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Geschichte der Rhätischen Bahn:

Was 1889 mit der Eröffnung der Strecke von Landquart nach Klosters begann, ist heute ein 384 Kilometer langes Streckennetz mitten im schweizerischen Hochgebirge. Nur ein Jahr zuvor gründeten Bündner Bahnpioniere auf Initiative des Niederländers Willem-Jan Holsboer die Schmalspurbahn Landquart-Davos AG und verwirklichten damit ihre Idee einer Gebirgsbahn. Kurz darauf erfolgte der Spatenstich und 1889 die Eröffnung der Bahnlinie Landquart – Klosters. Der Grundstein für das heutige Streckennetz der Rhätischen Bahn war somit gelegt. Nur ein Vierteljahrhundert später war fast das ganze Streckennetz der Rhätischen Bahn gebaut.

Unterwegs im Pianobarwagen - die Rhätische Bahn hat einiges zu bieten
Nostalgisch unterwegs im Pianobarwagen – die Rhätische Bahn hat einiges zu bieten …  / © Rhätische Bahn
Bei Business Meetings oder Workshops ideenreich unterwegs im InnoTren
…, oder modern bei Business Meetings oder Workshops ideenreich unterwegs im InnoTren / © Rhätische Bahn
Bereits 1890 fuhren die ersten Dampfzüge von Landquart nach Davos. Am 18. Juli 1891 wird die mit Dampf betriebene Bahnlinie Visp-Zermatt eröffnet. Seit dem 10. Juli 1904 gelangen Fahrgäste mit der Bahn von Chur nach St. Moritz. 1903 kamen die Albulabahn und 1910 die Berninabahn hinzu. Beide Bahnen erschlossen das Oberengadin und die Berninabahn schließlich auch das bis dahin isolierte Puschlavtal. Am 1. August 1912 erfolgt die Fertigstellung der Bahnstrecke zwischen Chur und Disentis. Durch einen kriegsbedingten Unterbruch wird die durchgehende Strecke zwischen Brig und Disentis erst am 3. Juli 1926 eröffnet. Erst am 5. Juni 1930 wird es möglich, auch von Visp nach Brig zu gelangen.

Der Glacier Express:

Am 23. Juni 1930 fällten die Rhätische Bahn gemeinsam mit den damaligen Bahngesellschaften Furka-Oberalpbahn und Brig-Visp-Zermatt Bahn die Entscheidung, ihre touristischen Regionen mit einem direkten Zug zu verbinden. Am 25. Juni 1930 feierte die Rhätische Bahn dann die Jungfernfahrt des ersten durchgehenden Schnellzuges von St. Moritz nach Zermatt. Der verheißungsvolle Glacier Express nimmt seinen Betrieb auf. Die Fahrzeit zwischen Zermatt und St. Moritz beträgt damals knapp 11 Stunden, weshalb der Glacier Express auch zu seinem Spitznamen „langsamster Schnellzug der Welt“ kam.

Glacier Express bei Zermatt
Glacier Express bei Zermatt – Fahrt durch eine traumhafte Landschaft / © Rhätische Bahn

1985 werden in jede Richtung zwei weitere Glacier-Expresszüge eingeführt und als Ergänzung zum Glacier Express St. Moritz-Zermatt wird eine Flügelverbindung ab Davos geschaffen. Ein weiterer Meilenstein ist die Lancierung der Excellence Class im Winter 2019. Im 89. Betriebsjahr werden zwei Wagen des Glacier Express innen völlig umgebaut, sodass alle Gäste einen garantierten Fensterplatz erhalten. Im Hinblick aufs 90-jährige Jubiläum werden zwischen 2019 und 2021 alle Panoramawagen überholt, erhalten innen ein neues Design und werden auf den neuesten Stand gebracht sowie mit einem neuen Infotainment-System ausgerüstet.

Excellence Class im Glacier Express
Excellence Class im Glacier Express – mehr als 1. Klasse, natürlich mit exzellentem Service / © Rhätische Bahn

Der Bernina Express:

Die Geschichte der Berninalinie mit der Strecke von St. Moritz nach Tirano geht auf das Jahr 1905 zurück. Ab 1908 wurden erste Abschnitte der Trasse fertiggestellt, ehe dann im Juli 1910 mit dem Teilstück von Bernina Suot via Ospizio Bernina nach Poschiavo die Strecke als Ganzes eröffnet werden konnte. Nach anfänglichem Erfolg kam es jedoch zu finanziellen Engpässen. Um das Fortbestehen der Linie zu sichern, beschloss die Bernina-Bahngesellschaft 1943 schließlich die Fusion mit der Rhätischen Bahn.

