„The most luxurious train in the world“ – so bezeichnet Rohan Vos seinen wahr gewordenen Traum. Sein Rovos Rail befördert seit 1989 Reisende, die in nostalgischen Zugabteilen die Langsamkeit neu entdecken. Südafrika kann man mit Sicherheit im Sturm erobern, aber an diesem reizvollen Stück unseres Planeten gilt es immer wieder innezuhalten und in die bizarre Schönheit einzutauchen.
Die Definition von Luxus
Höher, schneller, weiter – im Vorbeigehen noch eine Destination in die Vita einfügen, ein Häkchen an eine Landmark setzen und schnell auf und davon, denn das nächste Highlight wartet bereits nur einen Steinwurf entfernt. Wir sammeln Reisen als Statussymbole und hetzen von Ziel zu Ziel, ohne vielleicht ein besonders liebenswürdiges Detail zu entdecken.
Das Fortbewegen in einem Luxuszug definiert Reisen aus einem völlig anderen Blickwinkel. Es ist ein sich Einlassen auf die Gemächlichkeit und die Zeit. Man kommt vor der sich ständig verändernden Naturkulisse mit seinen Reisepartnern ins Gespräch, findet Muse für ein gutes Buch oder für seine Gedanken – Entschleunigung durch die Beschäftigung mit sich selbst.
Mit dem Rovos Rail kann der Süden des afrikanischen Kontinents ganz old-fashioned entdeckt werden. Die Salonwagen aus den 1920er bzw. 1930er Jahren wurden liebevoll und detailverliebt restauriert und versprühen den Charme von klassischer Eleganz.
Gediegen und betont vornehm wirkt das Interieur der Speise- und Loungewagons, insbesondere am Abend, wenn die Lichter eine fast festliche Stimmung inszenieren.
Im majestätisch illuminierten Dinner Car genießen Gäste in angemessener Garderobe ihr Dinner auf signiertem Porzellan und verkosten edle südafrikanische Weine aus Kristallgläsern. Tagsüber trifft man sich im Loungewagen oder dem Observation Car bei einem Sherry oder Tee, um die vorüberziehenden Witteberge oder die Landschaft der Karoo während der Reise zwischen Kapstadt und Pretoria auf sich wirken zu lassen.
Blick in die Vergangenheit
Die Fahrt mit dem Rovos Rail ist an sich schon eine Reise in die Vergangenheit, die bereits vor dem Besteigen eines Wagons beginnt. Vor 40 Jahren wurde der Selfmade-Millionär Rohan Vos vom Eisenbahnfieber befallen und bis heute ist er dieser ansteckenden Leidenschaft treu geblieben. Aus einer anfänglichen caritativen Geste entwickelte sich eine Legende.
Die Eisenbahnfreunde seiner Heimatstadt Witbank erbaten von Rohan Vos Mitte der 1980er Jahre Unterstützung bei der Restauration einer alten Dampflok. Ursprünglich war das Projekt als komfortables Fortbewegungsmittel für die Familie gedacht, entstanden sind rollende Luxushotels.
Rohan Vos Erscheinungsbild ist das eines klassischen Aristokraten, mit guten Manieren und vollendeter Höflichkeit. Seine Eisenbahngesellschaft beheimatet eine stattliche Sammlung an historischen Wagons, die originalgetreu im viktorianischen Stil hergerichtet wurden. Den vier Dampflokomotiven verlieh Rohan Vos voller Stolz die Namen seiner Töchter.
Seit 1999 hat die Eisenbahngesellschaft ihren Sitz in Pretoria, im Capital Park Bahnhof. Und selbstverständlich begegnet dem Zugreisenden auch hier kein Bahnhof aus unserer Zeit.
Das Gebäude im Kolonialstil stimmt auf luxuriöses Reisen einer vergangenen Ära ein. Mit Champagner und Häppchen sowie einer Begrüßungsrede vom Gründer und Eigentümer persönlich, beginnt der Aufbruch zu Afrikas Naturschönheiten.
In Pretoria ankommende Reisende werden stilecht von Rohan Vos verabschiedet, shake hands auf ein Wiedersehen, während die Pagen in kolonialer Uniform das Gepäck entladen.
Unsere Reise von Kapstadt nach Pretoria
Wir starteten unseren Jugendtraum in Kapstadt. Die vergangenen Tage hatten wir stilgetreu im 5 Sterne Hotel Cape Grace verbracht.
Der viktorianische Stil des Luxushauses an V&A Waterfront findet sich in den edlen Abteilen des Rovos Rail wieder. Und unkompliziert und komfortabel brachte uns der belesene Fahrer von Jarat-Tours zur Adderley Street 1, der Empfangshalle für die Gäste des Luxuszuges Rovos Rail.
Vom ersten Augenblick an ist hier der freundliche und persönliche Service spürbar. In jeder Minute der Reise sind die Mitarbeiter von Rohan Vos um das Wohl der Gäste bemüht. Auch in Kapstadt wirkt die Wartehalle wie aus einer anderen Zeit. Die schweren Ledersessel und tiefen Sofas erinnern an einen Herrenclub, als Viktoria noch Königin des Britischen Empire war.
Immer wieder werden Canapés und Getränke gereicht und zur Unterhaltung spielt das Duo Palm Strings klassische Sequenzen bekannter Meisterwerke.
