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In die sanfte Hügellandschaft des Chianti-Gebiets schmiegt sich ein Ansitz, der nicht typischer für diesen Teil der Toskana sein könnte – Poggio Rozzi. Seit fast 20 Jahren ist sein Name mit den Grafen Toggenburg verbunden. Das alte Schweizer Adelsgeschlecht hat seinen Stammsitz inzwischen in Südtirol. Neben dem bekannten Palais Toggenburg in Bozen, verfügt die Familie über mehrere Hektar Land, auf denen Obstbau betrieben wird. Mit ihrem Weingut Poggio Rozzi in der Toskana gehen sie alte Familienwege weiter, denn seit zirka 1.000 Jahren leben die Grafen Toggenburg von der Landwirtschaft und nehmen über die Jahrhunderte immer wieder Einfluss auf das politische Gefüge.

Mit Poggio Rozzi erfüllten sich Grafen Toggenburg einen lang gehegten Traum
Mit Poggio Rozzi erfüllten sich Grafen Toggenburg einen lang gehegten Traum / © Redaktion FrontRowSociety.net

Mit der Natur zu arbeiten, ist Eberhard Graf Toggenburg selbstverständlich. Daher ist er davon überzeugt, dass auf toskanischem Boden klassische, regionstypische Rebsorten wachsen sollen. Anders mache für ihn die Erzeugung ehrlicher, authentischer Produkte keinen Sinn. Von den 22 Hektar Land, die zu dem Anwesen gehören, kultiviert er auf 9,5 Hektar rote Rebsorten, aus denen lediglich fünf verschiedene Weine entstehen. 

Poggio Rozzi steht Weinbau in Zusammenarbeit mit der Natur / © Redaktion FrontRowSociety.net

Mit diesen Weinen möchte Graf Eberhard die Typizität der Region untermauern und einmal mehr zeigen, welches Potenzial in dem einzigartigen Terroir steckt. Seine Weine verkörpern die Abkehr von Beliebgkeit. Jede der zirka 40.000 Flaschen, die Jahr um Jahr auf dem Weingut gefüllt wird, zeugt von seiner inzwischen sicheren Handschrift und erzählt gleichzeitig die Familiengeschichte der Grafen Toggenburg.

Eberhard Graf Toggenburg (li.) spricht mit FrontRowSociety Redakteurin Annett Conrad (re.) über den Weinbau auf Poggio Rozzi sowie über sein historische bedeutsame Familie / © Redaktion FrontRowSociety.net

Die Weine der Grafen Toggenburg

Autochthone Rebsorten, ergänzt mit Sorten aus Umbrien und den Norden Italiens sind das Markenzeichen von Poggio Rozzi. Aus Sangiovese, Canaiolo, Fogliatonda, Colorino, Teroldego und Sagrantino entstehen Weine mit Charakter und Format, die in keinem Weinkeller fehlen sollten. Jeder Wein der Toggenburg-Linie steht für ein Familienmitglied und gleichzeitig für einen speziellen Charakter.

Klein, aber fein ist die Auswahl an erstklassigen Tropfen des Weinguts Poggio Rozzi / © Redaktion FrontRowSociety.net

Idda – die Unkonventionelle

Laut Eberhard Graf Toggenburg zeigt „Idda“ die unbekannte weiße Seite der roten Mertlottraube. Merlot ist die einzige internationale Rebsorte, die auf dem Boden von Poggio Rozzi wächst. Hier hat sie ihren Standort an einem nach Osten abfallenden Hang, der nur wenig Sonnenstunden pro Tag genießt. Unter anderem aus diesem Grund kann dieser Blanc de Noir seine fruchtige, weniger alkoholschwangere Seite zeigen. Die auf lehmig-tonigem Untergrund gedeihenden Trauben werden nach der händischen Lese sofort gekühlt und sanft gepresst. Die Gärung erfolgt temperaturkontrolliert im Stahltank.

