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An Deck lässt das Wetter keinen Zweifel daran, dass wir im hohen Norden angekommen sind. Die Temperatur klettert nicht über die 15 Grad-Marke, dafür hängt eine dicke graue Wolkendecke über Reykjavik, aus der es von Zeit zu Zeit nieselt. Die Passagiere mummeln sich in dicke Pullover und Jacken, während die „Norwegian Star“ am Abend ausläuft.  Willkommen im isländischen Sommer.

Reykjavik begrüßt seine Gäste mit island-typischem Ausblick – grüne Inseln und wolkenverhangene Felsküsten
Reykjavik begrüßt seine Gäste mit island-typischem Ausblick – grüne Inseln und wolkenverhangene Felsküsten / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Erster Stopp ist am nächsten Morgen der kleine Hafen Ísafjörður im äußersten Nordwesten der Insel. Ein sehenswerter Flecken Erde, an dem man nicht zuletzt gut wandern kann. Das betrifft den Ort selber, aber auch das Fjordufer und nicht zuletzt die 700 m hohe Felswand Eyrarfjall, die Ísafjörður praktisch von der Außenwelt abschirmt. An ihr führen ebenfalls Wanderwege verschiedener Schwierigkeitsgrade entlang. Ansonsten ist Ísafjörður noch immer stark von der Fischerei geprägt – seine Lage als nordwestlichster Außenposten Islands prädestiniert den Ort dazu.

Die Ufer von Isafjordur laden zum ausgiebigen Wandern ein – die Aussicht auf schneebedeckte Berge inklusive
Die Ufer von Isafjordur laden zum ausgiebigen Wandern ein – die Aussicht auf schneebedeckte Berge inklusive / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Akureyri und Djupivogur

Akureyri dagegen entpuppt sich als weitläufiger als zunächst angenommen. Der Stadtplan ist reißbrettartig entworfen und in streng parallel und quer verlaufende Straßen aufgeteilt. Nur am Hafen, wo das Gelände zum Wasser hin steil abfällt, gibt es malerische gewundene Gassen. Ein Ausflug an Land führt uns das Flüsschen Glerá entlang, welches durch eine Landschaft fließt, die wie eine Nachbildung des wilden Landesinneren Islands im Miniaturformat wirkt. Mitsamt Wasserfällen und Stromschnellen windet sich der Fluss durch baumbestandene Felsufer.

Das Flüsschen Glerá inmitten von Akureyri gibt einen Vorgeschmack auf das wilde Landesinnere Islands
Das Flüsschen Glerá inmitten von Akureyri gibt einen Vorgeschmack auf das wilde Landesinnere Islands / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Am vierten Tag der Reise nimmt die „Norwegian Star“ Kurs auf Djupivogur im Osten der Insel. Das Wetter ist wieder zum Vergessen – dicke graue Wolken, gerade mal acht Grad plus und ein beharrlicher Nieselregen, der einem schon morgens den ganzen Tag verleiden kann. Moosbewachsene Ebenen wechseln sich hier ab mit felsigen Anhöhen, die unvermittelt an einer Schlucht enden oder hinunter zu mit Seetang überwucherten Kiesstränden führen. Der Baedeker rühmt den Ort als „ein bezauberndes Fischerdorf mit bunten Häusern und einem kleinen Yachthafen“.

Tenderbooten in den kleinen Fischerort
Tenderbooten in den kleinen Fischerort / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Spitzbergen und das Nordkap

Es folgen zwei Seetage, dann erreicht die „Norwegian Star“ mit Longyearbyen auf Spitzbergen den nördlichsten Punkt ihrer Reise. Doch wer hier blauen arktischen Himmel, Eisschollen und eine Eisbärmutter mit Babys im Schlepptau erwartet hat, wird enttäuscht. Tiefhängende Wolken hüllen die Küste ein. Das Ufer ist ein diffuser braun-grüner Streifen ohne Anzeichen von Zivilisation oder Tierleben, und Eisschollen gibt es schon gar nicht. Auch Longyearbyen selber ist keine Augenweide. Überreste von Bergbau-Apparaturen bilden eine wilde Mischung mit Lagerhallen aus Wellblech, Fertig-Holzhäusern auf Stelzen und Schneemobilen aller Art.