Kurz vor der Abfahrt hat der Eigentümer seinen Auftritt. Mit Nonchalance begrüßt Mr. Vos die Reisenden, denen er die Route näher bringt und mit recht britischem Wortwitz darauf hinweist, dass elektronische Unterhaltungsmedien keinen Einlass in den Luxuszug finden.
Uns bittet er, gnädig mit ihm zu verfahren, denn seine, in die Jahre gekommenen Ladys, würden doch manches Mal knarren. Dabei erweisen sich die Suiten im Zug als geräumig und bequem. Von den 7 Quadratmeter umfassenden, rollenden Suiten der Pullman-Class über die 11 Quadratmeter großen Deluxe-Suiten bis zu den 16 Quadratmeter aufweisenden Royal-Suiten besticht jede einzelne Kategorie mit mondänem Charme.
Es sind viele kleine Details, die den Zug zu etwas Besonderem machen, die uns zurück versetzen und uns einen Blick in die Vergangenheit werfen lassen. Gerade hat man sich im Zug häuslich eingerichtet, die persönliche Assistentin – die uns 24 Stunden umsorgen wird – hat sich vorgestellt, sitzt man schon gemütlich im Speisewagen und betrachtet gedankenverloren die massiven Formationen der Ausläufer der Witteberge. Die Vegetation hat sich ein orangefarbenes Gewand angezogen, so dass dem Betrachter das Herz bei diesem Anblick aufgeht.
Der erste Stopp ist Matjiesfontein, ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben scheint. Sobald man den Zug verlässt, glaubt man sich in einer Filmkulisse zu befinden und wartet auf Kameras und Schauspieler.
Dabei ist das kleine, verschlafene Örtchen am Rand der Karoo-Halbwüste ein Nationaldenkmal Südafrikas und beherbergte für Kuraufenthalte berühmte Persönlichkeiten wie Edgar Wallace oder Cecil Rhodes.
Bei hereinbrechender Dunkelheit verlassen wir den fast unwirklichen Ort und treffen mit den anderen Reisenden angemessen gekleidet zum Dinner ein. In dem distinguierten Ambiente des vornehmen Dining Cars wird das Menü mit Weinbegleitung gereicht. Wir stellen uns die logistische Meisterleitung der Küchencrew vor, die in ihrem Wagon Speisen für bis zu 72 Gäste zu bereitet.
Für das Service-Team ist die Herausforderung ebenfalls groß, denn wir sitzen nicht in einem dahingleitenden ICE, sondern in einem historischen Zug. Bis zum Ende des zweiten Speisewagens ist es weit, doch wir haben Zeit. Was für ein schönes Gefühl.
Am nächsten Morgen offenbart sich beim ersten Blick aus dem Fenster die karge Schönheit der Halbwüstenlandschaft des Karoo. Der Name der Halbwüste bedeutet „Land des großen Durstes“, was sich in der endlos wirkenden Savannenlandschaft widerspiegelt.
Nach dem Frühstück heißt es gleich wieder aussteigen. Wir sind in Kimberley, der Hauptstadt des Northern Cape und der Diamanten angekommen. Bestens mit flüssigem Proviant ausgestattet, begeben wir uns zum Exkurs über Diamanten und deren Rolle für Südafrikas Wirtschaft in der Vergangenheit und heute. Spektakulär ist das Big Hole. In diesem Krater sollen sich noch Diamanten von besonderer Güte befinden.
An Kimberleys Wasserreservat hat sich Flamingo-Kolonie angesiedelt. Dieses rosa Spektakel lockt auch in Bücher vertiefte Reisende ins Observation Car.
Bei den Beobachtungen schützt eine Kunststoffbrille die Augen gegen den frischen Fahrtwind, die auf der Suite bereitliegt.
Wir sind im afrikanischen Winter unterwegs, warme Kleidung ist also während der Zugfahrt unerlässlich. Dick verpackt stehen wir nachts bei Minusgraden auf dem Balkon des Observation Cars und sind fassungslos über die absolute Dunkelheit in der Karoo-Halbwüste. Ein riesiges Sternenmeer liegt vor unseren Augen, ohne das störende Licht der Zivilisation.
Und bereits am nächsten Mittag erreichen wir Pretoria. Es heißt Abschied nehmen und gleichzeitig beginnt für die meisten Zuggäste ein neues Abenteuer in Südafrika.
Auf uns wartete bereits ein Fahrer von Jarat-Tours mit der Limousine, mit welcher er uns zum einen ultimativen Luxus-Hotpsot in Johannesburg bringen soll.
Es ist das 5 Sterne Hotel Saxon Hotel, Villas & Spa. Hier fand Nelson Mandela nach seiner Jahrzehnte währenden Inhaftierung ein Zuhause auf Zeit. Damals war der Komplex in dem riesigen grünen Areal noch ein Privathaus. In dessen Schutz verfasste er sein berühmtes, 1994 erschienenes Buch „Der lange Weg zur Freiheit“. Heute ist ihm und seinem Lebenswerk die exklusivste Suite des Hotels gewidmet.
Mit dem Rovos Rail begibt man sich auf eine exemplarische Reise nach alter Sitte und nimmt einen großen Schluck Zeitreise in sich auf. In schnörkeligen Buchstaben steht selbstbewusst auf dem Zug Pride of Africa, und das mit Recht.
Südafrika ist ein Land voller Naturschönheiten, luxuriöser Hotels, erstklassiger Restaurants und einer lebendigen Kultur. Mehr über die Kapregion ist unserem Artikel „Südafrika – Entdeckungen am Kap“ zu erfahren.
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