Dieser knackig frische Wein zeigt in der Nase feine Aromen von exotischen Früchten und Pfirsich. Am Gaumen wirkt er extrem frisch mit einer klaren Säure und Noten von Litschi sowie Kräutern. Graf Eberhard widmet jenen ungewöhnlichen Wein seiner Vorfahrin, der heiligen Idda von Toggenburg. Im 12. Jahrhundert war der Iddaberg bei St. Gallen ihr Zuhause. Später wurde an dem ehemaligen Standort von Alt-Toggenburg ihr zu Ehren eine Wallfahrtskirche errichtet.

Idda – ein Bianco Toscano ausschließlich aus der Merlottraube gekeltert / © Redaktion FrontRowSociety.net

L’Alano – der Wegbegleiter

Mit dem „Alano“ füllt sich eine rubinrote Cuvée ins Glas, welche die Rebsorten Sangiovese, Canaiolo und Colorino vereint. Die Reben wachsen in unterschiedlichen Weingärten. Jeder hat eine andere Ausrichtung, jeder Boden ist anders. Obligat ist auch hier die Handlese. Anschließend erfolgt die temperaturkontrollierte Gärung in Stahl- bzw. Betontanks. Nach dem biologischen Säureabbau reift der „Alano“ weitere drei Monate in Barrique- und Tonneau-Fässern. Mit einem Anteil von rund 90 Prozent bestimmt die Sangiovese-Traube das Geschmacksbild. Zu den intensiven fruchtigen Aromen von Brombeeren und Johannisbeeren gesellen sich auch würzige Noten. Dennoch ist der „Alano“ kein komplizierter Wein und sollte jung genossen werden. 

Alano ist das italienische Wort für Dogge. Nach dem Relaunch ziert nun das Wappentier der Herren Toggenburg neben dem Logo auch das Etikett dieses Weins und verkörpert gleichzeitig seinen Charakter. Bereits seit 1044 ist die Dogge ein treuer Begleiter der Familie. Ein guter Grund, die Dogge erneut in den Blickpunkt zu rücken.

L’Alano – eine Cuvée aus Sangiovese, Canaiolo und Colorino konzipiert für den unkomplizierten Genuss / © Redaktion FrontRowSociety.net

Ulrico – der Wahrhaftige

Der „Ulirico“ ist ein Chianti Riserva, 100 Prozent Sangiovese umschlossen mit den DOCG Siegel der gesicherten und kontrollierten Herkunft. Aktuell ist der Jahrgang 2017 im Verkauf, der im Chianti-Gebiet recht schwierig war. Auf späten Frost im April folgte ein heißer, trockener Sommer. Dennoch konnte sehr gutes Traubenmaterial aus den Top-Lagen des Weinguts geerntet werden. Die gehaltvollen Trauben wurden von Hand gelesen, die Gärung erfolge in Stahl-, als auch in Betontanks. Anschließend durfte der „Ulrico“ weitere acht Monate in Tonneaux reifen. Nach dem Füllen wurde ihm noch ein Jahr Ruhe in der Flasche gegönnt.

In der Nase zeichnet sich „Ulrico“ mit dem typischen Veilchenduft aus. Dazu zeigen sich Noten von Sauerkirschen, Vanille, Kräutern und Waldfrüchten. Am Gaumen verhält er sich sehr weich. Sanft schmiegen sich Aromen von Veilchen und Kirschen an samtige Tannine. Dieser Chianti Riserva steht Pate für die Region und trägt das Konterfei samt Namen des Entdeckers von Poggio Rozzi – Ulrich Graf Toggenburg. 