Bunte Holzhäuser und Schneemobile in allen Größen, Formen und Farben sind in Logyearbyen ein allgegenwärtiger Anblick
Bunte Holzhäuser und Schneemobile in allen Größen, Formen und Farben sind in Logyearbyen ein allgegenwärtiger Anblick / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Auf drei Häfen in Island und das Zwischenspiel Spitzbergen folgen nach einem weiteren Seetag drei Häfen in Nordnorwegen. Den Anfang macht das kleine Honningsvåg, ein Fischerstädtchen wie aus dem Bilderbuch. Auch das Nordkap bekommen wir an diesem Tag zu sehen. Nach dem abendlichen Auslaufen umrundet die „Norwegian Star“ die Nordspitze Europas nicht einfach nur, sondern dreht um 19 Uhr eine Stunde lang Kreise vor dem markanten Plateaufelsen mit dem stählernen Globus an seiner Kante.

Auch im nordnorwegischen Honningsvåg, Sprungbrett zum nahegelegenen Nordkap, prägen Fischerboote das Hafen- und Stadtbild
Auch im nordnorwegischen Honningsvåg, Sprungbrett zum nahegelegenen Nordkap, prägen Fischerboote das Hafen- und Stadtbild / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Nordnorwegen

An Tag 10 der Reise besucht die „Norwegian Star“ die Stadt Alta, die für ihre Nordlichtkathedrale berühmt ist. Wie sich jedoch herausstellt, ist die 2013 eingeweihte Kathedrale weit und breit die einzige Attraktion. Der monumentale Betonbau fügt sich architektonisch nicht wirklich gut in die Landschaft ein, aber von Gebäuden wie diesen abgesehen ist die Region Finnmark eben nicht gerade reich an Sehenswürdigkeiten. Dafür können wir unser Glück kaum fassen, als am Nachmittag zum ersten Mal während der Reise die Sonne zum Vorschein kommt.

Ein seltener sonniger Moment erlaubt im Altafjord einen malerischen Blick auf die vor Anker liegende „Norwegian Star“
Ein seltener sonniger Moment erlaubt im Altafjord einen malerischen Blick auf die vor Anker liegende „Norwegian Star“ / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Als die „Norwegian Star“ am nächsten Morgen in Hammerfest anlegt, hat uns das schlechte Wetter leider wieder. Die „nördlichste Stadt der Welt“ (Eigenwerbung) erstreckt sich halbkreisförmig am Ufer einer kleinen Bucht, der Landgang folgt also fast zwangsläufig der Geographie und endet an der Lutherischen Kirche im Süden der Stadt. Austernfischer und Möwen stolzieren hier am Ufer entlang, ansonsten pilgern viele Touristen zum Meridian-Monument. Es erinnert an die Arbeit diverser Forscher, die u. a. in Nordnorwegen die Abflachung der Erde an den Polkappen nachweisen konnten.

Die Bartrobben „Bella“ und „Mai-San“ sind die Stars in Tromsös Nordmeeraquarium „Polaria“
Die Bartrobben „Bella“ und „Mai-San“ sind die Stars in Tromsös Nordmeeraquarium „Polaria“ / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Tromsö

Die Kreuzfahrt endet am Folgetag in Tromsö, der größten Stadt Nordnorwegens. Hier wurde in den letzten Jahren der alte Hafen mit seinen Kaispeichern und Werftanlagen zu einem sehenswerten neuen Wohn- und Ausgehviertel umgestaltet, und auch das Nordmeeraquarium „Polaria“ lohnt immer einen Besuch. Es beherbergt u. a. die einzigen weltweit in Gefangenschaft gehaltenen Bartrobben, die weiter nördlich in den Gewässern Spitzbergens heimisch sind.

Blick ins Atrium der „Norwegian Star“. Im großzügigen Mittelpunkt des Schiffes finden auch Konzerte und Präsentationen statt
Blick ins Atrium der „Norwegian Star“. Im großzügigen Mittelpunkt des Schiffes finden auch Konzerte und Präsentationen statt / © FrontRowSociety.net, Foto: Kai Ortel

Unser Abschied von der „Norwegian Star“ fällt versöhnlich aus. Haben sich unsere Erwartungen an Schiff und Reise erfüllt? Sicherlich. Sind sie übertroffen worden? Nicht wirklich. Diverse Umbauten haben die ‚Star‘ vielleicht profitabler, nicht aber attraktiver gemacht. Anderes, scheint uns, ist nach der Corona-Pandemie Einsparungen zum Opfer gefallen. Einiges war aber auch schlichtweg fantastisch – die grandiose Bord-Band „The Excell“, das großartige Essen in den Restaurants, die schönen Shows im Theater, die durchweg freundliche und hilfsbereite Crew und vieles mehr. Wir kommen gerne wieder.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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