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Cayuse hat im Laufe der Jahre eine erstaunliche Auswahl an Weinen geschaffen, die das Terroir und die Leidenschaft des Weinguts perfekt verkörpern. Hier sind einige der herausragenden Weine von Cayuse, die von Sommelier und FrontRowSociety Redakteur Noris Conrad und FrontRowSociety Herausgeber Andreas Conrad vor Ort degustiert wurden:

Der herausragende Weinmacher Christoph Baron (li.) und FrontRowSociety-Redakteur und Sommelier Noris Conrad / © Redaktion FrontRowSociety.net

Cayuse / Tempranillo „No Girls“ 2018

Auf die Frauen im Weinbau! Ausschließlich produziert von Kellermeisterin Elizabeth Bourcier, trifft die Hand einer Frau den richtigen Nerv der Zeit. Was damals strikt als Männersache abgestempelt wurde, wird heute von der jungen Kellermeisterin perfekt vollendet. Der Tempranillo wurde mehrfach als einer der besten des Staates gekürt und präsentiert den La Paciencia Vineyard in ganzer Blüte.

100% Tempranillo. Wir werden zwar fülliger, aber fülliger mit Kopf. ‚No girls‘ zeigt sich charmant, wie eine spanische Diva: In der Nase zeigt sich ein fein gefüllter Beerenkorb, frisch gehackte mediterrane Kräuter und Nuancen von Grapefruitzesten.

Am Gaumen offenbart sich die geballte Kraft der spanischen Rebsorte. Fleischig, kraftvoll, rund mit samitgem Tannin. Wie ein dickes Kind auf der Rutsche rinnt der Wein am Gaumen. Aromen von Blutorange, dunkler Pflaume, Granatapfel, ausgebrannte Kohle, blutig gebratenes Fleisch, Schiefer und eingelegte Sauerkirsche bilden eine wunderschöne Komplexität am Gaumen, die nach einem zweiten Schluck verlangt.

Start mit: Cayuse Tempranillo „No Girls“ 2018 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Cayuse Grenache „God Only Knows“ 2018

Dieser Cuvee kommt aus dem Armanda Vineyard, welcher seit auch 2005 Grenache hervorbringt. Mit größtenteils Grenache und einem kleinen Teil ‚God only knows‘ findet man hierin einen der puristischsten Anklänge dieser noblen Rebsorte.

In der Nase ist er ganz klassisch, wie wir ihn kennen. Ein volles Bouquet von Waldbeere, Kirsche, etwas Erdbeertartlett mit einem Hauch Minze. Auf keinen Fall dicht und überkonzentriert, sondern eher schüchtern und subtil, lässt er mit einem definierten Bouquet bereits auf mehr hoffen.

Am Gaumen finden wir eine schöne Säure, welche das Fruchtgerüst zusammenhält und wesentlich dichter in Richtung Cranberry, verbrannte Erde, Schiefernoten und Bleistiftabrieb geht. Elegant und zart mit einem ewigen Finish und wunderbaren Aussagekraft. Die Mineralik, das Leichtfüßige, verbunden mit den tief eingebunden Aromen ergeben ein ganz großes Kino zum Start. Die bereits beim ersten Wein gekostete Lebendigkeit der Weine soll uns noch durch das ganze Portfolio begleiten.

Cayuse Grenache „God Only Knows“ 2018 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Cayuse Syrah „Cailloux Vineyard“ 2019

100% Syrah aus dem ersten Weingarten des Weingutes. Gepflanzt in 1997, schlängeln sich die Wurzeln der französischen Rebsorte entlang der groben Steine tief in die fruchtbare Humusschicht. Das Resultat ist ein facettenreichen, vielschichtigen Wein voller Gaumenfreude.

Das Aushängeschild des Weinguts: Die Syrah Reihe. Mit großer Vorfreude dürfen wir hier testen. Und werden nicht enttäuscht. Es ist eine Kombination aus der Säure und der Konzentration – bekannt von der nördlichen Rhône – und der Saftigkeit eines Kirschsaftes.

Die Nase zeigt sich himmlisch mit noblen, reduktiven Noten von Schiefer, Bleistift, Veilchen, Lavendel. In der Frucht halten wir uns an Blaubeere und feine Kirsche vor dem Höhepunkt. Rot, sukkulent und einladend. Der erste Schluck zeigt eine Aromenfülle von Teer, schwarzem, frisch gestoßenen Pfeffer, leichte helle Thymianwürze und etwas Süßholz. Ein Wein der barfuß über den Gaumen tanzt, niemals langweilig, niemals einfach, vielmehr präzise und vitalisierend. Ein Syrah mit Bravur. Ein Syrah der Königsklasse.

Cayuse Syrah „Cailloux Vineyard“ 2019 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Cayuse Syrah „En Cerise Vineyard“ 2016

100% Syrah aus dem En Cerise (übersetzt Kirsche) Weingarten. Bekannt von seiner damaligen Nutzung für den Kirschanbau, gedeihen hier seit 1998 Syrah und Bordeaux Reben im engen Abstand zueinander minimal über dem Boden.