Ulrico – Sangiovese pur mit Persönlichkeit und DOCG Siegel / © Redaktion FrontRowSociety.net

Luogotenente – der Mutige

Lediglich 8.000 Flaschen werden jährlich von dem „Luogotenente“ produziert, dessen Trauben der autochthonen Rebsorten Fogliatonda, Sangiovese und Teroldego in den besten Lagen von Poggio Rozzi gedeihen. Die reichhaltigen Böden der Weinberge Vigna del Cimitero, Vigna del Poggio sowie Vigna del Poggino sorgen für das Entstehen eines samtigen, vollmundigen Weins. Mit einem Anteil 50 bis 60 Prozent Fogliatonda spiegelt der „Luogotenente“ die Stilistik dieser für das Chianti-Gebiet typischen, aber nahezu ausgestorbenen Rebsorte wider. Nach einer Maischezeit von rund zwei Wochen und dem biologischen Säureabbau reift der fast burgundische Rotwein in zweitbelegten Holzfässern. Anschließend gönnt man ihm eine sechsmonatige Ruhrzeit im Stahltank und nach dem Füllen die Flaschenreife für ein weiteres halbes Jahr. 

Dieser hervorragende Rotwein vereint eine typische Rebsorte Norditaliens und denen des Chianti-Gebiets. Daher trägt er seinen Namen zurecht. Denn als einen Luogotentente bezeichnet man einen k.k. Statthalter. Jene Postion hatte der Ururgroßvater des Grafen Eberhard, Georg Otto Ritter von Toggenburg, inne. Er brach von der Schweiz auf, fand in Bozen eine neue Heimat und machte in der Politik Karriere, so dass er als letzter k.k. Statthalter Venedigs in die Geschichte einging. Ihm ist dieser gehaltvolle, beerenfruchtige Wein mit seinen weichen Tanninen gewidmet.

Luogotenente – eine fabelhafte Cuvée aus Fogliatonda, Sangiovese und Teroldego / © Redaktion FrontRowSociety.net

Eccellenza – der Herausragende

„Eccellenza“ – ein Passito Rosso Toscano aus dem Hause Toggenburg und ein wahrhaft besonderer Tropfen. Selbstständlich lässt es sich Graf Eberhard nicht nehmen, alte toskanische Sorten für das Terroir sprechen zu lassen. Auf dem 330 Meter hohen Weinberg Vigna del Poggino gibt ein satter Boden aus Ton und Lehm den Reben Energie und Reichhaltigkeit. Des Weiteren werden die Früchte der Reben genutzt, die in der Steillage Vigna del Sasso wachsen und für Fruchtigkeit sorgen. Nach der Handlese wird das beste Traubenmaterial selektioniert, um in einem speziellen Raum bei 15 bis 20 Grad Celsius zirka vier Wochen zu trocknen.

Sodann erfolgt die erneute Selektion, damit nur das Wertvollste der Maischegärung in Betontanks zugeführt wird. Anschließend reift der edle Wein für ein Jahr in Barriques sowie Tonneaux und ein weiteres Jahr auf der Flasche. Mit seinem betörenden Aromen von getrockneten Früchten, Pflaumen und Lakritz, die sich überdies wohlwollend mit den samtigen Tanninen ergänzen, verkörpert der „Eccellenza“ wahrhaft das Außergewöhnliche. Sein Name „Eccellenza“ ist gleichzeitig eine Hommage an Friedrich Graf Toggenburg ist, dem letzten Innenminister der Donaumonarchie. 

Eccellenza – der einzigartige Passito Rosso Toscano aus den Rebsorten Sangiovese, Canaiolo, Colorino, Sagrantino und Fogliatonda / © Redaktion FrontRowSociety.net

Eberhard Graf Toggenburg etablierte sein Weingut Poggio Rozzi binnen kurzer Zeit in die Riege der toskanischen Weingüter, die Weine fern von Masse und Mainstream erzeugen. Mit althergebrachten, regionstypischen Rebsorten arbeitet er im Einklang mit den Weinbautraditionen des Chianti-Gebiets und das mit Erfolg und Geschmack. Darüber hinaus verbinden die Namen seiner Weine die starken Charaktere verschiedener Familienmitglieder und denen der Weine.

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