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„Das Schönste an Pest ist der Blick auf Buda“, heißt es im ungarischen Volksmund. In Wirklichkeit sind die alten Konkurrenzen zwischen den Stadtteilen zwar noch ein wenig im dortigen, allgemeinen Bewusstsein, aber kein Hindernis mehr für gemeinsamen Stolz der Bewohner auf ihre prächtige Stadt.

Das Nationale Hauszmann Programm in Buda

Mit Eifer und Begeisterung beenden Historiker, Architekten, Restaurateure, Freskenmaler, Vergolder und andere Handwerker Stück für Stück das „Nationale Hauszmann Programm“: die komplette Restaurierung des im Krieg zerstörten, königlichen Burgviertels in Buda rechts der Duna. Rekonstruktionen nach den Originalplänen des Architekten Alajos F. Hauszmann, dessen Bauten im Wesentlichen das Stadtbild von Budapest prägen Von den millionenschweren Großprojekten, zu denen auch Gärten gehören, sind einige bereits wieder der Öffentlichkeit zugänglich.

Bis ins kleinste Detailoriginalgetreu wiederaufgebaut: die Königliche Reithalle von 1899 im Burgviertel, Stadtteil Buda
Bis ins kleinste Detailoriginalgetreu wiederaufgebaut: die Königliche Reithalle von 1899 im Burgviertel, Stadtteil Buda / FrontRowSociety.net, Foto: Uta Petersen

Wie etwa die königliche Reithalle im Belle Époque Stil: Dort traben heute keine königlichen Pferde mehr, es finden stattdessen hochwertige Veranstaltungen statt. Oder der prunkvolle St. Stephanssaal. Stephan der erste ist der Nationalheilige Ungarns, erster König des von ihm gegründeten Königreich Ungarns im 11ten Jahrhundert. Der Saal wurde in der Zeit der Volksrepublik als Lagerhalle missbraucht, heute ist er wieder der ehrwürdige Ort mit den funkelnden, wertvollen Artefakten, hat wieder seine prunkvollen Decken, die ursprünglichen Intarsien und Holzmosaiken im Boden – und den wohl kostbarsten Kamin. Nur wahre Meister beherrschen dieses Handwerk.

Kostbarste Keramikfliesen für den wiedererstellten Kamin im Sankt-Stephanssaal
Kostbarste Keramikfliesen für den wiedererstellten Kamin im Sankt-Stephanssaal / FrontRowSociety.net, Foto: Uta Petersen

Keine ungarische Mahlzeit ohne Suppe

In historischen Burgmauern erinnert das „Royal Guard Café“ mit Gemälden, Fotos und schmucken Uniformen an die 260-jährige Geschichte der österreichisch-ungarisch-königlichen Garde, mit Aussicht auf den Mátyás-kut, den Matthias-Brunnen, seine opulenten Jagdszenen erstrahlen mittlerweile ebenso in neuem Glanz.

Im elegantem Ambiente findet man das „Aranybástya“-Restaurant. Chef Zsolt Papdi serviert zeitgenössische ungarische Küche, als Auftakt dort ein delikates Selleriesüppchen – kein ungarisches Menü ohne eine Suppe zu Beginn!

Das prächtige Burgviertel mit dem Schloss im Stadtteil Buda rechts der Donau
Das prächtige Burgviertel mit dem Schloss im Stadtteil Buda rechts der Donau / © Foto: Visit Hungary

Mehrere Blicke vom „Aranybástya“ aus ist die Aussicht auch auf das Ungarische Parlamentsgebäude in Pest gegenüber wert – in seiner ganzen Großartigkeit. Der neogotische Kuppelbau mit 365 Türmen wurde liebevoll nachgebaut – von einem Zuckerbäcker aus Marzipan! Zu bewundern im Café Szamos, (Kossut Lajos 10, tér). Dazu geht es jedoch wieder zurück nach Pest.

