Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Der Vernatsch hat seine Heimat in Südtirol. In der nördlichsten Provinz Italiens wird die autochthone rote Rebsorte auf 684 Hektar angebaut, was 12,6 Prozent der gesamten Rebfläche des Weinanbaugebiets Südtirol ausmacht.

Südtirol lässt das Herz von Weinfreunden höher schlagen. Im Tal und an den Hängen ziehen Obstbäume und Weinreben ihre Reihen und profitieren vom mildem Klima / © Redaktion FrontRowSociety.net

Vernatsch – eine Südtiroler Identität

Durch Funde und Schriften wird belegt, dass der Anbau von Vernatsch seine Wurzeln im Mittelalter hat und damals als „teurer Wein“ gehandelt wurde. Den süffigen Rotwein vergor man ab dem 16. Jahrhundert klassisch auf der Maische und behielt dieses Procedere bis heute bei.

Durchaus darf der Vernatsch als Südtiroler Identität bezeichnet werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand ein regelrechter Boom. Diese Vernatschverliebheit resultierte wohl aus seinen unkomplizierten Genussqualitäten. Ab Ende der 1970er Jahre verlor dieser facettenreiche Rote an Popularität, so dass die Anbaufläche im Alto Adige drastisch zurückging.

Vernatsch ist die Leitsorte in Südtirol und wie Schüttelbrot oder Schinken gibt er diesem Landstrich eine kulinarische Identität / © Foto Cantina Girlan

Langsam lässt sich eine Trendwende feststellen. Auch zeichnet sich allmählich eine Tendenz zur „Aufforstung“ von Vernatschreben ab. Er begeistert wieder, dieser leichte Rotwein mit seinen floralen Noten, der manchmal nach Veilchen und dann wieder nach Mandeln duftet.

Beim Ausbau von Vernatsch wird inzwischen verstärkt auf Qualität und Lagerungspotential gesetzt. Und dieser Umstand schlägt sich in dem Gschleier Vernatsch Alte Reben der Kellerei Girlan nieder.

Die Selektion der Kellerei Girlan

In dem genossenschaftlichen Zusammenschluss der Kellerei Girlan vereinen sich 200 Winzer, deren Betriebe in der Region Unterland und Überetsch um die Gemeinde Girlan angesiedelt sind. Ihre besten Tropfen werden als Selektionslinie ausgebaut und abgefüllt. Das Terroir für diese Weine hebt die Typik jeder einzelnen Rebsorte hervor.

Der genossenschaftlicher Verbund der Kellerei Girlan gibt kleinen Weinbaubaubetrieben die Kraft, hochqualitative Weine nach modernsten Standards zu erzeugen und am internationalen Weinmarkt präsent zu sein / © Foto Cantina Girlan

Das Qualitätsstreben zieht sich durchs gesamte Weinjahr, vom Berg bis zur Flasche. Historischen Sorten werden nicht nur kultiviert, sondern aus ihnen werden Jahr für Jahr Einzelstücke geformt. Ein ganz besonderes Stück dieser Top-Linie ist der Gschleier Vernatsch Alte Reben.

Blickfang sind die Etiketten der Selektionslinie. Der aus Südtirol stammende Künstler Paul Flora bereicherte u.a. Werke von Erich Kästner mit seinen schrulligen Illustrationen. Außerdem riefen seine Zeichnungen bei vielen satirischen Veröffentlichungen ein Schmunzeln hervor. Seit 1975 zieren die von ihm gestalteten Etiketten die Selektionslinie der Kellerei Girlan / © Redaktion FrontRowSociety.net

Wo die alten Reben wachsen

Girlan liegt im Großraum Bozen. Hier meint es das Klima gut mit seinen Bewohnern, erst recht mit den Vernatschreben. Das Imperium Romanum hinterließ im Land des Reinhold Messner seine Spuren und auf den Mauern der Vorfahren wachsen nun die Reben für einen großartig anderen Vernatsch.

Die Überreste der einstigen römischen Garnison fand man 1950, als bereits die Reben in Reih und Glied gediehen. Im Nordwesten der Gemeinde Girlan, auf einer Höhe von 450 Metern, profitiert die Lage Gschleier von ihrer südlichen Ausrichtung. Tagsüber von der Sonne verwöhnt, nachts durch Fallwinde gekühlt, lässt dieses Mikroklima auf dem Moränenboden aus Kalk, Schiefer und Lehm einen unglaublich tiefgründigen, tanningeschwängerten Vernatsch entstehen.

Auf den Mauern einer ehemaligen römischen Garnison wachsen die methusalen Reben in der Lage Gschleier / © Foto Cantina Girlan

Nach dem massiven Reblausbefall 1901 bedurfte es in ganz Südtirol einer umfassenden Neubepflanzung. Heute profitieren wir von dieser schweißtreibenden Arbeit. Die Reben der Lage Gschleier zählen 80 bis 100 Jahre. Sie bringen lediglich 50 bis 60 Hektoliter Rebsaft pro Hektar Anbaufläche hervor, in welchem die komplexe Charakteristik des Vernatsch steckt.

Eine besondere Angelegenheit

Der Gschleier Vernatsch Alte Reben unterscheidet sich deutlich von seinen blumigen Mitstreitern. Die Reben wachsen ohne künstliche Bewässerung heran sowie ohne mineralische Düngemittel. Das gesamte Terroir vereint sich also in einer Flasche dieses Vernatsch.

Nach der händischen Lese geht die qualitätsorientierte Arbeit weiter. Die Maische der entbeerten Trauben gärt 15 bis 20 Tage in Stahltanks. Die erste Reifung erfolgt im großen Holzfass über einen Zeitraum von 9 Monaten. Anschließend reift der Vernatsch noch einmal 6 Monate lang in der Flasche.

Der waschechte Südtiroler Vernatsch Alte Reben hat genügend Kraft mit einer ebenso authentischen Südtiroler Traditionsspeise genossen zu werden: Käsepressknödel mit zerlassener Butter und Speckkrautsalat nach einem Rezept aus der Bauernküche der Ulli Mair aus Pfitsch. Geschirr: Rochini / © Redaktion FrontRowSociety.net

Seit 1975 begeistert der Gschleier Vernatsch Alte Reben bereits unzählige Weingenießer. Während eine leichtere Vernatsch-Variante als Aperitif genossen werden kann, ist der Gschleier eher ein Wein, der mit Bedacht in einer geselligen Runde, aber dennoch gut gekühlt bei 12 bis 14 Grad Celsius getrunken werden sollte.

Gern darf er im eigenen Keller vergessen werden. Sein hohes Lagerungspotential freut den Nachwuchs von heutigen Freunden edler Tropfen.

Beschreibung: Gschleier Alte Reben Vernatsch 2017 Kellerei Girlan

Rebsorte: Vernatsch
Farbe: rubinrot
Nase: dunkle Kirschen, Waldbeeren, dezente Holznoten
Gaumen: fruchtige Tannine, langer Nachhall
Flascheninhalt: 750 ml
Alkoholgehalt: 13 % Vol.

Der Vernatsch ist zur Zeit der modernste Wein der Kellerei Girlan und der Pinot Bianco der Wichtigste / © Redaktion FrontRowSociety.net

Lust auf einen Weißwein aus dem Portfolio der Kellerei Girlan? Wir haben den Platt & Riegl Pinot Bianco ebenfalls verkostet und ausführlich beschrieben.  

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

Print Friendly, PDF & Email