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Wer auf der Suche nach einem besonderen Weißwein ist, braucht nicht zum Nachbarn Frankreich oder gar weltweit zu schauen, man findet ihn vor der Haustür. An der Mosel hat ein Weingut seinen Sitz, das internationale Spitzenweine hervorbringt, deren Potenzial sich mit den Jahren entwickelt. Inhaber des Weinguts ist Markus Molitor, der auf dem Gut alle Fäden in seiner Hand hält.

Er kümmert sich in Hauptverantwortung um die diffizile Arbeit im Weinberg und überlässt keinem anderen das Tüfteln im Keller. Gleichzeitig ist er Impulsgeber, Organisator, Vermarkter, aber in der Hauptsache ist und bleibt er Winzer.

Seine Leidenschaft gilt den Steillagen an der Mosel. Darüberhinaus ist er als Meister der Selektion bekannt. Nicht nur, dass er die Charakteristik jede Lage herausgearbeitet, auch jedes Reifestadium seiner Rieslingtrauben bringt er aussagekräftig zum Ausdruck.

Sein Haus Klosterberg renovierte Markus Molitor von 2009 bis 2012 aufwendig und erhielt 2013 dafür den Architekturpreis / © Weingut Molitor

Für jeden das Richtige

Gerade die Auslesen wie die Kinheimer Hubertuslay besitzen eine unglaubliche Lagerfähigkeit. Auf manche edle Tropfen sollte man mehr als 20 Jahre warten können. In der Zwischenzeit muss bei den Auslesen oder auch bei den edelsüßen Spätlesen die Vorfreude reichen. Die Wartezeit verschönert man sich sich kurzerhand mit einem erstklassigen Riesling, Pinot Blanc oder Pinot Noir aus dem Hause Molitor.

Zu den besten deutschen Spätburgundern zählt der 2012 Brauneberger Klostergarten** des Weinguts Molitor / © Redaktion FrontRowSociety.net

Durch die geschmacklichen Strukturen führt die farbliche Kennzeichnung der Kapseln am Flaschenhals. Hierüber entscheidet allein der Geschmack des Weinmachers. Während ein Pinot Blanc mit einer gelben und ein Pinot Noir mit einer roten Kapsel versehen wird, unterscheidet man beim Riesling die weiße, grüne und goldene Kapsel. Die weiße Kapsel deckt die trockenen, die grüne Kapsel die feinherben und die goldene Kapsel schlussendlich die edelsüßen Weine ab.

Zur Orientierung befindet sich auf dem rückseitigen Etikett der Flasche eine Skala. Ganz simpel lässt sich auf dieser zwischen den drei Stufen unterscheiden. Innerhalb der einzelnen Geschmacksstufen zeigt eine Markierung an, ob beispielsweise ein feinherber Riesling eher Richtung trocken oder fruchtsüß tendiert.

Das System von Markus Molitor ist plausibel und eine gute Orientierung bei der Auswahl des passenden Weins / © Redaktion FrontRowSociety.net

Bei den Auslesen geht Markus Molitor noch ein Stück weiter in die Tiefe. Die Fruchtsüßen mit der Goldkapsel werden überdies mit null bis drei Sternen versehen. Je mehr Sterne, desto dichter und extraktreicher der Auslese-Wein. Auch bei den Burgundern wird die Darstellung dieser Qualitätsmerkmale in Form von Sternen angewandt.

Da Markus Molitor nicht im VDP organisiert ist, braucht er sich dessen Regularien nicht zu unterwerfen. Den detailgenau selektionierten Weinen drückt er seine eigenen Qualitäsinsignien auf, die nach seinem Dafürhalten die Molitor-Weine am besten sowie prägnant beschreiben.

Der Qualität verpflichtet

Ein großer Wein entsteht bereits im Berg. An den steilen Schieferhängen der Molitor-Weinberge wird auf ein ausgewogenes Blatt-Frucht-Verhältnis geachtet, was Weinbauern während wachstumsintensiver Phasen in Bewegung hält. Der Schieferverwitterungsboden der Kinheimer Hubertuslay gibt dem Riesling seine einzigartige Mineralik, während die hohen Laubwände der Reben eine natürliche Reife und somit komplexe Fruchtaromen hervorbringen.

An den steilen Hängen der Mittelmosel gedeihen Rieslinge, aus den besondere Weine werden / © Weingut Molitor

Bei der Weinbereitung lässt man sich Zeit. Was sich recht gemütlich anhört, ist jedoch genauso aufwendig, wie die Arbeit im Berg. Je nach Lage bzw. Parzelle werden lediglich 10 bis 55 Hektoliter pro Hektar geerntet, dennoch liegt die Jahresproduktion bei 450 Tausend Flaschen.

