Die Tenuta Corte Pavone in Montalcino ist eines der drei biodynamischen Weingüter der Familie Loacker. Ihre Weinbiografie begann 1979 mit dem Schwarhof bei Bozen. Später folgten die beiden Standorte in der Toskana, Corte Pavone im Brunello Gebiet und Valdifalco in der Maremma. Seither ist ihre Geschichte von der Dynamik bestimmt, der Welt ein Stück voraus zu sein. Mit dem Projekt „7 Dynamic Brunello Crus“ betrat Hayo Loacker Neuland im Weinbau.
Vom Glück des Unglücks
Eigentlich war der Lebensweg von Gründer Rainer Loacker vorbestimmt. Vater Alfons Loacker hatte seine 1925 gegründete Konditorei in Bozen zu einem stattlichen Familienunternehmen ausgebaut. Der bereits überregional agierende Waffelhersteller sollte auch Rainer Loackers berufliche Zukunft navigieren. Wie er bei unserem Treffen berichtete, verschlechterte sich in den 1970er Jahren sein Gesundheitszustand, was auf den übermäßigen Genuss von Zucker zurückzuführen war.
Ein Umdenken der Lebensweise war gefragt. Die radikale Ernährungsumstellung symbolisierte den Beginn eines Weges, welcher mit der intensiven Beschäftigung von Zusammenhängen wertvoller Nahrung, körperlicher Gesundheit und nachhaltiger Lebensweise einher ging. Daraus resultierte schlussendlich die Entscheidung, statt Waffeln Wein zu produzieren und das auch noch verträglich für Mensch und Natur.
Rainer Loacker setzte seine Idee von biologischem Weinbau in die Tat um und krempelte damit das Leben seiner Familie gleich mit um. Unter den neuen Kollegen der Südtiroler Weinwelt galt er – nach eigener Aussage – als Spinner. Seine Pionierleistung von damals und alles was noch folgte, sind Meilensteine in der Entwicklung des Weinbaus. Heute genießt er auf Corte Pavone seinen Lebensabend. Jeden Morgen dreht er seine Runde durch die Weinberge, die Sohn Hayo Loacker mit der gleichen Passion zum Erblühen bringt.
Wie der Vater, so der Sohn
Hayo Loacker scheint genau wie sein Vater Rainer, seiner Zeit voraus zu sein. Grundlage seiner Philosophie bildet eine ganzheitliche Arbeitsweise, die sich durch alle Lebensbereiche der Familie zieht. Nach dem Studium der Önologie in Dijon, das er mit Auszeichnung abschloss, sammelte er Erfahrungen in Südafrika und Frankreich. Es waren die Cru-Lagen des Burgund, die ihn inspirierten, auch Brunelli lagenspezifisch auszubauen.
Das Leben des Hayo Loackers spielt sich im Reigen der Jahreszeiten ab, immer im Spagat zwischen den drei Standorten. Auf insgesamt 48 Hektar ist der Besitz angewachsen. Das ist eine stattliche Menge an Weinreben, die betreut werden wollen. Dabei ist die biodynamische Bewirtschaftung anspruchsvoll und kleinteilig. Die Bedürfnisse von Boden und Reben werden quasi individuell behandelt. Dazu bedarf es genauer Kenntnis der Strukturen und Prozesse, Forschungsarbeit und Organisationstalent.
Seine Brüder Franz Josef und Hannes sind ebenfalls Teil der Loacker Wine Estates. Jeder der Brüder betreut unterschiedliche Resorts. Während Hayos Verantwortung beim Wein liegt, kümmern sich die Brüder um die Geschäftsführung bzw. den Vertrieb. Die Arbeitsteilung trägt Früchte. Zirka 250.000 Flaschen werden jährlich abgefüllt, die global ihre Liebhaber finden.
7 Dynamic Brunello Crus
Als sich Rainer Loacker in den 1990er Jahren in Bozen auf sein Fahrrad setzte und Richtung Toskana fuhr, hätte er wohl niemals geglaubt, dass er sich in einen Wein verlieben würde. Sein erstes Glas Brunello besiegelte sozusagen den Kauf eines Weinguts in Montalcino. 1996 erwarb er Corte Pavone und sukzessive wuchs das Gut auf seine heutige Größe. Hier führte er die Arbeit nach biodynamischen Richtlinien weiter und Hayo Loacker vervollkommnet des Etablierte mit einem ambitionierten Projekt.