Im Panoramawagen durchs Albulatal
Im Panoramawagen durchs Albulatal, die schönsten Aussichten und nicht nur vom Fensterplatz aus / © Rhätische Bahn

Es folgte eine Modernisierung und auch eine Änderung des Streckenverlaufs, um den Betrieb das ganze Jahr über zu ermöglichen. Seit 1973 verkehrt der Panoramazug „Bernina Express“ auf der Berninalinie Ab Mitte der 1980er Jahre begann die Rhätische Bahn, die landschaftliche und bauliche Attraktivität der Berninalinie touristisch zu vermarkten. An nur einem Tag fährt der Panoramazug in Nord-Süd-Richtung von Chur über die Schweizer Hochalpen bis nach Tirano und wieder zurück. Seit 1993 existiert die Verlängerung des Bernina Express bis nach Lugano (Busverbindung).

Bernina Express in der Montebellokurve
Bernina Express in der Montebellokurve – auch im Winter lohnt sich eine Bahnfahrt durch die Schweizer Berge / © Rhätische Bahn

Die Chronik der Rhätischen Bahn:

  • 1889 Eröffnung der Strecke Landquart – Klosters (Schmalspurbahn Landquart-Davos)
  • 1890 Eröffnung der Strecke Klosters – Davos
  • 1895 Die LD nennt sich von nun an „Rhätische Bahn“
  • 1896 Eröffnung der Strecke Landquart – Thusis
  • 1903 Eröffnung der Strecke Reichenau – Ilanz
  • 1904 Eröffnung der Strecke Thusis – St. Moritz
  • 1907 Eröffnung der Strecke Bellinzona – Mesocco
  • 1908 Eröffnung der Strecke Samedan – Pontresina
  • 1909 Eröffnung der Strecke Davos – Filisur
  • 1910 Eröffnung der Strecke St. Moritz – Tirano (Berninabahn)
  • 1912 Beschaffung der ersten elektr. Lok; Eröffnung der Strecke Ilanz –Disentis/Mustér
  • 1913 Eröffnung der Strecke Bever – Scuol-Tarasp
  • 1914 Eröffnung der Strecke Chur – Arosa (Chur-Arosa Bahn)
  • 1922 Abschluss Elektrifizierung der Rhätischen Bahn
  • 1930 Erste Fahrt des Glacier Express St. Moritz – Zermatt
  • 1942 Fusion der Rhätischen Bahn mit Chur-Arosa Bahn & der Bellinzona-Mesocco Bahn
  • 1943 Fusion der Rhätischen Bahn mit der Berninabahn
  • 1973 Einführung des Bernina Express
  • 1979 Schwesterbeziehung mit Hakone-Tozan-Railway (Japan)
  • 1982 Eröffnung Furka-Basistunnel (Ganzjahresverbindung Glacier Express)
  • 1989 Die RhB feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Neues Erscheinungsbild aller Züge in Rot
  • 1993 Verlängerung Bernina Express Tirano – Lugano (Busverbindung)
  • 1997 Umelektrifizierung der Strecke Chur – Arosa von 2400 V Gleichstrr auf 11000 V Wechselstrom
  • 1999 Eröffnung der Strecke Klosters – Lavin/Susch (Vereinatunnel mit Autoverlad) – erste Streckenverlängerung seit 1914
  • 2003 Stilllegung der Strecke Bellinzona – Mesocco
  • 2008 Die Albula- und Berninalinie werden in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen
    2019 Lancierung der Excellence Class im Glacier Express (neue Premiumklasse mit exklusivem Concierge Service)
  • 2020 90 Jahre Glacier Express
  • 2021 Erneuerungsjahr Glacier Express: Die gesamten Panoramawagen erstrahlen im neuen Innendesign
Historische Dampfwagen mit Dampflok bei Malans
Historische Dampfwagen mit Dampflok bei Malans – es geht auch gemächlich / © Rhätische Bahn

Zahlen & Fakten zu 

1.500, 100.000, 10 Millionen: Beeindruckende Zahlen gibt es in der über 125 Jahre alten Geschichte der Rhätischen Bahn viele. Auf der Fahrt vom schweizerischen Chur bis ins oberitalienische Tirano mit dem Bernina Express oder von St. Moritz nach Zermatt mit dem Glacier Express können sich die Fahrgäste diese Zahlenspiele durch den Kopf gehen lassen:
 

• 200 Millionen Franken investiert die Rhätische Bahn jährlich in ihre Infrastruktur

• Rund 12 Millionen Gäste fahren jedes Jahr mit der Rhätischen Bahn

• 590.000 Tonnen transportiert die Bündner Güterbahn jährlich

• Rund 500.000 Straßenfahrzeuge verkehren jährlich durch den Vereina

• 100.000 Lastwagenfahrten entfallen dank dem Rhätischen Bahn-Güterverkehr pro Jahr

• 19.042 Meter lang ist der längste Tunnel (Vereina)

• 1.500 Mitarbeitende sorgen für faszinierende Erlebnisse

• 624 Brücken überquert die Rhätische Bahn

• 115 Tunnels durchquert die Rhätische Bahn

• 102 Stationen fährt die Rhätische Bahn an

• 100 Prozent Bündner Wasserkraft bewegen die elektrischen Züge der Rhätischen Bahn

• 89 Meter hoch ist das höchste Viadukt (Wiesnerviadukt)

• 70 Promille beträgt die größte Steigung (Berninalinie)

• 30 Prozent der Rhätischen Bahn-Strecke befinden sich über 1500 m ü.M.

