Athen – es gibt kaum eine andere Metropole in Europa, in der sich eine derart dichte Gastronomie etablieren konnte. Das gemäßigte Klima Athens verlagert das Leben auf die Straße, die Geselligkeit der Griechen beflügelt obendrein das Straßenleben. Man trifft sich mit Freunden auf einen Tee, Kaffee oder Wein. Im Mittelpunkt steht die Kommunikation mit Gleichgesinnten, so dass jedes Restaurant zur Agora wird. Die krisenerprobten Griechen bevölkern städtische Restaurants und lieben den Genuss genauso wie das Miteinander.
In Athens Gastro-Szene gibt es nichts, was es nicht gibt. Angefangen vom mittelmäßigen Fast-Food-Drehkreuz über verwunschene Cafés und Bars, innovative gastronomische Concept Stores bis zum Fine Dining. Athen öffnet seinen reich gedeckten Tisch, an dem jeder fündig wird. Der einzige Anspruch ist, die Augen offen zu halten, um Gutes von weniger Gutem zu unterscheiden.
Treffpunkt Zentralmarkt, Athens Dreh- und Angelpunkt
Athens Zentralmarkt ist Dreh- und Angelpunkt für alle Food-Begeisterten. Schon früh am Morgen treffen hier Gastronomen ein, um ihren Catch of the Day zu machen. Es gibt alles was das Herz begehrt und ganz ohne Plastikverpackung. Am Straßenrand stehen säckeweise Nüsse, Datteln und Gewürze. Hier findet man waschechte Kalamata-Oliven neben vielen Gemüsesorten wie Gurken und Tomaten, Paprika, scharfe Peperoni, Auberginen oder Zucchini. Natürlich gibt es eine riesige Auswahl an Fleisch, Fisch und Käse.
Viele Romantiker bemängeln, dass die neue Markthalle das Flair eines typischen orientalischen Marktes vermissen lässt. Das mag wohl dem Umstand der 400 jährigen türkischen Herrschaft geschuldet sein, deren Einflüssen sich die Griechen nach der Revolution von 1821 massiv entledigen. Der einstige türkische Basar wurde bis dahin auf dem Gelände der antiken Hadrainsbibliothek abgehalten. Dieser sollte von einer neuen Markthalle abgelöst werden. 1886 wurde sie schließlich eingeweiht.
Bis heute werden hier täglich Preise für Fisch und Fleisch festgelegt, die als Indikator für alle spezialisierten Märkte gelten. Um die Halle siedelten sich viele Stehcafés und Restaurants an, die unter anderem mit einer Athener Gourmet-Tour besucht werden können.
Neue lokale Küche
Zweifellos gehören Gyros und Tsatsiki auch in Athen auf den Teller. Und hierfür gibt es Lokale, in denen diese Traditionsspeise ungeahnt gut schmeckt. Als Indikator für die Qualität des Restaurants wären die fast ausschließlich einheimischen Gäste zu nennen.
Reduktion aufs Wesentliche – Alficon mit moderner Küche
Die beiden junge Köche Elvi Dimitis Zymba und Nikos Vorgias bescheren Gästen in ihrem reduzierten Restaurant Alficon eine moderne Küche, die Traditionelles neu interpretiert. Beide sammelten Erfahrungen in der globalen Spitzengastronomie, was auch die Qualität des Service gleich auf eine höhere Stufe hebt. So werden beispielsweise die eher seltenen griechischen Naturweine ausgeschenkt, die lediglich von kleinen Boutique-Weingütern stammen.
Auch bei der Auswahl der Zutaten wird auf Bio-Qualität geachtet, die wiederum vornehmlich von kleinen, lokalen Erzeugern stammen. Das Konzept der Nachhaltigkeit steckt in Griechenland noch in den Kinderschuhen, wird jedoch von der neuen Gastro-Szene konsequent umgesetzt.
