg Neuhaus bzw. deren Ruine. Der Überlieferung nach soll jene Burg mit dem weitläufigen Blick über das Etschtal ein Lieblingsort der Margarete von Tirol-Görz gewesen sein. Margarete, 1318 in Tirol geboren, wurde bereits mit 12 Jahren verlobt. Was damals gängige Praxis war, wurde ihr jedoch zum Verhängnis.
 
Um Burg Neuhaus, auch Burg Maultasch genannt, ranken sich viele Mythen. Allein der Name lässt allerhand Vermutungen zu / © Redaktion FrontRowSociety.net
Bereits als Kinder waren sich Margarete und ihr angetrauter Gatte unsympathisch. Die Antipathie steigerte sich sogar in Hass, weshalb Margarete ihren Ehemann später aus dem Land jagte. Zwar fand sie ihr persönliches Glück in zweiter Ehe, doch – wie sollte es anders sein – wurde diese vom Klerus torpediert. Erst nach vielen Jahren der Fürsprache treuer Gefolgsleute nahm der Papst den Bann von den Eheleuten.
 
Schloss Tirol – die Residenz der Grafen von Tirol / © Redaktion FrontRowSociety.net
Die unkonventionelle und wehrhafte Gräfin ist nun Namenspatronin dieses Gourmet-Spargels und gleichzeitig dessen Gütesiegel. Wer zur Spargelzeit nach Südtirol reist, kann an informativen Wanderungen über die Felder des Margarete Spargels teilnehmen. Dabei wird nicht nur über die Geschichte der Margarete von Tirol erzählt, die Gäste können den Spargelbauern über die Schulter schauen und anschließend nach Herzenslust bei einem der ausgesuchten Spargelwirte schlemmen.
 
Im Südtiroler Spargeldreieck kann man hautnah die Spargelernte miterleben / © Redaktion FrontRowSociety.net
In Andrian, in dem „alten“ Gebäude der Kellerei Andrian, wird heute der Terlaner Spargel Margarete für den Handel aufbereitet. Wenn morgens früh die Bauern beginnen, den Spargel zu stechen, ist auch schon das Spargeltaxi unterwegs. Frisch gestochen gelangt der Spargel ohne Umwege zur Weiterverarbeitung. Es dauert maximal zwei Stunden bis der Spargel in Andrian ankommt. Nach dem Wiegen und der Vorwäsche bekommt die weiße Pracht eine eiskalte Regendusche. So wird garantiert, dass der Spargel nicht weiter reift und ohne Geschmacksverlust natürlich frisch bleibt.
 
Gerade noch hat der Margarete Spargel seinen Kopf der Sonne entgegengestreckt und schon wird er mit einem Grad Celsius kalten Wasser geduscht / © Redaktion FrontRowSociety.net
In durchgetakteten Prozessen wird der feldfrische Spargel nach verschiedenen Qualitäten sortiert und auf eine einheitliche Länge von vierundzwanzig Zentimetern geschnitten. Um die Frische und die Haltbarkeit über einen Zeitraum von vierzig Tagen sicher zu stellen, verpackt man die guten Stücke in eine spezielle Klimafolie. Bevor der Terlaner Spargel Margarete schlussendlich an ausgesuchte Händler und die Spargelwirte geliefert wird, lagert er bis zum Transport bei zwei Grad Celsius und neunzig Prozent Luftfeuchtigkeit.
 
Betriebsleiter Manfred Koroschetz erklärt Redakteurin Annett Conrad: erst wird fotografiert, dann sortiert… / © Redaktion FrontRowSociety.net
… ist die Qualität bestimmt und jede Spargelstange zugeordnet, wird von Hand verpackt / © Redaktion FrontRowSociety.net

Delikatesse Terlaner Spargel Margarete

Einst konnten sich nur der Adel oder vermögende Bürger die Delikatesse Spargel leisten. Inzwischen ist der Terlaner Spargel Margarete das kulinarische Highlight im Südtiroler Frühjahr. Gourmets lieben ihn hier ganz old school in Salzwasser gekocht mit Pellkartoffeln, Schinken und der Bozner Sauce. Jene Sauce entstand Anfang des letzten Jahrhunderts. Sobald die ersten wärmenden Sonnenstrahlen schienen, fuhren die vornehmen Bozner Bürger aufs Land. Hier frönten sie ganz und gar der Spargellust. Zum Spargel ließen sie sich hartgekochte Eier, Schnittlauch, Essig und Öl bringen, um daraus direkt am Tisch eine Saucenbeilage zuzubereiten. Das ganze Unterfangen soll nicht sehr appetitlich ausgesehen haben, so dass findige Wirte rasch eine Bozner Sauce kreierten. Pionierarbeit bei der Saucenherstellung leistete der Spargelwirt „Restaurant Weingarten“ in Terlan.

In dem kleinen Geschäft wartet nicht nur der Margarete Spargel, sondern auch der passende Sauvignon Blanc von der Kellerei Terlan sowie weitere Köstlichkeiten aus dem weißen Frühjahrsgemüse / © Redaktion FrontRowSociety.net

Doch damit nicht genug. In Südtirol gibt es quasi keine Spargelreste. Was nicht gegessen werden kann, wird zu Dünger für Apfelplantagen aufbereitet. Unverkäufliche Bruchstücke gelangen zu Nikolaus Lantschner auf den Eggerhof. Hier werden aus biologisch erzeugten Zutaten von Koch Erich Gruber unter anderem Nudeln und Pasta-Sauce aus Spargel hergestellt.

Nach unserer Rückkehr Zuhause zubereitet: Spargel-Bandnudeln und Pasta-Sauce aus Spargel. produziert von Nikolaus Lantschner auf dem Eggerhof
Nach unserer Rückkehr Zuhause zubereitet: Spargel-Bandnudeln und Pasta-Sauce aus Spargel. Produziert von Nikolaus Lantschner vom Eggerhof / © Redaktion FrontRowSociety.net

Als Speisenbegleiter hält die Kellerei Terlan als einziger Markeninhaber einen Spargelwein vor. Der frische Sauvignon Blanc passt perfekt zum Spargel und zum Landleben in Südtirol. Beide sind schöne Souvenirs für Zuhause. Sie verstauben nicht und bringen noch etwas Urlaubsfeeling auf den heimischen Tisch.

Der Wein zum Terlaner Spargel Margarete stammt natürlich von der Kellerei Terlan / © Redaktion FrontRowSociety.net

Unsere nächste Reportage führt uns zur Kellerei Terlan. Hier waren wir auf dem Vorberg mit Julia Springeth unterwegs und konnte Einblicke in die Philosophie der Kellerei Terlan gewinnen. 

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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