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Chicago liegt im Mittleren Westen der USA und direkt am Ufer des Lake Michigan. Einst ein kleiner Handelsposten im Marschland wuchs die Windy City durch den größten Bauboom, den das Land je erlebt hat, zur drittgrößten Stadt in Amerika heran.

Im Chicago Architecture Center lässt sich die Ausbreitung des Feuers anhand eines Nachbaus nachstellen
Im Chicago Architecture Center lässt sich die Ausbreitung des Feuers anhand eines Nachbaus nachstellen / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Der große Brand in Chicago

Im Jahre 1871 brannte es in Chicago. Die Ursache ist bis heute ungeklärt. Einige beschuldigen doch tatsächlich eine Kuh, die während dem Melken im Stall von Catherine O’Leary eine Laterne umwarf und dadurch das Feuer entfachte. Wieder andere behaupten, dass ein Komet schuld gewesen sei. Wer auch immer der Übeltäter war: zwei Tage später lag ein Drittel der hölzernen Stadt in Schutt und Asche.

Der Chicago Water Tower hat den großen Brand als eines der wenigen Bauwerke überstanden. Zu verdanken ist das wohl einem deutschen Feuerwehrmann, der den Turm mit in Seewasser getränkte Decken hüllte
Der Chicago Water Tower hat den großen Brand als eines der wenigen Bauwerke überstanden. Zu verdanken ist das wohl einem deutschen Feuerwehrmann, der den Turm mit in Seewasser getränkte Decken hüllte / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel
Die Kulisse von Chicago sucht seinesgleichen. Hier spiegelt sich die architektonische Geschichte der Stadt in verglasten Hochhausfronten
Die Kulisse von Chicago sucht seinesgleichen. Hier spiegelt sich die architektonische Geschichte der Stadt in verglasten Hochhausfronten / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Die Chicagoer Schule entsteht

Damit dieses Unglück kein zweites Mal passiert, wurden Brandgrenzen eingeführt, die verhindern sollten, dass im Stadtzentrum Holzhäuser gebaut wurden. Das war die Geburtsstunde der Chicagoer Architekturschule, die den Weg der Moderne ebnete und feuergeschützte Stahlrahmenkonstruktionen einsetzte. Ab diesem Zeitpunkt war der Bau von Hochhäusern möglich. Vorreiter war William Le Baron Jenney, der das zehn Stockwerke hohe Home Insurance Building baute, der als weltweit erster Wolkenkratzer galt. Weitere Hochhäuser folgten, was heute zu einer einzigartigen Kulisse führt.

Das Clarke House ist das älteste Gebäude in Chicago und zog zweimal um
Das Clarke House ist das älteste Gebäude in Chicago und zog zweimal um / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Das älteste Haus in Chicago

Das Clarke House gilt als ältestes Haus in Chicago. Seinen Namen bekam es durch seinen Erbauer: Henry B. Clarke. Er und seine Frau Caroline kauften damals ein 20 Hektar großes Stück Land und entschieden sich bei der Konstruktion für eine robustere Bauweise als damals üblich, die an eine griechisch-antike Architekturen angelehnt sein sollte. Es gibt noch ein weiteres historisches Haus, das sogar ein Jahr vorher gebaut wurde, allerdings steht das in einem Distrikt, der damals noch nicht zum Einzugsgebiet der Windy City gehörte.

Obwohl es ein Esszimmer gab, wurde im Clarke House meist in der Küche gespeist. Die Rekonstruktion ist dank Briefen und Tagebucheinträgen der damaligen Mieterin Alice Bernard möglich, die die erste weibliche Schulleiterin in Chicago war
Obwohl es ein Esszimmer gab, wurde im Clarke House meist in der Küche gespeist. Die Rekonstruktion ist dank Briefen und Tagebucheinträgen der damaligen Mieterin Alice Bernard möglich, die die erste weibliche Schulleiterin in Chicago war / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Das Clarke House ist mittlerweile ein Museum, das zeigt, wie wohlhabende Familien damals gelebt haben. Bislang ist es zweimal umgezogen. Grund dafür war, dass die neuen Besitzer nicht so nah am Brandherd und auch weiter weg von der der städtischen Entwicklung sein wollten.

Die preisgekrönte Architektin Jeanne Gang bricht gerne ihre eigenen Rekorde. Zuerst war ihr Aqua Tower in Chicago das höchste von einer Frau entworfene Gebäude. Ihr St. Regis, hier unverkennbar abgebildet, löst diesen Titel ab
Die preisgekrönte Architektin Jeanne Gang bricht gerne ihre eigenen Rekorde. Zuerst war ihr Aqua Tower in Chicago das höchste von einer Frau entworfene Gebäude. Ihr St. Regis, hier unverkennbar abgebildet, löst diesen Titel ab / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Weht wirklich so ein starkes Lüftchen in der Windy City?