Aufgrund der Reife verschwinden die charmanten Fruchtnoten, wir gehen auf eine Reise durch einen taufrischen Nadelwald. Die Nase ist ruhig und besonnen mit vegetabilen, moosigen Noten, gefolgt von pazifischen Anklängen gepulter Austernschale. Am Gaumen ist er voller Lebensfreude und zugänglich. Ein offener Wein, welcher mit umami-ähnlichen Noten die Herzen der Weinfreunde füllt. Das Spektrum eines Pilzragouts mit Austernpilzen und Pfifferlingen ergänzt Noten von Tasmanischem Pfeffer und blutigem Rib Eye. Am langen Abgang finden wir vor allem Nori-Blätter, junges Heu und Salzpflaumen. Ein Wein – kreidig, mineralisch, schlank.

Ein Meisterwerk: 2016 Cayuse Syrah
Cayuse Syrah „En Cerise Vinyard“ 2016 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Cayuse Syrah „Bionic Frog“ 2018

Eine Besonderheit, ebenfalls in 1998 gepflanzt, zeigt dieser Wein seit 2000 das wahre Gesicht von Christophe Baros. Er ist der Bionic Frog. Als Hommage an seinen Mentor aus früheren Zeiten an der Rhône, Noel Verset, zeigt sich Bionic Frog wesentlich francophiler und fester in der Struktur. 100% Syrah für die Ewigkeit.

Der 2018 Syrah Bionic Frog beeindruckt mit seiner Reichhaltigkeit, Konzentration und zugleich Eleganz. Das Bouquet zeigt Noten von karamellisierten Himbeeren, roten Johannisbeeren, Oliven-Tapenade, geräuchtem Bauchspeck mit Paprikapulver und Rauchholz mit subtilen Nuancen von reduktivem Erdboden und Graphit. Am Gaumen entfaltet sich ein vollmundiger Syrah mit feinen, aber kräftigen Tanninen, einer tiefen, strukturierten Textur und perfekter Balance. Aromen von schwarzem Tee, schwarzer Johannisbeermarmelade, Kaffeesatz, schwarzen Oliven und Röstaromen von Rinderrippen verleihen dem Wein eine sensationelle Geschmacksvielfalt.

Schicht für Schicht kämpft man sich mühelos durch das Aromenspektrum des Weins. Er begeistert zudem mit einer lebhaften, mineralischen Spannung. Das ist Ping Pong am Gaumen. In einer Weinbeschreibung von Tim Fish heißt es: „Kein Wein für schwache Nerven“. Dem stimmen wir nur zu, wenn man den Glauben an die Königsklasse der französischen Weine nicht verlieren will … Der neue Thronfolger steht für uns bereits fest. Das Grinsen der Froschs ist hier im ersten Schluck mit inbegriffen.

Cayuse Syrah „Bionic Frog“ 2018 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Cayuse „Impulsivo“ Tempranillo 2018

100% Tempranillo vom En Chamberlin Vineyard. En Chamberlin ist bei Cayuse das Heim der eher kraftvolleren Stile und Trauben. Was 2000 gepflanzt und seit 2002 Früchte trägt, ist inzwischen einer der Ausnahmen des Hauses.

In der Nase ist dieser Wein wesentlich reifer, als die bisherigen Tropfen von Christophe Baron. Hier wagt sich er Impulsivo in die Richtung der eingekochten Aromen. Wir finden in der Nase vor allem gebackene Pflaume, reife, dunkle Kirsche, Cassismarmelade und etwas gerollten Tabak wieder.

Am Gaumen bestätigt sich die Nase. Im Grundsatz eine recht dunkle Aromatik, welche mit einem Tiefgang an Tannin, Schokolade und Tabak ein rundes Gesamtprodukt schafft. Dennoch schafft es Baron durch fein ausbalancierte, zurückhaltende Säure eine Frische zu finden, welche den Wein trinkfreudig und strukturiert wirken lässt.

Cayuse „Impulsivo“ Tempranillo 2018 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Cayuse Cabernet Sauvignon „The Widow Maker“ 2017

100% Cabernet Sauvignon aus den En Chamberlin Vineyard. Diesen Weingarten durften wir bereits mit dem Impulsivo kosten. Wir erahnen, welches Muskelgerüst hinter diesem Etikett auf uns wartet.

Sobald die Nase sich dem Glas nähert, dürfen wir eintauchen: Dunkle Früchte en mass. Eine feine Räucheraromatik, die uns nach den vorherigen Weinen bereits sehr vertraut erscheint. Geschmorte grüne Paprika trifft auf ein Chutney aus Brombeeren mit Rosmarin und einer herzhaften Speckkruste. Die Zunge wird überrascht mit einem festen Griff des Tannins. Trotzdem strahlt die Balance und die Präzision der Säure genug Frische aus, um uns auf einen Abgang voller Asphalt, Schmornoten und Zedernholz vorzubereiten.