7 Dynamic Brunello Crus – diese Idee nahm vor 10 Jahren Gestalt an und lässt Brunelli entstehen, die keine Vergleiche finden. Das oft bemühte Wort Pioniergeist mag hier wohl zutreffend erscheinen, doch sind die sich ständig verändernden Cru-Lagen das Ergebnis genauer Beobachtungen. Mithilfe von technischen und wissenschaftlichen Methoden legt Hayo Loacker empirische Studien an. Drohnen und Infrarotkameras zeichnen mehrmals im Jahr den Zustand der Weingärten auf. Werden nun diese Beobachtungen übereinander gelegt, entsteht ein bewegtes Bild.
Innerhalb einer auf Corte Pavone festgeschriebenen Cru-Lage variieren die Versorgungszustände der Sangiovese-Reben. Und diese bleiben nicht gleich, sondern jedes Jahr mischt die Natur die Karten neu. Im Laufe der Zeit arbeitete Hayo Loacker ein Schema heraus und definierte 5 Wachstumszonen in jeder Lage. Jenes Schema teilt Rebtypen von extrem schwach bis sehr stark ein. Und das hat Auswirkungen auf die Bearbeitung des Weinbergs.
Die einzelnen Cru-Lagen mit ihren lebendigen Wachstumszonen rufen die Mitarbeiter auf Corte Pavone über eine App auf, die eigens für die Arbeit im Berg programmiert wurde. Zielgerichtet kann nun jede Zone auf Basis der Biodynamie gepflegt werden. Das beginnt im Frühjahr mit der Aussaat der Begrünung zwischen den Rebzeilen. Hierdurch entstehen unterschiedliche Mikroklimata, die über eine unglaubliche Diversität an Kleinstlebewesen verfügen. Dieser Umstand beeinflusst wiederum das Wachstum.
Wie die einzelnen Reben in der jeweiligen Wachtumszone behandelt werden, legt Hayo Loacker vorher fest. Rebschnitt, Laubarbeit, Pflanzenschutz, um nur drei Parameter zu nennen, werden nach festgeschriebenen Muster vollzogen.
Dennoch darf nicht unerwähnt bleiben, dass nichts absolut ist. Sich verändernde klimatische Bedingungen erfordern eine ständige Anpassung. Die Augen müssen also offen bleiben, damit die Spezifität jeder Lage mit diesem enormen Tiefgang bearbeitet werden kann. Zudem reduziert man den Ertrag auf 500 bis 1.000 kg pro Hektar.
Dynamic Cru – Vielfalt in jedem Tropfen
Corte Pavone profitiert von der Höhenlage. Auf 500 Metern Seehöhe staut sich im Sommer nicht die Hitze wie im Tal. Hier oben werden die heißesten Lagen vom Scirocco beeinflusst. Wohingegen jener Wüstenwind für die älteste Lage, Campo Marzio, keine Rolle spielt.
Jede Lage weist eine hohe Vielfalt an Bodenstrukturen auf. Selbst Geologen überraschten die Variablen der steinigen, wasserdurchlässigen Böden. Manche Parzelle ist von grauen Schieferböden mit teils kalkhaltigen Einschlüssen dominiert. Der dunkle Schiefer Galestro verleiht dem Wein der Cru-Lage Fior del Vento seine Salzigkeit. Der Erstausgabe „Brunello di Montalcino Fior del Vento 2013“ attestierte Robert Parker ohne Umschweife 95 Punkte.
Die Konsequenz in der biodynamischen Arbeit zieht sich wie ein roter Faden durch Corte Pavone. 70 Prozent der Selektion für den Ausbau der dynamischen Crus erfolgt bei der Lese. Bis dahin zeigt sich, wie gut die Vorarbeit gewesen ist. Um den richtigen Zeitpunkt für die Lese zu bestimmen, werden manuelle sowie technische Prüfmechanismen angewendet. Partiell, aber nicht zufällig werden die Trauben zur Probe gesammelt. Mit Fingerspitzengefühl gilt es den maximalen Reifezustand der Trauben zu finden und darüber hinaus das Wettergeschehen im Auge zu behalten.
Hayos Expertise war die Grundlage für den Bau des Weinkellers. Trauben und Saft werden lediglich mittels Schwerkraft bewegt. Selbstredend kommen eigene Hefen zum Einsatz, die sozusagen dem Weinberg entstammen. Penibel achtet man im Keller darauf, das es zu keinen Verunreinigungen durch ungewollte Hefestämme kommt. Den Ansatz der eigenen, vorhandenen Hefen bewahrt man in sterilen Behältern auf. Die Gärung beginnt spontan, dann erfolgt die „Impfung“ des Saftes mit dem Hefeansatz.
Tenuta Corte Pavone in Montalcino
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