Stralsund, im Schutz von Rügen liegend, Deutschlands größter Insel, gilt als besonders reizvolle Hansestadt. Vor allem ihre Geschichte, Architektur und Lage sind es, die mehr und mehr Menschen – auch den Autor – dazu inspirieren, sich hier niederzulassen.
Die Schriftstellerin Ricarda Huch (1864-1947), die Stralsund-Flair erlebte, verfasste folgende Gedichtzeilen, deren Gültigkeit bis heute anhält:
„Meerstadt ist Stralsund,
vom Meer erzeugt, dem Meere ähnlich.
Auf das Meer ist sie bezogen, in ihrer
Erscheinung und ihrer Geschichte.“
Seit der Wende 1990 entwickelt sie sich wieder zu einer Ostsee-Hafenstadt mit respektablen Besucher- und Umschlagszahlen. Auch als Marinestadt ist sie wieder obenauf wie schon seit Jahrhunderten.
Aus einem slawischen Fährdorf hervorgegangen, erhielt Stralsund 1234 lübisches Stadtrecht, ist also heute, 2020, 786 Jahre alt.
Die Meeresorientierung der Hansestadt resultiert nicht nur aus ihrer hervorragenden Lage am Strelasund; während der Blütezeit der Hanse stieg sie zur klassischen Zwischenhandelsstadt auf, wurde doch der Handel von und nach Russland, Skandinavien und Westeuropa überwiegend auf dem Seeweg abgewickelt. Bis zu 300 Schiffe führten damals die sundische Flagge.
Glanz und Reichtum von damals manifestieren sich noch bis heute im historischen Stadtkern sowie in den mittelalterlichen profanen und sakralen Bauten. Unzweifelhaft hat zu diesem einstigen blühenden Glanz das Schutz- und Trutzbündnis Hanse beigetragen. An dessen Zusammenhalt hatten überwiegend Kaufleute Interesse. Dass dabei auch der Glaube eine Rolle spielte, zeigt ein Schnitzwerk in St. Nikolai: das Nowgorodfahrergestühl, Spende der Hanse. Die Reisen ins russische Nowgorod sollten immer unter einem guten Stern stehen. Nicht nur das, ist doch zusätzlich noch diese älteste Pfarrkirche der Stadt dem Schutzpatron der Seefahrer geweiht. Der heilige Nikolaus sollte auch seine schützende Hand über den Rat halten, der in der Kirche wichtige Sitzungen abhielt und Gesandte empfing.
Wie die mittelalterliche Wirtschaft konzipiert war – von Anfang an zum Wasser orientiert -, ließ sich auch aus der Stadtanlage ablesen: Die dekorativsten Tore standen an der Wasserseite in Hafennähe, an der auch die größten Straßen endeten.
Als die Hanse im 14. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, existierten allein 13 Schiffbauplätze in Stralsund, denn der Hafen war günstig von zwei Seiten aus anlaufbar. So kam viel Geld in die Stadtkasse: durch Tuche, Vieh, Erze, Getreide, Pelze, Bier und Fisch.
Das Haus der Schiffer – Compagnie in der Frankenstraße weist noch heute darauf hin, dass sich die Fahrensleute zusammenschlossen, um ihre Rechte zu schützen und zu verteidigen.
Aber auch die Kultur galt es zu schützen, zum Beispiel durch die 1256 erstmals erwähnte mittelalterliche Stadtbefestigung. Am Knieper-, Fähr- und Frankenwall kann man noch Reste davon anschauen, aber auch rekonstruierte Mauer-Partien; dafür ist der Fährwall mit Mauer-Zinnen und Schießscharten eine beredtes Zeugnis.
Ein besonders gut erneuertes gotisches Backsteingebäude ist das ehemalige Katharinenkloster, das heute das bekannte Deutsche Museum für Meereskunde beherbergt. Vom Rugianer Fürsten Witzlaw I erhielt die Stadt ihr Stadtrecht und trat 1278 der Hanse bei. Der Hafen, älter als die Stadt, war damals ungeschützt. Kleinere Schiffe wurden bei ungünstigem Wetter auf den Strand gezogen. Führte ein Schiff Güter mit, musste es ankern und die Waren auf flachgehende Fahrzeuge umladen.