Und wieder: Aus Alt macht Neu

Einst eine Eisengießerei später die „Ganz Electricity Works“-Fabrik und nunmehr der „Millenáris Kulturpark“: Dort wird getanzt, performt und applaudiert! Peter Ertl, Leiter der Nationalen Tanzakademie ist überglücklich, mit dem neuen Gebäude, auf 6950 qm und neuer Technik nicht nur helle weitläufige Räume für die Proben seiner Tänzer und Tänzerinnen gefunden zu haben, sondern auch genug Raum für spektakuläre Aufführungen. Das Café, transparent wie in einem Glaskasten, ist der neue, begehrte „Gemeinschaftsraum“, einladend für jeden und jede… mit Parkblick.

Im „Matild Palace“ hingegen lässt man „die Puppen“ tanzen. Das imposante Neorenaissance-Gebäude nahe der Erzsébed híd, der Elisabeth-Brücke ist Teil der Budapester Skyline. Innen ein elegantes Luxushotel mit globalem Touch und ebensolchen Gästen sowie dem MATILD-Cabaret: jeden Abend begeistert dort eine fulminante Show mit feiner Gastronomiebegleitung.

Eine Sammlung von 312 typisch ungarisch-ländlicher Haustypen aus allen Jahrhunderten in Skanzen, original aufgebaut – mit Demonstrationen von seinerzeit beschwerlicher Arbeit und Handwerk. Eine Idylle, in die sich so manch einer heute wieder hinein träumt
Eine Sammlung von 312 typisch ungarisch-ländlicher Haustypen aus allen Jahrhunderten in Skanzen, original aufgebaut – mit Demonstrationen von seinerzeit beschwerlicher Arbeit und Handwerk. Eine Idylle, in die sich so manch einer heute wieder hinein träumt / © FrontRowSociety.net, Foto: Uta Petersen

Stadt – Land – Fluss

In enger Verbundenheit mit der mächtigen Donau lieben die Budapester ihre Ausflüge ins nahe Umland, für die sich unbedingt ein Auto empfiehlt. So wie das begehrte Künstlerstädtchen Szentendre, 20km nördlich mit der herrlich einladenden Promenade und den Cafés direkt am Wasser.

Von der Zitadelle von Visegrád hoch über dem malerischen Donauknie (Flusskilometer 438) weitet sich der Blick über diese europäische Verkehrsader, auf der stets reger Schiffsverkehr herrscht. Von hier aus hat der zweitgrößte Fluss Europas noch 2419 km vor sich – bis ins Schwarze Meer
Von der Zitadelle von Visegrád hoch über dem malerischen Donauknie (Flusskilometer 438) weitet sich der Blick über diese europäische Verkehrsader, auf der stets reger Schiffsverkehr herrscht. Von hier aus hat der zweitgrößte Fluss Europas noch 2419 km vor sich – bis ins Schwarze Meer / © FrontRowSociety.net, Foto: Uta Petersen

Platz 18 auf der Welt-Größenskala der Kathedralen

In Esztergom/Gran schließlich bildet der Fluss die Grenze zur Slowakei. Sie gilt als die älteste Stadt Ungarns, wird auch Nibelungenstadt genannt. Denn der Zug der Nibelungen/Burgunden soll, so erzählt man sich, vor etwa 1500 Jahren von Worms nach Gran/Esztergom geführt haben.

Heute wartet man in Ungarn gespannt auf die Fertigstellung der dortigen Basilika „Mariä Himmelfahrt und St. Adalbert“ auf dem Burgberg. Mit ihren acht mächtigen Säulen und der Kuppel wirkt sie eher furchteinflößend – ein Kirchenbau-architektonisches Meisterwerk mit schier undurchdringlichen Mauern. Die Bauzeit mit ihren Unannehmlichkeiten haben die Organisatoren umgewandelt in eine Erlebniszeit, geben Einblick in alle Restaurierungsphasen. Die „Schatzkammer“ ist für Besucher bereits geöffnet. Hier kann man nur sprachlos staunen über die überwältigende Menge an Devotionalien und Reliquien aus purem Gold, mit seltenen Edelsteinen aus aller Welt – von der katholischen Kirche im Laufe der Jahrhunderte zusammengetragen!

