Die Extremadura gilt als ein Reiseziel der besonderen Genüsse. Mit ihren visuellen Schönheiten, den Gerüchen, Geschmackskomponenten, kulturellem Reichtum und Strukturen verführt die Region gleich auf mehreren Ebenen. Mit einer Ausdehnung von mehr als 41.600 Quadratkilometern grenzt sie im Norden an das Zentralmassiv, im Süden an die Sierra Morena und im Osten bildet sie eine natürliche Grenze zu Portugal. Geprägt ist die Extremadura von ihrer bedeutenden Historie, üppigen Landschaft und einer ausgezeichneten Gastronomie.
Eine Landschaft mit enormer Leuchtkraft – soweit das Augen reicht
In der Ferne an einem endlos scheinenden Horizont sind unter einem hellblau gefärbten Himmel mächtige steinerne Berge zu erkennen. Manchmal säumt im Vordergrund eine Reihe von Bäumen die Kuppen sanft geschwungener Hügel. Wie auf einem romantischen Gemälde zeichnen sie die Umrisse der malerischen Landschaft im Norden der Extremadura nach. Inmitten der Ruhe und des Friedens lädt das wunderbare Landschaftsrelief zu beschaulichen und erholsamen Wanderungen ein.
Der etwa 4,5 Kilometer lange Wanderweg „Ruta de los Puentes“, der auf dem Marktplatz des beschaulichen Ortes Jarandilla startet und führt schon kurz nach dem Start direkt in eine verwunschene Natur. Eine Ziegenherde streift durch die lichten Wälder aus Oliven und Büschen, Kastanien und Eichen, deren knorrige Wurzeln sich tief in die Erde graben. Ein Hirte mit seinem langen Stab steht im Hintergrund eines Hains. Seine kurzen, leisen Kommandos gelten dem Hirtenhund, der aufmerksam die Herde bewacht.
Wenige Meter flussabwärts sprudelt unter einer mittelalterlichen Brücke das Wasser des Garganta de Jaranda. Riesige Findlinge reihen sich im Flussbett aneinander. Ein Mann sitzt auf einem großen Stein, beobachtet den Lauf des Wassers, die kleinen Srudel im Fluss, wie es so unermüdlich um die Steine fließt. Inmitten der beeindruckenden Landschaft der Täler Vera und Tiétar mit ihren Seen, Flüssen, Schluchten, Wäldern und historischen Orten befindet sich in einer Burg aus dem 15. Jahrhundert der Parador de Jarandilla de la Vera. Im Laufe der Jahrhunderte hielten sich dort zahlreiche historische Persönlichkeiten auf. Dazu zählt Kaiser Karl V, der in der Festung so manche Sommer verbrachte. Dank sorgfältiger Renovierungsarbeiten der alten Mauern, mächtigen Türme und Innenhöfe konnte das mittelalterliche, zauberhafte Flair bis heute bewahrt werden.
Die Oase von Kaiser Karl V.
Zum geschichtlichen und sehenswerten Reichtum der Region gehört unbedingt das Kloster Yuste. Es ist nur rund neun Kilometer vom hübschen Ort Jarandilla entfernt. Gegründet wurde das Hieronymitenkloster 1408 bis 1414 unter der Schirmherrschaft des Infanten Don Fernando, Bruder von Enrique III. Nach einer wechselvollen Geschichte über den Lauf der Jahrhunderte wurde es schließlich 1958 grundlegend restauriert. Das Yuste-Kloster ist als letzter Ruhesitz von Kaiser Karl V. bekannt. Heute wird es unter anderem für die Verleihung des Europapreises Karl V. genutzt. „Mit diesem Preis werden Menschen, Organisationen, Projekte oder Initiativen ausgezeichnet, die einen Beitrag zur Stärkung der kulturellen und historischen Werte Europas leisten, wie im Jahr 2021 Angela Merkel“, erklärt Julia Paz Garcia, während einer Führung durch das bedeutende Baudenkmal.
Bei den Besichtigungen sind die Kirche, der Garten mit seinen großen schattenspendenden Bäumen, die Kreuzgänge der Gotik und Renaissance sowie der Königssaal zu sehen. Ein Anziehungspunkt ist das ehemalige Schlafzimmer des Kaisers. „Der katholische Herrscher ließ sein Schlafzimmer so platzieren, dass er notfalls vom Bett aus der Messe zuhören konnte“, berichtet Julia Paz Garcia, die sich mit der Lebensgeschichte genauestens auseinandergesetzt hat und ergänzt: „Vor den Fenstern des Kaisers liegt der Obstgarten mit einem großen Teich, der sowohl zur Bewässerung als auch für den pensionierten Monarchen zum Fischen genutzt wurde“.