Die Bewohner hatten vor den Toren der Stadt, die sich zu einer Festlandsburg entwickelt hatte, hölzerne Brücken gebaut, an denen die kleinen Fahrzeuge anlegen konnten. In der Hafenordnung von 1278 wird schon darauf hingewiesen, dass zum Löschen der Ladung die eigens dafür gebauten Prähme zu benutzen sind und für die Benutzung eine Abgabe an den Rat zu zahlen ist. Später wurden die Hafenanlagen vor der Stadtmauer durch ein Bollwerk aus Steinen befestigt, mehrmals zerstört, doch jeweils in gleicher Art wieder aufgebaut. Durch die optimale Lage und die günstigen Wasserverhältnisse konnte sich die Stadt gut weiterentwickeln. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gehörte die Stadt für ca.160 Jahre zu Schweden; die Spuren sind noch heute sichtbar.
Der steigende Umschlag an den Brücken zwang den Rat der Stadt, die Hafen- und Umschlagsverhältnisse grundlegend zu verändern. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Brücken durch Kaimauern ersetzt, das Hafenbecken ausgebaggert und mit dem Baggergut neues Gelände geschaffen.
Im Zuge der verkehrstechnischen Erschließung des Hinterlandes sollte im Jahre 1863 der Hafen an die Eisenbahn angeschlossen werden. Dazu mussten aber die bestehenden Hafen- und Kaiverhältnisse erneut verändert werden.
Der vor der Stadtmauer und dem Uferbollwerk verlaufende vier Meter breite Festungsgraben wurde in den Jahren 1862 – 68 auf 2,80 Meter Tiefe ausgebaggert und auf 26,40 Meter verbreitert. Dadurch entstanden in diesem neuen Binnenkanälen Liegeplätze für kleinere Seeschiffe und Binnenfahrzeuge. Der durch das Erweitern und Ausbaggern gewonnene Boden diente zum Auffüllen und Vortreiben der davor liegenden Hafeninseln. Inseln und Kanäle wurden durch massive Kaimauern eingefasst. Der Verkehr zwischen Stadt und Hafen lief über vier Drehbrücken über das Kanalsystem. Die Bauarbeiten veränderten das Hafenbild grundsätzlich, es ist aber im Wesentlichen noch heute vorhanden.
„Cruise Baltic“ – sie bietet maritime Chancen
Auch in der rasch wachsenden Kreuzfahrtbranche werden frische Ideen gebraucht. Zum Beispiel der Zusammenschluss von Ostseehäfen, den man auch die „moderne Hanse” nennen könnte.
„Cruise Baltic” lautet der offizielle Name der Organisation. Unter dem Slogan „10 countries on a string” (Eine Kette von zehn Ländern) haben sich insgesamt 19 Ostseehäfen zusammengeschlossen, um den Nutzen ihrer Geschäfte gemeinsam zu mehren. Nur sind nicht – wie einst im Mittelalter – Handel und Kaufleute der Deutschen Hanse das Ziel, sondern „Traumschiff“-Reedereien.
Die Städte haben erkannt, dass sie im Werben um Kreuzfahrtschiffe in Wirklichkeit keine Gegner, sondern Partner sind: Je mehr Schiffe im Sommer die Ostseeregion besuchen, desto mehr Anläufe von Kreuzfahrtschiffen können die Häfen verzeichnen. Eine Partnerschaft mit Synergieeffekten. So sieht es auch Stralsunds Touristik-Chef André Kretzschmar, der den Gedanken unterstützt: „Stralsund würde von seiner nicht ganz preiswerten Mitgliedschaft nachhaltig profitieren“. Unter dem Siegel der „Neuen Hanse“ könnte viel wirkungsvoller bei Reedereien und Veranstaltern für mehr Anläufe von Fluss- und Hochseekreuzfahrtschiffen werben.
Bis zu 139 Anläufe mit 16.215 Passagieren konnte die Stralsunder Hafen- und Lagerhausgesellschaft (SHL) zeitweilig (2002) im Nordhafen registrieren. Die Nachfrage in diesem jungfräulichen Fahrtgebiet stieg bis dahin so stark an, dass sich die Reedereien dazu entschlossen, weitere für das Revier maßgeschneiderte Schiffe zu bauen. Insgesamt wurde es schließlich ein Dutzend.