Das Restaurant „Prímás Pince“ in den Gewölben der „Mariä Himmelfahrt und St. Adalbert“ Basilika in Esztergom
Das Restaurant „Prímás Pince“ in den Gewölben der „Mariä Himmelfahrt und St. Adalbert“ Basilika in Esztergom / © Foto: Prímás Pince Esztergom

Speisen wie ein Primos

Richtig spannend wird es noch einmal unter der Basilika, in den weitläufigen Gewölbe-Gängen: ein elegantes Restaurant „Prímás Pince“ (Kardinals Keller) mit imposantem Weinlager. Man gibt sich kulinarisch international. Doch der Hit, für den man sich unbedingt anmelden muss, hat uralte Wurzeln:

Ein Menü von gesammelten Rezepten des Primas Janos Kardinal Simor von Esztergom. Seine handschriftlichen Aufzeichnungen wurden in der Simor-Bibliothek des Ortes wiederentdeckt und zu einem Buch (Dishes from the Cardinal’s Table) verarbeitet. Nun kocht Chef Tibor Jászai die opulenten Leckereien, die hervorragend in das sakrale Ambiente passen, original nach.  Die zu dem sehr besonderen Menü gereichten besonderen Weine sind selbstredend im Weinland Ungarn aufgewachsen und munden vorzüglich.

Historische Rezepte als Beweisstücke, wie lustvoll man damals auch in Kirchenkreisen zu speisen verstand
Historische Rezepte als Beweisstücke, wie lustvoll man damals auch in Kirchenkreisen zu speisen verstand / © FrontRowSociety.net, Foto: Uta Petersen

Zurück ins Großstadtgetümmel

Nach so vielen neuen Wegen und Eindrücken kommt die Gelegenheit gerade recht, alle Ermüdungserscheinungen in dem kleinen VERNO HOUSE-Spa mit Warmwasserpool, türkischer und finnischer Sauna auszugleichen, falls man es nicht mehr in die berühmten Budapester Bäder schafft.

Das „Urban Betyàr“ Restaurant ist gleichzeitig eine Art Museum für ungarische Kultur, mit kostbarem Porzellan oder Filmutensilien, es gibt viel zu entdecken. Man speist dort ausgezeichnet klassisch ungarisch, wie etwa die berühmte „Gulyáslevest“/Gulasz-Suppe oder auch die beliebte Gänseleber, doch steht auch Internationales auf der Menükarte.

Im STEAM Bistro am Szervita tér 8 werden die Speisen in einem eleganten, neuen Gebäude mit einer beeindruckenden Glas- und Stahlfront serviert, das mit einem Architekturpreis ausgezeichnet wurde! Gegenüber und rundherum klassischer Art Déco-, Jugendstil-, sowie Barockfassaden mit der St. Anna-Kirche – ein kontrastreicher, pulsierender Ort für Tag und Nacht. Feine ungarische Küche und auch solche mit Blick in andere Länder.

Der Cocktail „Hungaricano“ – Unverwechselbare, ungarische Pflaume mit Vermouth – passt als Abschluss aller Eindrücke ausgezeichnet zu der weltoffenen Metropole Budapest
Der Cocktail „Hungaricano“ – Unverwechselbare, ungarische Pflaume mit Vermouth – passt als Abschluss aller Eindrücke ausgezeichnet zu der weltoffenen Metropole Budapest / © STEAM Bistro Budapest

Und: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus!

Mitte Juni eröffnet das neue „Nemzeti Atlétikai Központ“/ Nationales Leichtathletikzentrum am Donauufer. Die besten Leichtathleten dieser Welt kommen dort vom 19. bis 27. August für die WORLD ATHLETICS CHAMPIONCHIPS 2023 zusammen.

Welche beiden Großprojekte noch die Budapester beschäftigen, kann im Artikel „Budapests alter und neuer Glanz“ nachgelesen werden.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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