Das rote Gold aus dem Vera-Tal
Für einen weiteren Schatz des Landes ist das fruchtbare Vera-Tal bekannt. Das Mikroklima der Region zwischen den steilen Gipfeln der Sierra de Gredos und den eindrucksvollen Schluchten des Tiétar-Flusses mit milden Wintern und heißen, trockenen Sommern eignet sich hervorragend für den Anbau von Paprikapflanzen.
Nachdem Christoph Kolumbus die rote Paprika im 15. Jahrhundert importiert hatte, sollen die Hieronymiten Mönche den Anbau von Pimentón de la Vera im 16. Jahrhundert begonnen haben. Auf dem Weg vom Kloster bis in den beschaulichen Ort Yuste ist der zarte Geruch der geräucherten Paprika zu vernehmen. Mal dezenter, mal intensiver. Gleich mehrere Betriebe, in denen das begehrte Pulver hergestellt wird, säumen die Hauptstraße. Der Familienbetrieb Hijos de Salvador López, S.L. (Las Hermanas) wurde 1940 gegründet. Bei einer Führung durch die kleine Fabrik ist viel über die Produktion und Sortenvielfalt zu erfahren. „In den Bergen, oberhalb von Yuste wird ab Mitte September bis Ende Oktober geerntet“, beginnt Managerin Alicia López Sánchez ihre Ausführungen über die sorgfältige und aufwändige Herstellung des edlen Gewürzes.
Die frisch geernteten Schoten werden von den Bauern in speziellen Dörrkammern auf Holzrosten über Steineichenholz zehn bis 15 Tage schonend geräuchert. So sinkt der natürliche Wassergehalt bis zur optimalen Dehydratation der Paprikaschoten, die dem Pimentón de la Vera sein unvergleichliches Aroma verdankt. In der Fabrik werden die Schoten sortiert, von den Stielen und Kernen getrennt, bevor in zwei bis sieben Mahlgängen das Paprikapulver auf die gewünschte Korngröße gebracht wird. Vor dem Abfüllen in die typischen Blechdosen wird durch Mischen des Paprikapulvers aus den angebauten Sorten der jeweils gewünschte, typische Schärfegrad (edelsüß, mittelscharf oder scharf) erreicht. Inzwischen exportiert der Familienbetrieb in 25 verschiedene Länder das begehrte rote Pulver. Die Bezeichnung Pimenton de la Vera ist seit 1998 geschützt. Nur Paprikapulver aus dem beschriebenem Gebiet, das nach dem festgelegten Verfahren produziert und mit dem entsprechendem Herkunftssiegel versehen ist, darf als Pimentón de la Vera verkauft werden.
Die Bedeutung von Pimentón de la Vera ist so prägend für die Region, dass dafür in Jaraiz de la Vera sogar ein eigenes Museum eingerichtet wurde. Es befindet sich im Palast des Bischofs Manzano an der Plaza Mayor, einem wunderschönen Barockbau aus dem 17. Jahrhundert. Auf drei Ebenen wird Wissenswertes über die Geschichte, die Herstelllung und die verschiedenen Sorten des Gewürzes vermittelt. Aufschlussreiche Schaubilder, historische Filme und Fotos sowie ein original, eingerichteter Querschnitt einer Räucherkammer vermitteln ein anschauliches Bild der schweren Produktionsarbeit. „Die Bauern schliefen während des Räucherns spärlich bekleidet in den Trocknungskammern. Wenn sie dann anfingen zu frieren, wussten sie, dass es Zeit war, die Schoten zu wenden und mehr Holz auf das Feuer zu legen“, sagt Reiseführer Javier Sanchez und ergänzt: „Das hier ist die einzige Region auf der Welt, wo das Paprika-Gewürz auf diese Weise hergestellt wird.“ Als Hommage an Pimentón de la Vera wurde eigens eine gastronomische Ruta de Tapas de Piemonteras sowie ein Festival rund um das feine, schmackhafte Gewürz kreiert.
Kochen mit Pimentón de la Vera
Vergleicht man Pimentón de la Vera mit anderen Sorten, so muss das intensive Aroma erwähnt werden. Internationale Bekanntheit erlangte das rauchige Paprikapulver als wichtigstes Gewürz in der spanischen Wurst-Spezialität Chorizo. In der Extremadura ist es in der Küche und den Restaurants ein fester Bestandteil der Gewürze. Im Restaurant des Parador de Jarandilla de la Vera verführen exquisite, nach traditionellen Rezepten gekochte Gerichte aus regionalen Produkten, wie der Kartoffelteller, die Tomatensuppe, das geröstete Spanferkel, der Ziegeneintopf – meist gewürzt mit einer Prise des roten Goldes – die Gaumen der Gäste.
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