Kapitän Johann Magner, seit 1996 Pionier im Revier, steuerte auch die Peene und den Darß erstmals an. Er kennt Gründe für die hohe Nachfrage: „Zum einen ist das Interesse an dem ostdeutschen Nostalgie-Revier groß, zum anderen ist die Auswahl an Schiffen und Routen attraktiver geworden“. Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Nicht nur wegen des ´Stralsund-Krimis` mit seiner hohen Einschaltquote“.
Auch seegängige Kreuzfahrtschiffe bis rund 10.000 BRZ liefen in den vergangenen Jahren durch das reizvolle Revier zwischen Rügen und dem vorpommerschen Festland den Sund an.
Es wird auch an eine Belebung des Bäderverkehrs von den Seebrücken Rügens zu den Attraktionen des Stralsunder Hafens gedacht. Initiator ist die bekannteste Stralsunder Reederei.
Die Weiße Flotte – ist Tradition und Fortschritt
Keine andere Fahrgastreederei im Osten Deutschlands kann auf eine so lange und erfolgreiche Unternehmensgeschichte zurückblicken wie die Weiße Flotte Stralsund.
Der Startschuss zur Gründung der Reederei fiel am 1. Januar 1957. Der neue volkseigene Betrieb sollte den überwiegenden Teil des Ausflugs- und Liniendienstes entlang der damaligen DDR-Ostseeküste übernehmen. Schon einige Jahre später wurde die Weiße Flotte Stralsund das wichtigste und größte Fahrgastschifffahrtsunternehmen der DDR. Am Gründungstag verfügte das Unternehmen über 28 Mitarbeiter. In See stach die Weiße Flotte im Gründungsjahr mit zehn Motor- bzw. Dampfschiffen. Diese befanden sich zwar in einem einsatzfähigen Zustand, mussten jedoch in punkto Fahrgastbeförderung auf den neuesten Stand gebracht werden.
Heute beschäftigt die Reederei an ihrem Stammsitz in Stralsund sowie mit den 15 Schiffen und Fähren auf zehn Linien über 170 Mitarbeiter.
Im Verlauf der letzten 50 Jahre wurde die Weiße Flotte auch durch den Einsatz innovativer Schiffstypen bekannt, allen voran die ersten Seebrückenschiffe, die Tragflächenboote sowie der Hochgeschwindigkeitskatamaran.
Nach der erfolgreichen Privatisierung im Jahre 1990 ersetzte die Reederei eine Vielzahl ihrer Schiffe durch moderne und den Kundenwünschen angepasste Neubauten. Das unverwechselbares Design dieser Boddenkreuzer war Vorreiter für eine neue Generation von Fahrgastschiffen in ganz MV.
Getreu der Firmen-Maxime „Tradition und Fortschritt zur See“ investierte die Förde Reederei Seetouristik als Eigentümer seit 1990 rund 40 Millionen Euro in die Flotte und in die Ausbildung der Mitarbeiter. „Diese Investitionen gepaart mit unserem hohen Qualitätsanspruch sind unser Beitrag für die touristische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern, vor allem auf Rügen und Hiddensee“, so das Unternehmen.
Um auch künftig Fahrgastschifffahrt in MV auf hohem Qualitätsniveau zu halten, ist die Reederei seit 2005 Vorreiter bei der MQM – Zertifizierung des Landestourismusverbandes. „Wir verstehen uns nicht als Reederei, sondern auch als touristischer Dienstleister in der bedeutendsten Tourismusregion Deutschlands“, betonte Betriebsleiter Knut Schäfer, der im übrigen auch mal zum „Unternehmer des Jahres“ gekürt wurde. Genauso innovativ ist ein weiteres Highlight im Hafen.
Das OZEANEUM – zeigt Vielfalt des Meereslebens
Mit den neuen Aquarien zu den nördlichen Meeren im Ozeaneum und mit den farbenfrohen, tropischen Aquarien im traditionsreichen Meeresmuseum ist Stralsund Spitzenreiter der Meerwasseraquarien in Nordeuropa. Gekürt 2010 wurde es auch als „Europas Museum des Jahres“.
