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Würde es doch bloß jemanden geben, der in Jasper eine Food Tour begleiten könnte, dachte sich Estelle Blanchette, die im französisch sprechenden Teil von Kanada aufwuchs und vor über zwei Dekaden mit minimalen Englischkenntnissen in der idyllischen Kleinstadt am Fuße der Rocky Mountains aufschlug. Lange überlegte sie, wer für diese Nische in Frage kommen könnte. Bis ihr Blick dann in den Spiegel fiel. Foodie aus Leidenschaft: check. Background im Marketing und der Tourismusindustrie: check. So entschloss sich Estelle vor knapp fünf Jahren, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und Urlaubern aus nah und fern die kulinarische Seite Albertas zu zeigen sowie lokale Restaurants hervorzuheben, deren Speiseplan die für Kanada typischen Zutaten bereithält.

Estelle Blanchette, hier mit einem preisgekrönten kanadischen Rotwein abgebildet, informiert in einem der vier Stopps über Winzer, Farmer und Lebensmittel aus der Region
Estelle Blanchette, hier mit einem preisgekrönten kanadischen Rotwein abgebildet, informiert in einem der vier Stopps über Winzer, Farmer und Lebensmittel aus der Region / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Zu Beginn werden die Teilnehmer abgefragt, welche Gerichte sie mit dem wilden Sehnsuchtsland assoziieren. Ahornsirup steht ganz oben auf der Liste. Dicht gefolgt von Poutine, einem Mix aus Pommes mit Käsebruch und Bratensoße. Anschließend verstummen die Vorschläge auch schon. Fehlt es Kanada an Diversität? Wohl kaum. Denn das einwanderungsfreudige Land mit der längsten Küstenlinie weltweit kann nicht nur Fisch und Schalentiere, es ist auch äußerst vielfältig, wenn es um Gewürze und Aromen geht, wie die Feinschmecker bald merken werden. Über einen Mangel an Restaurants kann Jasper übrigens nicht klagen. Den 28 Straßen, die es in dem Ort mit 4.500 Einwohnern gibt, stehen 96 Gaststätten gegenüber.

Jasper Brewing Company

Wo die Reise hingeht, wird vorab nicht verraten und ist zum Teil saisonal bedingt. Den ersten Stopp legt die hungrige Meute in der Jasper Brewing Company ein. Im vorderen Bereich wird gespeist, hinter einer Glasscheibe entstehen hopfige Getränke. Dass es in Alberta überhaupt Bier von Mikrobrauereien gibt, ist übrigens gar nicht so selbstverständlich. Früher bekamen nur die eine Lizenz, die ein Minimum an 500.000 Litern produzieren konnten. Erst als diese Vorgabe eliminiert wurde, waren leidenschaftliche Gerstenfreunde in der Lage, ihr Hobby zum Beruf machen. Mittlerweile darf sich die Provinz über 200 Jungunternehmen freuen, die stolz ihre eigenen Kreationen zapfen.

Die meisten Biere der Jasper Brewing Company basieren auf Gerstenbasis. Das Jasper The Bear Ale schmeckt nach einer Koriander-Honig-Note
Die meisten Biere der Jasper Brewing Company basieren auf Gerstenbasis. Das Jasper The Bear Ale schmeckt nach einer Koriander-Honig-Note / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Im Falle der Jasper Brewing Company gibt es das Erstlingswerk zum Antesten. Ein Honey Ale, benannt nach dem Maskottchen der Stadt, mit geringer Bittereinheit und einer Limettenscheibe. Die leichte Süße des kühlen Blonden passt ideal zu dem Salzgehalt des Wapiti-Hackbraten mit Speck, Gemüse der Saison und Gaufrettes an einer Pilzsauce.

