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Am Residenzplatz in Salzburg tummeln sich täglich unzählige Menschen. Während Gruppen von Touristen hinter bunter Schirmen herlaufen, gehen die Einwohner Salzburgs eifrig ihren Geschäften nach. Zwischen dem Stimmengewirr unterschiedlicher Sprachen ertönen die hellen Hufschläge der Fiaker und manchmal mischt sich das dröhnende Donnern des Lieferverkehrs darunter. Doch pünktlich 11 Uhr scheint das Szenario für einen kurzen Augenblick zu verharren. Dann erklingen die 35 Glocken des Glockenspiel-Turms an der Neuen Residenz.

Touristische Idylle herrscht am Residenzplatz in Salzburg / © Redaktion FrontRowSociety.net

Das Salzburger Glockenspiel

Damals, im 17. Jahrhundert, war ein Glockenspiel ein „Must have“ für jeden Regenten, der etwas auf sich hielt. Nach dem Vorbild von Amsterdam, Brielle und Utrecht sollten auch in der Residenzstadt an der Salzach Melodien von einem Turm erklingen. Daher kaufte Johann Ernst von Thun und Hohenstein jene 35 Glocken in Antwerpen, die bis heute dreimal täglich ihr Spiel beginnen. Neben dem Zweck der Repräsentation sollte das Glockenspiel die „Sünder“ zum geistlichen Innehalten anregen. Bis in unseren jetzigen Tage verfehlt das Erklingen der 35 Glocken nicht seine Wirkung: man bleibt stehen und schaut gen Himmel.

Im Jahr 1704 erklang das Salzburger Glockenspiel zum ersten Mal. Heute sind seine Melodien täglich um 7 Uhr, um 11 Uhr sowie um 18 Uhr jeweils vier Minuten nach der vollen Stunde zu hören / © Redaktion FrontRowSociety.net

Um das Salzburger Glockenspiel aus nächster Nähe zu erleben und gleichzeitig über Salzburgs Dächer zu blicken, trifft man pünktlich zu einer Führung am Eingang des Panorama Museums ein. Dort wartet ein Guide, mit dem die 190 Stufen nach oben erklommen werden. Sind die ersten Höhenmeter durch das aufwendig mit Stuck verzierte Treppenhaus zurückgelegt, öffnet sich die Fetzentür. Weiter geht es durchs hölzerne Gebälk bis man vor einer beeindruckenden Trommel mit einem Durchmesser von 2,5 Metern steht.

Gleich wird unser Guide, Josef Kalteis, die Fetzentür öffnen, damit die letzten Meter erklommen werden können. Die Fetzentür kam zu ihrem Namen, weil sie aus Eisenresten (Fetzen) geschmiedet wurde. Heute wäre sie ein Upcycling Designerstück / © Redaktion FrontRowSociety.net 
Da steht es nun in voller Pracht, das Herzstück des Glockenspiels, dessen Funktionsweise von Josef Kalteis erklärt wird
Hier oben steht es nun in voller Pracht, das Herzstück des Glockenspiels, dessen Funktionsweise von Josef Kalteis anschaulich erklärt wird / © Redaktion FrontRowSociety.net

Da waren sie nun, die 35 Glocken aus Antwerpen. Doch es fehlte noch das Wichtigste, die Spieluhr. Man beauftragte den damaligen Hofuhrmacher, Jeremias Sauter, mit dem Bau des Glockenspieles. Auch wenn die Glocken in Antwerpen gegossen wurden, ist doch die Spieluhr eine originale Salzburger Arbeit. Zirka 3.500 Einzelteile machen das Glockenspiel komplett. In der Trommel sind 7.964 Löcher vorhanden, die je nach Besetzung für die 50 spielbaren Melodien verantwortlich sind. Dabei stammen 16 Kompositionen aus der Zeit vor 1800. 

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Sagenhaft, dass die ausgeklügelte Mechanik seit 1704 noch immer reibungslos funktioniert / © Redaktion FrontRowSociety.net

Noch immer müssen die Melodien von Hand gesteckt werden. Einmal im Monat kommt die für das Glockenspiel verantwortliche Uhrmacherfamilie auf den Turm und wählt, je nach Jahreszeit oder anstehenden Jubiläen, die entsprechende Kompostion aus. Um 7 Uhr, um 11 Uhr sowie um 18 Uhr hallt täglich ein wohlklingendes Musikstück über Salzburg. Allerdings immer vier Minuten nach der vollen Stunde, denn zuerst erfüllt das Glockengeläut des Salzburger Doms die Luft über der geschäftigen Stadt.

