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Im Ärmelkanal – zwischen Frankreich und Großbritannien – liegt ein malerisches Kleinod, das mit einer unverhofften Schönheit überrascht – die Kanalinsel Guernsey. Mit einer Fläche von rund 78 Quadratkilometern ist die malerische Insel die zweitgrößte der Kanalinseln und bietet eine Fülle von Erlebnissen für Reisende, die auf der Suche nach einem unvergesslichen Urlaub sind.

Schroffe Klippen und sanftes Grün sind die besten Argumente, Guernsey zu besuchen / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

Guernsey und die Spuren der Geschichte

Die Besiedlung von Guernsey lässt sich bis in die Steinzeit zurückverfolgen. Und im Laufe der Zeit wurde die grüne Insel immer wieder zum Schauplatz zahlreicher historischer Ereignisse, meist unfreiwillig. Eine der prägendsten Episoden war sicherlich die Besetzung von Guernsey durch deutsche Truppen während des Zweiten Weltkriegs. Jene schaurigen Überreste dieser Zeit sind bis heute an der Festungsanlage von Pleinmont sichtbar. Neben den Zeitzeugen aus Beton kann das schier unfassbare Geschehen im German Occupation Museum nachvollzogen werden.

Die Zeugen der Vergangenheit machen nicht nur Gänsehaut,… / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad
… sie stören überdies das harmonische Landschaftsbild / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

Wesentlich charmanter und bunter geht es in der Hauptstadt St. Peter Port zu. Dennoch ist sie ebenfalls ein Spiegelbild Guernseys Historie. Ihr Szenario wird von engen Gassen mit gepflasterten Straßen und historischen Gebäuden bestimmt. Zwischen all den gemauerten Erzählungen über längst vergangene Zeiten erfüllt die Stadt eine quirlige Lebendigkeit. Boutiquen offerieren handgefertigten Schmuck oder landestypische Mode-Kollektionen. In den kleinen Cafés genießt man fantastische bretonische Galettes mit einem Cidre von der Insel.

In den charmanten Gassen von St. Peter Port findet das Leben im Hier und Jetzt statt / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

Es ist einerseits dem Verlauf der Geschichte, aber auch der exponierten Lage der Kanalinsel zu verdanken, dass sich Guernsey weitestgehend seine Autonomie bewahren konnte. Die Bewohner sind stolz auf ihre einzigartige Kultur sowie auf ihre enge Gemeinschaft. Eine wesentliche Besonderheit ist die kreolische Sprache Guernésiais. Dieser Dialekt des Alt-Normannischen ist Teil des kulturellen Erbes der Insel. Obwohl Englisch die offizielle Sprache ist, wird Guernésiais immer noch von einigen Einheimischen gesprochen und gepflegt.

„Ich spüre das Meer in mir und jede Welle wiegt mich ein dorthin zwingt es mich jene Linie am Horizont wo Meer und Himmel sich vereinen“, Anke Maggauer-Kirsche / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

St. Peter Port – Guernseys lebendige Hauptstadt

Die imposante St. Peter Port Church dominiert die Skyline der Stadt und erinnert an die religiöse Bedeutung der Insel. Vor der Kirche, mit Blick über den Ärmelkanal, sitzt der in Bronze gegossene Victor Hugo und schaut Richtung Frankreich, seinem Heimatland. Während hier zahlreiche Touristen mit ihm posieren, warten sein Haus sowie sein pittoresker Garten in der Rue Hauteville darauf, entdeckt zu werden. Hauteville House war für ihn und seine Familie der Zufluchtsort nach dem Staatsstreich Bonapartes in Frankreich.

St. Peter Port, Hauptstadt der Kanalinsel Guernsey, breitet die Arme für ein Willkommen aus / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

Wer sich ein Weilchen auf jene Bank zu Victor Hugo setzt, kann sich nicht satt sehen an dem überbordenden Leben des Hafens und an der Weite zwischen Meer und Horizont. An der Bucht von Havelet ist Castle Cornet auf der Insel Cornet Rock auszumachen. Ihre imposanten Mauern, Türme und Gärten erzählen von Verteidigung und Kultur. Obwohl der Hafen den Wasserbewegungen der Gezeiten ausgesetzt ist und sich nur bei Hochwasser das Becken füllt, versprüht er dennoch maritimen Charme, der mit den Palmen gesäumten Wegen etwas an die Südküste Frankreichs erinnert.

