Porsche strebt immer nach dem Perfekten. Gut reicht nicht, besser ist gerade gut genug. Frei nach dieser Maxime wurde jetzt der Elektro-Sportler Taycan mit großem Aufwand erneuert. Mehr Leistung, mehr Reichweite, mehr Ausstattung – und über allem schwebt nun der stärkste Serien-Porsche aller Zeiten mit 1108 PS.
Wir kennen sie alle, die Streber, neben denen wir in der Schule aussahen, als wären wir die letzten Deppen. So in etwa müssen sich die Klassenkameraden vom Taycan fühlen. Denn Porsches erstes vollelektrisches Modell kann irgendwie alles. Und ist zudem noch äußerst beliebt. Seit Ende 2019 haben die Schwaben weltweit über 150.000 Taycan verkauft. Jetzt folgt ein Update nach dem Motto: wir können das alles noch viel besser.
Im Streben nach noch mehr Perfektion drückte die Porsche-Crew nochmal die Schulbank. Um das Taycan-Potential voll auszuschöpfen, legten die Entwickler 3,6 Millionen Kilometer rund um den Globus zurück und haben ihn in jeder Disziplin verbessert. Von den vielen kleinen und großen Kunstgriffen profitieren ab sofort alle drei Karosserievarianten. Also die Limousine, der Cross Tourismo und der Sport Tourismo. Die Preisliste beginnt mit dem heckgetriebenen Taycan für 101.500 Euro.
Generell straffen alle neuen Taycan ihre Muskeln erheblich und traben mit mehr Power aus dem Trainingslager an. Die kommt in erster Linie von einem neuen, effizienteren Elektromotor an der Hinterachse. So steigt die Systemleistung zum Beispiel beim Basis-Modell um 82 PS auf nunmehr 435 PS. Beim bisherigen Topmodell Taycan Turbo S klettert sie kurzzeitig (mit Launch Control) sogar um 190 PS auf jetzt 952 PS. Nicht, dass der Taycan bislang ein kraftloser Geselle war, aber das Plus spürt man bei jedem der vier angebotenen Leistungsstufen vom ersten Meter an. Die Souveränität der Antriebe ist unglaublich.
Ganz oben am Sportwagenhimmel tritt Porsche das Strompedal komplett bis ans Bodenblech. Mit dem Turbo GT stellen die Schwaben den stärksten und von der Beschleunigung schnellsten Serien-Porsche aller Zeiten ins Schaufenster. 1108 PS Peak-Leistung und ein Drehmoment von 1340 Newtonmeter sind der absolute Wahnsinn. Der neue Überflieger reist mit zwei Rundenrekorden im Gepäck an, aufgestellt in Laguna Seca und am Nürburgring.
Gezielter Leichtbau und Aerodynamik-Finessen lassen die Pfunde purzeln. Der vollelektrische Turbo GT ist 75 Kilo leichter als der Turbo S. An der Hinterachse steuert ein neuer Pulswechselrichter mit 900 Ampere die E-Maschine effektiver und schneller an (bei den anderen Taycan sind es “nur” 600 Ampere), was nochmal mehr Leistung und Drehmoment herauskitzelt. Zudem soll das effizientere Halbleitermaterial Siliziumkarbid Schaltverluste reduzieren und schnellere Schaltfrequenzen ermöglichen. Zusätzlich wurden die Übersetzungen von Getriebe und Hinterachse angepasst. Um die Leistung des GT auf die Spitze zu treiben, lässt sich mit dem Attack-Mode, ähnlich der Funktion, die Porsche in der Formel E-Weltmeisterschaft einsetzt, auf Knopfdruck oder über das rechte Paddel am Lenkrad, für jeweils zehn Sekunden eine Mehrleistung von bis zu 120 kW abrufen – 50 kW mehr Boost-Leistung als bei den übrigen Taycan-Modellen. Mit Launch Control erreicht der Power-Riegel dann auch für zwei Sekunden diese ominöse Spitzensystemleistung von bis zu 1108 PS.
Wer das erstmals Aufpreis freie Weissach-Paket (u.a. fester Heckflügel, Carbon-Stize, Entfall der Rückbank) ordert, darf sich auf fast schon sittenwidrige Fahrwerte freuen. Dann rennt der Turbo GT 305 Spitze und pulverisiert die 100er-Marke in 2,2 Sekunden. Das schafft noch nicht mal Verstappens Red Bull.