Im Konzept der Ausstellungsmacher sind die Aquarien die lebendige Ergänzung zu den Ausstellungen, die zahlreiche seltene Originale und von der hauseigenen Präparation gelieferte Tiere und Pflanzen zeigen. Das Ozeaneum zeigt die größte Ostseeausstellung in ganz Europa mit Planktoninstallation, interaktivem Ostseetisch samt Relief und großen, dreieckigen Vitrinen. Weitere Ausstellungen sind „Weltmeer – Die Vielfalt des Lebens“, ein „Meer für Kinder“, ein Bereich mit Großexponaten der Meeresforschung sowie Sonderausstellungen.
Wahrlich atemberaubend ist die gemeinsam mit Greenpeace umgesetzte Ausstellung „1:1 – Riesen der Meere“: Über die gesamte Raumhöhe schweben Nachbildungen von Walen in Originalgröße. Das größte Exponat ist die Nachbildung eines Blauwals mit einer Länge von 26 Metern. Außerdem sind ein abtauchender Pottwal im Kampf mit einem Riesenkalmar, ein Schwertwal sowie ein Buckelwal mit Jungtier zu sehen. Dramaturgisches Highlight ist eine Multimedia-Inszenierung mit den tiefen, Hunderte von Kilometer reichenden Tönen des Blauwals, den Gesängen des Buckelwals oder den Klicks der Pottwale, anhand derer sie ihre Beute in bis zu 3.000 Meter Tiefe aufspüren.
Die Geschichte des Deutschen Meeresmuseums (dmm) reicht über ein halbes Jahrhundert zurück. 1951 bezog eine kleine Sammlung als städtisches Naturkundemuseum das ehemalige Katharinenkloster in Stralsund, das bis dato als Gymnasium genutzt wurde. Das Haus entwickelte sich zu dem international anerkannten Museum der Meereskunde und Fischerei der DDR. Mit der Wanderausstellung „Meer und Museum“ im Jahre 1981 konnte das meistbesuchte Museum Ostdeutschlands auch im damaligen Westdeutschland sowie in Dänemark auf sich aufmerksam machen. Nach der Wende wurde das Haus in eine Stiftung überführt und umbenannt in Deutsches Meeresmuseum.
Neben dem Hauptstandort in der Stralsunder Altstadt verfügte Deutschlands einziges Museum für Meereskunde und Fischerei bislang über zwei weitere Standorte. Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, am Darßer Ort, informiert das Natureum seit 1991 über Landschaft und Tierwelt des Darß. 1999 öffnete auf der Insel Dänholm das Nautineum als Ausstellungszentrum für Fischerei, Meeresforschung, Hydrografie und Seewasserstraßen. Seit dem Sommer 2008 werden im Ozeaneum Stralsund die Unterwasserwelten der nördlichen Meere sowie Exponate der Meereserforschung gezeigt. Mit über einer Millionen Besuchern im Jahr ist das dmm bereits das meistbesuchte Museum Norddeutschlands.
Abends lohnt es sich dann, ein Stück Uralt-Stralsund gegenüber vom Fähranleger anzusteuern. Das liegt nur einen Steinwurf vom Ozeaneum entfernt.
„Zur Fähre“ – ist ein Stück Kneipen-Geschichte
„Wie alt ist denn diese Kneipe?“ Wenn Wirtin Hannelore „Hanni“ Höpner von ihren Gästen diese Frage hört – und das kommt oft vor –, dann kann sie mit dem Erzählen ausholen. „1332 wurde sie in den Stralsunder Stadtbüchern das erste Mal erwähnt“, beginnt sie meist ihre Erklärungen.
Denn in einer Schrift aus jenem Jahre wird die „taberna apud passagium“, das heißt so viel wie „die Wirtschaft in der Nähe des Fähranliegers“, das erste Mal erwähnt. Heute trägt das Wirtshaus den Namen „Zur Fähre“. Ein unübersehbarer wuchtiger gelber Bau an der Ecke Fährstraße/Wasserstraße am Rande der Altstadt. Die Kneipe gilt als die älteste in Stralsund und eine der ältesten in Europa.