Monumental und unbezwingbar erscheint Castle Cornet / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad
Hingegen lockt die Seafront von St. Peter Port mit mediterranem Flair / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

Von hier aus starten in regelmäßigen Abständen die Fähren zu den anderen Kanalinseln sowie zum Nachbarn Frankreich. Nicht nur bei den Touristen stehen Ausflüge zu den Insel Jersey, Alderney, Herm und Sark sowie nach Portsmouth in Großbritannien und nach Saint-Malo in Frankreich auf dem Programm. Auch die Einwohner Guernseys, von denen rund zwei Drittel in der Hauptstadt leben, zieht es hinaus zu den bezaubernden Inseln. Doch mehrmals im Jahr quilt die Hafenmeile von St. Peter Port über vor Geschäftigkeit. Dann ist Seafront Sunday. Jedesmal trägt dieser Sonntag ein bestimmtes Motto, doch immer geht es  im Kern um lokale Produzenten, die handwerklich hergestellte Produkte offerieren.

St. Peter Port ist das Tor zu den anderen Kanalinseln, wie beispielsweise Herm, deren Silhouette am Horizont zu erkennen ist / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad
Am Seafront Sunday wartet Dan von Little Big Brew Co mit Guernsey Craft-Beer … / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad
… und jede Menge Soulfood / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

Von der Seafront gehts es bergan durch die hübschen Gassen der Stadt. Man kommt am Verwaltungsgebäude der Kanalinsel vorbei, dem Sitz der Regierung der Vogtei Guernsey. Als direkter Kronbesitz ist Guernsey kein Teil des Vereinigten Königreichs. Die Bailiwick of Guernsey stellt sowohl die Legislative, als auch die Exekutive der Regierung und besitzt eine eigene Währung, das Guernsey-Pfund. Staatsoberhaupt ist jedoch der britische König.

Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie, wurde 1066 englischer König. Aufgrund der Personalunion kam Guernsey in Besitz der englischen Krone, wurde jedoch nie Teil des Vereinigten Königreiches / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

Das nächste Ziel ist Candie Garden, der schöne viktorianischen Garten am Guernsey Museum. Ein Spaziergang durch das üppige, teils exotische Grün des Gartens ist eine Wohltat für die Seele. Auf dieser Runde begegnet man abermals einer Statue von Victor Hugo. Musik-Fans sollten sich sonntags 15 Uhr in ihrem Kalender einen Termin notieren, dann laden verschiedene Bands zu kostenlosen Konzerten ein.

Majetätische Bäume, gepflegte Rasenflächen … / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad
… und saisonal blühende Pflanzen verleihen dem Candie Garten am Guernsey Museums sein Antlitz / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

Klippenwanderung und Zeitreise

Die Küstenlinie von Guernsey wird von steil abfallenden Klippen, versteckten Buchten und goldenen Sandstränden geprägt. Aktivurlauber können die Küste auf Wanderwegen erkunden, die nicht mit atemberaubenden Blicken geizen. Eine besonders imposante Tour beginnt am Jerbourg Point. Diese Strecke bis zur Fermain Bay steht symbolisch für die Vielfalt der Fauna und Flora der Insel. Und dabei lockt immer wieder das Blau des Meeres, den Blick zu heben. An der Bucht angekommen, stellt sich sofort die Lust ein, in das kristallklare Wasser zu springen. Doch vielleicht genießt man erst einmal ein Sandwich mit einem Glass Pimms an dem berühmten Fermain Beach Café.

Wanderungen an der wildromantischen Küste stehen auf jeder Liste eines Guernsey-Urlaubs / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad
Die versteckte Fermain-Bay ist schon in Sicht / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad
Die Ankunft am Fermain Beach Café wird mit einem Krabben-Sandwich und einem Cidre genossen / © FrontRowSociety.net; Foto: Annett Conrad

Darüber hinaus gilt es Guernseys Traditionen zu entdecken. Prädestiniert dafür sind ein Besuch des Bauernmarktes am Sausmarez Manor oder des Folk & Costume Museum des National Trust of Guernsey sowie des Le Tricoteur in der Rocquaine-Bucht, um den Damen und Herren bei der Herstellung des legendären Guernsey Jumper auf die Finger zu schauen. Zudem ist die kulinarische Szene einzigartig, sie ein Fest für die Sinne eines jeden Genussmenschen.

Zwischen Galette und Seafood – Guernseys einmalige Kulinarik
Guernsey – Insel mit gelebten Traditionen
Hauteville House – das Exil von Victor Hugo auf Guernsey
Kanalinsel Herm – exotisches Flair und britischer Afternoon Tea

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