Ergon House: Restaurant, Markthalle und Hotel in einem
Das Konzept des Ergon House leistet auf diesem Gebiet sicherlich Pionierarbeit. Hier wurde ein universeller Marktplatz erschaffen, der alles Lebenswerte miteinander vereint. In der unkonventionellen, geräumigen Markthalle bietet man in Eigenregie erzeugte Produkte an. Obst, Gemüse, Käse, Fleisch, Fisch, Wein, Olivenöl sowie haltbare Lebensmittel liefern 150 kleine, regionale Erzeuger, die zur Kooperative von Ergon gehören. Wer keine Gourmetprodukte selbst zubereiten möchte, verzehrt die unkomplizierten Speisen direkt im Bistro der Ergon Markthalle.
Über der Markthalle, auch Agora genannt, befinden sich hübsche Gästezimmer. Natürliche Materialien, aus denen die Griechen seit jeher ein Zuhause schufen, wurden für diese Räumlichkeiten verwendet. Hier zeigt man mit Stolz, was man im eigenen Land ohne Abhängigkeit von international agierenden Konzernen hervorbringen kann.
Lust auf Gegrilltes – Fine Mess Smokehouse
Grillgerichte sind in der griechischen Küche heimisch. Dabei geht das Repertoire über Kurzgebratens auf heißer Flamme hinaus. Im Herzen von Hellas, besonders im ländlichen Raum, waren Schmorgerichte, die über mehrere Stunden in einem gemauerten Grill gegart wurden, an der Tagesordnung. Wurde beispielsweise ein Lamm geschlachtet, garte man es stundenlang mit Salz, Rosmarin und Thymian und zauberte daraus ein Festessen.
Griechenlands Hauptstadt verlassend, schauten Pavlina Thanopoulou, Dennis und Costis Bastias über den Tellerrand, um ihren Horizont über Schmormethoden zu erweitern. Auf einem Roadtrip durch die Vereinigten Staaten verfestigte sich ihre Idee, ein – nennen wir es einmal banal – Grillrestaurant in Athen zu eröffnen. In ihrem Fine Mess Smokehouse widmen sie sich nun den ganzen Tag dem langsamen Garen von amerikanischen sowie internationalen Cuts im vertikalen Smoker über abgelagertem Buchenholz.
Daraus resultieren handfeste Gerichte im amerikanischen BBQ-Style, denen man ein Stück heimatliche Identität an die Seite stellt. Das Fine Mess Smokehouse trifft den Nerv des unkomplizierten Genusses. In der casualen Atmosphäre zählt der Geschmack des Fleisches mit hausgemachten Saucen und internationalen Weinen.
Aussichtsreiche Kulinarik
Wer genießt nicht gern den Ausblick über die Stadt. Über alle und alles blickend, fühlt man sich gleichzeitig erhaben wie entrückt. Ganz Athen ist voll von begrünten sowie nächtlich illuminierten Roof-Gardens. Verheißungsvoll verströmen sie jene Gemütlichkeit, die lauen Sommernächten inne wohnt.
Das exklusivste Roof-Top Restaurant in Athen
Das wohl exklusivste Roof-Top Restaurant ist im bzw. auf dem 5 Sterne Hotel Grande Bretagne beheimatet. Das elegante GB Roof Garden Restaurant besticht mit einer unfassbar schönen Aussicht auf die Akropolis. Während man die frische mediterrane Küche genießt, schaut man dem nächtlichen Treiben auf dem Syntagma-Platz zu und erfreut sich darüber hinaus an einem Wein aus dem gut sortierten hauseigenen Keller.
Restaurant Orizono Lykabettus – dem Himmel so nah
Dem Himmel ist man in keinem Athener Restaurant so nahe, wie im Orizono auf dem Berg Lykabettus. Hier ist der Name Programm. Am Fuße des Bergs pulsiert Athens Leben und am Horizont verschwimmen die Grenzen zwischen Meer und Himmel.
Chef Michael Zacharis verbindet Meer und Land in seinen Gerichten. Oliven, originaler griechischer Salat, gegrillter Oktopus und Seebrasse offeriert er seine Gästen, um den Blick über Athens antike Stätten noch zu verschönern.
