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Es ist unumstritten: In Georgien steht die Wiege des Weinbaus. Funde belegen, dass seit 8.000 Jahren in der Region zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer Reben kultiviert werden. Die 525 autochthonen Rebsorten Georgiens sind uns Westeuropäern nicht unbedingt geläufig, zumal die Aussprache ihrer Namen manchmal eines Sprachkurses bedarf. Die Vielfalt an Rebsorten und Bodenbeschaffenheiten ist erstaunlich, in dieser Grenzregion zweier Kontinente. Dabei ist Georgien gerade einmal so groß wie Bayern. Von den 3,7 Millionen Einwohnern leben die meisten Menschen in der Hauptstadt Tiflis. All diese Informationen hält Inge Mainzer bereit, wenn sie zu einer Masterclass mit Weinen aus Georgien einlädt.
 
Das Weinland Georgien, kaum bekannt, Inge Mainzer stellt es mit Zahlen und Fakten vor / © Redaktion FrontRowSociety.net
Wer nach Georgien zu einer Weinreise aufbricht, kommt unweigerlich mit dem Flugzeug in Tiflis an, dieser lebendigen Stadt, die Einflüsse aus dem Orient und dem Okzident vereint. Die gastronomische Szene mit unzähligen Restaurants und Weinbars verdeutlicht anschaulich die geografische, wie auch kulturelle Schnittstelle zwischen Asien und Europa. Für die Entwicklung dieser ehemaligen Sowjetrepublik spielt jener Umstand eine wichtige Rolle. Noch gilt Georgien bei Weinkennern und Individualreisenden als Geheimtipp, jedoch nimmt der Tourismus immer schneller Fahrt auf und die Weinindustrie wird immer stärker.
 
Heute werden Weine in Georgien aus autochthonen Rebsorten traditionell sowie im europäischen Stil (Stahltank, Holz) hergestellt / © Redaktion FrontRowSociety.net

Georgien – Weinbau zwischen Orient und Okzident

Schaut man sich die Landkarte an, wird man feststellen, dass sich Georgien auf dem 42. Breitengrad befindet und somit auf gleicher Höhe wie beispielsweise Sardinien liegt. Den Norden des Landes begrenzt der Große Kaukasus, eine 1.100 Kilometer lange Gebirgskette, deren höchste Gipfel die 5.000er Marke knacken. Sie schützt das Landesinnere vor Kälteeinbrüchen aus dem Norden, mäßigt das Klima und dient als fast unerschöpfliche Wasserquelle. Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor für das Klima ist das im Westen befindliche Schwarze Meer. Durch die feuchte, warme Luft entsteht in Westgeorgien ein subtropisches Klima, während der Osten des Landes von einem kontinentalen Klima bestimmt wird.
 
Die Masterclass bot einen hervorragenden Einblick in die georgische Philosophie des Weinbaus / © Redaktion FrontRowSociety.net
Rund 80 Prozent der Fläche des Landes ist gebirgig, was den Weinbau in Höhenlagen ermöglicht. Auf Böden vulkanischen Ursprungs wird insgesamt auf 55 Tausend Hektar Weinbau betrieben. Hauptanbaugebiet ist Kachetien im Osten von Georgien an der Grenze zu Aserbaidschan. Zirka 70 Prozent aller georgischen Weine kommen aus der Region Kachetien, die überdies bekannt für den Ausbau der Weine im Qvevri ist.
 
In Georgien wird in jeder Phase der Weinbereitung gesungen, wie sympathisch / © Redaktion FrontRowSociety.net

Qvevri sind landestypische Tonbehälter, die in ihrer Funktion und in ihrer äußeren Erscheinung den Amphoren ähneln. Allerdings besitzen Qvevris keinen Henkel. Diese Tonbehälter haben in der Regel ein Fassungsvermögen zwischen 40 bis 2.000 Liter und können teils bis zu 100 Jahre genutzt werden. Wie Inge Mainzer berichtet, stirbt das Handwerk der Qvevri-Herstellung langsam aus. Lediglich eine Handvoll Betriebe beherrschen noch das alte Know-how.

Werden Weine im Qvevri ausgebaut, ist die selektive Handlese obligat, damit ausschließlich gesundes Traubenmaterial in die im Erdreich vergrabenen Tonbehälter gelangt. Zuvor werden die Trauben samt Schalen und Stielen gepresst bzw. gemahlen. Nach einer rund zweiwöchigen Maischegärung verschließt man die Qvevris mit einem Deckel und setzt die Gärung meist ein weiteres halbes Jahr fort.

Rechts im Bild ist ein zirka 3.000 Jahre altes Qvevri zu erkennen, das bei Ausgrabungen in diesem gut erhaltenen Zustand gefunden wurde / © Redaktion FrontRowSociety.net
Während der Sowjetischen Periode wurde seitens der Regierung versucht, die althergebrachten Methoden zu eliminieren. Wein wurde als Massenprodukt hergestellt, doch die Qvevris überlebten in den Hinterhöfen der Familien. Seit 2013 gehört diese Ausbaumethode zum Immateriellen UNESCO Weltkulturerbe. Obwohl der biologische Weinbau eher eine Selbstverpflichtung ist, wird die Bio-Zertifizierung vorangetrieben. Denn schließlich möchte das kleine Land am Kaukasus ab 2030 Teil der EU werden.
 
Weine aus Georgien sind von ausgezeichneter Qualität, allerdings bedarf es noch etwas Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland / © Redaktion FrontRowSociety.net

Die stolzen Einwohner Georgiens pflegen ihre autochthonen Rebsorten. Um sie zu vinifizieren, nutzen sie einerseits die traditionelle Qvevri-Methode, verschließen sich den europäischen Techniken jedoch nicht. Schließlich ist der Ausbau der Weine im Stahltank ein Relikt, das zu Sowjetzeiten ausnahmslos praktiziert wurde. Rotweine sehen auch Holz, Barrique wie auch Tonneau. Die Unterschiede gilt es zu probieren. Am besten eignet sich dazu eine Masterclass mit Inge Mainzer, wie sie im September 2023 in Düsseldorf stattfand.

Inge Mainzer, Sommelière, Winzerin und Expertin für georgische Weine / © Redaktion FrontRowSociety.net

Hier geht es zum Artikel über die Masterclass „Weine aus Georgien“ im Düsseldorfer Restaurant „Pepella“ mit Winzerin und Sommeliere Inge Mainzer.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.
 

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