Auf dem Glockenspiel-Turm stehend, ist der Salzburger Dom zum Greifen nahe / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der Salzburger Dom

Der Dom zu den heiligen Rupert und Virgil in Salzburg beeindruckt mit seiner machtvollen Präsenz. Seine Doppelturmfassade bestimmt das Antlitz von Salzburg und wird jedes Jahr zur Festspielzeit zur Bühne für den „Jedermann“. Wer in der Altstadt von Salzburg unterwegs ist, bewegt sich ständig im klerikalen Dunstkreis. Denn auf ihrer überschaubaren Fläche von 1,5 Quadratkilometern befinden sich sage und schreibe 22 Kirchen. Der Salzburger Dom zählst zu den eindrucksvollsten Gotteshäusern der Stadt.

Eine direkte Sichtachse verbindet den Salzburger Dom mit dem Schloss Mirabell, der einstigen Sommerresidenz der Erzbischöfe und nunmehr UNSECO Welterbe / © Redaktion FrontRowSociety.net

Fast schwärmerisch nennt sich der Salzburger Dom „Festsaal des Glaubens“. Wie wahr doch diese liebevolle Bezeichnung ist. Das prachtvolle Innere erzählt bildhaft über das Leben und Leiden Jesu. Die Auferstehung als Höhepunkt der Passion ist großformatig am Hochaltar festgehalten. Beeindruckend ist ebenfalls die monumentale Architektur. Man nimmt Platz und lässt den Blick staunend über dicken, reich verzierten Mauern schweifen. Wie uns Daniela Carollo, verantwortlich für Marketing und Kommunikation, bei einer persönlichen Führung durch den Sakralbau erklärt, stellen die eindrucksvollen Stuckarbeiten eine Besonderheit dar, wie auch die Balkone, die an den Stil des berühmten italienischen Architekten Andrea Palladio angelehnt sind.

Die eindrucksvolle Kuppel „schwebt“ in einer Höhe von 64 Metern; Mittelpunkt ist der Heilige Geist. Im Spiel der Sonne gleicht sie einem gigantischen Kaleidoskop / © Redaktion FrontRowSociety.net
Perspektivenwechsel im Salzburger Dom: mit Daniela Carollo (li.) waren wir, (hier mit FrontRowSociety-Redakteurin Annett Conrad re.) auf einem der Balkone des Doms dem Himmel ein Stück näher / © Redaktion FrontRowSociety.net

Aber ein Festsaal ist nicht nur prächtig ausgestattet, in einem Festsaal wird überdies gefeiert. Natürlich ist der Dom zur Feier der Heiligen Messe bestimmt, doch die 7 im Dom verbauten Orgeln stimmen regelmäßig zu feierlichen Konzerten an. Jeden Tag, außer sonntags, wird eine musikalische Feierstunde im „Festsaal des Glaubens“ angehalten. Pünktlich 12.04 Uhr nach den Glockenschlägen beginnt die „Musik zu Mittag“.

Vom Balkon aus sind zwei der vier Pfeilerorgeln zu erblicken sowie die Große Orgel auf der Westempore / © Redaktion FrontRowSociety.net

Im gut gefüllten Festsaal des Glaubens herrscht mitten am Tag, mitten unter der Woche eine andächtige Stimmung, wenn die kraftvollen Klänge einer oder mehrerer Orgeln dieses kolossale Gebäude erfüllen. Mit dem ersten Anschlag des Organisten beginnt die Auszeit von Alltag. Knapp 30 Minuten währt dieser Ausflug in die geheimnisvolle Welt der Musik. Einmal mehr wird einem bewusst, dass an einer dieser Orgeln auf den Emporen bereits berühmte Musiker wie Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart spielten. Es ist ein berauschendes Gefühl, zur Mittagszeit dem geschäftigen Treiben entfliehen zu können. Wer nicht nur körperlich an diesen wunderbaren Ort ankommt, fühlt sich selbst ein Stück näher.

Markant zeichnen der Dom, die Festung Hohensalzburg sowie die Kollegienkirche die Silhouette von Salzburg / © Redaktion FrontRowSociety.net

Das Salzburger Glockenspiel sowie die „Musik zu Mittag“ im Salzburger Dom sind willkommene Unterbrechungen des Tages. Auch wenn die Erde nicht stehen bleibt, fühlen wir doch den bereichernden Augenblick der Langsamkeit. 

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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