Rund 1.000 Wapitis wohnen in Jasper. Die, die als Meat Loaf auf dem Teller landen, werden jedoch auf einer speziellen Farm gezüchte
Rund 1.000 Wapitis wohnen in Jasper. Die, die als Meat Loaf auf dem Teller landen, werden jedoch auf einer speziellen Farm gezüchtet / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

The Raven Bistro

Zu Fuß geht es weiter ins Raven Bistro, das sich als gehobenes mediterranes Restaurant darbietet. Während die Küche ein wohlduftendes Gericht aus handgerollter Falafel, gefüllt mit Fetakäse, Rotkohl, Humus und Dukkah serviert, hält Estelle einen informativen Vortrag über den korrespondierenden Riesling aus der Niagara Falls-Region. An Fachwissen mangelt es nicht, denn in ihrer Freizeit büffelt der Tausendsassa gerade für ihren Sommelier-Abschluss.

Lokales Flair, mediterrane Küche und Blick auf die Berge machen das Raven Bistro aus
Lokales Flair, mediterrane Küche und Blick auf die Berge machen das Raven Bistro aus / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

De‘d Dog Bar & Grill

Eigentlich hieß diese Location einmal Jasper Café. Jetzt gab es in den 80er Jahren aber kein iPhone, mit dem man seine Freunde eben mal nach ihrem Aufenthaltsort fragen konnte. Also riefen alle auf dem Festnetzanschluss der Bar an, um herauszufinden, wen man dort antreffen würde. An einem besonders ruhigen Abend lautete die Antwort anno dazumal: „It’s a De‘d Dog“, was so viel hieß wie: „Hier ist momentan nichts los.“ Der Name blieb haften und auch heute noch wird das Restaurant von vielen Einheimischen frequentiert, die sich nach dem Ausflug in den Schnee nach einer entspannten Atmosphäre mit herzhaftem Essen sehnen. Die „Hundeknochen“ auf dem Menü entpuppen sich glücklicherweise als Rinderrippen aus Alberta, die während der Food Tour mit Poutine und einem preisgekrönten kanadischen Rotwein serviert werden.

Bei dem beliebten Dog Bone darf ausnahmsweise auf Messer und Gabel verzichtet werden
Bei dem beliebten Dog Bone darf ausnahmsweise auf Messer und Gabel verzichtet werden / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Fiddle River Restaurant

Der krönende Abschluss findet im Fiddle River Restaurant statt, das für sein hochwertiges Angus Rind, frischen Fisch und Wildgerichte bekannt ist. Bei einem traumhaften Ausblick über die schneebedeckten Bergwelten wird den Teilnehmern Ahornsirup in zweierlei Versionen dargereicht. Einmal als Maple Whiskey in flüssiger Form und dann in einem hausgemachten Pekannuss-Cheesecake. Die Tatsache, dass Ahornbäume nicht in Alberta, sondern in Ontario und Quebec heimisch sind, stört aber niemanden. Dafür mundet das Dessert einfach zu gut.

Für besondere Anlässe zieht es die Locals ins rustikal eingerichtete Fiddle River Restaurant
Für besondere Anlässe zieht es die Locals ins rustikal eingerichtete Fiddle River Restaurant / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Peak-Nic und Bites on E-Bikes

Estelle und ihr Team bieten neben den täglich stattfindenden Jasper Downtown Foodie Touren auch Events im Freien an. Beim Peak-Nic krabbelt sie inklusive portabler Küche auf einen Gipfel, um dort mit gedörrten Lebensmitteln eine Backcountry Kochstunde abzuhalten. Bei einem unschlagbaren Ausblick werden die Mitwanderer angehalten, die Gourmetgerichte brav aufzuessen, damit beim Abstieg nur noch der Tisch und die Kochplatten getragen werden müssen. Diese umweltfreundliche und nachhaltige Methode findet in den Sommermonaten tagsüber statt, während im Winter ein Peak-Nic unter dem Sternenhimmel angeboten wird.

Bei den Bites on E-Bikes fahren die Foodies auf einer 25 km langen Strecke in die Außenbezirke von Jasper. Als Belohnung warten neben dem Essen mehrere Zwischenstopps, bei denen Flüsse, Canyons und Wasserfälle bestaunt werden können. Dass einige der Ziele für Wohnmobile gesperrt sind, gibt dem ganzen einen besonderen Reiz.

Estelles Konzept, Gourmets durch Sampling die Destination näher zu bringen, hat sich bereits ausgezahlt. Jasper Food Tours wurde 2020 vom Economic Development Council mit dem Alberta Tourism Award 2020 ausgezeichnet.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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