Streng genommen windet es in Chicago nicht mehr als in anderen amerikanischen Städten. Die Bauweise mit den vielen Hochhäusern und ihren linearen Straßenschluchten entwickeln allerdings eine besondere Thermik. Wenn die eiskalte Brise im Winter vom Lake Michigan herüberweht, bekommen nicht nur die Bewohner den Windkanal ungefiltert zu spüren. Auch die Häuser geraten ins Schwanken. Um dem entgegenzuwirken, haben sich die Architekten mehrere Möglichkeiten einfallen lassen. Das geht mit Dreiecken am Haus, ähnlich wie bei einem Fachwerkhaus, die zur Stabilisierung dienen. Oder mit einem sogenannten „Blow Through Store“, wie man ihn beim St. Regis von Jeanne Gang sieht.

Klare Linien, stromlinienförmige Gestaltung. So präsentiert sich der Willis Tower, ein typisches Bauwerk des Mid-Century Modern Architektur-Stils
Klare Linien, stromlinienförmige Gestaltung. So präsentiert sich der Willis Tower, ein typisches Bauwerk des Mid-Century Modern Architektur-Stils / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

In wenigen Sekunden zur Top-Aussicht

Der Willis Tower, der lange das höchste Gebäude der Welt war, bietet auf seinem Skydeck nicht nur den besten Ausblick auf die Metropole und den Michigan See; auch die benachbarten Bundesstaaten Wisconsin, Illinois, Indiana und Michigan lassen sich an wolkenfreien Tagen von hoch oben betrachten. Wagemutige gehen noch einen Schritt weiter und treten auf „The Ledge“ hinaus, eine Art Glaskasten, bei dem sich ein Blick auf den 412 Meter tiefer liegenden Bürgersteig bietet.

Mutige trauen sich auf eine der fünf Glasplattformen hinaus, die die Attraktion in Chicago schlechthin sind. Es sagt ja keiner, dass man nach unten schauen muss ...
Mutige trauen sich auf eine der fünf Glasplattformen hinaus, die die Attraktion in Chicago schlechthin sind. Es sagt ja keiner, dass man nach unten schauen muss … / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel
Der neueste Flügel des Art Institue of Chicago bringt neuen Schwung in die Chicagoer Architektur
Der neueste Flügel des Art Institue of Chicago bringt neuen Schwung in die Chicagoer Architektur / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Maiskolben mit Bootsparkplatz

Bei den Marina City Towers, entworfen von Bertrand Goldberg, handelt es sich um einen prägnanten Wohnkomplex, der inoffiziell auch zum Wahrzeichen von Chicago gehört. Das Gebäude wurde so konzipiert, dass es mit dem Chicago River interagiert. Nach einer Flussfahrt können die Bewohner auf ihrem Bootsanlegeplatz unter den Marina City Towers parken. Die nächsten Stockwerke fungieren als Parkhaus, oben wird gewohnt. Weil die Form an Maiskolben erinnert, war der Spitzname schnell gefunden.

Für die Gestaltung des Modern Wing wurde Renzo Piano beauftragt, der schon mit dem Pritzker Architekturpreis ausgezeichnet wurde
Mit dem Architecture Foundation Center River Cruise der Chicago’s First Lady lassen sich die besten Bauten und Gegenden ganz entspannt und informativ erkunden / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Moderne Architektur in Chicago

Chicago kann nicht nur Architektur, sondern auch Kunst. Eine Kombination aus beidem findet sich im Art Institute of Chicago, das Schätze aus aller Welt beherbergt. Der Anbau Modern Wing wurde von dem mit dem Pritzker-Preis ausgezeichneten Architekten Renzo Piano entworfenen und erhielt viel Lob von der Fachwelt. Es ist so gesehen ein Kunstwerk, das Kunst in sich birgt, denn hier werden die Werke des 20. und 21. Jahrhunderts präsentiert.

Im Palmer House wurde der erste Brownie erfunden
Im Palmer House wurde der erste Brownie erfunden / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Ein Fluss, der rückwärts fließt

Die architektonischen Werke lassen sich am besten per Bootsfahrt auf dem Chicago River bestaunen. Dieser war einst das wichtigste Trinkwasserreservoir der Stadt. Durch die zunehmende Industrialisierung gelangten jedoch Abwässer und Abfälle über den Fluss in den Michigansee. Um die daraus resultierende Cholera-Epidemie einzudämmen, wurde ein Kanal gebaut, der die Flussrichtung durch ein komplexes Schleusensystem umkehrte. Heute ist der Chicago River sauber und erstrahlt einmal im Jahr, immer zum St. Patrick’s Day, leuchtend grün.

Im Palmer House wurde der erste Brownie erfunden
Im Palmer House wurde der erste Brownie erfunden / © FrontRowSociety.net, Foto: Yvonne Asel

Außen hui, innen wow

In Chicago trifft moderne Architektur in Form von imposanten Wolkenkratzern auf postmoderne Bauten und Beaux-Art-Gebäude, die von klassischen römischen und griechischen Formen geprägt sind. Doch auch für das Innenleben der Gebäude sollte man sich Zeit nehmen. Hier finden sich umwerfende Lobbys, dekorative Stuckarbeiten und gemütliche Lounges.

Lust auf Chicago bekommen? Hier gibt es noch zum Stöbern:

Chicago: Nick Cave – Fashion, Skulpturen und schrille Performance-Kunst

Willis Tower – Living on the Ledge

Chicago – Die Stadt der Künste

21c Museum Hotel in Chicago

Restaurants in Chicago – Dinner mit Panoramablick und veganes Krabbensandwich

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