Der 240.000 Euro teure Turbo GT kommt immer mit Allrad, Hinterachslenkung und dem Super-Fahrwerk Active-Ride, das es für die anderen Taycan gegen Aufpreis gibt. Das bisherige Stahlfederfahrwerk entfällt. Beim Active-Ride reagieren neue Zwei-Ventil-Dämpfer dank eigener Hydraulikpumpen und 800 Volt-Bordsystem in Millisekunden auf die jeweilige Fahrsituation, Zug- und Druckstufen passen sich automatisch an und bieten eine noch größere Spreizung zwischen Komfort und Dynamik. Zudem hält das superschlaue Fahrwerk den Taycan stets horizontal – selbst in schnellen Kurven oder beim scharfen Anbremsen.
Befürchtungen, Porsche würde dem Taycan mit diesem Wunder(fahr)werk die Seele rauben und alles Sinnliche wegfiltern, sind unbegründet. Das Auto bleibt gefühlsecht. Die Ingenieure lassen die elektronischen Zügel so lang, wie es nötig ist, um Sicherheit und Kurvenspaß in Einklang zu bringen. Hinterm Steuer hast du jedenfalls immer das Heft des Handelns selbst im Griff, merkst aber auch, dass die Technik dich zu einem besseren Fahrer macht.
Rein optisch lässt sich das Facelift nur von ausgemachten Fans erkennen. Es gibt neue Farben, vorne wurden Scheinwerfer, Haube und Kotflügel leicht modifiziert, der Turbo erhält im unteren Stoßstangenbereich neue Elemente und differenziert sich dadurch stärker, beim Turbo GT verbessern zusätzliche Luftleitelemente sowie ein neuer Frontdiffusor nochmals die Aerodynamik. Am Heck ist nun auf Wunsch der Porsche-Schriftzug illuminiert.
Innen wurde vor allem an der digitalen Leistungsfähigkeit geschraubt. So erfolgt die Routenberechnung inklusive der Ladestopps jetzt online und dreimal so schnell wie bisher. Zudem verhindert eine neue Folie den Blick des Piloten auf das Display des Beifahrers, der Videos nun auch während der Fahrt streamen kann. Für alle Versionen sind ab sofort eine Reihe von Ausstattungsdetails – wie die elektrische Ladeklappe (beidseitig), die Wärmepumpe oder der Drive-Mode-Schalter – serienmäßig an Bord.
Der größte Teil der Entwicklungskosten fiel auf die Verbesserung der Effizienz und der Ladegeschwindigkeit. Bei geringerem Gewicht (9 Kilo) verbessert eine neue Zell-Technologie die Kapazität der Batterie um zwölf Prozent, auf nunmehr brutto 105 kWh (vorher 93 kWh). Dank höherer Ladeströme kann an DC-Ladern jetzt mit bis zu 320 kW Strom gezapft werden (50 kW mehr). Dabei lassen sich über 300 kW für die ersten fünf Minuten halten. Zudem haben die Porsche-Tüftler das sogenannte Thermokonzept, also die Wohlfühltemperatur der Zellen, optimiert. Statt 35 Grad reichen denen nun für unsere Breiten realitätsnahe 15 Grad, um bestmöglich Strom aufzunehmen. Resultat: Das Aufladen von 10 auf 80 Prozent dauert jetzt nur noch 18 Minuten und erfolgt damit doppelt so schnell. Die Reichweite profitiert extrem von den vielen kleinen technischen Finessen, zu denen auch eine um 30 Prozent höhere Rekuperationsleistung zählt. Mit bis zu 678 Kilometer – 175 mehr als bisher – kommt der heckgetriebene Basis-Taycan am weitesten. Allein das neue, aerodynamisch optimierte 21 Zoll-Rad soll bis zu 40 Kilometer zusätzliche Reichweite bringen.
Fazit:
In diesem Auto steckt alles, was Porsche ist und kann. Mit viel Aufwand wurde der Taycan auf den Punkt aktualisiert. Der Turbo GT ist natürlich der Oberhammer. Eine Rakete mit Straßenzulassung. Beim Beschleunigen trifft dich der Stromschlag.
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