Die süßen Freuden
Die Griechen mögen es süß. Jedes Dessert, jeder Kuchen ist zuckergeschwängert und könnte mit seinem Kaloriengehalt als Hauptspeise durchgehen. Doch manchmal muss es süß sein. Zucker gönnt sich der eine oder andere als Belohnung, Seelentröster oder einfach weil es schmeckt. Man mag es kaum glauben, doch in Athens Gastro-Szene verstecken sich Pâtisserien. Diese punkten mit Üppigkeit, sowohl kulinarisch, als auch bei der Ausstattung des Lokals.
Pârtissierkunst im Zoubourlou
Ein Beispiel griechischer Pârtissierkunst kann im Zoulourou entdeckt werden. Mitten in dem belebten Stadtteil Psiri präsentiert man hier ein Füllhorn an Desserts, Torten, Kuchen oder süßem Gebäck. Alles ist natürlich hausgemacht. Denn hinter dem Tresen befinden sich nicht nur griechische Signature-Cakes, hier wird direkt gerührt, gerollt und gebacken.
In der Pâtisserie Zoubourlou sitzt man in einer klassischen Kaffeehaus-Atmosphäre zwischen mit Gobelins bespannten Wänden und genießt traditionelle süße Verführungen wie Golzeme, Ekmek Kadayif oder eine Zoubourlou-Suppe, die aus einem mit Creme gefüllten Schokoladenball besteht.
Zentral in der quirligen Stadt gelegen, dient das Zoubourlou ebenfalls als Herberge. Die funktionalen Zimmer wurden mit viel Liebe und natürlichen Materialien gestaltet.
Der GB Corner im 5 Sterne Hotel Grande Bretagne
Naschwerk ganz anderer Art findet man in der GB Corner. Im 5 Sterne Hotel Grande Bretagne sorgt der französische Spitzen-Pâtissier Arnaud Larher für kunstvolle Konditor-Spezialitäten. Er zählt seit Jahren zu den zehn besten Pâtissiers in Frankreich und überzeugt auch in Athen mit Gebäck, Pralinen, Macarons oder kleinen Törtchen.
Die französischen Luxusstücke variieren im Reigen der Jahreszeiten und können im eleganten Wintergarten des Hotels mit französischem Kaffee genossen werden. In adretten Schachteln verpackt, tritt manches Gebäckstück auch die Reise als Souvenir an.
Die Barszene von Athen
Im Stadtteil Monastiraki hat die Gastronomie scheinbar die Modebranche abgelöst. Einem Restaurant folgt ein Café und an dieses reiht sich eine Bar. Hier gibt es unzählige Wein-Bars, die vornehmlich Weine aus dem eigenen Land gepaart mit Gerichten für den kleinen Hunger anbieten.
Darüber hinaus sind in diesem Stadtteil zwei Bars zu finden, die zu den 50 besten Bars der Welt gehören. Eine von ihnen ist The Clumsies, aktuell rangiert sie auf Platz sechs der Weltrangliste. In den frühen Morgenstunden verlassen die letzten Nachtschwärmer die kultige Bar und bereits wenige Stunden später öffnet sie ihre Türen für Frühstücksgäste. Hier beginnt der Tag mit einem üppigen Brunch und griechischem Kaffee und endet mit Barfood und einem eigens kreierten Cocktail.
Athens älteste Destillerie – Brettos
Mitten im Stadtteil Plaka befindet sich Athens älteste Destillerie – Brettos. Sie wurde 1909 gegründet und schreibt weiter mit ihren Bränden und Likören Geschichte. Von den derzeitigen Besitzen wurde das Interieur original belassen. Die Likörflaschen in den antiken Regalen werden einladend bunt beleuchtet. Ein sehr griechisch-authentisches Erlebnis ist das Probieren eines Mastichas, nicht etwa eines Ouzos, der hier jedoch auch selbst gebrannt wird.