• 30 Prozent der Rhätischen Bahn-Strecke sind UNESCO Welterbe

• 20 Prozent der Rhätischen Bahn-Strecke befinden sich auf oder in Kunstbauten

Reisende können die Rhätische Bahn auch für den Transport ihres Bikes nutzen, bequem und einfach / © Rhätische Bahn

Ganz besondere Schmankerl: Kulinarische Genussreisen:

Die kulinarischen Genussreisen mit der Rhätischen Bahn führen durch das imposante Hochgebirge Graubündens über atemberaubende Viadukte und durch zahlreiche Kehr- und Spiraltunnel. Während die großartigen Landschaften des UNESCO Welterbes Rhätische Bahn wie in einem Film an den Fenstern vorbeiziehen, lehnen sich die Feinschmecker in den gemütlichen Plüschsitzen des nostalgischen Gourmino Speisewagens zurück und genießen vorzügliche Menüs. Ein Glas Bündner Schaumwein zum Apéro und die feinen Düfte aus der Bordküche stimmen auf den einzigartigen Augen- und Gaumenschmaus ein. Im Speisewagen gilt das Gastronomie-Schutzkonzept der Schweiz und die Vorgaben des öffentlichen Verkehrs (öV). Das Schutzkonzept setzt auf Eigenverantwortung und Solidarität der Gäste und wird seitens Panoramic Gourmet AG durch diverse Maßnahmen umgesetzt und ergänzt.

Frisch zubereitete Gerichte im Speisewagen Gourmino
Frisch zubereitete Gerichte im Speisewagen Gourmino – Genussreisen stehen hoch im Kurs / © Rhätische Bahn

Verschiedene Angebote werden das Jahr über Angeboten wie etwa:

Arosa Genussexpress
Chur – Arosa, retour
3-Gänge-Menü inkl. Apéro, Kaffee und Fahrt,
exkl. sonstige Getränke und Spirituosen
Fahrtdauer: ca. 3 Std.

Kultur Genussexpress
Chur – Disentis, retour
3-Gänge-Menü, exklusive sonstige Getränke und Spirituosen
Exklusives Meet and Greet mit Arno Camenisch
Lesung aus dem Bestseller Roman «Der Schatten über dem Dorf» durch Arno Camenisch
Fahrtdauer: ca. 3,5 Std.

Whisky Genussexpress
Chur – St. Moritz, retour
3-Gänge-Menü, Whisky-Degustation, Mineralwasser und Kaffee,
exklusive sonstige Getränke, Weine und Spirituosen
Fahrtdauer: ca. 5 Std.

Wild aus Bündner Jagd
Chur – Scuol-Tarasp – Samedan – Chur
4-Gänge-Menü mit Apéro und Kaffee,
exklusive sonstige Getränke, Weine und Spirituosen
Fahrt begleitet vom Bündner Jäger Gianni Parpan
Fahrtdauer: ca. 5,5 Std.

Bündner Wein- & Gourmetfahrt
Chur – Scuol-Tarasp – Samedan – Chur, retour via Filisur
4-Gänge-Gourmetmenü mit passenden Bündner Weinen in Begleitung der Bündner Winzern
Fahrtdauer: ca. 5,5 Std.

Buurametzgeta für echten Fleischgenuss
Chur – St. Moritz – Chur
3-Gang-Menü mit Apéro und Kaffee, exklusive sonstige Getränke
Die Buurametzgeta bietet alle Köstlichkeiten einer traditionellen Schlachtplatte
Fahrtdauer: ca. 5 Std.

Weihnachtsfahrt
Chur – Disentis – Chur
3-Gänge-Menü mit Aperitif und Kaffee, exklusive sonstige Getränke
Besinnliche Fahrt durch die Rheinschlucht
Fahrtdauer: ca. 3 Std.

Vollmondfahrten
St. Moritz – Alp Grüm
Cüpli oder nicht alkoholisches Getränk im Zug
Apéro mit anschließendem Abendessen in Alp Grüm

Quelle: Recherchehandbuch für Journalisten, Katrin Engelniederhammer & Daniela Dalke, Wilde
 
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