Für die schonende Pressung ließ man Korbpressen anfertigen. Von Hand zu bedienen, kann der Druck auf das Traubenmaterial bestimmt und langsam gesteigert werden. Beim Weingut Molitor arbeitet man traditionell, wie es im ausgehenden 19. Jahrhundert an der Mosel gehandhabt wurde, als der Ruf der Moselweine fast legendär war.

Die großen Lagenweine werden in Holzfässern aus luftgetrockneter Eiche mit Fassungsvermögen von 1.000, 2.000 und 3.000 Litern vergoren und auf der Feinhefe ausgebaut. Langsam, über mehrere Monate hinweg, dauert der Gärungsprozess im Gewölbekeller am Haus Klosterberg. Wann ein Wein zur Abfüllung bereit ist, liegt in der Hand von Markus Molitor. Eine pauschale Aussage kann er darüber nicht treffen. Der Wein ist fertig, wenn der Ausnahmewinzer den Zeitpunkt für gekommen hält.

Im Herbst und Winter wird man Markus Molitor zumeist in seinem dreistöckigen Gewölbekeller antreffen, wenn er die Prozesse bis zur Obsession verfolgt / © Weingut Molitor

Riesling Kinheimer Hubertuslay Auslese**

Zwischen Kinheim und Ürzig erstreckt sich die Weinlage Kinheimer Hubertuslay. Die Kinheimer Hubertuslay trennt der lediglich der Willersbach von der Lage Kinheimer Rosenberg. Sie gehört zu den klassischen Schiefersteillagen der Mitttelmosel, deren tiefgründige Böden zu 85 Prozent aus Schieferverwitterungsgestein besteht. Gerade dieser graue Schiefer verleiht den Rieslingen eine ausdrucksstarke Mineraliät.

Auch profitierte die Kinheimer Hubertuslay von den heißen Temperaturen in 2018. Wegen der Trockenheit blieben die Beeren klein und sehr aromatisch. So finden sich betörende Fruchtaromen von hellem Steinobst mit fast floralem Charakter in der Auslese wieder. Das Gerüst aus Mineralik und Säure bleibt unangetastet bestehen und bringt im Einklang mit der Frucht einen klaren Weißwein hervor.
 

Bei 12 bis 14 Grad Celsius erreicht diese Riesling Auslese ihre beste Trinktemperatur, auch schon im jugendlichen Alter. Dennoch verträgt sie noch einige Jahre im Keller, um Extrakt und Frucht zu intensivieren.

Im Kochbuch „Bau.Steine“ von Christian Bau ist eine Sequenz der Freundschaft beider Visionäre gewidmet / © Redaktion FrontRowSociety.net
Ein Gericht, welches dieser trockenen Auslese gerecht wird, findet man in dem Kochbuch „Bau.Steine“ von Christian Bau. Beide kompromisslosen Macher sind befreundet. Beide entwickelten ihr Handwerk zur Kunstform. 
 
So ergibt sich mit der Kombination von Heilbutt, Erbse, Huhn und Vin Jaune nach einem Rezept von Christian Bau mit der 2018 Riesling Kinheimer Hubertuslay Auslese** Weiße Kapsel eine außerordentliche, fast unnachahmliche Symbiose von der Mosel. Wer hätte das in den 1980er Jahren für möglich gehalten?

Beschreibung: 2018 Riesling Kinheimer Hubertuslay Auslese** Weiße Kapsel 

Rebsorte: Riesling
Farbe: goldgelb
Nase: gelbe Frucht, teils florale Anklänge
Gaumen: helles Steinobst, mineralische Länge, perfekte Balance
Flascheninhalt: 750 ml
Alkoholgehalt: 12,5 % Vol.

Diese vier Rieslinge bieten einen guten Einstieg in die Weinwelt der Markus Molitor / © Redaktion FrontRowSociety.net

Mit vier Rieslingen aus dem Jahr 2018 wagten wir den Einstieg in den Facettenreichtum der Weine von Markus Molitor. Beginnend mit dem Ürziger Würzgarten Kabinett Grüne Kapsel, gefolgt von der Zeltinger Sonnenuhr Spätlese Weiße Kapsel, der Kinheimer Hubertuslay Auslese** Weiße Kapsel sowie der Wehlener Sonnenuhr Spätlese Goldene Kapsel.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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