Wahrscheinlich wurde das Haus im 13. Jahrhundert in etwa zeitgleich mit der Stralsunder Stadtmauer errichtet. Nicht nur das: Eine Außenwand teilt sich das Haus mit der Stadtmauer. Ein Stück davon, das hinter dem großen runden Stammtisch, wurde bei kleineren Sanierungsarbeiten freigelegt. Das Gebäude grenzte einst an das 1278 erbaute Fährtor. Auf Anordnung der Stadtoberen aber wurde das Tor im Jahre 1874 abgerissen. Im Mittelalter jedoch war die Stadttor Nähe praktisch – wenn es pünktlich zum Sonnenuntergang geschlossen wurde, kehrten die Menschen, die nicht mehr in die Stadt kamen, eben in der Taverne ein. Die profitierte dazu von einem weiteren Problem: Seinerzeit stellte in Stralsund die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ein großes Problem dar. Das Bier jedoch, das in der Region gebraut und in der Taverne ausgeschenkt wurde, war rein und somit eine saubere und schmeckende Alternative zum schmutzigen Wasser.
Für die ankommenden Schiffe hatte die Schenke eine günstige Lage. Da auf dem Holzschiffen nicht mal zum Essenkochen ein Feuer entfacht werden durfte, kamen die Seeleute gerne in das Gasthaus an der Stadtmauer. Es war ohnehin das einfache Volk, das hier einkehrte. Die gehobeneren Herrschaften aßen ein paar Meter am Alten Markt in den feineren Gasthäusern.
Und Hannelore „Hanni“, die resolute Wirtin und mittlerweile schon ein Stralsunder Original, ist die erste Frau, der die historische Schenke gehört. Bislang waren stets Männer die Eigentümer.
Meistens steht sie selbst hinter dem Tresen und schenkt aus. Bevor ihre Gäste gehen, schenkt Hanni Höpner ihnen noch ihr berühmtes „Fährwasser“ ein. Das ist ein besonderer Kümmelschnaps, den es nur in der alten Kneipe gibt. Aber auch das bekannte Stralsunder Bier der Brauerei Nordmann. Übrigens auch lohnend zu besichtigen samt Gasthaus „Alter Fritz“. Neben vielen anderen prämierten Sorten wie dem „Störtebeker Bier“ produziert das Brauhaus auch „Bernstein-Weizen“, das einzige Getränk dieser Art nördlich der Mainlinie.
Genießen Übernachten – im „Scheelehof“
Trunken von Eindrücken empfiehlt sich zum Speisen und Übernachten der historische „Scheelehof“ in der Fährstraße 23, nur ein paar Schritte weiter mitten im Zentrum der UNESCO-Altstadt. Näher dran und besser kann man hier in einem wahrhaft historischen Ambiente nicht logieren, erlesen tafeln, trinken und es sich bei Wellness und Sauna wohl sein zu lassen. Das ist gleichbedeutend mit Geschichte genießen.
Zum Alten Markt mit dem gotischen Rathaus, Johanniskloster und der Nicolaikirche sind es auch wieder nur ein paar Schritte. Schon im 14. Jahrhundert wurde das viergeschossige Giebelhaus als Dielenhaus errichtet und mehrfach umfangreich saniert. Hier wurde 1742, als Stralsund zu Schwedisch-Pommern gehörte, der Apotheker und Chemiker Carl Wilhelm Scheele geboren. Er verbrachte seine Kindheit hier und entdeckte später Sauerstoff und Stickstoff.
Heute präsentiert sich das altehrwürdige Gebäude als Romantik-Hotel „Scheelehof“ im Zentrum der Altstadt. Ein 4-Sterne-Superior-Komforthaus in gelungener Kombination mit fünf historischen Gebäuden aus verschiedenen Jahrhunderten. Das ist einmalig in Stralsund. Auch die dort ansässige biozertifizierte Kaffee-Rösterei, deren Duft das Gebäude angenehm durchweht.
Am späten Abend empfiehlt sich eine Stadtführung der besonderen Art: mit einem Nachtwächter, der dazu die passenden Geschichten vor dem Absacker auf Lager hat von der Hanse- bis in die Schweden- und Neuzeit. Wer Ende Juli (23.-26.) im „Scheelehof“ einkehrt, wird auch noch den großen Mittelalter-Festumzug anlässlich der „Wallensteintage“ erleben, den Höhepunkt aller übrigen sundstädtischen Großveranstaltungen wie zum Beispiel den „Tagen der Seeschifffahrt“.