Cayuse Cabernet Sauvignon „The Widow Maker“ 2017 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Cayuse „Horsepower“ Syrah – The Tribe Vineyard 2018

100% Syrah. Mit dem Schwester-Weingut ‚Horsepower‘ tritt der Vigneron Christophe Baron tief in die Fußstapfen seines Großvaters. Als Einziger in The Rocks District arbeitet er mit der puren Muskelkraft seiner Pferde. Das ist Weinbau, wie aus einer Zeit, als maschinelle Hilfe und chemische Ergänzungsmittel nur düstere Zukunftsmusik waren. Also back to the roots! Die auf maximal 1.000 Kisten limitierte Produktion läuft im reinen Einklang der Natur und im lebhaften Rhythmus des Hufschlages seiner Kaltblüter. Die Ausrüstung für die extrem nah gepflanzten Einzelpfahl Syrah Reben – wir sprechen hier von nicht einmal einem Meter Spaltenbreite – wurde speziell von einem Schmied aus dem Burgund für Christophe entworfen. Das ergibt 1,2 Hektar pure Dichte an Reben, groben Steinen und fruchtbaren Böden.

By the way: Feinfühlige Ganztraubenpressung und viel Zeit im Weinkeller sind hier Standardverfahren für die Entstehung dieser geschichtsträchtigen Weine.

Der erste Duft, der erste Eindruck ist unbeschreiblich. Feine Schiefer, Grafit-Reduktion, getragen von einem Gerüst aus dunkler Kirsche, schwarzen Oliven, Earl Grey sowie herzhaften Noten in Richtung einer klassisch geräucherten Salami. Der Gaumen beginnt mit einer Explosion an Geschmäckern. Es ist eine Reise durch die Schwarzteefelder Sri Lankas, durch die von Waldpilzen durchzogene Tundra Mitteleuropas, bis hin zu Brennnesselbetten am Rande des heimischen Friedhofes. Eine dunkle Mystik umhüllt den Wein, welcher am Gaumen zum Träumen anregt. Mit viel Feingefühl und Geschick bilden die unterschiedlichen Aromen und Geschmäcker ein rundes, perfektes Mundgefühl, welches präsent und langanhaltend den ganzen Abend füllen kann. Ein Monument von einem Wein. Ein Monument von einem Syrah. Ein Monument landwirtschaftlichen Erfolges.

Cayuse „Horsepower“ Syrah – The Tribe Vineyard 2018 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Cayuse „Horscategorie“ Syrah 2018

100% Syrah. Nach weiteren Erkundungen der Region Walla Wallas stieß Christophe Baron auf ein ungeschliffenes Juwel. Ein Steilhang mit Ausrichtung auf den Walla Walla Fluss, direkt am Hang der Blue Mountains. Mit 60 Prozent Steigung, kargen Böden und extrem dicht gepflanzten Weinreben stehen die Weinreben sowie der Winzer unter ständigem Stress. Die Steigung und der steinige Boden lassen nur Handarbeit zu. Mit dem biodynamischen Ansatz Barons ist das keine große Neuheit, dennoch verlangen die Hänge dem Winzer und seinem Team alles ab. Am Fuße des Hanges befindet sich ein wertvolles Ökosystem. Neben Kühen, Schafen finden Bienen und weitere Vielfüßer ein Zuhause, welche für eine intakte Boden- und Pflanzengesundheit sorgen. Sicherlich ist das einzigartig für das Weinland Nordamerika.

In der Nase finden wir attraktive Brombeere, Cassis, roter Johannisbeere, Paprikapulver und italienische Pizza aus dem Steinofen. Verbunden mit den steinigen Noten, welche man nach einem warmen Sommergewitter vernimmt.

Der Gaumen ist unglaublich! Jede Arbeitsstunde, jeder Schweißtropfen und die pure Leidenschaft für Wein, Natur und Terroir sind quasi schmeckbar, fassbar und zugänglich. Wie eine Feder tanzt der Syrah von Christophe Baron über den Gaumen. Nach 5 Jahren zeigt der Wein stets eine jugendliche Frische, welche man nur schwer in Worte fassen kann. Eine Symphonie von Aromen tänzelt ohne Schwere, ohne Halt und ohne Schwerkraft am Gaumen. Neben den bereits in der Nase erkannten Fruchtaromen gesellen sich Minze, Lakritz und ein kleines Eisbonbon dazu. Die im Nachgang erscheinende Salzigkeit und tafelfrische Kreide gipfeln in einen vitalisierenden, anregenden Wein. Animierende Säure und ein leichtfüßiger Gaumen, unfassbar, wie eine solche Konzentration von Aromen auf der kleinen Bühne der menschlichen Zunge mit Leichtigkeit Platz findet.

Cayuse „Horscategorie“ Syrah 2018 / © Redaktion FrontRowSociety.net

Im Rückblick bestechen die Weine von Christophe Baron vor allem durch eines: Lebendigkeit, Frische und anhaltende Jugend. Die Konzentration wirkt niemals aufgesetzt und spielt verführerisch mit die mineralischen, rauchigen Noten des Basalts. Ein Muss für jeden Weingenießer, eine Entdeckung für sich, ein Weinmacher gegen alle Normen des amerikanischen Weinbaus. Man merkt: Christophe ist mit Wein im Blut geboren. Es scheint alles so natürlich und leicht.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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