Markus Molitor bewirtschaftet an der Mittelmosel Weingärten, deren Namen bekannter sind, als so mancher Bühnenstar. Die Lage Zeltinger Sonnenuhr gehört zu den berühmtesten Mosellagen und ist das Paradestück des Weinguts Molitor.
Es ist schon erstaunlich, welche Vorurteile immer noch im Kopf herumspuken, wenn man einen Moselwein eingeschenkt bekommt. Sofort ist die Erinnerung an Familiengeburtstage wachgerüttelt, als man Omas Kopfschmerzbereiter in Form einer Spätlese von der Mosel aus Höflichkeit irgendwie runterkriegen musste.
Nun gibt es eine Schlüsselfigur, die besagte Moselsünden nach Askaban schickt und diese uns vergessen lässt. Markus Molitor hat dem Image der Moselweine den Staub aus den Kleidern geklopft und sie erhobenen Hauptes wieder zu internationalem Renommee geführt. Und nicht nur die edelsüßen Auslesen, sondern auch die kühleren Kabinette und trockenen Spätlesen erhalten höchste Lorbeeren von gestandenen Weinkritikern.
Bezeichnenderweise trat er bei der Übernahme des Familienbetriebes an, dem Wein von der Mosel zu altem Glanz und Gloria zu verhelfen. Mitte des 19. Jahrhunderts waren Weine dieser Lagen sündhaft teure Tropfen, die nur einem kleinen, zahlungskräftigen Klientel vorbehalten waren.
Diese Weine galten mit den deutschen Winzersekten als Delikatessen und Raritäten, mit denen sich Aristokraten, aber auch das aufstrebende Bürgertum gerne schmückten. Wer seinen Gästen einen Moselwein kredenzen konnte, galt als angekommen in der Oberschicht.
Die Weine des Markus Molitor
Markus Molitor versteht es, das ganze Potenzial der einzigartigen Lagen in seinen Rieslingen zu entfalten. Die Weinberge sind sein Kapital, buchstäblich seine Grundlage. Er bewirtschaftet mit seinem Team Hänge mit teils 80 Prozent Neigung und obendrein in moseltypischer Einzelpfahl-Bestockung. Das ist kein Gelände für maschinelle Arbeit, die würde bei Herrn Molitor eh nie in Frage kommen.
Im Weinberg wird übers ganze Jahr nicht nur händisch, sondern auch natürlich gearbeitet, fast wie vor 150 Jahren. Jedoch steckt in der Weinbergsarbeit genauso viel Akribie wie Herzblut. Immer wieder wird sich jeder Quadratzentimeter angeschaut und besessen am Ideal gefeilt. Die intensive Pflege zahlt sich aus, man schmeckt es bei jedem Schluck.
Die Lese ähnelt Jahr um Jahr einem Pokerspiel. Es gilt den Nervenkitzel auszuhalten, den eine späte Ernte mit sich bringt. Um eine trockene Spätlese wie diese Zeltinger Sonnenuhr zu erhalten, werden die Trauben zirka drei Wochen später gelesen. Die reife Säure sowie der Extrakt der vollreifen Beeren geben der trockenen Spätlese die Beschwingtheit eines vollen Körpers, der noch lange nachhallt.
Das Team um Markus Molitor selektioniert bereits im Weinberg. Nicht Traube für Traube, sondern Beere für Beere wird sich angeschaut und sortiert. Die Guten ins Töpfchen … jede Beere bekommt ihren Platz in einem der Molitor-Weine. Bis zu 90 verschiedene Weine können es pro Jahrgang werden. Das beweist einmal mehr die Kleinteiligkeit der Selektion.
Einmal am Haus Klosterberg angekommen, werden die Beeren weiter sortiert und kategorisiert. Es ist die intensivste Zeit im Jahr, die dem Ausnahmewinzer alles abverlangt. Doch es wird nicht geklagt. Adrenalin statt Schmerz. Das Ergebnis zählt und nicht weniger als perfekt soll es werden. Die Philosophie der Natürlichkeit geht im Keller weiter: spontane Gärung, natürliche Klärung. Keine organische Verbindungen oder Mineralstoffe werden zur Schönung eingesetzt. In einem Molitor-Wein verbinden sich wohl ausgesuchte Beeren einzelner Lagen, Luftsauerstoff und natürliche Hefen – nicht weniger und nicht mehr.
Riesling Zeltinger Sonnenuhr Spätlese Weiße Kapsel
Die Sonnenuhr in Zeltingen ist das Wahrzeichen des verträumten Ortes. Dabei ist die 21,5 Hektar umfassende Weinlage über die Landesgrenzen hinaus bekannt und Markus Molitor besitzt das größte Stück vom Kuchen. Überwiegend Rieslinge werden hier als Einzellage ausgebaut. Steil abfallend und ideal nach Süd-Süd-West ausgerichtet, bleibt die Sonne den Reben den ganzen Tag gewogen.
Mit ihrer Feinfruchtigkeit und eleganten Balance von Mineralien und Frucht braucht man der Riesling Zeltinger Sonnenuhr Spätlese nicht mit einem besonderen Gericht die Show zu stehlen. Die große Bühne gehört ihr allein, um mit Bedacht und Muse genossen zu werden. Sollte man sich zu einem Food-Pairing entscheiden, muss es mindestens ebenbürtig sein. Zu empfehlen: Jakobsmuscheln auf Kaffir-Limetten-Risotto nach einem Rezept von Kochlegende Harald Wohlfahrt.
Beschreibung: 2018 Riesling Zeltinger Sonnenuhr Spätlese Weiße Kapsel
Rebsorte: Riesling
Farbe: helles Gold
Nase: hellfruchtig, Anklänge von weißem Pfirsich, Schiefer
Gaumen: feingliedrige Mineralik, Steinobst, weiche, spielende Säure
Flascheninhalt: 750 ml
Alkoholgehalt: 12 % Vol.
Aus jeder seiner Lagen fängt Markus Molitor das Beste von Boden und Reben ein und füllt diese Essenz in Flaschen mit weißen, grünen und goldenen Kapseln. Drei weitere Rieslinge aus dem Jahr 2018 wurden von unserer Redaktion beschrieben: Wehlener Sonnenuhr Spätlese Goldene Kapsel, Kinheimer Hubertuslay Auslese** Weiße Kapsel sowie Ürziger Würzgarten Kabinett Grüne Kapsel.
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