Oft wird dabei von den auswärtigen Besuchern nach einem neuen Stralsunder Symbol gefragt: „Die GORCH FOCK soll doch auch hier in der Nähe sein, oder?“, taucht immer wieder eine Frage auf. Die Bark liegt ebenfalls fußläufig nur etwa 300 Meter weiter östlich an der Ballastkiste der Hafeninsel. „Die wollen wir uns auch noch angucken!“, heißt es dann. Sie ist der maritime Höhepunkt nach einer Hiddensee- oder Hafenrundfahrt: der „Weiße Schwan der Ostsee“.
Die GORCH FOCK (I) – Rückkehr einer Legende
Am 29. November wurde die Bark – 1947 nach der Selbstversenkung 1945 im Strelasund und Wiederinfahrtsetzung 1951 als sowjetisch-ukrainische TOVARISHTSH – an der Ballastkiste im Nordhafen, ihrem Liegeplatz bis 1945, wieder auf ihren ersten Namen GORCH FOCK getauft. Das dritte Leben des legendären Seglers seit 1933 begann. Womit das maritime Denkmal zu einem weiteren Magneten der Meerstadt und eine enorme Bereicherung für den Hafen wurde.
„Klar vorn und achtern!“ ruft der Lotse. Die Schlepper ziehen an, und die historische Vier-Kilometer-Reise von der Volkswerft beginnt, wo der Segler nach der Überführungsfahrt von Wilhelmshaven im Dockschiff instand gesetzt wurde. An Steuerbord wird die Insel Dänholm passiert. Sie gilt seit 1848 nicht nur als die Wiege der Deutschen Marinen. Bis 1945 war das Segelschulschiff samt ihrer zwei Schwestern HORST WESSEL (heute EAGLE) und ALBERT LEO SCHLAGETER (jetzt SAGRES II) auch dem dort beheimateten 1. Schiffsstammregiment unterstellt. Das war damals für die Kadettenausbildung zuständig.
Ein gewaltiger Donnerschlag lässt den Hafen erzittern, alles zuckt zusammen. Der Schall bricht sich vielfach an den Backsteinspeichern. Weiße Rauchschwaden wehen übers spiegelglatte Wasser. Der Stralsunder Schützenverein lässt mit Getöse aus seinen Salut-Kanonen grüßen. Vor dem GORCH FOCK-Schleppzug formiert sich ein Bootskorso: Wasserschutzpolizei, BGS, Wasser- und Schifffahrtsamt, Zoll und die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger haben ihre Boote entgegen geschickt. Vorweg das knallrote Feuerlöschboot. Seine steilen Wasserfontänen schießen fast lautlos in den Himmel. Die Kaianlagen des Hafens sind schwarz von Menschen.
Rosemarie Schmidt-Walther indes, die Taufpatin und Ehefrau des Autors, der jahrelang um die Rückholung der Bark an den Sund kämpfte, stellt sich dem NDR-Interview: „Ein Schiff zu taufen, das macht man doch nur einmal im Leben“, spricht sie lächelnd in die Mikrofone.
Punkt zehn Uhr legt GORCH FOCK an, sprachlos bestaunt von Tausenden. Sie warten nur darauf, endlich „ihr“ Schiff besichtigen zu können. Doch was wäre alles ohne eine Zeremonie? Das Marinemusikkorps Ostsee besorgt die musikalische Einstimmung mit „Gruß an Kiel“, die Stralsunder Partnerstadt, in der die zweite GORCH FOCK der Deutschen Marine zu Hause ist. „Vor 70 Jahren“, so beginnt die Taufpatin ihre Rede, „wurdest Du mit einem Spruch des Dichters Johann Kinau alias Gorch Fock getauft. Seitdem hast du eine wechselvolle Geschichte durchlebt, auch im wahrsten Sinne des Wortes Höhen und Tiefen. Jetzt bist du wieder zurückgekehrt in deinen alten Heimathafen Stralsund. Ich wünsche dir ein langes Schiffsleben und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel! Ich taufe Dich auf den Namen GORCH FOCK!“
Nach gezieltem Wurf ein dumpfer Knall, und die Champagnerflasche platzt am schneeweißen Rumpf. Flaggenparade: Reederei- samt Schwarz-Rot-Gold steigen am Besanmast auf. Kaum sind die letzten Klänge der Nationalhymne verweht und die Gäste im Kapitänssalon zum Sektempfang abgetaucht, haben die Helfer keine Chance mehr: Halb Stralsund stürmt das neue maritime Symbol der Hansestadt. GORCH FOCK ist endlich wieder zu Hause!
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